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2. Gesunde Haut, schöne Haut

Von wegen »Hülle« – ein Bio-Wunder aus der Nähe betrachtet

Viele Patienten tun’s, viele unserer Freunde tun’s, und bevor wir Medizin studierten, haben wir es auch getan: die Haut als Ding betrachtet. Nach vielen Stunden in Hörsälen, Laboren und OPs können wir aber versichern, dass unsere Haut absolut keine Sache ist, sondern quicklebendig, etwas sich stetig Wandelndes, nie Konstantes. Von der ersten bis zur letzten Sekunde unseres Lebens geht es in ihr zu wie auf einem Großflughafen zu Beginn der Sommerferien. Akteure kommen und gehen, schlummern oder treten in Aktion, Stoffe werden von A nach B transportiert. Sicherheitsdienste scannen bei der Jagd nach Übeltätern jeden Ankömmling und verhaften manchmal völlig unschuldige Wesen. Müll fällt an, wobei es wie im echten Leben Fälle gibt, in denen fleißige Ordnungshüter allen Unrat schleunigst wegputzen, aber auch solche, in denen er liegen bleibt – weil der Müll überhandnimmt, weil die Putzkolonne keine passenden Werkzeuge oder ein Energietief hat. Manchmal wird gestreikt, manchmal fehlt Personal, manchmal gerät durch einen Sturm alles durcheinander. Aber im Großen und Ganzen läuft der Laden.

Da können sich die Macher vom Bau-Flop BER eine Scheibe abschneiden: Der Haut gelingt es nicht nur, dieses sehr komplexe Miteinander von Akteuren, Warentransfer und Sicherheitsmaßnahmen zu organisieren, nein, sie schafft das auch noch auf dem sparsamen Raum von durchschnittlich 1,3 Millimetern (!) Dicke. Will man das Treiben hier verstehen, führt kein Weg an einem dermatologischen Grundkurs vorbei. Was wir sehen, wenn wir uns angucken, ist im Grunde ein Schutzwall aus toten Zellen. Diese Zellen als »die« Hautzellen zu bezeichnen ist weder ganz falsch noch ganz richtig. Unsere Oberschicht besteht in der Tat aus besonders häufig vorkommenden Hautzellen – nur leben in der Haut noch andere Zelltypen, die in unterschiedlichen Hautschichten agieren. Für diese Schichten kursieren deutsche und lateinische Begriffe. Ganz oben haben wir die Oberhaut (Epidermis), gefolgt von der Lederhaut (Dermis). Die Basis bildet die Unterhaut (Subkutis).


Die Oberhaut – Aushänge- und Schutzschild

An einigen Stellen – etwa rund um die Augen oder auf den Lippen – misst sie gerade einmal den Bruchteil eines Millimeters. An den Fußsohlen schafft sie mehrere Millimeter, wobei Männerhaut immer etwas dicker als die von Frauen ist und Haut im Alter grundsätzlich dünner wird. Doch auch die dünne Oberhaut ist keine »tote« Schicht, wenngleich hier kein Blut fließt und sich die ersten Zellen erst in ihrem Erdgeschoss, nämlich an der Grenze zur Lederhaut, teilen. Eher entspricht die Metapher einer Spedition, bei der in diversen Etagen verschiedene Experten eng verzahnt miteinander arbeiten. Reist man durch die Epidermis, trifft man ganz oben in der Hornschicht (Stratum corneum) als erste Spezies »tote« Zellen an. Diese hornbildenden Zellen (oder Korneozyten) verzahnen sich miteinander zu einer Art Mauer. Als Kitt wirken hauteigene Fette und andere Stoffe, die durch Schweiß und Talg hierhergelangen. Auf der Hornschicht klotzt noch ein Heer von Gastarbeitern, Mikroorganismen, mit denen wir von Kopf bis Fuß besiedelt sind und die ähnlich wie im Darm als gutartig angesehen werden. Die Zellmauer und die Mikroorganismen bilden gemeinsam den Säureschutzmantel – ein überaus wirksames Bollwerk gegen Stress von außen.

STAUB AUFWIRBELN

Kratzt man sich, kann man die Zellen der Hornschicht mit bloßem Auge sehen: Sie bilden die hellen Schüppchen, die auf einer trockenen Hautpartie als eine Art Staub wahrnehmbar sein können. Eine einzelne, gut sichtbare Schuppe entsteht, wenn mehrere Hundert solcher Zellen aneinanderhaften.

Bevor sich Korneozyten als Abwehrspieler in der schützenden Plättchenmauer behaupten, müssen sie allerdings erst einmal durch die gesamte Epidermis reisen. Sie entstehen in ihrem Erdgeschoss, der sogenannten Keimschicht (oder auch Stratum basale), quasi einer Fabrik für Hautzellen. Da heißen sie allerdings noch Keratinozyt, sind rund und lebendig und haben eine Menge Aufgaben zu bewältigen. Keratinozyten können nämlich je nach Bedarf verschiedenste Stoffe freisetzen, etwa für Wundheilung, Immunabwehr oder Entzündungsprozesse. Sie sind es übrigens auch, die bei UV-Licht aus einem speziellen Baustoff Vitamin D3 herstellen. Etwa 28 Tage dauert die Reise, an deren Ende aus dem prallen, runden Keratinozyt ein leerer, flacher Korneozyt wird. Upcycling at it’s best. Einige Zellen haben allerdings auch das Zeug zu einer spezialisierten Karriere. Das sind die multipotenten Vorläufer- oder Stammzellen, quasi die Joker der Haut. Sie können sich, je nachdem, was sie für einen Stimulus bekommen, in spezialisierte Zellen differenzieren, insofern der Körper dazu das entsprechende Signal gibt.

