Читать книгу Berufsabschluss für Erwachsene in der Schweiz - Philipp Gonon, Emil Wettstein, Markus Mäurer - Страница 4
ОглавлениеVorwort
Liebe Leserinnen und Leser
In Sachen Arbeitslosigkeit steht die Schweiz im europäischen Vergleich seit Jahren gut da. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Erwachsene ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss sind weniger gut in den Arbeitsmarkt integriert. Die Gefahr von Arbeitslosigkeit ist für sie einiges grösser als bei Personen mit einem entsprechenden Abschluss. Zudem arbeiten Erwachsene ohne Abschluss überdurchschnittlich oft zu tieferen Löhnen. Die Nach- und Höherqualifizierung von Erwachsenen ist daher von grosser Bedeutung. Hinzu kommt, dass der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren voraussichtlich noch weiter zunehmen wird. Gründe dafür sind die neuen Zuwanderungsbestimmungen und die demografische Entwicklung in der Schweiz. Diese Herausforderungen gilt es zu meistern.
Die Schweiz verfügt mit dem Bundesgesetz über die Berufsbildung über ein offenes Rahmengesetz, das flexible Massnahmen zulässt. Dazu zählen unter anderem Berufsabschlüsse und Berufswechsel für Erwachsene oder – mit anderen Worten – für potenzielle Fachkräfte.
Pro Jahr erlangen bereits über 7000 Personen ab 25 Jahren einen Berufsabschluss mit einem eidgenössischem Fähigkeitszeugnis oder einem Berufsattest. Das sind zehn Prozent aller jährlichen Berufsabschlüsse. Diese Zahlen belegen, dass die berufliche Grundbildung für Erwachsene ohne nachobligatorischen Bildungsabschluss keineswegs ein unbedeutendes Thema ist. Nicht genau beziffern lässt sich jedoch das ungenutzte Potenzial. Unbestritten ist lediglich, dass ein solches besteht. In der Schweiz verfügten im Jahre 2012 über 400 000 Erwachsene im Alter zwischen 25 und 54 Jahren über keinen nachobligatorischen Bildungsabschluss. Zu erwähnen ist aber, dass nicht alle dieser Personen einen solchen Abschluss auch tatsächlich anstreben oder die nötigen Voraussetzungen dafür mitbringen. Für einen Berufsabschluss braucht es als erwachsene Person nebst Rahmenbedingungen und einem Umfeld, das für einen nachträglichen Berufsabschluss geeignet ist (beispielsweise familiäre und finanziell günstige Voraussetzungen), auch einen starken Willen und individuelle Fähigkeiten.
Das Berufsbildungsgesetz sieht vier verschiedene Möglichkeiten vor, einen Lehrabschluss zu erwerben: eine reguläre berufliche Grundbildung, eine verkürzte berufliche Grundbildung, eine direkte Zulassung zum Qualifikationsverfahren und die Validierung von Bildungsleistungen. Über 40 Prozent der Erwachsenen, die einen eidgenössisch anerkannten Berufsabschluss erwerben, erreichen ihr Ziel über eine reguläre berufliche Grundbildung, die primär für Jugendliche vorgesehen ist. Die anderen drei Wege sind speziell für erwachsene Personen gedacht, da sie kürzer, flexibler und auch finanziell eher tragbar sind.
Für die Verbundpartner der Berufsbildung – Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelt – ist das Thema Berufsabschluss und Berufswechsel für Erwachsene ein zentrales Anliegen. Es findet sich auch in den 2015 erneuerten bildungspolitischen Zielsetzungen von Bund und Kantonen. Mit dem Gesetz und der finanziellen Unterstützung vonseiten des Bundes sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Im Rahmen der Verbundpartnerschaft gefragt sind jedoch auch weiterhin massgeschneiderte Angebote von den Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Erwachsenen gerecht werden und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern.
Ich danke den Autoren herzlich, dass sie sich des Themas «Berufsbildung für Erwachsene» angenommen haben. Ein spezieller Dank gebührt dabei Emil Wettstein, welcher sich mit dem Thema schon auseinandergesetzt hat, als sonst noch niemand davon sprach. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich nun eine interessante Lektüre.
Josef Widmer
Stv. Direktor Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Entwicklung (SBFI)
Dank der Herausgebenden
Wir waren in den letzten zwei Jahren mit zahlreichen Personen und Institutionen im Gespräch, die uns wertvolle Informationen gegeben haben. Ihnen allen danken wir an dieser Stelle für die Zeit, die sie uns zur Verfügung gestellt haben. Es sind dies insbesondere Personen aus folgenden Institutionen: AccEnt (Accompagnement en Entreprise); AMIE, Basel-Stadt; Berufsberatungs- und Laufbahnzentren; Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV); Bundesamt für Statistik (BFS); Centre interrégional de Perfectionnement (CIP), Tramelan; Cité des métiers, Genève; ECAP; ENTER, Kanton Basel-Stadt; FORMAD, Kanton Waadt; Hotel- und Gastro formation Schweiz; IDM, Thun; Kantonale Berufsbildungsämter; Schweizerischer Baumeisterverband (SBV); Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI); Travail Suisse; Unia und Zürcher Lehrbetriebsverband ICT (ZLI).
Unser Dank geht auch an Christoph Gassmann, der das Manuskript dieses Buchs sehr sorgfältig lektoriert hat.
Schliesslich sind wir all jenen Personen besonders dankbar, die uns bereitwillig ihre persönliche Geschichte erzählt haben. Wir haben sie – anonymisiert und verkürzt – auf einige prägnante Aussagen im Buch an verschiedenen Stellen eingestreut.
Zürich, im April 2016
Markus Maurer, Emil Wettstein, Helena Neuhaus