Читать книгу Der Junge aus der Vorstadt II - Mario Worm - Страница 10
1. Kapitel
ОглавлениеDie kleine Gemeinde Petershagen-Eggersdorf liegt zirka vierzig Kilometer von der Hauptstadt Berlin entfernt. Wobei, das „Dörfli“, wie die „Ureinwohner“ ihren Ortsteil liebevoll mit einem Kosewort schmücken, als klein zu bezeichnen, wiederum schon gewolltes Understatement ist. Schließlich gibt es hier einen gut sortierten Nahkauf und eine Post! Wie man auch immer zum Leben auf dem Lande steht - ein Großstädter hat hier die Möglichkeit, Trubel, Hektik und pulsierendes Treiben hinter sich zu lassen. Nicht wenige haben beschlossen, hier zu leben. Sicher bedarf es einiger Zeit des Eingewöhnens, der Umstellung. Und dann diese nahezu unbeschreibliche Ruhe … Versuchen sie mal an einer Hauptverkehrsstraße, in Berlin-Kreuzberg, bei offenem Fenster zu schlafen! Natürlich gibt es auch in Eggersdorf eine Durchgangsstraße, bei der jedoch so gegen 23 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Das einzige, was eventuell die Gartenzwergidylle aus ihrem Traumschlaf aufschrecken lässt, ist der langgezogene Schrei eines Käuzchens, das sich aus dem nahegelegenen Waldareal zu Gehör bringt. Dieses markerschütternde „Uhhh…Uhhh“ lässt einen kurzzeitig über den Kauf eines Maschinengewehrs nachdenken. Tierfreunde mögen mir das verzeihen, es ist natürlich nur ironisch gemeint. Meine Tierliebe ist groß. Sehr groß. Mein Bedürfnis nach einem geruhsamen Schlaf aber ungleich größer. Haben sie sich also endlich an die örtliche Ruhe gewöhnt, kommen die „Ureinwohner“ dieses ländlichen Fleckens, um sie von deren Haupteigenschaften zu überzeugen. Diese sind mit Höflichkeit und Hilfsbereitschaft am besten umschrieben. Nichtsahnend wird man bei seinem ersten Spaziergang von entgegenkommenden, einer völlig unbekannten Person fröhlich gegrüßt. Versuchen sie das mal selbst, am besten auf dem Berliner Alexanderplatz. Verständnislose bis mitleidige Blicke sind ihnen sicher. Aber noch etwas zeichnet den Eggersdorfer aus. Er ist zutiefst geprägt durch seine Willensstärke, die andernorts leicht als Sturheit aufgefasst werden könnte. Was der „Ureinwohner“ nicht will, kommt nicht in seine Tüte. Aus dem Stand wird lauthals protestiert, diskutiert und im schlimmsten Fall eine „Volksabstimmung“ gefordert. Und an diese, man kann es erahnen, halten sich Gemeinderat und Bürgermeister auch. Das Ergebnis ist, im Gegensatz zur nahegelegen Bundeshauptstadt, für alle bindend. Natürlich hat das „Dörfli“ auch Kultur und Infrastruktur zu bieten. Es gibt einen Jugendclub, einen Seniorentreff, diverse gastronomische Einrichtungen sowie die Ortsbibliothek. Legendär sind natürlich auch die berüchtigten Großveranstaltungen, von denen das historische Dorffest und die Halloweenparty herausstechen. Speziell die Letztgenannte soll der Zeitpunkt sein, an dem die Geschehnisse ihren Anfang nehmen.
