Читать книгу Carina - Verlangen des Herzens - Marion Chesney - Страница 3

Erstes Kapitel

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Den ganzen Tag hatte es heftig geregnet, aber gegen Abend riß die Wolkendecke auf, und das Dorf Hopeworth mit den umliegenden regennassen Feldern wurde jäh in ein grelles Licht getaucht.

Kleine goldene Kräuselwellen tanzten unruhig auf dem Dorfweiher. Die Sonne stand gleißend zwischen zwei riesigen purpurschwarzen Wolkenfetzen, und der aufkommende Wind wirbelte einen Schauer nasser brauner Blätter hoch und ließ sie über die Hausdächer tanzen. Solche Sonnenuntergänge pflegten Sturmwind anzukündigen; gelbe Sonnenuntergänge bedeuteten immer unruhige Nächte.

Squire Radford zog seinen Wintermantel enger um seine alten Schultern und spürte dabei, wie ihm der schwere Stoff lose um die spindeldürren Beine baumelte.

Als er auf sein malerisches Häuschen zueilte, verfluchte er seine eigene Dämlichkeit, Sir Edwin Armitages Einladung zum Tee im Herrenhaus angenommen zu haben.

Sir Edwins hochmütige Frau hatte sich, wie üblich, eisig reserviert verhalten, und ihre faden Töchter, Josephine und Emily, beide immer noch unverheiratet, hatten abwechselnd in höchst ärgerlicher Weise gekichert und geschmollt.

Radfords Gedanken wandten sich von Sir Edwin auf Sir Edwins Bruder, Hochwürden Charles Armitage, Vikar von St. Charles and St. Jude in der Gemeinde Hopeworth. Obwohl der Vikar ein enger Freund Radfords war und an sehr vielen Abenden vorbeikam, merkte der Squire zu seinem eigenen Erstaunen, daß er zum erstenmal hoffte, der auf Fuchsjagden versessene Vikar möge heute die Annehmlichkeit seines eigenen Heims vorziehen.

Es war traurig und ließ ihn seine Einsamkeit schmerzlich fühlen, mit ansehen zu müssen, wie sich ein lieber Freund in seinem Wesen so entsetzlich verändert hatte. Der Vikar war so aufgeblasen geworden, so voll dünkelhafter Überheblichkeit, daß er ein ganz und gar anderer Mensch zu sein schien.

Der Unsinn hatte mit der Hochzeit der zweitältesten Tochter des Vikars, Annabelle, begonnen, überlegte der Squire und zuckte zusammen, als der erste Windstoß an seinem altmodischen, dreieckigen Hut zerrte.

Die älteste Tochter, Minerva, hatte eine sehr gute Partie gemacht, als sie Lord Sylvester Comfrey heiratete, und der Vikar hatte dieses Geschenk des Himmels mit wohltuender Dankbarkeit angenommen. Wenig später hatte Annabelle den Marquess of Brabington geheiratet, und wieder war der Vikar dankbar. Als Annabelle dann mit ihrem Mann auf die Iberische Halbinsel gereist war, weil Brabington am Krieg gegen Napoleon teilnehmen wollte, fand der Vikar Geschmack daran, daß sich seine gesellschaftliche Stellung durch den Adelsstand seiner Schwiegersöhne erheblich verbessert hatte. Er verbrachte außerhalb der Jagdsaison soviel Zeit wie möglich in der Hauptstadt und kehrte eigentlich nur noch aufs Land zurück, um sich auf immer ausgefallenere Anbauexperimente und immer teurere Anschaffungen von Jagdhunden einzulassen.

Er war nun stolzer Besitzer einer Meute von vierzig Hunden, einer lächerlich übertriebenen Anzahl für einen Landpfarrer. Zwei Jahre waren mittlerweile seit Annabelles Hochzeit vergangen; Lord Sylvesters Verwalter, der sich große Mühe gegeben hatte, die Landwirtschaft der Armitages in Ordnung zu bringen, war auf die Besitzungen seines Herrn zurückgekehrt; und wieder einmal sah sich der Vikar dem finanziellen Ruin gegenüber.

Der Squire kannte diesen Zustand von früher, aber niemals zuvor hatte Charles Armitage ihn so rundheraus ignoriert.

Dabei waren vier seiner Töchter noch unverheiratet und seine beiden Söhne in Eton; ihre Zukunft war eine schwere Bürde für ihn.

Zwei volle Jahre war es her, seit Annabelle den Marquess of Brabington geheiratet hatte. Wie alt waren sie jetzt eigentlich alle?

Der Squire stieß das hohe Eisentor auf, das zu seinem Haus führte, und murmelte Namen und Alter der Kinder des Vikars vor sich hin.