Andere Spezialisten sind zum Beispiel die Pigmentzellen (Melanozyten). Dringt UV-Licht an sie heran, bilden sie mehr schützende Pigmente und lagern diese in den Keratinozyten ein. Wie dunkel die Haut wird, hängt übrigens einzig und allein von der Aktivität der Hautzellen und der Größe der Melanosomen (Orte, an denen das Melanin gespeichert wird) ab, ein Nubier hat nicht mehr Melanozyten als ein Schwede. Rothaarige beispielsweise haben ein anderes Melanin (Phäomelanin) in sich. Dies macht sie besonders lichtempfindlich. Die Farbe der Haut wird aber noch durch andere Faktoren bestimmt. Sehr viel bewirken die Blutgefäße, die je nach Beschaffenheit der Haut und der Blutzirkulation mehr oder weniger durchschimmern. Den Lippen geben sie die rote Farbe, weil sie gut zu sehen sind. Ein fahler Teint hingegen entsteht, wenn die Haut schlecht durchblutet, stark verhornt ist oder gar eine Krankheit dahintersteckt.

REIFE LEISTUNG!

Bis wir das Werk der pigmentbildenden Melanozyten als Sommerbräune wahrnehmen, vergehen ein paar Tage, schließlich müssen die Pigmente ja aus der Keimschicht gen Oberfläche wandern. Womit geklärt wäre, wieso wir etwa eine Woche nach dem Sommerurlaub die tiefste Bräune zu sehen bekommen.

Außer den Keratinozyten und den Melanozyten arbeiten in der Epidermis noch die Langerhans- und die Merkel-Zellen. Die Langerhans-Zellen entsprechen bei der Flughafen-Metapher dem Sicherheitsdienst. Verdächtige Fremdkörper, zum Beispiel Krankheitserreger, werden von ihnen quasi verhaftet und ans Immunsystem übergeben. Die Merkel-Zellen (benannt nicht nach Angela, sondern nach dem Anatom Johann Friedrich Sigmund Merkel) dienen dem Tastsinn: Es sind Nervenzellen, die Druck registrieren und dem Gehirn melden.

Die Grenze zwischen Ober- und Lederhaut – eine Art Eierkarton

Diese dermal-epidermale Übergangszone, oft englisch »Epidermal Junction Zone« oder in Medizinerdeutsch Stratum papillare genannt, trägt durch ihre verzahnte Struktur zur Stabilität der Haut bei. Man ahnt es schon, im Alter werden auch ihre Zähne schwächer, einer der vielen Gründe, die Falten begünstigen. Ab hier beginnt die Lederhaut, die ihren Namen aus gutem Grund trägt. Vom Aufbau her ähneln sich unsere Haut und die von Tieren stark. Wenn Kürschner Tierhäute gerben, entfernen sie im Grunde Ober- und Unterhaut. Zurück bleibt die Dermis – mit anderen Worten: Leder, das beweist wie stabil und zugfest Haut sein kann. Der wichtigste Bestandteil der Lederhaut ist das Kollagen, ein faseriges Strukturprotein, das die Haut zusammenhält und Wasser speichert. Bei Neugeborenen sind diese Kollagenfasern dünn und unstrukturiert. Je älter man wird, desto dicker und starrer werden die Kollagenfasern. Wahrscheinlich hat jeder an seinem Körper auch einen Beleg dafür, wie wichtig die sorgfältige Anordnung des Strukturproteins ist: Narben sind nichts anderes als wirr durcheinandergewirbeltes Kollagen. Wobei es »das« Kollagen gar nicht gibt, denn im Körper existieren zig verschiedene Arten. In der Haut spielen Typ 1 und Typ 3 die Hauptrolle. Ihre Verteilung hängt vom Alter ab, bei einem Neugeborenen überwiegt Typ 1, bei einem sehr alten Menschen Typ 3. Eingebettet in die Kollagenfasern liegt auch die körpereigene Hyaluronsäure, jene zuckerähnliche Verbindung, die extrem gut Wasser binden kann und für die Durchfeuchtung der Haut Verantwortung trägt.

Hinzu kommen die elastischen Fasern, namentlich Elastin und Fibrillin. Sie bilden gemeinsam mit dem Kollagen das Bindegewebe der Oberhaut. Während Kollagen ein ziemlich fester Füllstoff ist, dienen Elastin und Fibrillin der Dehnungsfähigkeit der Haut. Ihnen ist es zu verdanken, dass eine Falte, die man sich in den Arm gekniffen hat, nach ein paar Sekunden verschwindet. Und ja, auch ihnen bekommt Altern schlecht, deshalb verliert die Haut ihre Elastizität.