Dumpf dröhnen die Bassschläge vom Fuchsbau herüber. Gemeint ist jener Dorfanger, der im Gegensatz zur germanischen Zeitrechnung nicht mehr als heiliger Kultplatz, als Richtstätte für das germanische Stammesrecht, sondern ausschließlich zur Belustigung des Dorfvölkchens dient. Auf der bunt umwehten Festwiese versucht Dorfdiscjockey Hagen, die tanzende Meute zur Ekstase zu bringen. Das Ergebnis ist weithin vernehmbar. Knapp drei Kilometer von den vergnügten Festbesuchern entfernt befindet sich der Friedhof der Gemeinde. Man kann getrost davon ausgehen, dass keinen der Bewohner dieses ständige Bum Bum stört. Dieser Ort des Friedens war dennoch längere Zeit der Stein des Anstoßes gewesen. Da die Population durch den kontinuierlichen Zuzug ständig stieg, gleichzeitig die Zahl derer, die das Zeitliche segneten, aber kaum zurückging, wurde es allmählich eng auf dem Areal. Nun wäre das ja von der Sache her weiter nicht dramatisch, befindet sich doch in knapp sechs Kilometer Entfernung, kurz hinter dem Ortsausgang, der große Waldfriedhof. Ein großzügig angelegter Flecken Erde, auf dem jeder Verstorbene noch zu Lebzeiten seine Ruhestätte unter einer der zahllosen schattenspendenden Tannen zufrieden planen würde. Jedoch gehört diese kleine Oase der Ruhe, zumindest auf dem Papier, zur amtsfreien Stadt Strausberg. Ja, nun wäre aber der Eggersdorfer nicht Eggersdorfer, wenn er letzteren Umstand als gottgegeben hinnehmen würde. Wer hier im „Dörfli“ gelebt hat, will nicht in Petershagen, oder noch schlimmer, in Strausberger Boden verbracht werden. Undenkbar! So hatte sich über den Umgang mit diesem Stück Heimat über einen längeren Zeitraum ein handfester Streit zwischen dem Gemeinderat, der evangelischen Kirchengemeinde Mühlenfließ und den Einwohnern entsponnen. Natürlich ging es letztlich auch um finanzielle Belange und wechselseitige Forderungen. Keine Frage, die „Eggersdorfer Sturheit“ trug nach zähem Kampf den Sieg davon. Nach unzähligen offiziellen Eingaben, persönlichen Beschimpfungen und Schuldzuweisungen kam endlich eine Einigung zwischen „Kirche und Staat“ zustande. Der Wille aller Streitparteien war nun da und auch eine Lösung in Aussicht gestellt. Links neben der Friedhofsmauer befindet sich großes Feld, welches im Besitz des Altbauern Benno Pluder ist. Benno, ein komischer, linkischer, bereits in die Jahre gekommener Kautz, der keinerlei Angehörige mehr besaß, hatte den einen Hektar umspannenden Grund schon mindestens fünf Jahre nicht mehr bestellt. Höchstens seine drei Schafe durften auf dem Grasgewucher umhertollen. Somit war zumindest ein Teil der Fläche frei von Wildwuchs. Pluder lebte von seinen Altersrückständen. Zunächst weigerte er sich beharrlich, sein Eigentum zu verhökern. Denn das war es für ihn. Ein Kuhhandel, bei dem er den Kürzeren zog. Doch, als man ihm versicherte, dass man ihn später auf seinem Feld bestatten würde - und das noch auf Gemeindekosten - willigte er schließlich ein. Ein Kaufpreis in unbekannter Höhe wurde vereinbart, mit dem beide Seiten leben konnten. Der Friedhofserweiterung stand fortan nichts mehr im Wege. Bagger rückten an und entfernten drei Meter des Bodens, die im Frühjahr durch Mutterboden ersetzt werden sollten. Bis dahin diente die Brache als Austobe-Platz für Haus- und Wildtiere. So auch an diesem Halloweenabend.
