Читать книгу Das gefährliche Leben der Monika Berg - Marie Louise Fischer - Страница 5

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Knappe zehn Minuten später sitzen wir uns in einem Hinterzimmer des Polizeireviers 23 gegenüber. Nebenan verhört Mark Heller einen der beiden jungen Männer. Auch Herr Wolff vom Jugendamt war mit zurückgekommen. Er erwartet auf der Wache unsere Berichte. Er ist es, der in jedem Fall das letzte Wort über das Schicksal der Aufgegriffenen zu sprechen hat.

Der Raum ist dürftig ausgestattet. Es gibt einen wackligen alten Schreibtisch mit einer Schreibmaschine und einem Telefon darauf, einen hölzernen Sessel mit flachem Polster, einen Stuhl vor dem Schreibtisch und einen in der Ecke. Das ist alles. Ich hätte mich gern in einer angenehmeren Umgebung mit Doris unterhalten. Sie sieht jetzt, abgeschminkt, in Jeans und einem gestreiften Pullover, harmlos, etwas verschüchtert und sehr jung aus. Ihre Hände, Teenagerhände mit abgebissenen Nägeln, spielen unruhig mit der Plastiktasche.

»Möchtest du eine Zigarette?« frage ich.

»Ja, bitte.« Sie nickt eifrig.

Aber ich bin Nichtraucherin und habe keine Zigaretten bei mir. Ich nehme den Telefonhörer ab und rufe in die Wachstube hinüber.

Schon auf der Fahrt habe ich mich mit dem Polizeipräsidium in Verbindung gesetzt und die Bestätigung erhalten, daß ein fünfzehnjähriges Mädchen namens Doris Sieben aus Liebenau als vermißt gemeldet ist.

Ich sage es ihr.

»Das wundert mich«, meint sie.

»Wieso?«

»Ich dachte, meine Eltern wären froh, wenn sie mich loswürden.«

Es ist schwer, etwas darauf zu sagen. Doris einzureden, daß sie sich irrt, scheint mir zu billig. Noch kenne ich ihren Fall ja nicht.

»Es hat zu Hause also Ärger gegeben?« frage ich.

»Das ist doch egal … oder?« entgegnet sie verstockt.

Ich bin froh, daß in diesem Augenblick Mark Heller hereinkommt. Er legt einen Zettel mit Notizen vor mich auf den Schreibtisch. »Mir Scheint, da haben wir einen richtigen Flamingo erwischt«, bemerkt er grinsend.

Mich stört die Art, wie er in Gegenwart des Mädchens über es redet. Trotzdem muß ich ihm danken. Er hat inzwischen genaue Auskünfte über sie eingeholt, und das wird mir im weiteren Gespräch von Nutzen sein.

»Haben Sie vielleicht eine Zigarette?« frage ich.

»Natürlich, ja … hatte ich fast vergessen!« Er hält mir sein Päckchen hin.

Ich lehne ab und weise mit dem Kopf auf Doris.

Sie schenkt ihm einen gekonnten Aufschlag aus ihren großen blauen Augen, die von einem Rest Wimperntusche verschmiert sind. »Das ist aber lieb von Ihnen«, schnurrt sie.

Er gibt ihr Feuer. »Nichts da, Puppe! Spar dir deine Tricks. Ich bin kein Kinderschänder.«

Er zwinkert mir über ihren Kopf zu, bevor er das Zimmer verläßt.

Doris ist wütend. »So ein gemeiner Kerl«, schimpft sie und spielt das gekränkte kleine Mädchen, jetzt offensichtlich um mich zu rühren. »Aber so sind sie eben alle … einfach gemein!«

Sie tut mir leid, aber ich halte es für besser, es ihr nicht zu zeigen. »Diese Abfuhr hättest du dir ersparen können«, sage ich kühl. »Also los … erzähl mal! Warum kneifst du dauernd von zu Hause aus? Hier lese ich, daß es schon das fünfte Mal ist. Mit neun hast du damit angefangen, und diesmal warst du — vom April an — also vier Monate unterwegs!«