TRENNUNG AUF ZEIT

Wahrscheinlich haben Sie auch schon einmal gesehen, dass sich Ihre Oberhaut von der Lederhaut trennt – zum Glück aber nur partiell, nämlich bei den meisten Blasen. Sie bilden sich, wenn die Schichten durch einen mechanischen Reiz wie enge Schuhe gelöst werden. Oder weil das Immunsystem sehr viele Zellen als schadhaft entlarvt, entsorgt und so die Verbindung der Hautschichten auflöst, etwa bei einem starken Sonnenbrand. Die weiße Haut über der Blase ist die Epidermis, die Flüssigkeit darin Serum aus den Blutgefäßen.

Zeit ist aber nicht der einzige Feind jener gummibandähnlichen Stränge. Wenn man übermäßig in die Sonne geht, gibt’s eine sogenannte Elastose, bei der das Elastin seine Funktionalität verliert und sich nutzlos in der Haut ansammelt. »Landmannshaut« nannten die Ärzte früher das Resultat, nämlich sehr faltige gräuliche Haut. Heute sollte man vielleicht eher von Ibiza-Haut reden.

In der Unterbaut geht’s ans Eingemachte …

… denn hier verlaufen Nerven, Blut- und Lymphgefäße. Wobei die »Nerven« in Wirklichkeit eine Menge spezialisierter Sinneskörperchen sind, die jeweils Kälte, Wärme, Reibung und Druck registrieren. Vielfach ragen die Fühler dieser Sinneskörper in die Epidermis, deshalb nennt man sie Nervenendigungen – weil ihre Wurzel ja eine Etage tiefer liegt. Gerecht geht es bei ihrer Verteilung nicht zu. Lippen, Finger- und Zehenspitzen sowie die Genitalien haben eine Fünfsterneausstattung, während etwa der Rücken nur einen Bruchteil an Sensibilität abbekommt. In Einzelfällen können wir bewusst Missverständnisse der Nervenendigungen auslösen. Wärmepflaster gegen Muskelschmerzen funktionieren zum Beispiel, weil der Wirkstoff Capsaicin Nervenendigungen triggert, die für Wärmemeldung zuständig sind. Ähnlich wirkt Menthol: Es kühlt nicht, sondern gaukelt unseren Nerven Kühle vor, weil sich bestimmte Bestandteile des Menthols an Kälterezeptoren docken. Auch wenn wir bei Juckreiz mit Kühlung oder Kratzen reagieren, manipulieren wir im Grunde unser Nervenkostüm: Denn indem wir einen neuen Reiz setzen, überdecken wir das Jucken.

SPÜRST DU SCHON ETWAS?

Die Verteilung der Sinneskörper kann man mit zwei Bleistiften und der sogenannten Zweipunktediskrimination am eigenen Leib prüfen. So geht’s: Einen Bleistift sanft auf die Haut drücken und dann herausfinden, wie weit entfernt der zweite Bleistift platziert werden muss, um getrennt wahrgenommen zu werden. Auf dem Finger reichen zwei Millimeter, auf dem Rücken kann ein Zentimeter nötig werden.

Hinzu kommt das Unterhautfettgewebe, das die Haut aufpolstert und als Wärmespeicher dient. Dieses Fett möchten wir alle gern haben, denn ob die Haut prall und fest oder pergamentartig wirkt, wird stark von ihm beeinflusst. Fehlt dieses subkutane Fett, haben wir einen Effekt wie bei einem Luftballon, dem die Luft ausgeht.

Auch in der Unterhaut wirkt Bindegewebe aus Kollagen-, Fibrillin- und Elastinfasern, allerdings weniger fest und strukturiert als in der Lederhaut. Und hier agieren die Zellfabriken der Haut, die sogenannten Fibroblasten. Sie produzieren vor allem Kollagen. Je besser sie arbeiten, desto praller und gesünder ist die Haut und desto besser funktioniert auch die Wundheilung. Zwischen ihnen und ihren Fasern schwimmt eine geleeartige Flüssigkeit, die im Kontakt zu Blut- und Lymphgefäßsystem steht, also dem Stoffwechsel dient.

Zudem patrouillieren diverse wehrhafte Zellen durch die Unterhaut, denn je nachdem, welche Erreger eintreten, muss der Körper gewappnet sein. Dringt eine fremde Eiweißstruktur in die Haut – zum Beispiel ein Virus –, wirkt das etwa wie ein Magnet auf die Makrophagen. Sie bewegen sich zum Eindringling und machen ihrem deutschen Namen »Riesenfresszelle« alle Ehre. Nun sind die Makrophagen nicht die einzigen Ordnungshüter in der Unterhaut. Es ist etwas ganz anderes, ob Viren eintreten oder Bakterien oder ob die Immunzellen eigentlich nur auf eine Verletzung reagieren sollen. Dafür gibt es noch Plasmazellen, Lymphozyten, Mastzellen, Granulozyten, Monozyten und, und, und.


Und sonst so?

