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Handicap
ОглавлениеOhne dieses Wort wäre Golf für uns alle vermutlich viel entspannter, denn wir wären nicht ständig auf der Jagd nach der Verbesserung dieser so seltsamen Zahl. Fast alle Golfer definieren ihr Ziel im Golf nahezu exakt über ihr Handicap, ohne sich über die oben genannten Fragen vorab Gedanken gemacht zu haben. Erst ist es die Platzreife, damit man überhaupt auf die Runde darf. Dann soll es bitte schnell Handicap 36 werden, denn viele tolle Plätze versuchen den Strom an Greenfee-Spielern zu regulieren, in dem sie sagen „bei uns bitte erst ab Handicap X“. Dann werden die Ziele immer höher, denn schlussendlich will man ja einstellig sein. Einstellig beginnt für viele Golfer seit ein paar Jahren übrigens bereits bei 9,9 („Juhuu – endlich einstellig“), auch wenn dies mathematisch eindeutig Handicap 10 entspricht.
Sein Ziel definiert der Golfer schnell, klar und einfach über das Wort „Handicap“. Doch eine Idee, einen Plan, wie er sein Ziel erreichen kann, hat er nicht wirklich. Oft verfällt der Golfer dann in einen sinnlosen Aktionismus, indem er den mehrfach wöchentlichen Gang zum Pro des Clubs sucht, und er den monatlichen Kauf des neuesten Drivers für sinnvoll erachtet. Denn auch mit Handicap 48 wird man doch das Par 5 mit zwei Schlägen gefälligst erreichen können.
Beim Golf ist die Verbesserung Deines Handicaps aber an verschiedene Bedingungen geknüpft, vor allem an die, dass Du das Spiel verstehen sollst. Leg Dir eine sinnvolle Strategie für Deine Golfrunde zurecht und halte Dich an diese. Denn nur dann wird sich auch der dauerhafte Erfolg einstellen. Auch im Golf wird es Glückstage geben, die Dir ein außergewöhnlich gutes Turnier bescheren, doch was bringt Dir Handicap 17,3, wenn Du bei jedem Turnier nur 27 Stableford-Punkte spielst, oder nach jeder Runde mit Deinen Jungs am Ende das Bier zahlen musst? Durch die aktuell so beliebten Neun-Loch-Turniere, bei dem Dir für die nicht gespielten neun Löcher 18 Stableford-Punkte geschenkt werden, oder die Gesamtergebnis-Korrektur durch den CBA, haben sich die Handicaps in den letzten Jahren in eine unrealistische Richtung bewegt. Sei ehrlich zu Dir selbst und stelle anhand Deiner Privat- oder Turnierrunden fest, welches Handicap Du wirklich in der Lage zu spielen bist. Wenn nicht regelmäßig mindestens 31 Stableford-Punkte auf der Score-Karte stehen, dann wird Dein Handicap nicht ganz realistisch sein.
Was haben denn die Profis für ein Handicap? Grundsätzlich haben die Profis natürlich kein Handicap mehr, da es auf der Tour ja keine Netto-Wertung gibt. Doch die PGA Tour macht sich den Spaß und führt bei manchen Spielern ein Handicap (inoffiziell) weiter. So stehen ein Martin Kaymer oder ein Phil Mickelson derzeit bei +5,9. Hierzu sollte man bedenken, dass die beiden derzeit sicherlich nicht in der besten Phase ihrer Karriere sind. Phil Mickelson befindet sich aktuell auf Rang 17 und Martin Kaymer auf Rang 64 in der Weltrangliste (Stand Juni 2016). Zudem sind die Plätze der Tour für den Normalgolfer sicherlich absolut unspielbar (hohes Rough, schnelle Grüns, krasse Pin-Positions) und sehr hoch geratet (Slopes zwischen 140 und 145). Die Handicaps der Tour Professionals, bei den uns bekannten Bedingungen und Plätzen, würden sicherlich bei +10 liegen.
Den Unterschied zwischen Profi und Amateur sieht man auch im deutschen Amateur-Golfsport. Bei Bundesliga-Teams haben die schlechtesten Spieler Handicap +2 oder +3, sprich mit Handicap +1 ist man da höchstens Caddy. Nur zur Info: Das „+“-Zeichen bedeutet unter Par. Wir alle haben Handicaps, die mit einem „–“ beginnen. Und diese Amateure, die absolut unfassbares Golf spielen, haben auf der Tour nicht den Hauch einer Chance.
Apropos keine „Netto-Wertung“ bei Profis: Ich stand 1999 bei den Deutsche Bank/SAP-Open in St. Leon-Rot vor der großen Scoring-Tafel, bei dem von jedem Spieler jedes Ergebnis pro Loch aufgelistet ist. Neben mir unterhielt sich ein älteres Ehepaar. Er sagt: „Schau mal, da hat einer an der 1 (ein Par 5) eine 8 gespielt“. Sie merkt an: „Da bekommt er ja noch einen Punkt“. Herrlich! Golf ist einfach herrlich!