»Laß sehen, die Zwillinge Peregrine und James mögen zwölf sein. Minerva ist jetzt einundzwanzig. Mein Gott! Wie schnell die Zeit vergeht! Annabelle wird demzufolge neunzehn sein, was bedeutet, daß die dritte Tochter gerade achtzehn ist; auch so eine Sache – der irische Taufname Deirdre war nicht mehr gut genug, jetzt wurde sie Carina gerufen! Daphne ist sechzehn, Diana fünfzehn und die kleine Frederica vierzehn.«

Der indische Diener des Squire öffnete auf leisen Sohlen die Tür und half seinem Herrn aus dem Mantel.

»Danke, Ram«, sagte der Squire. »Ich bin bis aufs Mark ausgefroren. Bring mir den Brandy in die Bibliothek, und wenn jemand kommt – und das gilt für jeden –, ich bin nicht zu Hause.«

Sogar als der Squire allmählich milder gestimmt wurde, weil seine Füße in den Pantoffeln sich am Kamin erwärmten, die Vorhänge den aufkommenden Sturm nicht sehen ließen und die Flammen des flackernden Kohlenfeuers sich golden in seinem Brandyglas widerspiegelten, war er froh, allein zu sein.

Er hatte sein malerisches Landhaus vor etwa zwölf Jahren bauen lassen, um das alte Tudor-Herrenhaus zu ersetzen, das nicht mehr im besten Zustand gewesen war. Er hatte etwas Einfaches gewollt und betrachtete seine fünfzehn bezaubernden Räume, die mit französischen Tapeten und erlesenen Möbeln, mit Gemälden und kostbarem Porzellan ausgestattet waren, als für seine Bedürfnisse genügend; seine Frau und seine Tochter waren schon vor langer Zeit gestorben. Die Decken waren niedrig und mit Holz verkleidet, die goldenen Lettern der in Kalbsleder gebundenen Bücher, die an den Wänden der Bibliothek aufgereiht waren, blinkten anheimelnd im sanften Schimmer der Öllampen.

Als ein heftiger Regenguß an die Fenster klatschte, schmunzelte der Squire zufrieden und kuschelte sich tiefer in seinen Lehnstuhl. Er nippte an seinem Brandy und öffnete ein Buch.

Als der Wind ein wenig abflaute, hörte er das Klipp-Klapp von Pferdehufen die kurze Auffahrt heraufkommen.

Der Vikar.

Er drückte sich noch ein wenig tiefer in seinen Lehnstuhl und lauschte schuldbewußt der Ankunft des Freundes, dem Klopfen an der Haustür und dem sanften Gemurmel des Dieners.

Dann schloß sich die Tür, und es war nur noch das Heulen des wieder einsetzenden Windes zu hören.

Der Wind war so heftig, daß Squire Radford nicht hörte, wie der abgewiesene Vikar davonritt.

Doch plötzlich erhob sich der Squire und ging zu dem Bibliotheksfenster, das seinem Stuhl am nächsten war; dort zog er die Vorhänge beiseite. Er stieß einen erschrockenen leisen Schrei aus und trat vom Fenster zurück; seine runzligen alten Hände hielt er vor den Mund.

Ein abscheuliches, vierschrötiges, aufgedunsenes, verzerrtes Gesicht war an die Scheibe gepreßt.

Dann zog sich das Gesicht ein wenig zurück und verwandelte sich dabei in das von Hochwürden Armitage. Dieser sagte etwas, aber der Squire konnte ihn wegen des Sturms nicht verstehen. Immer noch zu erschrocken, um wieder ganz bei Sinnen zu sein, machte der Squire schlaffe Handbewegungen, um dem Vikar zu bedeuten, er möge zum Vordereingang zurückgehen.

Dann zog er die Vorhänge wieder zu und setzte sich mit immer noch pochendem Herzen in den Lehnstuhl beim Feuer.

Nach kürzester Zeit stürmte der Vikar herein.

Er war ein untersetzter, rundlicher Mann, der normalerweise einen Schaufelhut, einen Pfeffer-und-Salz-Anzug und Gamaschen trug. Der Squire dachte oft, daß der Union Jack auf seiner Brust ihn in einen perfekten John Bull verwandeln würde.

Aber diesmal stellte der Vikar eine eher seltsame Figur dar. Sein Gesicht war geschminkt und die Wangen künstlich gerötet; er trug eine aufwendige Halskrause und Abendkleidung, seine hautenge Hose war in Schaftstiefel gezwängt. Wenn er sich bewegte, quietschte und knarrte es unmißverständlich.

»Korsett, Charles?« erkundigte sich der Squire schwach.

»Quatsch«, sagte der Vikar und wurde noch ein bißchen röter. »Es sind meine alten Knochen, die knarren. Bei einem solch verdammten Sauwetter ausgesperrt zu sein, tut meinen alten Knochen nicht gerade gut. Aber jetzt bin ich ja hier, und das ist die Hauptsache.«

Er setzte sich gegenüber vom Squire ans Feuer und schenkte sich selbst ein Glas Brandy ein, noch bevor er seinen tropfenden Hut abnahm und auf den Kamin legte, wo er zu dampfen begann.