Wichtig für die optische Erscheinung, die Funktionen der Haut und auch für die Pflege wären dann noch die Hautanhangsgebilde, so nennen Mediziner Talg- und Schweißdrüsen, Haarwurzeln und Nägel. Die Haarwurzeln oder auch Follikel gibt’s nur im Doppelpack mit Talgdrüsen, deshalb verändert sich die Hautstruktur bei einem kräftigen Haarwuchs. Talgdrüsen kommen aber auch allein vor, zum Beispiel auf der Stirn. Da haben wir keine starke Behaarung, aber viele tendenziell aktive Talgdrüsen. Bei der Verwendung von Kosmetik ist das sehr relevant, schließlich öffnen die Drüsenausgänge die Haut für Stoffe aus Cremes. Positiv nutzen lässt sich das etwa bei dem Antioxidans Vitamin E, das als fettlöslicher Stoff bereitwillig in die talgreichen Kanäle eindringt.

Bei den Schweißdrüsen unterscheidet man zwischen apokrinen und ekkrinen Drüsen. Die ekkrinen Drüsen sind über den gesamten Körper verteilt, die apokrinen Drüsen oder auch Duftdrüsen unter den Achseln, im Scham- und Analbereich sowie an den Brustwarzen angesiedelt. Apokrine Drüsen schütten bei entsprechenden Reizen pheromonartige Duftstoffe aus. In erster Linie besteht Schweiß allerdings aus Wasser, angereichert mit Mineralstoffen, Spurenelementen und für die Haut lebensnotwendigen Stoffen wie Harnstoff (Urea), Eiweißen und Fettsäuren. Schweiß allein riecht nicht, erst die Stoffwechselausscheidungen besonderer Bakterien sorgen für ein unschönes Odeur. Diese Bakterien lieben aber vor allem den apokrinen Schweiß, deshalb müffeln wir unter den Achseln, nicht aber etwa am Unterarm.

SCHWITZEN WILL GELERNT SEIN

Die ekkrinen Schweißdrüsen arbeiten von Geburt an, laufen bei Babys aber noch mit halber Kraft – ein Grund, wieso die richtige Außentemperatur im Kinderzimmer so wichtig ist. Die apokrinen Drüsen beginnen ihre Arbeit erst in der Pubertät, deshalb kommt typischer Schweißgeruch bei Kindern nicht vor.

Über das Wunderwerk der Finger- und Zehennägel könnte man ein ganzes Buch verfassen. Um es kurz zu machen: Der Nagel wächst in mehreren Keratinschichten mit überraschend vielen Hohlräumen, deshalb erinnert die Nagelplatte unter dem Mikroskop an Blätterteig. An ihrer Unterseite haftet sie durch Längsleisten an der Haut. Ihre Seiten und die Wachstumszone am Nagelmond werden durch die Nagelhaut geschützt, während an der Fingerspitze ein zartes Häutchen namens Hyponychium die Verbindung zur Haut aufrechterhält. Reinigt man die Fingernägel mit scharfen Gegenständen, verletzt man es leicht, und in der Folge können die Fingerspitzen vorübergehend überempfindlich sein und schneller verdrecken. Das ist der Grund, wieso bei einer hautfreundlichen Maniküre nur mit Wasser und Bürste gereinigt wird.

Was für ein Organ!

Nun haben Sie viel darüber gelesen, welche Struktur und welche Bestandteile die Haut hat. Kommen wir zum Wieso. Die Haut ist nicht nur Hülle, sondern das größte Organ des Körpers. Sie schirmt uns von der Umwelt ab, hält also äußere Einflüsse fern, interagiert aber gleichzeitig mit ihr. Ihre erste Aufgabe ist die Regulation des Wärmehaushalts. Bei Hitze kühlt uns verdunstender Schweiß, bei Kälte schützt das Unterhautfettgewebe. In kalten Regionen bildet die Haut deshalb vermehrt Unterhautfettgewebe. Fehlt der Baustoff Fett, etwa bei Magersüchtigen, dann reagiert die Haut durch die vermehrte Bildung von Vellushaar, jenen hauchzarten kleinen Härchen, die man oft auf Babyköpfen sieht.

Extrem wichtig ist auch die Rolle als Bollwerk gegen schädliche Mikroorganismen, Stoffe und Strahlen. Diesen Job erledigt vor allem die Hornschicht mit den Pigmenten und ihrem Team aus harmlosen Mikroorganismen. Auch hier zeigt sich, wie flexibel die Haut ist. Hat sie mit viel Sonne zu tun, legt sie bei der Hornschicht extra Zelllagen an. Normalerweise besteht sie aus etwa zehn Korneozyten-Schichten. Bei unbelehrbaren Sonnenstudiobesuchern kann sich das verzehnfachen, was sich an der kühlen Farbe der Haut zeigt. Weil die Hornschicht viel dicker ist als bei Schattenfreunden, schimmern die Blutgefäße nicht mehr durch, und jeder »Glow« gehört der Vergangenheit an.