Peter Schmidt ist wahrlich kein Fan des alljährlichen Geisterspektakels. Wenn es nach ihm geht, ist dieser amerikanische Volksbrauch höchstens ein Spektakel für Kinder. Eine Gelegenheit, offiziell nach Süßigkeiten zu betteln, ohne ständig von den Erwachsenen auf die Risiken für Karies & Co. hingewiesen zu werden. Für Erwachsene ist diese alberne Zeremonie einfach nur lächerlich! Wen würde es folglich wundern, dass er nach getaner Tagesarbeit als Unfall-Sachverständiger lieber seinem Hobby nachging, als sich Schminke ins Gesicht zu schmieren oder einen Hexenhut aus billigem Filz aufzusetzen. Sein Hobby heißt Ballou und ist ein zweijähriger Labrador. Was gibt es Schöneres, als einen ausgediegenen Abendspaziergang, die große Runde …? Aufmerksam sitzt der Hund schwanzwedelnd vor ihm, fixiert das Gesicht seines Herrchens. Wenn Ballou reden könnte, dann wäre der Gesprächsstoff in etwa folgender: „Los, Alter! Nun sag es schon! Sag es! Man, nun sag schon ...“ Schmidt versteht seinen Freund auch ohne menschliche Laute und erteilt das ersehnte Kommando: „Na los, geh!“ Wie von einer Adrenalinspritze angestachelt, schwirrt der Hund ab, räubert auf das Feld und wird im Nu, dank seines dunkelbraunen Fells, von der Dunkelheit verschluckt. Soll er sich auspowern. Nur ein müder, redlich geschaffter Hund ist ein guter Hund. Dann stehen die Chancen nicht schlecht, morgen etwas länger zu schlafen, denkt sich der Hundebesitzer und zündet sich eine Zigarette an. Sorgen machen muss man sich nicht, denn Ballou ist ein sensibles Tier. In regelmäßigen Abständen kehrt er immer zum Ausgangspunkt zurück, um zu erkunden, ob sein menschlicher Gebieter immer noch da ist. Doch diesmal bleibt der Hund verschwunden. Als Schmidt aufgeraucht und die Kippe in den Sand gedrückt hat, ist sein vierbeiniger Freund noch immer nicht in Sichtweite. Das ist ungewöhnlich. „Ballou“, ruft er in die Nachtstille. Keine Reaktion. „Ballou, hier her!“, erneuert er den Befehl, im schärferen Tonfall. Doch auch nach der Wiederholung bleibt die eindringliche Aufforderung ohne Ergebnis. Allmählich beschleicht den Hundehalter ein mulmiges Gefühl. Immer wieder ruft er laut den Namen, geht den schmalen Sandweg entlang, der die bemooste Friedhofsmauer vom Feld trennt. „Wenn das Vieh nur nicht so ein dunkles Fell hätte ...“ Schmidt nimmt sein Handy zur Hand, schaltet die Taschenlampenfunktion ein und leuchtet abwechselnd nach rechts und links. Nichts zu sehen. Angestrengt lauscht er in die Nacht. Wenigstens ein kleines Geräusch will er von seinem Vierbeiner erhaschen. Doch einzig die fernen Bässe der Halloweenparty dringen an seine Ohren. Doch dann glaubt er, ein Rascheln zu vernehmen. Spontan leuchtet er nach rechts, erblickt aber nur die Mauersteine der Friedhofsmauer, die mit unregelmäßig aufgetragenem Mörtel wenig fachmännisch zusammengehalten werden. Kein Hund! Halt, da ist es wieder, ein kurzes Rascheln. Oder ist es ein Kratzen? Sofort wendet Schmidt seinen Blick nach links aufs Feld. Ein kleiner, von den Schafen verschmähter Busch, auf den schwach schimmernd das Mondlicht fällt, erringt seine Aufmerksamkeit. War es eine Windbö, die die Blätter des Strauchs zum Rascheln brachte? Da, jetzt wieder! Nun glaubt er, auch das Schwanzende seines Hundes zu erkennen. „Ballou“, schreit er verzweifelt, doch der hat anscheinend anderes im Sinn. Wütend stapft Peter Schmidt durch den feuchten Moder des Feldes, seinem Hund entgegen. Der wiederum knabbert genüsslich an einem Stock und sieht seinen Herren mit einem Blick an, der bedeuten könnte Hau ab, Mensch! Suche dir selber einen! Das hier ist meiner. Schon beim Näherkommen offenbart der Schein der Handy- taschenlampe, dass es sich nicht unbedingt um einen Ast handelt. Erst als Schmidt sich ungefähr einen Meter dem Hund genähert hat, erblickt er, was es wirklich ist. Starr vor Schreck bleibt er stehen. „Pfui, aus!