Doris ist beeindruckt. »Woher wissen Sie das?«

»Wir können noch mehr über dich erfahren. Alles, was dich betrifft. Wenn ich dich bitte, mir zu erzählen, dann nur, um dir eine Chance zu geben.« Ich werfe wieder einen Blick auf meinen Zettel. »Du hast dich mit deinem Vater nicht vertragen.«

Sie inhaliert tief, hält den Rauch eine Weile an, bevor sie ihn ausstößt. »Ja. Stimmt.«

»Woran lag denn das?«

»Weiß nicht. Er … er mochte mich nie leiden. Nie. Meine Brüder — die sind jünger — dürfen alles. Auf mir wird immer nur herumgetrampelt.«

Mag sein, daß sie sich das einbildet. Es ist aber auch möglich, daß es stimmt. Vielleicht ist sie der Grund gewesen, daß ihre Eltern heiraten mußten, vielleicht wollte ihr Vater immer nur Söhne haben, vielleicht ist sie sogar das Kind eines anderen …

»Dein Vater — was ist er denn?«

»Der arbeitet im Büro.«

»Kaufmännischer Angestellter also?«

»Kann schon sein.« Sie hat die Zigarette zu einem Stummel aufgeraucht und verbrennt sich jetzt fast die Fingerspitzen. Hastig drückt sie ihn aus.

»Und du selbst müßtest doch noch in die Schule gehen?«

»Ja, aber diesen Sommer komme ich raus.«

»Und was möchtest du gern werden?«

»Werden?« Sie sieht mich an, als spräche ich in einer fremden Sprache mit ihr. »Werden? Was kann man schon werden? Heiraten möchte ich. Oder wenigstens einen Mann finden, der sich um mich kümmert.«

»Obwohl du eine so schlechte Meinung von den Männern hast?«

Sie zuckt mit den mageren Schultern. »Stimmt schon. Aber man braucht sie doch.«

Was für ein gleichgültiges, gedankenfaules Wesen! Es juckt mir in den Fingern, sie zu schütteln, um sie zur Besinnung zu bringen! Und dennoch bin ich in ihrem Alter wahrscheinlich nicht viel anders gewesen. Sonst hätte Conny nie eine solche Macht über mich gewinnen können.

»Hast du noch nie daran gedacht«, frage ich beherrscht, »selbst etwas aus deinem Leben zu machen? Dann brauchst du dir nichts mehr von allen möglichen Kerlen gefallen zu lassen. Du könntest dir einen aussuchen, den du liebst.«

»Schön wäre das schon«, sagt sie langsam, und mir scheint es, als wenn ihre Augen einen träumerischen Glanz bekämen.

»Du mußt es nur wollen, und du schaffst es«, behaupte ich.

»Ich kann’s ja versuchen«, erklärt sie bereitwillig — ein bißchen zu bereitwillig.

Ich laß es vorläufig dabei bewenden. »So, und nun erzähl mal, was du in den vergangenen Monaten so alles getrieben hast!«

Doris berichtet, ein bißchen stockend, aber ganz sachlich. Es ist eine tolle Geschichte, die dabei herauskommt. Sie ist während des Frühsommers quer durch die Bundesrepublik getrampt? Per Anhalter. Über die Grenzen hat sie sich nicht gewagt, obwohl sie das gern gewollt hätte. Zwischendurch hat sie immer mal wieder gearbeitet. Aushilfsweise in, verschiedenen Gaststätten. Da sie immer gleich gesagt hat, daß sie nur einspringen will, hat niemand nach ihren Papieren gefragt.

Im »Vampyr« hat sie als Animiermädchen angefangen. Daß sie dann als Stripperin auftreten durfte, war für sie ein großer Aufstieg. Trotzdem hat sie sich auch weiter mit Animieren etwas dazuverdient. Offensichtlich hat man ihre Lage ausgenutzt. Sie wurde schlecht bezahlt. Wenn ein Gast sie aufforderte, ist sie deshalb nach draußen mit in sein Auto gegangen.