Das größte Wunder bleibt aber auch für uns, wie bereitwillig die Haut sich wechselnden Formen anpasst. Wachstum, Schwangerschaft, Diäten … Egal, wie sehr wir Menschen unseren Umfang und unsere Länge verändern, die Haut macht vieles mit. Klar gibt es Gegenbeispiele, meist zeugen Dehnungsstreifen davon, dass die Haut nicht alles kompensiert. Bei Adipositas-Patienten, die dank Magenbändern und Bypässen innerhalb von zwei, drei Jahren 40, 50 Kilo abnehmen, kann die Haut nicht von XXXL auf Normalformat schrumpfen. Deshalb sprechen diese Menschen häufig bei Plastischen und Ästhetischen Chirurgen für körperstraffende Operationen vor (mehr dazu ab Seite 191). Aber meist gelingt diesem flexiblen, seidenweichen, sich immer updatenden Bio-Computer namens Haut eine permanente, an die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Erneuerung. Denn das darf man beim Nachdenken über dieses fleißige Organ nie vergessen: Wir alle fahren einmal im Monat aus der Haut. Länger bleibt kein Keratinozyt bzw. Korneozyt im Dienst.

Kleine Geschlechterunterschiede

Dass Männerhaut etwas dicker ist als die von Frauen, haben wir eingangs schon erwähnt. Einerseits ist das ein klarer Vorteil, wenn’s um die Optik geht. Dass das auch an den Augen der Fall ist, merken wir in der Praxis zum Beispiel daran, dass Männer viel weniger Probleme mit Augenringen haben als Frauen. Männer haben zudem eine ganz andere Bindegewebsstruktur als Frauen, deshalb ist ihre Haut tendenziell straffer, fester und robuster. Weil Frauenhaut für das Projekt Babybauch optimiert ist, verlaufen ihre Bindegewebsfasern in einer gut dehnbaren parallelen Ausrichtung. Bei Männern sind sie vernetzt, und dadurch können sich auch die Fettpolster, die dazwischen gelagert sind, schlechter abzeichnen. Der Grund, wieso Männer viel seltener Zellulite haben als Frauen. Der Preis, den Männer für ihre toughe Hülle zahlen, ist weniger Zartheit.


Einen deutlichen Unterschied machen natürlich die Hormone, da haben Frauen in Hautsachen die Nase vorn. Testosteron regt die Talgbildung an, deshalb leiden Männer öfter unter Akne, und deshalb haben sie größere Poren. Östrogen hingegen regt die Kollagensynthese an und stärkt das Bindegewebe, sorgt also für schöne Haut. Allerdings nur bis in die Phase der Wechseljahre, denn ab dann wird viel weniger Östrogen produziert. Deshalb ist die Haut von Frauen nach den Wechseljahren im Schnitt auch zehn Prozent dünner als zuvor, es sei denn, die Betroffene entscheidet sich für eine Hormonersatztherapie. Hiermit lässt sich die Hautalterung durch Östrogenmangel nahezu auf null herunterfahren.

Ein weiterer gravierender Unterschied zwischen ihr und ihm ist aus dermatologischer Sicht die Rasur. Naheliegenderweise klagen vor allem männliche Patienten über zahlreiche hartnäckige kleine Rasurpickel im Bartbereich. Die Diagnose lautet Follikulitis, Haarwurzelentzündung. Ursache ist der Gebrauch von stumpfen Klingen, die mit zu viel Druck angewendet werden, wodurch es zu kleinen Verletzungen kommt und in betroffenen Arealen eine Entzündung entsteht. Also: Um die Rasur erträglicher zu machen, sollte man immer scharfe Klingen benutzen. Die roten Punkte sind nämlich nur das Anfangsstadium. Gelangen durch weitere Verletzungen immer mehr Bakterien an Follikel und Talgdrüse, können sich stattliche Abszesse entwickeln, die aufgespalten oder mit Antibiotikum behandelt werden müssen. Dann doch lieber scharfe Rasierer nutzen, oder?

Cremen, peelen, ölen

Die Frage, wie gut Kosmetik der Haut tut und ob sie überhaupt nötig ist, dürfte bei jeder größeren Runde zu einer lebhaften Diskussion führen. Auf der einen Seite haben wir die Cremegegner, die Kosmetik jegliche nachweisbare Wirkung absprechen und sie daher auch mal als Feinlederpflege verspotten. Auf der anderen Seite gibt es die Kosmetikjunkies, die gern jeden Trend mitmachen und sich bereitwillig nacheinander zehn Produkte ins Gesicht klopfen, wenn Beautyblogs »Layering« zum neuesten Kult erklären – eine aufwendige Mode aus Südkorea, bei der Schicht für Schicht nacheinander diverse Reinigungsprodukte, Wässerchen und Seren aufgetragen werden. Wir würden uns keinem dieser Lager anschließen. Kosmetik als komplett überflüssig darzustellen, finden wir verwerflich. Klar, in der Steinzeit haben die Leute keine Creme gehabt, aber die sind auch mit 25 gestorben und haben ganz sicher nicht heiß geduscht. Fakt ist aber auch: Egal, welche Wirkstoffe in einem Serum oder einer Creme sein mögen und wie viel das Produkt kostet, wer wirklich langfristige Anti-Aging-Effekte erwartet, der wird enttäuscht.