“ Als das Tier erneut nicht reagiert, stürzt er auf ihn zu und versetzt ihm einen leichten Tritt. Nun doch erschrocken lässt Ballou von seinem Fund ab, springt auf, um sich in unmittelbarer Nähe zu setzen und seinen Herren aufmerksam zu fixieren. Gemeinheit! Meiner! Such dir selber was zum Spielen! Doch sein bemitleidens- würdiger Protest trägt keine Früchte. Sein Herrchen bearbeitet aufgeregt das kleine rechteckige Ding, was er in den zitternden Händen hält. „Notruf der Polizei.“ „Ja, äh, ja, Schmidt mein Name …“, stottert er in sein Handy: „Ja, also hier hinter der Friedhofsmauer liegt ein Toter.“ Die Antwort seines Gesprächspartners ist prompt und unmissverständlich: „Sie wissen schon, dass der Missbrauch dieser Nummer unter Strafe steht?“ „Nein. Das heißt ja. Natürlich. Nein, ich will hier keinen auf den Arm nehmen. Hier liegt wirklich jemand. Mein Hund hat daran geknabbert, es ist ein Skelett. Unmittelbar neben und nicht auf dem Friedhof, gegenüber dem Mercedes Autohaus, am Fuchsbau in Eggersdorf.“ „Haben Sie was getrunken …?“, fragt die noch immer pikierte Stimme am anderen Ende der Leitung barsch. „Nein. Hier liegt wirklich jemand. Mein Köter hat an seinem Bein genagt.“ Ein indigniertes Seufzen ist zu vernehmen, dann die lakonische Antwort: „Also gut. Ich schicke einen Funkwagen vorbei. Und Sie bleiben schön dort stehen, wo Sie sind! Und eines sage ich Ihnen - sollte das ein schlechter Scherz sein, bekommen Sie eine Anzeige, die sich gewaschen hat.“
Ohne Sondersignal und im eher gemächlichen Tempo nähert sich der Streifenwagen seinem Ziel. Hektik ist nicht angesagt. Schließlich feiert man nicht allzu weit entfernt das Halloween-Fest. Da hat bestimmt bei einem der Besucher der Flaschengeist zugeschlagen. Und wenn dieser Bürger nicht sturzbetrunken ist, handelt es sich vielleicht um einen Tierkadaver. Ist ja schon öfter vorgekommen. Ja, selbst wenn es sich so wie gemeldet, herausstellen sollte, dass es sich tatsächlich um menschliche Überreste handelt, dann gilt immer noch: Tote können nicht flüchten und ein „Knochenkarl“ erst recht nicht. Schon von der Petershagener Chaussee aus halten die Beamten Ausschau, können aber niemanden entdecken. Die Theorie vom Flaschengeist erhärtet sich. „Lass uns auf Nummer sicher gehen. Biege mal rechts in den Feldweg.“ Die Schlaglöcher schütteln die Beiden tüchtig durch. Dieser Auftrag hebt die Laune nicht gerade. Noch immer ist nichts zu sehen. Gerade haben sie beschlossen umzukehren, mit der Gewissheit, dass man ja die Telefonnummer des Scherzboldes habe und nun gerichtliche Konsequenzen folgen. Plötzlich taucht im weitschweifigen Lichtkegel der Scheinwerfer eine wild gestikulierende Gestalt auf. „Da vorn!“ Kurz darauf stapfen die Gesetzeshüter durch den aufgeweichten Feldboden. „Hier. Hier bin ich!“, ruft Schmidt ihnen aufgeregt entgegen. Der Polizist leuchtet mit seiner Taschenlampe in die Richtung des Rufers. „Ach du Scheiße!“, kommentiert er das Gesehene. „Das hier ist unverkennbar ein menschliches Skelett, fast vollständig, wenn man mal von einem Stück des Oberschenkels absieht.