Sein schütteres braunes Haar war kunstvoll gekräuselt und pomadisiert, so daß es wie ein Hahnenkamm in die Höhe stand, was ihm ein Aussehen permanenten Überraschtseins verlieh.

Er stürzte sein Glas Brandy in einem Zug hinunter, schüttelte sich, blickte ins Feuer und seufzte kummervoll.

Der Squire sagte nichts, also seufzte der Vikar ein bißchen vernehmlicher und schaute seinen Freund aus den Winkeln seiner zwinkernden Knopfaugen an.

Schließlich gab der Squire nach.

»Was ist los, Charles?« fragte er mit seiner hohen, klaren Stimme.

»Ich habe meinen Glauben verloren«, klagte der Vikar. »Einfach so. Gerade wie der Dingsda auf der Straße nach Irgendwo.«

»Er hat ihn nicht verloren, er hat ihn gefunden«, sagte der Squire aufgebracht.

»Wer?«

»Paulus.«

»Ach so, der? Natürlich, für ihn war es leicht«, sagte der Vikar leicht höhnisch. »Aber kümmert es Gott, wenn ich meinen Glauben verloren habe? Sendet er mir Lichter oder sonst irgendein kleines Wunder herab? Nein. Nicht einmal anständiges Jagdwetter hat er mir letztes Jahr verschafft.«

»Ich sehe nicht ein, Charles, warum du behauptest, etwas verloren zu haben, was du nie besessen hast«, sagte der Squire, während ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Du wirst immer anmaßender. Ohne Demut gibt es keinen Glauben.«

»Predige nicht«, sagte der Vikar beleidigt. Er goß sich noch einen Brandy ein und seufzte wieder.

Der Squire schaute ihn in einer Mischung aus Entrüstung und Mitleid an.

»Du bist ein großes Kind«, sagte er gütig. »Es ist nicht der Glaube oder sein Nichtvorhandensein, was dich bekümmert. Es ist das Geld oder sein Nichtvorhandensein.«

»Ja, das ist es«, stimmte der Vikar zu. »Du triffst den Nagel auf den Kopf. Zwei reiche Schwiegersöhne, und ich kann ihrer nicht habhaft werden. Brabington ist jetzt in Frankreich, und Comfrey ist auch abgereist, um sich ihm anzuschließen.«

»Wirklich? Ich wußte gar nicht, daß Minerva und ihr Gatte England verlassen haben! Ich habe es nicht erwartet. Sie wird dir bald einen Enkel bescheren.«

»In zwei Monaten«, sagte der Vikar verdrießlich. »Und er wird wahrscheinlich französisch sprechend auf die Welt kommen.«

»Aber was führte Lord Sylvester nach Frankreich?«

»Ich weiß es nicht. Er ging vermutlich dorthin wie andere auch. Wenigstens sind sie in Paris und nicht in Waterloo, um mit einem Stecken zwischen den Toten herumzustochern.«

»Mein lieber Charles!«

Es trat Stille ein. Die Tür öffnete sich, der Diener kam herein und legte zwei große Schaufeln Kohle nach.

Düster beobachtete der Vikar, wie sich der graue Rauch in langen Schwaden zu kräuseln begann. Dann sprangen kleine gelbe Flammen durch den schwarzen Kohlehaufen, und grüne und blaue tanzten im Gefolge des Kohlegases.

Die Standuhr in der Ecke tickte laut. Ein starker Windstoß heulte um das Gebäude.

»Es gibt eine Lösung«, sagte der Vikar schließlich. »Als ich in London war, sprach man in den Clubs über Lord Harry Desire.«

»Den Sohn des Earl of Carchester?«

»Genau den.«

»Und?«

Der Vikar seufzte schwer. »Desire hat einen Onkel, der steinreich ist, Jeremy Blewett. Er sagt, daß er all sein Geld Desire hinterlassen wird, wenn der Mann heiratet. Man munkelt, daß Blewett bereits im Sterben liegt.«

»Hat Desire kein eigenes Vermögen?«

»Nicht viel. Die Carchesters haben es noch nie zusammenhalten können. Er lebt aufwendig, der junge Desire. Er gibt mehr für seinen Schneider aus als ich für meine Meute.«

Der Squire stellte eine schnelle Kopfrechnung an.

»Unmöglich«, sagte er schließlich.

»Doch. Er ist ein arger Dandy.«

»Ich verstehe nicht, wie dieser junge Mann dir helfen soll. Wie alt ist er?«

»Ende Zwanzig. Vielleicht dreißig, würde ich sagen.«

»Und du hast ihn getroffen?«

»Ich nicht.« Der Vikar zuckte mit den Schultern. »Aber gehört habe ich von ihm.«

»Du wirst doch nicht etwa an einen Ehemann für Carina denken!«

»Warum nicht?« fragte der Vikar ärgerlich. »Ich hatte genug Umtrieb mit Minerva und Annabelle. Eine eingefädelte Hochzeit ist genau das Richtige.«

»Carina ist eine hochintelligente junge Frau, die weiß, was sie will.«

Der Vikar wühlte in seinen Rocktaschen herum, bis er einen Gänsekiel fand, worauf er daranging, in seinen Zähnen herumzustochern, sehr zum Mißvergnügen des gepflegten Squire. »Hör zu, Jimmy«, grinste der Vikar. »Carina ist weisgemacht worden, daß sie diejenige mit Köpfchen in der Familie sei, und zwar so lange, bis sie es selbst geglaubt hat. Aber stell dir vor, sie liest Romane. Da hast du’s!«

»Ich lese selbst Romane«, protestierte der Squire.

