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Mümmels erstes Zuhause.

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Ein kalter Wind blies um die Häuser, Wolkenschiffe ballten sich zusammen und es nieselte Schneeregen. Liebevoll barg Luise das Hasenkind an ihrer Brust und zog den Anorakreißverschluss bis zu den Hasenohren zu. Vornüber gebeugt, die linke Hand unterm Hasenpopo, die rechte beschützend über dem Köpfchen, eilte sie zur U-Bahn. Sie spürt das Herz des kleinen Tieres über ihrem Herzen heftig pumpern und kraulte es liebevoll zwischen den Ohren. Was mag in so einem klitzekleinen Häslein wohl vorgehen, das von seiner Mutter getrennt im dunklen Kofferraum eines Autos dem Motorlärm ausgesetzt war und nach einigen Stunden in kalter Winterluft von einem fremden Menschen davon getragen wurde? „Du brauchst keine Angst zu haben“, flüsterte Luise, „ich hab Dich lieb und werde gut für Dich sorgen.“

An der Münchner Freiheit stieg Luise aus und steuerte einen Supermarkt an. Das Häschen setzte sie jetzt in die Anoraktasche, wo es neugierig rausguckte, während sie den Einkaufswagen durch die Reihen schob. Riesige Sellerieknollen und große Möhrenpakete im Sonderangebot kamen wie gerufen, dazu eine Großpackung Sonnenblumenkerne zum Schnäppchenpreis. Außerdem durfte sie kostenlos das abgerissene Blattwerk von Blumenkohl und Kohlrabi mitnehmen und bekam noch einen großen alten Karton dazu. Der freundliche Geschäftsführer war froh, die Gemüse-Abfälle loszuwerden und erklärte, sie könne diese jederzeit holen.

Nach weiteren 5 Minuten U-Bahn-Fahrt und 100 Metern Fußweg waren sie im Bungalow des Olympiadorfs. Luise legte eine Wachstuchdecke auf den Treppenabsatz hinter der Kochzeile und leerte den Inhalt der Schachtel darauf aus. Dann stellte sie den Karton daneben, legte Packpapier hinein und darauf einige Gemüseblätter. Mümmelchen bekam einen dicken Kuss und wurde in den Karton gesetzt, aus dem er nicht raus konnte. Dann holte Luise zwei Keramik-Schälchen, die der Hase nicht umstoßen konnte, füllte eins mit Wasser, das andre mit Sonnenblumenkernen und stellt beides hinein. Der kleine Hase schnupperte herum und begann zu fressen. Schon nach kurzer Zeit war alles weg.

Luise sorgt zweimal für Nachschub, und auch der wurde ratzeputz aufgefuttert. Noch am Abend schnitt sie die sauber geschrubbte Rinde der Sellerie ab und gab dem Häslein davon. Wie wild stürzte sich Mümmelchen darauf und auch die Enden, Blätter und Schalen der gewaschenen gelben Rüben wurden eifrig vertilgt.

Luise kochte Selleriesalat und Karottengemüse und als sie die Pellkartoffeln schälte, fraß er auch noch die Erdäpfelschalen, an denen beim Abhäuten einiges kleben blieb. Luise wunderte sich nicht schlecht, wieviel so ein kleiner Hase vertilgen konnte. Mümmelchens Appetit schien unermesslich.

So verging das Wochenende mit streicheln, fressen und schlafen. Schon nach wenigen Wochen war der kleine Hase merklich gewachsen und sprang aus dem Karton. Luise stellte große Töpfe vor den Treppenabgang und klemmte ein Tablett vor die Aufwärtsstufe, damit der Hase nicht aus Übermut ihre Studienpapiere zerriss, Bücher anknabberte oder gar eine Elektroleitung durchbiss, denn das könnte tödlich enden! Auf dem Treppenabsatz war genug Platz zum herumhopsen und der kleine Hase hielt sich an diese Grenzen, wo er stets Futter fand.

Ein Langohr & 2 Katerchen

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