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Am Viktualienmarkt.

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Valentinstag1973. ‚Heut fahr ich endlich mal zum Viktualienmarkt’, dachte Luise. Im dritten Semester studierte sie schon in München und war noch nie auf dem berühmten Markt gewesen. Doch heute hatte sie das Gefühl, dort warte etwas Besonderes auf sie. Also machte sie sich auf. Einen alten Bergsteiger-Rucksack über dem Anorak stapfte sie durch die Bungalowsiedlung zur Haltestelle Olympiadorf.

Am Marienplatz verließ sie die U-Bahn und wanderte das „Tal“ hinunter. Die Sonne schien, dicke Wolkenschiffe wanderten unterm Himmel, Schneeschmelze tropfte von den Bäumen, auf den Straßen lag grauer Matsch. Nach einigen hundert Metern erschienen rechts um die Ecke die Buden und Gemüsestände. Teuer war das Obst hier und beim Anblick der Leute aus aller Welt fiel ihr ein Münchner Witz ein: Kommt ein Japaner zum Viktualienmarkt, nimmt einen Apfel, beißt rein und legt ihn zurück. Schreit die Standlfrau: „Du, wannst mer den Apfi net zahlst, Saupreiß, japanischer!“

Gedankenverloren vor sich hin schmunzelnd irrte sie in der wogenden Menge umher, beobachtete die Menschen und landete plötzlich vor einem Tisch, wo jemand für 1 DM Kakteen verkaufte. Luise suchte sich drei aus, ließ sie in Papier wickeln und verstaute sie im Rucksack. Dann suchte sie nach dem Standbild von Karl Valentin – einem Namensvetter des Heiligen vom 14. Februar - und freute sich über die Blumen, die jemand an seinen Brunnen gelegt hatte. Unvergessen würde er bleiben, der schräge Wortverdreher, der nach dem Zweiten Weltkrieg halbverhungert an Lungenentzündung starb.

Nach kurzer Andacht bahnte sie sich einen Weg zum Straßenrand und zwängte sich zwischen Bäumen und parkenden Autos durch, um zügig zurückzukommen. Plötzlich stapfte ein gedrungener Mann daher und stellte eine Schachtel mit 5 jungen Häschen in den Kofferraum seines Autos – zwei schwarzen und zwei weißen mit kurzen Ohren und einen braunen mit langen Löffeln. EBE – das Kennzeichen von Ebersberg - ließ auf einen Bauern schließen. Luise taten die Hasenkinder leid – wie kann man nur lebende Tiere in einen dunklen Kofferraum sperren?

Sie dachte zurück an die bunten Osterhasenheftchen ihrer Kindheit, die sie seinerzeit mit Hingabe betrachtet hatte. Das braune Häschen erinnerte sie an den Mümmel ihrer Osterhasenträume, der im Märchen heimlich aus Farbresten ein kunterbuntes Ei bemalte und damit Lob einheimste.

„Was kosten denn die Hasen?“ fragte sie den unwirschen Mann, der offenbar keine Käufer gefunden hatte und gerade den Kofferraumdeckel zuknallte.

„Welchen wollen’s denn?“ fragt er zurück. „Kommt drauf an – ich weiß noch nicht.“

Er öffnete den Kofferraum und erläutert: „Die schwarzen und die weißen sind reinrassige Zwerge, die kosten 10 Mark, der braune ist ein halber Deutscher Riese und ein halber Zwerg – der kostet 5 Mark.“

Luise freute sich, dass ihr Auserwählter am billigsten war. „Ich nehm’ den Braunen", sagt sie, holte ihren Geldbeutel raus, gab dem Mann ein Fünfmarkstück und nahm das Häschen in Empfang.

Ein Langohr & 2 Katerchen

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