Wir erleben in der Praxis im Gegenteil häufig, dass ungeeignete Kosmetik der Haut schadet. Diese Beobachtung lässt sich natürlich nicht pauschalisieren, denn zum Arzt geht man naturgemäß wegen Hautproblemen, nicht weil man so happy mit seiner Hautpflege ist. Ein klassischer Kosmetikschaden ist die periorale Dermatitis, auch bekannt als Stewardessenkrankheit, die sich durch dicht gedrängte kleine Pickel vor allem im Mundbereich bemerkbar macht und eine Hautreaktion auf zu viele Pflegestoffe ist (mehr dazu ab Seite 139). Fast noch häufiger sehen wir Akne, die durch falsche Pflege von einem leichten zu einem schweren Fall wird (mehr dazu ab Seite 54). Ähnlich weit verbreitet sind Probleme, die durch übermäßigen Gebrauch von Duschgel entstehen. Die darin enthaltenen waschaktiven Substanzen brechen die Lipidschicht der Haut auf, was bei trockener Haut zu Ekzemen führen kann. Hinzu kommen im Gel die Zusatzstoffe, die für Duft, Haltbarkeit und haptische Sensationen sorgen. Wir sind Freunde von fester Seife, weil man sie sparsamer dosiert als Duschgel und weil sie oft weniger Chemie mit sich bringt.

Quasi der heilige Kosmetik-Gral und damit auch ein echter Wirtschaftsfaktor sind Anti-Aging-Cremes. Wir sind oft überrascht, welche blumigen Aussagen in der Werbung getroffen werden. Als realistische Benchmark empfehlen wir den Vergleich zu Zahncreme. Kein Mensch würde jahrelang die Zahnpflege vernachlässigen und dann hoffen, dass Zahnpasta XY ihm ein Vorzeigegebiss à la Tom Cruise beschert, doch das suggeriert die Werbung hinsichtlich all der »Lifting«-, »Energie«- und »Revitalisierungs«- Cremes, die es auf dem Markt so gibt. Aus unserer Sicht funktioniert sinnvolles Anti-Aging mit Kosmetik nur präventiv, also durch eine Pflege, die den Hautschutzmantel stärkt, Zellschäden durch Antioxidanzien verhindert, die Oberhaut durch wasserbindende Stoffe wie Glyzerin, Urea oder Hyaluronsäure durchfeuchtet und die UV-Filter enthält (wirken garantiert, genauso wie feststeht, dass Sonne Falten macht). Der Schlüssel zur ewigen Jugend sind solche Cremes allerdings auch nicht.

AUF EIN WORT

Anti-Falten-Cremes werden oft als Mittel gegen bestehende Falten aufgefasst, was wir für ein grundlegendes Missverständnis halten. »Anti-zukünftige-Falten-Cremes« wäre eine bessere Bezeichnung, denn wirklich nennenswertes Anti-Aging funktioniert mit Kosmetik nur auf der präventiven Ebene.

Aus unserer Sicht kommt smartes, effizientes Anti-Aging ohne exorbitant teure Kosmetik aus. Cremes mit den eben beschriebenen Stoffen, mit Fruchtsäuren oder dem kosmetischen AntiAging-Star Vitamin A leisten das kosmetisch Machbare, und sie gibt es auch im Drogeriemarkt für überschaubare Preise. Wir empfehlen unseren Freunden eher, das so gesparte Geld in Botulinumtoxin und Filler zu investieren. Was in der Regel für Staunen sorgt, weil diese Stoffe hierzulande nicht als Vorsorgemaßnahmen angesehen werden, sondern als Mittel gegen bereits entstandene Falten. Aber wenn man früher etwa zu Botulinumtoxin greift, entstehen diese Falten später. Wobei wir betonen wollen, dass sinnvolle Hautpflege und ein bewusster Lebensstil das auch schaffen. Die faltenfreie 30 Jahre alte Stirn per Botulinumtoxin mimisch zu beruhigen ist aber eine sinnvolle Option für alle, die wirklich gar keine Lust auf Falten haben.

Faltenrock oder: der Zahn der Zeit

Es muss aber nicht gleich die Spritze sein. Schauen wir doch einmal, wie Falten überhaupt entstehen. Für sehr junge Haut ist das noch überhaupt kein Thema, weil sie fantastische Regenerationsfähigkeiten hat. Föten, die vor der 24. Schwangerschaftswoche im Mutterleib operiert werden, kommen ohne Narben zur Welt, ganz egal, wie groß der chirurgische Eingriff war. Je älter man wird, desto schlechter ist es aber leider um diese regenerativen Kapazitäten bestellt. Die Haut altert. Dagegen ist noch kein Zaubermittel gefunden, dafür gibt es die realistische Chance, den Prozess zu verlangsamen – oder ihn zumindest nicht zu beschleunigen.


Bis Mitte 20 funktioniert das komplexe Zusammenspiel von Zellen, Botenstoffen und Stoffwechsel in gesunder Haut noch ziemlich perfekt, aber danach geht’s bergab. Unausweichlich. Je älter man wird, desto mehr Zellteilungen haben die Zellen hinter sich, und bei der x-ten Zellteilung entsteht quasi die Kopie einer Kopie einer Kopie. Ähnlich wie bei einer Fotokopie wird die Qualität immer schlechter, und mit der Zeit bauen sich Fehlerquellen ein, sowohl bei Zellprodukten wie dem Kollagen als auch bei den Zellen selbst. Nehmen die Fehler überhand, dann bricht der marode Kollagenstrang nach einem einzigen Sonnenbad, und dann stirbt die Zelle (sofern sie nicht zuvor vom oben beschriebenen Sicherheitsdienst als feindlich erachtet und liquidiert wurde). So viel zur unvermeidbaren sogenannten »intrinsischen« Hautalterung.

