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Lehrer der Knabenvolksschule
ОглавлениеGerhard Hein *1930 Bau-Ingenieur
In der Schulzeit hatte man vor Lehrern sehr viel Respekt. Sie waren geachtete Personen, deren Wort auch bei den Eltern von großer Bedeutung war. Alle haben versucht, uns etwas beizubringen, aber sie hatten ihre Eigenheiten. Auffallend war damals die ausgeprägte Disziplin in der Klasse und auf dem Schulhof.
Gericke war Rektor und erzählte gerne Geschichten aus dem 1. Weltkrieg. Er wurde deshalb auch Lehrer Kopfschuss genannt. Im Schirmständer des Rektorzimmers standen seine Schlaginstrumente (Rohrstöcke). Später hatte er dafür auch den untersten Schubkasten im Schrank reserviert, man konnte sich einen Stock aussuchen. Wenn er mit dem Schlüsselbund in der Hosentasche klapperte, war er mit einem Schüler unzufrieden. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Nach 1945 wurde er wegen Nazi-Mitgliedschaft entlassen und war noch eine gewisse Zeit Pförtner.
Franz war während des Krieges Chef des Luftschutzes. Im Schloss zeigte er uns des Öfteren die erforderlichen Gerätschaften und erklärte uns die Verhaltensregeln bei einem Angriff. Kant war ein überzeugter Nationalsozialist und las häufig während der Schulstunden aus der Zeitung Das Reich vor. Die Schüler schenkten der Lesung meist wenig Aufmerksamkeit. Die Schularbeiten kontrollierte er recht oberflächlich. Sander wurde von uns Mope genannt. Er war ein älterer, ruhiger und guter Lehrer. Seeland ist mir als absoluter Schlägertyp in Erinnerung, der bei jeder passenden Gelegenheit mit dem Rohrstock auf den Po hieb. Mit etwas Glück hatte er auch andere harte Strafen parat, wie z.B. die Verdoppelung der Hausaufgaben. Manchmal handelte er auch im Auftrag vom Rektor.
Mauruschat kam aus Ostpreußen. Manchmal erzählte er von seiner Heimat und den Masuren. Nachdem der Sportlehrer zum Kriegsdienst musste, hatten wir Sport bei ihm. Seine Standardstrafe war es, mit dem Stock über den zusammengedrückten Daumen und Mittelfinger zu hauen. Semisch nannten wir Gandhi. Er war unser Naturkunde- und Physiklehrer. Der Schulgarten war sein Reich. Für uns war er ein strenger Lehrer. Wenn er in den Pausen Aufsicht hatte, ging es überaus diszipliniert zu. Mit seiner Haselnussgerte aus dem Schulgarten schlug er unbarmherzig in die nackten Kniekehlen. Schiemenz war auch als Klamottenkönig bekannt. Bei ihm hatten wir Musikunterricht. Er hatte die Angewohnheit, einen Schlüsselbund nach einem Störenfried zu werfen, den er zuvor nicht angeschaut hatte. Strafen gab es auch mit Kopfnüssen.Puhle kontrollierte täglich die Sauberkeit der Hände. 1940 wurde der junge Lehrer zum Kriegsdienst eingezogen. Er ist im 2. Weltkrieg gefallen.