Mark Heller steckt den Kopf herein. »Können wir?«

Aber ich muß ihn enttäuchen. Ich bin noch nicht fertig. Ich muß erst noch das Protokoll tippen. Dazu brauche ich alle Adressen, bei denen sie gearbeitet hat. Theoretisch könnte auch morgen noch eine Kollegin tiefer bohren. Aber ich muß einkalkulieren, daß Doris dann vielleicht keine Lust mehr zum Reden hat. Ihre Festnahme wird einen Rattenschwanz von Anzeigen nach sich ziehen, und das ist auch gut so. Alle Menschen, die bedenkenlos und aus bloßem Eigennutz eine Ausreißerin bei sich einstellen, haben Strafe verdient.

Natürlich muß ich sie auch noch fragen, ob sie sich selbst, während sie unterwegs war, strafbar gemacht hat. Aber ich bringe es nicht über mich, ihr eine Falle zu stellen. Das scheint mir zu unfair, gerade jetzt, wo sie Vertrauen zu mir gefaßt hat.

»Du selbst hast doch nichts angestellt«, sagte ich statt dessen.« Ich weiß, daß ich ihr die Antwort sozusagen in den Mund lege, und genau das will ich.

»Wieso?« fragt sie und reißt die Augen auf.

»Du könntest ja zum Beispiel was geklaut haben.«

Sie tut, als verstünde sie erst jetzt. »Nein, bestimmt nicht.«

Mir ist es egal, ob sie lügt oder die Wahrheit sagt. Ich tippe: Eigentumsdelikte liegen nicht vor. Dann ziehe ich das Protokoll aus der Maschine. »So, das hätten wir.« Ich stehe auf.

»Muß ich zu meinen Eltern zurück?« fragt Doris erschrocken. »Bitte, schicken Sie mich nicht dahin!«

»Vorerst bestimmt nicht«, beruhige ich sie, »es hat sich ja erwiesen, daß sie nicht imstande sind, auf dich aufzupassen.«

»Aber … was wird dann aus mir?«

»Das wird das Jugendamt entscheiden. Ich schick dir gleich einen netten Herrn herein, der sich mit dir unterhalten wird.« Ich lächle ihr zu. »Halt die Ohren steif, Doris! Und … versuch bloß nicht wieder zu flirten. Damit erreichst du das Gegenteil!«

Als ich Doris samt meinem Protokoll Herrn Wolff vom Jugendamt übergeben habe, stoße ich im Hausflur mit Mark Heller zusammen, der einen Jungen buchstäblich am Kragen gepackt hält.

»Ein neuer Fall für Sie!« ruft er. »Den haben die Kollegen gerade in der Bahnhofshalle aufgegriffen! Er wollte sich da auf Zeitungspapier schlafen legen.«

Ich sehe mir den Jungen an. Er hat kastanienbraune Locken und grüne Augen. Im Normalzustand, gewaschen und gekämmt, könnte er ganz hübsch wirken, wenn sein Haar auch reichlich kurz, geradezu militärisch kurz geschnitten ist. Jetzt aber sieht er aus wie eine graue Maus. Sein Gesicht, seine Hände und sein Haar, alles ist grau bestaubt; er hält den Blick gesenkt, und seine Lippen zittern. Er trägt einen graublauen Anorak und hält eine abgewetzte Schultasche unter den Arm geklemmt.

»Na, dann bringen Sie ihn herein!« Ich öffne die Tür zu meinem provisorischen Vernehmungszimmer.

Heller nimmt dem Jungen die Mappe ab. »Jetzt zeig mal, was du in deinen Taschen hast!« fordert er ihn auf.

Gehorsam stülpt der Junge seine Taschen um. Es kommt nicht viel dabei heraus. Nur ein bißchen Kleingeld. Ein total zerknülltes und verschmutztes Taschentuch. Ein Briefchen Eau-de-Cologne-Papier. Ein Taschenmesser. Sieben Fahrscheine.

Ich sehe sie mir näher an. »Die sirid ja alle entwertet.«

»Ja. Ich … ich sammle die«, stammelt der Junge.

Ich glaube zwar eher, daß er sie in der Hoffnung aufgehoben hat, einen gültigen Schein zu finden, oder daß er versuchen wollte, mit einem gebrauchten zu fahren, aber ich frage nicht weiter danach.

