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Helen hat uns zwar ihre Unterstützung zugesichert, aber wir wollen ihr nicht die ganze Last aufbürden. Auch unterschätzt sie wohl ein wenig, was auf sie zukommt. Gerüchteweise hat sie schon mal eine Hochzeit in ihrer Villa gefeiert – und es war auch nicht ihre eigene –, aber davon gibt es kein einziges Foto. Es ist definitiv ihre erste Hochzeit mit einem deutschen Paar. Und ich bin selbstkritisch genug einzugestehen, dass das nicht ganz unkompliziert werden kann.

Also halten wir im Netz Ausschau nach Wedding Plannern, von denen Bali so viele hat wie Hindu-Statuen und -Tempel zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Uns beschleicht das Gefühl, dass auf einem Hektar Land doppelt so viele Hochzeitsagenturen wachsen wie Kokospalmen. Und alle behaupten sie, dass sie die individuellsten sind. Dabei wirken sie alle so austauschbar wie eineiige Zwillinge. Oder wie Palmen in einer Monokultur. Natürlich gibt es auch viele Büros, die für spezielle Nationen in der jeweiligen Landessprache aktiv sind und die kulturelle Passung hervorheben (treffen wir also doch noch Veronika Mayrhuber auf der Insel?). Neuester Trend: Ehemalige Bräute, die sich in ihrer Ehe langweilen, machen ein Planner-Büro auf und verkaufen die Lieferantenlisten, die sie von den Wedding Plannern auf ihrer eigenen Hochzeit bekommen haben. Wir denken nur ganz kurz über diese originelle Geschäftsidee im Anschluss an unsere eigene Hochzeit nach und stoßen dann auf einen Fragebogen, der uns stutzig macht. Eigentlich soll er uns helfen, den richtigen Wedding Planner zu finden. Aber wir haben eher das Gefühl, dass wir vor der Mafia gewarnt werden:

 Verlangt der Wedding Planner ein Minimum Budget?

 Will er im Voraus ausbezahlt werden?

 Was ist im Basistarif enthalten – und für welche Services fallen Zusatzgebühren an?

 Hält er Sie regelmäßig über die Ausgaben auf dem Laufenden?

 Hat er die Erlaubnis, auf Bali zu arbeiten?

 Wer ist der Kontakt vor Ort, wenn was schiefgeht?

 Hat er eine Haftpflicht – wenn ja, bei welchem Versicherungsunternehmen?

 Zahlt er die Lieferanten selbst oder bezahlen Sie diese direkt?

 Wie sieht sein Notfallplan aus bei unvorhergesehenen Zwischenfällen?

Wir fragen uns, was unser Notfallplan ist, und was das für unvorhergesehene Zwischenfälle sein könnten: ein Priester, der kurz vor dem Ja einen Schwächeanfall bekommt? Eine neue Verordnung, die Ausländern das Recht zu heiraten verweigert? Ein Trauzeuge, der die Eheringe im Reisfeld verliert? Der Angriff einer Riesenechse aus dem Hinterhalt? An einen weiteren Zwischenfall mit dem Titel “Die Braut, die sich nicht traut” will ich gar nicht denken. Ich schlage Karin vor, dass wir erst mal überhaupt einen Plan aufstellen sollten, bevor wir uns an den Notfallplan machen. Unterdessen suche ich weiter nach dem perfekten Support.

Die Agentur mit dem knackigen Namen Say YES! hat einen interessanten Hinweis hinsichtlich der Religionszugehörigkeit:

“Should you want to marry in Bali you must declare a religion. Atheism is not recognised.”

Hier ist Bali also glücklicherweise auf demselben Entwicklungsstand wie die deutschen Behörden.

The Knot Agency schafft es, allein auf der Introseite 25mal den Begriff „package“ aufzuführen. Wir wenden uns mit Grausen ab. Schließlich landen wir bei Isle of Wedding International. Diese Agentur wird offensichtlich von Einheimischen geführt. Karin und ich haben uns ohnehin vorgenommen, eher die lokale Gemeinschaft als ausländische Agenturen zu unterstützen. Wir lesen ihr Motto:

“Sure, you could plan on your own and run the risk of a DIY Disaster – or you hire us!”

Ich schaue Karin tief in die Augen und hoffe, dass sie kein Do-it-yourself-Desaster riskieren will (nachdem schon das weihnachtliche Plätzchenbacken regelmäßig in einem Leider-verbrannt-Desaster endet). Die Website macht einen professionellen Eindruck ohne viel Schnickschnack. In der Bildergalerie fehlt überraschenderweise das obligatorische Strandfoto. Das lässt schon mal hoffen. Karin gibt mir grünes Licht, sie anzuschreiben. Ich komme in meiner E-Mail sofort zum Punkt:

 Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben vor, auf Bali buddhistisch zu heiraten. Eine Location haben wir und auch eine ziemlich genaue Vorstellung, wie die Hochzeit ablaufen soll. Aber sonst noch nichts. Wir sind ein sympathisches, weltoffenes Paar, das an einer individuellen Zeremonie interessiert ist, nicht an den üblichen Wedding Packages. Wie können Sie uns unterstützen?

Bali Buddha Burnout

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