»Das ist bei einem Mann etwas anderes«, brummte der Vikar. »Wie so viele Laster, übrigens.«

»Ich glaube, du machst einen großen Fehler«, sagte der Squire ernsthaft. »Ich weiß nicht, was in den letzten zwei Jahren in dich gefahren ist, Charles. Du verschleuderst dein Geld, du bist dazu übergegangen, dich zu schminken und – ja – du trägst ein Korsett.«

Der Vikar lief rot an und schaute trotzig. »Ich habe mich nicht verändert«, sagte er und wurde zusehends ärgerlicher. »Du bist es, der sich verändert hat. Verdammt noch mal, du bist schlimmer als der Bischof. Immerzu predigen und moralisieren und streiten. Ich gehe!«

»Wenn unsere Freundschaft dir so wenig bedeutet, daß du nicht einmal gutgemeinte Kritik vertragen kannst …«

»Pah!« machte der Vikar, stand auf, nahm seinen dampfenden Hut und drückte ihn sich auf den Kopf.

»Laß uns nicht im Zorn auseinandergehen«, bat der Squire. »Bleib zum Abendessen, ich bitte dich, und laß uns die Sache bereden.«

»›Es ist besser ein Gericht Kraut mit Liebe, denn ein gemästeter Ochse mit Haß.‹ Sprüche Salomos, 15, Vers 17.«

»Oh, Charles …«, begann der Squire, aber der Vikar war schon verschwunden.

Der Ritt durch die Nacht trug wenig dazu bei, die Laune von Hochwürden Charles Armitage zu heben. Das sorgenvolle, vorwurfsvolle Gesicht seines Freundes tauchte immer wieder vor ihm auf, als er seinem Pferd die Sporen gab, um schneller zum Pfarrhaus zu gelangen. Er hatte sich während der vergangenen zwei Jahre als ein neuer Mensch gefühlt. Als ein wichtiger Mann. Einer aus der Oberschicht. Dank der ausgezeichneten Partien seiner Töchter war er in den ersten Häusern zu Gast.

Er fühlte sich, als hätte er seine Jugend zurückgewonnen. Und wenn ihn auch sein Korsett kniff und die Farbe auf seinem Gesicht juckte, so waren das unbedeutende Nadelstiche, verglichen mit der tiefen Befriedigung, die es ihm gewährte, zu den Blaublütigen zu gehören.

Er stapfte in die enge, dunkle Eingangshalle des Pfarrhauses, wo ihn der Anblick seiner Tochter Daphne ruckartig zum Stehen brachte. Sie stand vor dem Spiegel und schaute ihr Spiegelbild mit einem verzückten Gesichtsausdruck an.

»Geh in dein Zimmer, Miss«, schnauzte der Vikar sie an, »und hör auf, dich immerzu zu bewundern. Und schick Carina in mein Studierzimmer.«

Daphne lehnte sich noch näher zum Spiegel hin und zupfte ein glänzend schwarzes Haarlöckchen zurecht.

»Ja, Papa«, sagte sie unbestimmt, während sie zur Treppe entschwebte.

»Ach Gott!« stöhnte der Vikar. Er streckte seinen Kopf durch die Wohnzimmertür. Seine Frau lag auf einem Sofa. Sie hob ihm ein Gesicht mit einer braunen Maske entgegen.

»Um Himmels willen!« schrie der Vikar auf. »Was …?«

»Es ist Fangoschlamm«, sagte seine Frau, wobei sie ihre Lippen so wenig wie möglich bewegte. »Es soll sehr gut tun.«

»Ach was!« schnaubte der Vikar, die Türe zuschlagend, und durchquerte die Diele in Richtung seiner Studierstube. Wenn Mrs. Armitage nicht gerade an irgendeiner eingebildeten Krankheit litt, war sie immerfort damit beschäftigt, Schönheitsmittelchen auszuprobieren. Er klingelte nach Betty, dem Hausmädchen, und verlangte eine Flasche weißen Brandy und einen Krug heißes Wasser. Das Mädchen wollte das Feuer anzünden, aber er knurrte, er wolle es selbst machen. Sobald der Brandy da war, füllte er großzügig einen Zinnbecher und goß mit heißem Wasser auf. Dann schüttete er auch über die Holzspäne im Kamin Brandy und zündete sie an. Das Feuer loderte erfreulich schnell hoch und versengte ihm fast die Augenbrauen. Er warf ein anständiges Scheit hinein und ließ sich dann hinter seinem unordentlichen Schreibtisch nieder.