Mark Heller hat inzwischen in der Schulmappe gestöbert und hält ein Heft hoch. »Du heißt Klaus Grasser?«

Der Junge nickt nur. Er schweigt nicht aus Trotz, sondern weil er alle Kraft dazu braucht, nicht in Tränen auszubrechen.

»Und wo bist du zu Hause?« fragt Heller weiter.

Klaus preßt die Lippen zusammen.

»Na, das werden wir gleich haben.« Heller greift zum Telefonhörer. »Es ist Ihnen doch recht, wenn ich Ihnen das abnehme, Monika? Um so rascher werden wir mit dem Burschen fertig.«

Ich ärgere mich, daß er mich so mir nichts dir nichts beim Vornamen nennt, aber ich kann ihn unmöglich in Anwesenheit des Jungen zurechtweisen.

»Setz dich doch, Klaus!« Ich drücke ihn auf den Stuhl, auf dem eben Doris gesessen hat, und nehme selbst hinter dem Schreibtisch Platz. Während Heller sich mit dem Landeskriminalamt in Verbindung setzt, frage ich: »Warum bist du denn ausgerissen?«

»Das möchte ich nicht sagen.«

»Seit wann bist du weg?«

»Seit heute morgen.«

»Hat es zu Hause Ärger gegeben?«

Er schüttelt den Kopf.

»In der Schule?«

Das ist das Stichwort. Er kann die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie ziehen schwarze Spuren über seine grauen Wangen. Er reibt sich mit der Faust über die Augen und schnüffelt hörbar.

»Hast du Angst, sitzenzubleiben?«

»Das auch.«

»Was denn sonst noch? Nun sag schon. Oder … darf es niemand wissen?«

»Ja.«

»Deine Mutter nicht?«

»Die weiß es schon.«

Neben mir sagt Heller ins Telefon: »Also, hört mal, das gibt es nicht! Der Junge muß vermißt gemeldet sein. Klaus Grasser. Ein Schuljunge. Höchstens fünfzehn Jahre alt.«

»Also nur die Polizei darf es nicht wissen?« forsche ich weiter.

»Die weiß es auch schon.« Altklug fügt er hinzu: »Leider!«

»Also hast du was ausgefressen. Und jetzt hast du Angst vor Strafe.«

»Nein, ich … es ist —«, stottert Klaus unter Tränen, »nicht wegen der Strafe. Aber ich kann mich in der Schule nicht mehr blicken lassen. Ich traue mich ja nicht mehr aus dem Haus.«

»Ja, aber weshalb denn nur? Klaus, bitte, nun sag’s mir schon. Wir wollen dir ja nur helfen. Was ist? Hast du was geklaut?«

Er nickt wieder nur.

»Wieviel?«

»Sechshundertfünfzig Mark.«

Heller stößt einen Pfiff aus. Meinen mahnenden Blick beachtet er nicht. »Ja, das ist er«, sagt er in den Hörer, »genau. Was? Aha! Na, das ist ja interessant. Danke.« Er legt auf.

»Und was hast du damit angefangen?« frage ich.

»Die aus meiner Klasse eingeladen. Das war ja gerade meine Dummheit. Dadurch ist es rausgekommen.« Klaus weint jetzt hemmungslos. »Und jetzt ziehen sie mich deswegen auf. Sagen, daß ich blöd bin.«

»Für sechshundertfünfzig Mark hast du deine Freunde eingeladen?«

»Ich habe keine Freunde«, schluchzt Klaus, »die sind alle gegen mich. Und den Rest von dem Geld, den habe ich verspielt. In Automaten.«

»Wie alt bist du denn, Klaus?«

»Vierzehn«, erklärt Heller, »und die Geschichte stimmt. So weit sie jedenfalls der Polizei bekannt ist. Er hat das Geld in einem Geschäft aus der Kasse gestohlen. Die Besitzer hatten ihn zum Helfen eingestellt. Er wohnt in Günzburg. Seit es rausgekommen ist, ist er schon dreimal ausgerissen. Dreimal in vierzehn Tagen. Diesmal hat die Mutter gar keine Abgängigkeitsanzeige mehr erstattet. Der Vater ist tot.«

