Читать книгу Fanni und der Fidelfritz - Marion Wolf - Страница 4

Trauerzeit

Оглавление

Der Kummer um den Tod der Mutter jedoch hatte den Vater zu einem schweigsamen Mann gemacht – die Trauer klebte wie Pech in seinem Kopf. Holte er tagsüber Wasser vom Dorfbrunnen, ging er mit gesenktem Kopf und kein Nachbar wagte ihn anzusprechen. Wenn abends die Kinder im Bett lagen, saß er im Eck seiner Stube vor den Leisten und starrte wie gelähmt aufs Leder, anstatt es zügig zu vernähen. Ach wie fehlten ihm doch das fröhliche Geplauder seiner Frau und ihre lieben Umarmungen. Er blies nur noch Trübsal und dabei wurde kaum ein Schuh fertig.

Doch wo das Schweigen regiert, guckt bald die Düsterhex zum Fenster hinein und belegt die Trauernden mit einem bösen Fluch. Dem Witwer war bald nur noch zum Sterben zumute.

Mit der Zeit wurde das Geld rar. Hätte Fanni nicht die Kleider der Mutter geerbt und hätten die kleinen Geschwister nicht die Sachen der großen aufgetragen, wären sie in Lumpen herumgelaufen.

Das Schlimmste aber für die Kinder war, dass der Vater kaum noch ein Wort mit ihnen sprach. Sein lustiges Lachen schien für immer versiegt. Das war bitter, doch es sollte noch schlimmer kommen:

Eines Morgens war der Vater verschwunden. Fanni suchte ihn überall im Dorf und fragte jeden, den sie traf, doch keiner wusste, wo er abgeblieben war. Der Vater schien wie vom Erdboden verschluckt.

„Den hat bestimmt die Düsterhex geholt!“, meinte eine Alte, „die holt alle, die immer nur an den Tod und nicht ans Leben denken!“

Fanni kannte die schaurige Mär von der unheimlichen Zauberin im Wald. Es hieß, sie nähme ihren Opfern den Lebenswillen und locke sie in ihr düsteres Reich, wo sie bei vergorenem Zuckerrübensud langsam den Verstand verlören. Man munkelte, sie frönten seltsamen Ritualen, bis sie wie ein Schatten ihrer selbst dahin siechten und schließlich zu Tode kämen.

Fanni und der Fidelfritz

Подняться наверх