Die Tür öffnete sich, und Miss Carina Armitage trat ein. Der Vikar blickte sie an, seufzte und schaute schnell wieder weg. Jedermann nannte Carina eine Schönheit, aber ihr Vater dachte immer, und es war ihm unbehaglich dabei, daß seine Tochter ihn an einen Fuchs erinnerte.

Sie hatte dichtes, glänzend rotes Haar und grüne Augen, nicht das Smaragdgrün Sylvesters, sondern ein eigenartiges Jadegrün wie meerwasserfarbenes Glas. Die Augen waren leicht schräg. Zusammen mit ihrer kurzen geraden Nase, den hohen Backenknochen und dem spitzen Kinn verliehen sie ihr ein elfenhaftes Aussehen. Sie hatte einen kleinen, hohen, festen Busen, eine schmale Taille und feine, zerbrechlich wirkende Gelenke. Aber es schien immer, als ob irgendein geheimer Spaß Carina amüsierte, und das ließ den Vikar an einen Fuchs denken. Gelegentlich hielt er sie für schlau und verschlagen.

»Nun, Papa«, begann Carina und setzte sich ihm gegenüber, »wie geht es Squire Radford?«

»Woher weißt du, daß ich beim Squire war?«

»Weil dein Mantel in der Halle hängt und naß ist, und weil du schuldbewußt aussiehst und schlecht gelaunt, wie immer, wenn du von Squire Radford kommst.«

»Sieh einer an, meine naseweise Miss; es wird höchste Zeit, daß du deine Zunge im Zaum hältst. Kein Mann will so ein rothaariges widerspenstiges Schlauköpfchen zur Frau.«

Carinas grüne Augen, die so wenig preisgaben, musterten ihn eindringlich.

»Nächstes Jahr soll ich eine Saison in London verbringen, Papa«, sagte sie schließlich. »Minerva hat versprochen, mich in die Gesellschaft einzuführen. Ich … freue … mich … sehr … darauf«, fügte sie langsam und klar hinzu.

»Oh, ah ja«, sagte der Vikar und betrachtete aufmerksam das Innere seines Bechers.

»Und ich bin nicht gesonnen, mich in so eine mißliche Lage wie Minerva und Anabelle bringen zu lassen. Ich werde es wissen, wenn ich in einen Gentleman verliebt bin.«

»Ach, Liebe. Du hast schon wieder Romane gelesen. Eine gute, vernünftige Ehe hat wenig mit Liebe zu tun.«

»Im Gegenteil«, sagte Carina bestimmt, »sie bedeutet alles. Als Gottesmann würdest du natürlich nicht im Traum daran denken, eine deiner Töchter in eine Vernunftehe ohne Liebe zu drängen, Papa.«

»Minerva war dazu bereit«, betonte der Vikar verärgert.

»Sie hatte Glück, daß es nicht soweit kam«, antwortete Carina. »Was wolltest du mit mir besprechen?«

Der Vikar überlegte in Windeseile. Es war nicht nötig, sich mit Carina in Wortgefechte einzulassen, noch bevor sie diesen Lord Harry Desire gesehen hatte. Vielleicht wurde gar nichts daraus. Und er konnte immer noch warten, bis einer oder beide Schwiegersöhne aus Paris zurückkehrten. Allerdings hatte er sie bereits um Geld gebeten, und er wußte, daß Lord Sylvester diesmal vielleicht die Ländereien selbst in die Hand nahm, womit er ihm schon das letzte Mal gedroht hatte. Überdies erachtete Lord Sylvester die private Jagd des Vikars als eine übertriebene Geldverschwendung.

»Ich wollte dir nur sagen, daß ich morgen früh in die Hauptstadt fahre«, sagte er mürrisch. »Sei also ein braves Mädchen und paß auf deine Mutter und deine Schwestern gut auf.«

»O Papa«, rief Carina aus, und ihre seltsamen Augen glänzten im Schein des Feuers, »nimm mich mit. Bitte! Es ist so langweilig hier. Mit Daphne ist es nicht mehr lustig. Sie tut nichts anderes mehr als vor dem Spiegel herumhängen.«

»Nein. Du hast deine Pflichten. Du mußt Lady Wentwater vorlesen. Dann tätest du gut daran, Mrs. Briggs, die schlecht zurecht ist, etwas Stärkendes zu bringen.«

»Wie steht es mit deiner Predigt?«

»Überlaß die Pettifor.« Mr. Pettifor war der überarbeitete Kooperator des Vikars. »Es ist noch früh genug für dich, nach London auszufliegen, wenn Minerva zurückkommt.«

Als Carina wieder in ihrem eigenen Zimmer war, merkte sie, wie ihre Hände zitterten. Sie wußte, daß die Finanzen im Pfarrhaus Ebbe hatten. Sie wußte auch, daß ihr Vater wahrscheinlich plante, dem abzuhelfen, indem er sie an einen reichen Mann verheiratete, der einen günstigen Heiratsvertrag abschloß. Dann lächelte sie in sich hinein und entspannte sich allmählich.