»Ja, aber was denkst du dir denn dabei?« frage ich. »Wie soll das jetzt weitergehen? Du kannst doch nicht dein ganzes Leben davonlaufen!?«

»Will ich doch gar nicht«, bringt er mit tränenerstickter Stimme heraus. »Nur bis ich achtzehn bin.«

»Und dann?«

»Dann kriege ich einen Paß und kann reisen.«

»Und wovon willst du leben?« fragt Heller.

»Jobben.«

»Mensch, du hast Begriffe! Und so was wie du will vierzehn sein! Du redest ja daher wie ein Zehnjähriger!«

Klaus nimmt das Toilettentüchlein, das vor ihm auf dem Schreibtisch liegt, reißt die Folie auf, nimmt das Papier heraus und wischt sich Gesicht und Hände ab. Er zieht dabei eine schmerzhafte Grimasse, weil der Alkohol in seinen Schrammen brennt.

»Habt ihr zu Hause Telefon?« frage ich.

»Nein! Und ich will auch nicht zurück!« ruft Klaus angstvoll. »Nie mehr!«

»Du meinst also, wir sollen dich einfach wieder laufen lassen?« fragt Heller.

»Mir ist es egal, was Sie tun. Aber ich werde immer wieder ausreißen, bis ich in ein Heim komme.«

»Stellst du dir das so herrlich vor?« fragt Heller. »Ich an deiner Stelle würde nicht in ein Heim wollen, solange zu Hause alles okay ist. Ich würde die Sache durchstehen wie ein Mann. Wenn deine Kameraden dich aufziehen, gönne ihnen das Vergnügen. In kurzer Zeit spricht kein Aas mehr davon.«

Klaus schüttelt heftig den Kopf. »Aber ich will in ein Heim.«

»Gleich wird Herr Wolff vom Jugendamt sich mit dir unterhalten«, sage ich, »dem erzähl das. Vielleicht kannst du ihn überzeugen.«

Später, als ich, gefolgt von Heller, das Polizeirevier verlassen will, komme ich durch den schmalen Gang, an dem links und rechts, hinter dunkelbraun gestrichenen Türen, die beiden Zellen liegen. Sie sind verriegelt und haben kleine vergitterte Fenster. Auf der einen Seite hat man die aufgegriffenen Jungen — Klaus ist noch bei Herrn Wolff —, auf der anderen Seite Doris Sieben untergebracht.

Sie steht ganz dicht an der Tür und ruft mich an, als ich vorbei will. »Fräulein Berg … Fräulein Berg!«

Heller will mich weiterdrängen, aber ich bleibe stehen.

»Fräulein Berg, ich … wie lange muß ich hier noch bleiben?«

»Noch ein paar Minuten, Doris«, tröste ich sie, »hier wird niemand über Nacht festgehalten.«

»Herr Wolff sagt, ich komme in ein Verwahrungsheim.«

»Auch nur solang, bis er einen guten Platz für dich gefunden hat.«

»Fräulein Berg, ich … bitte, gehen Sie nicht! Ich bin so verzweifelt! Herr Wolff hat mit meinen Eltern telefoniert, und die —«, ihre Stimme bricht, »wollen gar nichts mehr von mir wissen!«

»Das wird auch wieder in Ordnung kommen, wenn du dich von jetzt an ein bißchen zusammennimmst.«

»Fräulein Berg, werden Sie mir dabei helfen?« fragt Doris.

»Ich werde mich schon um dich kümmern«, verspreche ich, aber es klingt nicht sehr überzeugend.

Doris spürt das sofort. »Bitte, geben Sie mir Ihre Adresse, damit ich Ihnen schreiben kann, wenn ich erst weiß, wohin ich komme.«

Ich zögere kurz. »München achtzig, Richard-Strauss-Straße siebenundneunzig«, sage ich dann, »fünfter Stock.«

Das gefährliche Leben der Monika Berg

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