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Sehnsüchtig schaute Eva Krüger für einen Moment zum Himmel. Es war Ende Juni, zwei Tage vor den großen Ferien. Aber die Sonne schimmerte nur schwach durch den gelbgrauen Dunst, der über Düsseldorf lag.

Ihre Schulmappe schlenkernd lief sie zum Fabrikgelände der »FA-Werke«, wo ihre Freundin Regine Karlson als Stenotypistin arbeitete.

Die große Uhr am Eingang zeigte eine Minute vor 17 Uhr, und da kam auch schon Regine.

»Gina«, rief Eva.

»Nett, daß du mich abholst«, sagte Regine. Doch ihre Stimme klang frostig. »Ich hoffe nur, du kannst mir endlich einen klaren Bescheid geben.« Sie ging auf den Parkplatz zu.

Eva, drei Jahre jünger und einen halben Kopf kleiner, bemühte sich, Schritt zu halten. »Wie oft soll ich es dir noch sagen«, beteuerte sie, »ich komme mit … ganz bestimmt!«

Regine schloß ihr Auto, einen weißen sportlichen Zweisitzer, Baujahr 1963, auf. »Komm, Schätzchen, mach’ mir nichts vor! Deinen Eltern hast du doch noch keinen Pieps gesagt!«

»Ich, Mensch, versteh mich doch!« flehte Eva. »Ich hatte einfach keine Gelegenheit.«

»Ach was, du hast die Hosen voll!« Regine schlüpfte auf den Sitz hinter dem Steuer und öffnete die andere Tür.

Eva warf die Mappe nach hinten und stieg ebenfalls ein. »Du weißt doch, wie schwierig mein Stiefvater ist«, maulte sie.

»Schwierig! Daß ich nicht lache.« Sie startete und fuhr mit einer scharfen Rechtskurve los.

Als sie die Ausfahrt passiert hatten, sprach Regine im schulmeisterlichen Ton weiter: »Gerade, daß du einen Stiefvater hast, sollte die Angelegenheit doch erleichtern. Schließlich ist er ein Mann, und du bist ein hübsches Mädchen!«

»Bitte, Regine …«

Aber die Freundin fiel ihr ins Wort: »Glaub nicht, daß ich kein Verständnis für dich hätte. Aber das alles hängt mir allmählich zum Hals heraus. Bring mir endlich die Erlaubnis, daß du mitfahren darfst …«

»Aber die kriege ich doch, das ist doch gar kein Problem!«

Regine ließ nicht locker. »Bis spätestens heute abend!«

Eva seufzte. »Na, schön, ich spreche mit meinen Leuten.«

»Woll’n wir’s hoffen. Wenn du mich suchst, ich bin in der ›Remise‹.«

»Gut, ich komme und sag dir Bescheid.« Eva spürte selber, daß das nicht sehr überzeugend klang. Sie schlug die Sonnenblende herab, auf der an der Rückseite ein kleiner Spiegel war, und betrachtete mißvergnügt ihr kleines Gesicht mit der hellen Haut und den winzigen Sommersprossen auf Nase und Stirn. Der Mund war zu groß, die Nase zu stumpf, und der glatte schwarze Pagenkopf trug auch nicht dazu bei, sie interessanter zu machen.

Sie sah genauso alt aus, wie sie war: 15. Warum sollte ein Mädchen wie Regine Geduld mit ihr haben?

Sie schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse und klappte die Blende wieder hoch. »Ich bekomme die Erlaubnis, Gina, ganz bestimmt«, versprach sie, »wenn du wüßtest, wieviel mir daran liegt!«

»Mir doch auch, Kleines!« Regines Stimme klang plötzlich viel weicher als vorher. Sie brachte das Auto vor dem Wohnblock in Düsseldorf-Hamm, wo Eva wohnte, zum Stehen. »Also, mach’s gut. Bis heute abend!«

Herzen in Aufruhr

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