Obwohl sie vielen jungen Männern begegnet war, als sie ihre zwei Schwestern besucht hatte, hatte doch keiner von ihnen mehr als ein flüchtiges Interesse an ihr gezeigt. Sie wußte, daß sie den Ruf eines Blaustrumpfes hatte, aber das paßte ihr gerade gut. Carina war ausgesprochen romantisch und glaubte an eine Liebesheirat. Sie war es zufrieden, zu warten. Und Minerva würde es Papa nicht erlauben, sie zu einer Heirat zu zwingen, die für sie unannehmbar war.

»Wenn sie sich bei Minerva beklagt, wird Minerva der Sache ein Ende machen«, überlegte der Vikar, als er sich am nächsten Morgen nach London aufmachte. »Warte, ich werde dem einen Riegel vorschieben. Ich gebe dem Postboten John eine Guinee, damit er ihre Briefe nach Paris so lange in den nächsten Brunnenschacht wirft, bis ich ihm die Erlaubnis gebe, damit aufzuhören.« Abrupt überfielen ihn geradezu schmerzhafte Gewissensbisse. Aber da begann er schnell die Namen seiner Hunde wie eine Litanei aufzuzählen, um sich zu trösten. Nicht einer mußte geopfert werden, wenn sein Plan aufging. Er hatte ein paar Züchtungsfehler gemacht, aber jetzt war er überzeugt, daß er auf dem richtigen Weg war, die beste Meute in ganz England sein eigen zu nennen. Frauen redeten sowieso pausenlos über Liebe und Heirat. Es war eine ihrer Angewohnheiten. Die armen Geschöpfe waren nun einmal so. Er dagegen, Charles Armitage, hatte seine Frau niemals geliebt, und wenn er all diese Jahre ihr lästiges Gefasel und Gejammer aushalten konnte, dann konnte das jeder andere auch, folgerte er ziemlich unzusammenhängend. Und Frauen waren weniger wert. Auf jeden Fall.

Wie Lord Chesterfield betrachtete er Frauen als »große Kinder«, und »ein Mann mit Verstand nimmt sie nicht ernst, er spielt mit ihnen, tändelt mit ihnen, schmeichelt ihnen, genauso wie er mit einem aufgeweckten, frühreifen Kind umgehen würde.«

Als er die Stadt erreicht und es sich im Haus seiner Tochter Minerva gemütlich gemacht hatte, war er innerlich wieder ganz mit sich zufrieden.

Frisch rasiert und pomadisiert und in ein Cumberland-Korsett geschnürt, das er unter einem himmelblauen Rock aus dem feinsten Tuch und einer kanariengelben hochmodischen Hose trug, quietschte und scharwenzelte der Vikar des Weges. Er ging die Saint-James’-Street hinunter und bog in den Eingang von White’s.

White’s Club hatte sich wenig seit der Jugendzeit des Vikars verändert, auch wenn der Eingang tiefer gesetzt und der alte Zugang in einen Erker verwandelt worden war. Der Mitgliedsbeitrag war auf elf Guineen erhöht worden und die Aufnahmegebühr von zehn auf zwanzig Guineen. Von seinem Sitz, im Erker fällte Beau Brummell modische Urteile über London.

Swift hatte White’s »den allgemeinen Treffpunkt von berüchtigten Gaunern und adeligen Hereingelegten« genannt, aber White’s war einfach der Club. Es war sicherlich der richtige Ort, solch einen Stutzer wie Lord Harry Desire aufzuspüren.

Es war bemerkenswert ruhig in den Clubräumen, obwohl es drei Uhr nachmittags war. Schließlich kam heraus, daß in der vergangenen Nacht besonders hitzig gespielt worden war, und zweifellos schliefen noch alle. Der Vikar erspähte Colonel Brian, und nach einigem Zögern näherte er sich ihm.

Der ältliche Colonel war der Liebhaber von Lady Godolphin gewesen, einer entfernten Verwandten der Frau des Vikars, die Minerva in die Gesellschaft eingeführt hatte. Lady Godolphin, diese alte Dame der Gesellschaft, die doch immer alle Fremdwörter verdrehte, hatte geglaubt, der Colonel sei verheiratet, dabei war seine Frau schon gestorben. Der Colonel hatte die Sache in Ordnung gebracht, indem er um ihre Hand anhielt. Er wurde erhört. Während des nächsten Monats sprach Lady Godolphin von nichts anderem als von der Vorbereitung ihres Torso, was sie für ein französisches Wort für Aussteuer hielt – und dann verlief ganz plötzlich alles im Sande. Es wurde geklatscht, daß der Colonel ihr den Laufpaß gegeben habe. Aber niemand konnte herausfinden, wie es wirklich gewesen war, da sich beide Seiten weigerten, sich über die Angelegenheit zu äußern.

