Читать книгу Pfiffikus & die Räuberbraut - Marion Wolf - Страница 8
In der Räuberhöhle
ОглавлениеRappl hatte an seinem Bräutchen schwer zu schleppen — der Weg von Glückshausen bis in den Wald war lang und er musste sich beeilen. Wer weiß, ob jemand die Hilfeschreie des Mädchens gehört hatte und bei Vollmond konnte ihn der Türmer über die Wiesen laufen sehen...
Doch nun hatte er es geschafft, setzte die kostbare Fracht auf dem Stroh ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann band er den Sack auf, guckte hinein und fragte mit versöhnlichem Grinsen: „Hallo, Süße, lebst Du noch?“
Die zusammengekauerte Prinzessin antwortete mit einem kläglichen „Ja“.
Rupert hob sie heraus und strahlte: „Freust Du Dich, einen Mann zu kriegen?“
Zu seiner Ernüchterung schüttelte sie traurig den Kopf.
Ungläubig fragte er: „Nicht..? — Aber schau mich doch mal an. Bin ich nicht ein Prachtkerl? So groß und stark, wie ich, ist keiner weit und breit!“
Doch das Goldlöckchen hatte nur ein verächtliches „Pah“ für ihn übrig.
Verdutzt fragte er: „Was gefällt Dir denn nicht an mir?“
Das Mädchen rümpfte die Nase und sagte: „Du stinkst.“
Jetzt war der Räuber völlig durcheinander: „Versteh’ ich nicht. An Ostern habe ich mich gründlich gewaschen — sogar mit Seife!“
„Und seitdem?“, wollte sie wissen.
„Naja, wenn ‘s im Sommer heiß wird, bade ich schonmal im Mühlenweiher“, erzählte er wahrheitsgemäß.
Doch das schien sein geraubtes Bräutchen nicht zu beeindrucken: „Ist das alles?“
„Naja“, druckste er herum, „manchmal überrascht mich auch ein Gewitterregen...“
„Und wenn ’s nicht regnet?“, bohrte sie weiter.
„Dann stell’ ich mich auf die Wiese und bitt’ den Himmel um seinen Segen:
Ja wenn ‘s nur grad rang, dass der Dreck oba sprang.“
„Und wenn 's dann doch nicht regnet?“, fragte sie.
„...reib’ ich mich solange an der alten Eiche, bis es mich nirgendwo mehr juckt.“
Die Prinzessin schlug die Hände überm Kopf zusammen: “Oh du mein Heimatland — wo bin ich nur hingeraten!“
„In meine Räuberhöhle“, erklärte Rappl.
„Man sieht ‘s“, meinte sie abfällig.
„Was soll denn das heißen?“ entrüstete sich Rupert.
„Soviel Dreckschlamperei gibt ’s bei uns nicht mal in der Rumpelkammer.“
„Zum Aufräumen und Putzen hab’ ich doch Dich geraubt!, stellte er klar.
Die Prinzessin langte sich ans Hirn: „Bei Dir piepst es wohl!“
„Wieso? Hausarbeit ist doch Weiberkram“, meinte Rappl.
„Ich hab’ noch nie im Leben gearbeitet“, behauptete sie hocherhobenen Hauptes.
Rappl wollte das nicht glauben: „Zeig’ mal Deine Hände. — Ach, sieh mal an, kommen die Blasen vom Nichtstun?“
„Das war eine Ausnahme, dem Pfiffikus zuliebe.“
„Und nun wirst Du mir zuliebe hier aufräumen.“
Die Prinzessin sah ihn wütend an: „Sowas ziemt sich nicht für meinesgleichen!“
Doch Rupert wollte ihr nicht glauben und meinte: „Bildest Du Dir etwa ein, nur weil Du goldige Haare hast, bist Du eine Prinzessin?“
„Und wenn ich eine wäre?“, erwiderte sie trotzig.
„Prinzessinnen riechen nicht nach Knoblauch.“ sagte er.
Jetzt war sie baff: „Nur, weil ich mir die Zähne nicht geputzt habe, glaubst Du, ich sei eine Räuberbraut?“
Rappl nickte: „Gib ’s auf, Puppe, mir machst Du nichts vor. Ich geh’ jetzt und raub’ Dir ein goldenes Ringlein. Bis ich heimkomme, hast Du die Höhle geputzt und das Hochzeitsessen gekocht. Hier ist der Schlüssel für die Speisekammer. Auf bald, Süße.“
Mit diesen Worten machte er kehrt und sperrte sie in der Höhle ein.
Das unfreiwillige Bräutchen sank auf einen Strohsack und tat sich selber leid:
„Oh ich arme Pudernase,
sitz’ im Käfig, wie ein Hase;
ohne Putzmagd, ohne Koch,
eingesperrt im Räuberloch.
Geh' fürbass und lieg’ auf Stroh —
werd’ meines Lebens nicht mehr froh.“
Nachdem sie ein Weilchen geheult hatte, überlegte sie:
‚Was mach’ ich denn, wenn der Rappl zurückkommt? — Ich weiß, ich schick’ ihn mit einer Locke zum Schloss. Mein königlicher Vater wird bestimmt einen Batzen Gold rausrücken, um sein Töchterlein freizukaufen…‘