Wir können dennoch kräftig dazu beitragen, wie schnell die Haut altert. Dieser menschengemachte oder »extrinsische« Faktor basiert auf einer Flut von winzigen Entzündungen, mit denen sich die Haut gegen Schaden wehren muss. Ausgelöst wird das vor allem durch UV-Licht, Luftbelastung (Rauch, Feinstaub, Ozon) und falsche Ernährung. Die Übeltäter, die das in erster Linie verantworten, sind freie Radikale. So nennt man kleinste chemische Verbindungen mit einem oder mehreren ungepaarten Elektronen, die anderen Verbindungen Elektronen rauben. Sie sind in etwa so friedliebend wie eine Horde wild gewordener Junggesellen, die in eine Gruppe glücklicher Pärchen eindringen, funktionierende Beziehungen sprengen und so zu allem Überfluss auch noch neue Singles erzeugen.

Das ist für den Körper zunächst einmal kein Problem, oder besser: kein neues. Um Wärme und Energie zu erzeugen, muss er Sauerstoff spalten, wobei Sauerstoffradikale entstehen. Der Körper selbst startet also täglich mehrere Tausend Angriffe auf jede (!) seiner Zellen, was aber gar nicht schlimm ist, weil er auch gleich eine Reihe ausgleichender Tricks auf Lager hat. Allen voran sind das Antioxidanzien: Stoffe, die mit ihren Elektronen nahezu hausieren gehen und so die freien Radikale ruhigstellen, bevor sie einer Hautzelle etwas antun. In erster Linie wirken hier die Vitamine A, C und E, sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide und Polyphenole sowie bestimmte körpereigene Peptide. Heikel wird die oxidative Lage erst, wenn das Verhältnis von Attacken zu Abwehrstoffen nicht mehr stimmt. Wer es ernsthaft schafft, täglich die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse zu essen, in sauberer Luft lebt, selbstredend nicht raucht und nie ungeschützt in die Sonne geht, ist fein raus. Für alle anderen (also für alle – oder kennen Sie so jemanden?) liegt hier der Schlüssel zu wirksamem Anti-Aging. Wenn wir einerseits den oxidativen Stress zum Beispiel durch Sonnenschutz vermindern und andererseits die Haut von innen und außen mit Radikalfängern versorgen, dann bremsen wir die extrinsische Hautalterung erheblich. Die Uhr zurückdrehen können wir damit aber nicht, Vorsorge ist also nicht nur besser als Nachsorge, sondern alternativlos.

AUF EIN WORT

»Reich an Antioxidanzien« ist ein Prädikat, mit dem sich vom Smoothie bis zum Serum viele Produkte schmücken. Aber woher weiß man überhaupt, wie es um diesen Reichtum wirklich bestellt ist? Wer sich mit zigfach kopierten Floskeln nicht zufriedengeben will, studiert die »ORAC«- Charts, kurz für »Oxygen Radical Absorbence Capacity«. Hier sind mit seriösen wissenschaftlichen Methoden ermittelte antioxidative Werte einsehbar, freundlicherweise eingeteilt in vier leicht verständliche Leistungsklassen A, B, C und D. A ist top, D ist Flop. So ziemlich alle Obst- und Gemüsesorten schaffen es in die A-Klasse, so weit keine Überraschung. Aber wussten Sie, dass Tomatenmark um Längen besser schützt als frische Tomaten, dass Bio-Kakao dem oft gelobten Grünen Tee antioxidative Konkurrenz macht und Gewürze echte Anti-Aging-Pülverchen sind? (Lesetipp: www.orac-info-portal.de)

Antioxidanzien-Top-Ten, nach ORAC, Stand 2018

• Gewürznelke

• Gewürzsumach

• Zimt

• Sorghumhirse

• Oregano

• Kurkuma

• Açai-Beere

• Mohrenhirse

• Sumachbohnen

• Kakaopulver

Haut im Wandel

Ein wichtiger Faktor bei der Hautpflege sind Lebensalter und Jahreszeiten. Grundsätzlich lässt sich schon sagen, dass sich die Haut im Laufe der Jahre verändert. Junioren brauchen ganz andere Produkte als Senioren. Während es in den jugendlichen Jahren vor allem darum geht, Pickel und dergleichen zu verhindern, ist es im Alter eher wichtig, dass man die Haut aufpolstert und dadurch Falten in ihrer Erscheinung abmildert. Zudem verliert Altershaut an Lipiden, braucht also meist eine reichhaltigere Pflege. Babyhaut braucht am wenigsten Pflege, da reicht es, wenn man eine schlichte Creme aus Wasser und Fetten nutzt. Duftstoffe und Konservierungsmittel haben hier nichts zu suchen, weil die dünne Babyhaut viel durchlässiger ist. Und das war’s. In der Dermatologie sehen wir oft besorgte Eltern, die bei ihrem Kind eine Neurodermitis befürchten – während die junge Haut in Wirklichkeit durch zu viel Pflege eine gestörte Schutzbarriere zeigt.