»Ich muß schon sagen, Colonel«, begann der Vikar lebhaft, »ich habe Sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ihnen scheint es ja nicht gerade prächtig zu gehen.« Denn der Colonel sah äußerst niedergedrückt aus.

Brian schaute den geschminkten und herausgeputzten Vikar aufmerksam an, und dann hellte sich sein Gesicht auf. »Charles Armitage!« rief er aus. »Ich hätte Sie beinahe nicht erkannt.«

»Natürlich nicht«, sagte der Vikar eitel. »Ich bin ja auch modisch geworden.«

»Gewiß«, erwiderte der Colonel unsicher, dabei trat er einen Schritt zurück, um dem überwältigenden Moschusduft, der Mr. Armitage wie eine große gelbe Wolke umhüllte, zu entrinnen. »Wie geht es Ihren Töchtern? Gut, nehme ich an?«

»Minerva und Annabelle sind in Paris.«

»Alle, die zur Gesellschaft gehören, scheinen in Paris zu sein«, seufzte der Colonel. »Die Stadt ist bemerkenswert leer. Es wird eine langweilige kleine Saison werden.«

»Ich habe vor, später bei Lady Godolphin vorbeizuschauen«, warf der Vikar leichthin ein. »Haben Sie Lust, mich zu begleiten?«

Der Colonel schüttelte traurig den Kopf und blickte zu Boden.

Der Vikar brannte darauf, ihn nach dem Grund seines Zerwürfnisses mit Lady Godolphin zu fragen. Aber der Gedanke an den wahren Grund für seinen Besuch im Club bewirkte, daß er die Frage, die ihm schon auf der Zunge lag, fallenließ und statt dessen fragte: »Kennen Sie Harry Desire?«

»Flüchtig. Gerade habe ich ihn gesehen.«

»Ich möchte gerne, daß Sie mich ihm vorstellen«, sagte der Vikar. »Ich muß etwas ganz Persönliches mit ihm besprechen.«

»Sehr wohl«, sagte Colonel Brian. »Er ist in der Kaffeestube. Wenn Sie mir vielleicht Ihrerseits einen kleinen Gefallen tun würden …?«

»Aber selbstverständlich.«

»Wenn Sie Lady Godolphin besuchen, dann sagen Sie ihr, Arthur läßt sie ganz herzlich grüßen. Nein. Fragen Sie mich nichts.«

»›Arthur läßt ganz herzlich grüßen‹«, wiederholte der Vikar ungeduldig. »Aber führen Sie mich jetzt zu Desire.«

Lord Harry Desire saß hinter einer Zeitung verborgen in der Kaffeestube. Er schaute auf, als der Colonel hinter ihm stand und sich räusperte. Colonel Brian stellte den Vikar vor und verabschiedete sich.

Der Vikar setzte sich Lord Harry gegenüber und musterte ihn angelegentlich.

Lord Harry starrte zurück; sein Blick war leer, blau und matt. Er war nicht ganz der modische, aufgeputzte Geck, den der Vikar erwartet hatte. Das erste, was ihm auffiel, war die unglaubliche Schönheit des Mannes. Lord Harry hatte dichtes, schwarzes, glänzendes Haar, das ihm nach Künstlermanier gewollt lässig in die breite weiße Stirn fiel. Seine blauen Augen waren klar und unschuldig wie Kinderaugen. Die Lider waren geschwungen, und das verlieh ihm den trägen sinnlichen Ausdruck gewisser klassischer Statuen. Seine Mundpartie war entschlossen, aber insgesamt wirkte er doch etwas verweichlicht, was der mädchenhaften Reinheit seiner Haut und seiner schlanken Statur zuzuschreiben war.

Seine Kleider waren kunstvoll geschneidert; der Vikar stellte das mit einem schmerzlichen Gefühl des Neides fest. Sein flaschengrüner Rock saß wie angegossen, und seine lederfarbenen Hosen sahen aus, als wären sie auf seine Beine gemalt. Seine Stiefel glänzten wie schwarzes Glas. Seine Halskrause entquoll seiner gestreiften Weste in raffiniert gelegte Falten.

»Sie sind jünger, als ich dachte«, sagte der Vikar unvermittelt.

»Ich bin bemerkenswert gut erhalten für meine dreißig Jahre«, entgegnete Lord Harry ernsthaft.

»Jawohl, das stimmt«, erwiderte der Vikar.

Es folgte wieder langes Schweigen. Draußen verhunzte jemand Mozart auf einer Drehorgel.

»Tja, ja«, machte der Vikar und rieb sich die plumpen Hände. »Schau an, schau an.«

Lord Harry blickte ihn immer noch höflich lächelnd an.

»Sie müssen sich fragen, was ich mit Ihnen besprechen möchte«, sagte der Vikar verzweifelt.