“ Dieser ist noch immer den neugierigen Hundeblicken ausgesetzt. Im selben Augenblick scheint Ballou zu begreifen, dass er seinen Fund nun vollends abschreiben kann. Diese Menschen! Einer dieser Zweibeiner wird jetzt aktiv. Ein Beamter greift zum Funkgerät und informiert die Zentrale, die wiederum die hierfür übliche Maschinerie in Gang setzt. Eine Routine setzt ein, die sich in Fällen wie diesem immer an bestimmte Handlungen hält. Zuerst wird der in Bereitschaft stehende Staatsanwalt informiert, der dann die Mitarbeiter der Kriminal- polizei, die Spurensicherung sowie einen Arzt der Rechtsmedizin beordert. Etwa eine Stunde später nach dem Eintreffen der Beamten ist es mit der Ruhe vorbei. Fahle Abstrahlung des Mondes vermischt sich mit dem grellen Lichtkegel der Scheinwerfer. Das rotweiße Plastikband mit der Aufschrift: „Polizeiabsperrung“ flattert im lauen Herbstwind hin und her. Kleine gelbe Schildchen, mit fortlaufenden schwarzen Ziffern versehen, sind in das Feld gesteckt, dienen dem Fotografen als Orientierung für seine Motive. Zwei Männer, die mit weißen Schutzanzügen und dazugehöriger Atemschutzmaske bekleidet sind, kauern um das Corpus Delicti. Die wie aus der Seuchen- abteilung einer Universitätsklinik Entsprungenen befreien mit weichen Pinseln die Knochen vom Sand. „Na, schon eine kleine Einschätzung?“, wendet sich der Staatsanwalt an den ebenfalls bei dem Leichnam hockenden, leicht untersetzten Mann. Mit seiner Nickelbrille, die von einem schmalen um seinen Hals gewundenen Textilband gehalten wird, wirkt er fast wie der Coroner aus einer amerikanischen Krimiserie. „Sehr vage …“, antwortet der Mediziner zögerlich. „Männlich, zirka eins achtzig groß. Mehr, wenn wir die Überreste im Institut hatten.“ Hauptkommissar Dirk Link wagt einen Vorstoß: „Könnte es sich um die Leiche eines Soldaten aus dem 2. Weltkrieg handeln?“ Diese Frage bringt ihm einen vorwurfsvollen Blick des Staatsanwalts ein: „Lieber Kollege, Spekulationen bringen uns nicht weiter.“ Süffisant grinsend hebt der Arzt erneut an: „Nun, ich denke eher nicht. Schauen Sie!“ Vorsichtig hebt er mit einer Pinzette einen kleinen vermoderten Stofffetzen hoch: „Meistens, wenn wir solche Opfer finden, und das ist ja hier in der Gegend geschichtlich gesehen nicht allzu unwahrscheinlich, fanden wir irgendwelche Indizien. Erkennungsmarken, Patronen oder andere entsprechende Gegenstände sind typische Beigaben bei solchen Funden. Hier aber Fehlanzeige. Und was diesen Fetzen hier betrifft, würde ich spontan sagen, das ist kein Uniformstoff. Weder von deutschen noch von russischen Soldaten. Aber wie schon gesagt, warten Sie die Untersuchung ab. Vermutlich werden Sie aber nicht darum herumkommen, eine Untersuchung des Falls zu starten. Schauen Sie bitte hier!“ Der Rechtsmediziner wendet sich wieder dem Staatsanwalt zu und deutet auf den Schädel des Toten: „Verletzungen. Sieht aus wie Wunden, die von Schlägen herrühren. Aber nochmals, zum jetzigen Zeitpunkt sind das alles Vermutungen.“ „Also gut. Wann, denken Sie, können wir mit Ergebnissen rechnen.“ „Wir bemühen uns. Aber mit zwei bis drei Tagen müssen Sie schon rechnen.“
Der angeforderte graue Transporter mit der Aufschrift: „Gerichtsmedizin“ schaukelt durch den unebenen Feldweg und hält in unmittelbarer Nähe des Fundortes. Das, was einmal ein Mensch war, wird vorsichtig in Tüchern fixiert, in einen mattgrauen Metallsarg verstaut und tritt seine Reise ins Gerichtsmedizinische Institut an. Zurück bleibt ein enttäuschtes, sehnsuchtsvolles Paar Hundeaugen.