Ein heikles Thema sind Babyhaut und UV-Filter. Die körpereigenen Schutzmechanismen nehmen erst im zweiten Lebensjahr die Arbeit auf. Die fünf Minuten Sonne, die für Papa und Mama kein Problem sind, können beim Baby deshalb bereits die Grundlage für eine Schädigung legen. Einfach morgens prophylaktisch UV-Schutz auftragen ist aber auch keine gute Idee, schließlich sind leider weder chemische Filter noch physikalische Filter im Nanobereich unumstritten. Die Schlussfolgerung der Kinderärzte lautet: keine Sonne vor dem ersten Geburtstag. Das ist auch aus unserer Sicht der Königsweg. Wenn Junior aber zum Beispiel bei strahlendem Sonnenschein in die Krippe gebracht werden soll, würden wir auch auf Babyhaut UV-Schutz auftragen. Der mögliche UV-Schaden ist felsenfest belegt und erheblich wahrscheinlicher als eine Reaktion auf die UV-Filter.


Und die Jahreszeit? Unserer Meinung nach braucht man im Winter eine andere Pflege als im Sommer. Im Winter haben wir ja auf der einen Seite die komplett trockene Heizungsluft, die viele stark beeinflusst. Viele Patienten merken, dass die Haut im Gesicht unglaublich spannt, sobald die Heizperiode beginnt. Deshalb empfehlen wir, im Winter häufiger Feuchtigkeitsprodukte zu nutzen und sie durch eine reichhaltige Creme zu ergänzen. Im Sommer zählt Feuchtigkeit auch, aber Fett spielt eine kleinere Rolle auf dem Wunschzettel der Haut. Dafür bekommen UV-Filter erste Priorität!

BESSER-ESSER!

Die besten Hautpflege-Produkte gibt’s auf dem Wochenmarkt. Frische, vollwertige Nahrung bremst nämlich nicht nur die sichtbare Alterung, sondern schützt auch Herz, Blutgefäße und andere Organe vor Entzündungen. Gemüse, Obst, Nüsse, kalt gepresste Öle, Fisch, Fleisch: All das enthält wertvolle Bausteine für gesunde Zellen. Nahrung wird in unserer Gesellschaft aber leider oft mit Diät gleichgesetzt und auf ihren Kaloriengehalt reduziert, was der Haut gar nicht schmeckt. Meist streichen die Menschen dabei Kohlehydrate oder Fette von ihrem Menüplan, setzen also auf Low-Carb bzw. Low-Fat.

Die hautfreundlichere Variante ist definitiv eine Low-Carb-Ernährung. Schöne, strahlende Haut braucht keine Kohlehydrate (aber Obst mag sie trotzdem, z. B. Beeren wirken nun einmal superantioxidativ). Im Gegenteil, ein hoher Blutzuckerspiegel löst eine Verzuckerung der Hautzellen aus. Bei diesem Prozess, der auch Glykation oder Glykierung genannt wird, reagieren vor allem Kollagen und Elastin mit den Kohlehydraten und verhärten und verkümmern. Eiweiß als Baustein von Kollagen, Elastin und Fibrillin darf hingegen nie fehlen, auch bei keiner Diät. Ein Gramm pro Tag und Kilo Körpergewicht ist ein Muss!

Mit den Fetten ist es komplizierter. Man weiß mittlerweile, dass ein Zuviel an Omega-6-Fettsäuren Entzündungen fördert, während vor allem Omega-3-Fettsäuren – etwa aus Leinöl – antiinflammatorisch wirken. Besonders schädlich ist die Omega- 6-Fettsäure Arachidonsäure, stark vertreten zum Beispiel in Schweinefleisch und Schweineschmalz. Ein ähnlicher GAU sind für den Körper industriell gehärtete Fette, enthalten in so ziemlich allen Fertigprodukten vom Croissant über Pommes bis hin zum Müsliriegel. Um sie zu meiden, hilft nur der Blick ins Kleingedruckte auf der Verpackung. Formulierungen wie »enthält gehärtetes Fett« auf der Liste der Inhaltsstoffe heißen aus Sicht der Körpers: »Finger weg!«

Diäten sind für die Haut allerdings generell eine leidige Angelegenheit. Jeder Mensch hat ja eine Stelle, an der sein Körper besonders gerne Fett speichert, und Diäten macht man in der Hoffnung, genau diese Stelle(n) zu verkleinern. Leider bedient sich der Körper hier bei Gewichtsverlust aber zuletzt. Wir hören im privaten Umfeld und bei Patienten regelmäßig Klagen, dass »Bauch/Beine/Po« wie vor der Diät aussehen, dafür aber der Busen kleiner geworden und das Gesicht eingefallen ist. Natürlich nur, bis man wieder zunimmt, schließlich begünstigen Diäten ja den gefürchteten Jo-Jo-Effekt. Das so entstehende Auf und Ab beim Gewicht ist ein Beautykiller, weil die Hautzellen ihre Energie für die Formveränderung verpulvern müssen. Hinzu kommt der Mangel an wertvollen Mikronährstoffen, der mit vielen einseitigen Diäten einhergeht. Echte Mangelzustände, berichten Kollegen, finden sie eigentlich nur bei Diät-Junkies.

Hautsache schön, Hautsache gesund

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