»O nein«, antwortete Lord Harry sanft. »Ich frage mich nie etwas. Es ist zu ermüdend. Und ich bin überzeugt davon, daß Sie es mir zu gegebener Zeit schon sagen werden.«

Der Vikar sah ihn verwirrt an. Dann dachte er an das Vermögen des reichen Onkels und lehnte sich vor, um Lord Harrys Knie in onkelhafter Weise zu tätscheln.

Lord Harry schaute den Vikar an, schaute auf die Hand auf seinem Knie und schaute wieder den Vikar an. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich dabei kein bißchen, aber der Vikar wurde ganz rot und zog eilends seine Hand zurück.

»Schauen Sie her, es steht so«, brachte Hochwürden Charles Armitage schließlich heraus und begann zu schwitzen. »Ich habe gehört, daß Sie heiraten müssen, um das Vermögen Ihres Onkels zu erben.«

Lord Harry schaute ihn sanft von oben bis unten an. Der Vikar spürte, wie er allmählich ärgerlich wurde. Warum sagte dieser Büffel nicht irgend etwas? So schwierig hatte er sich das nicht vorgestellt. Es war besser, zur Sache zu kommen.

»Sehen Sie, ich habe da eine Tochter – Carina. Achtzehn. Schön. Ich habe keine Moneten. Sie brauchen eine Frau, wie wäre es, wenn wir handelseinig würden?«

Etwas wie ein Funke glitzerte in den Augen Seiner Lordschaft auf und verschwand sogleich wieder.

»Wahrhaftig!« sagte er höflich.

»Nun?« fragte der Vikar ungeduldig. »Was halten Sie davon?«

»Hat sie rote Haare?« fragte Lord Harry, während er wie von ungefähr zum Kronleuchter blickte. »Ich kann rote Haare nämlich nicht ausstehen.«

»Färben«, beschloß der Vikar im stillen. Er dachte kurz an Gott, so wie man an einen nörgelnden, tyrannischen Vater denkt, schloß dann seine Augen etwas, holte tief Luft und sagte: »Nein.«

»Und sie ist in London?«

»Nein«, sagte der Vikar. »Aber bald. In vier Tagen.«

»Ich bin einmal Ihrer Tochter Minerva begegnet«, sinnierte Lord Harry. »Lady Sylvester Comfrey. Sehr schön und sehr gescheit. Sie hat mir gesagt, wie sehr sie Mähner verabscheut, die mehr Wert auf Kleidung als auf eine tugendhafte Lebensführung legen.«

»Ach, Minerva macht gern ein Späßchen«, meinte der Vikar vergnügt; im stillen verfluchte er aber seine Älteste wegen ihrer selbstgefälligen Moralpredigten.

»Ist Ihre Tochter – Carina – ungeheuer klug?«

Der Vikar schaute Lord Harry aus den Winkeln seiner kleinen Knopfaugen an und überlegte, ob Lord Harry eine kluge Frau wollte. Lord Harry erwiderte den Blick mit einem absolut leeren Gesichtsausdruck. »O nein«, antwortete der Vikar schließlich. »Sehr weiblich. Hübsches kleines Ding. Häuslich. Gut erzogen. Hören Sie«, fuhr er fort, in aller Eile improvisierend: »Sie wird nächsten Montag bei Lady Godolphin sein zu einer kleinen musikalischen Soiree. Vielleicht möchten Sie gerne kommen?«

Es blieb lange still. Eine Schmeißfliege, ein Überbleibsel vom Sommer, brummte gegen das Fenster. Ein Holzscheit knisterte in der Glut, und von allen Seiten schlugen die Uhren die halbe Stunde.

»Ja«, sagte Lord Harry schließlich. »Ich komme.«

»Sehr gut, ich schicke Ihnen eine Karte«, stotterte der Vikar, der es plötzlich eilig hatte, zu verschwinden.

Lord Harry streckte Armitage eine lange, weiße, schlanke Hand entgegen, als sich der Vikar erhob.

»Sind Sie sicher, daß Ihre Tochter gefühlsmäßig noch ganz ungebunden ist?«

»Ja«, sagte der Vikar, froh, endlich einmal die Wahrheit sagen zu können. »Carina hat noch nie einen Mann auch nur angeschaut, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Nein, ich verstehe es nicht«, sagte Lord Harry freundlich.

»Gut, grübeln Sie nicht weiter darüber«, meinte der Vikar und klopfte ihm auf die Schulter. »Wir freuen uns, daß Sie uns am Montag das Vergnügen Ihrer Gesellschaft machen.«

»Was für ein Dummkopf!« brummte der Vikar vor sich hin, als er den Club verließ. »Macht nichts. Er ist ein willfähriger Idiot, und Carina wird ganz glücklich sein mit einem Mann, der mit sich selbst und der Welt zufrieden ist.«

Raschen Schrittes ging er auf Lady Godolphins Haus zu.

Er brauchte jetzt alle Hilfen, die er auftreiben konnte.

Carina - Verlangen des Herzens

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