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3 Sommer 1983

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Nur noch wenige Tage bis zur Abfahrt. Fred hockte wieder über der Landkarte gebeugt auf dem Boden. Er, Tom und Sven planten einen gemeinsamen Urlaub: eine Radtour durch Holland, über Amsterdam nach Vlieland. Kein Jugendlager, keine Betreuer, keine Eltern. Nach langen Diskussionen zwischen Bier, Gyros und Billardtisch hatten sie sich dazu entschieden, kein Dope mit über die Grenze zu nehmen. Zu Gefährlich. Die Grenzen waren noch richtige Grenzen, und beim Thema Haschisch verstanden nur die Kiffer Spaß. „Eigenbedarf“ war allenfalls ein Thema beim Mieterschutzbund.

Aber jetzt war für drei Wochen Schluss mit Grenzen. Schließlich ging es ins Land der unbegrenzten Coffeeshops, wo Tag und Nacht lustige, blondgezopfte Käseverkäuferinnen in Holzschuhen an Grachten saßen und aus kleinen Tonpfeifen Haschisch rauchten.

Bis es so weit war, mussten aber noch einige Kilometer bis Amsterdam zurückgelegt werden. Und bis dahin ohne Dope? Oder schmuggeln? Die Drei hatten das Thema ausgiebig diskutiert. Im Fahrrad verstecken? Da gab es diese Hunde, die Haschischreste noch an Fingernägeln rochen, die schon zweimal abgeknabbert waren. In kleine Glasröhrchen einschweißen? Könnte funktionieren, die wären wohl geruchsdicht. Nur wusste niemand, wie das gehen sollte. Wurde denn überhaupt bei der Einreise nach Holland aus Deutschland kontrolliert? Eulen nach Athen? Man konnte nie wissen.

Tom machte einen Vorschlag, der zunächst wie eine Lösung aussah.

„Wir nehmen ein Stück Seife. Da stecken wir es hinein. Das riechen auch die Hunde nicht!“

„Geil“, sagte Sven.

„Geil“, sagte Fred.

„Aber wie kriegen wir es hinein?“

„Mit so einem Gerät, mit dem man Äpfel entkernt. Haben wir zu Hause.“

„Und dann?“

„Dann holt man einen Seifenstab von etwa sechs oder sieben Zentimetern Länge und einem Zentimeter Durchmesser heraus....“

„... schneidet ihn ab....“

„... und füllt die Seife mit Dope!“

„Genial!“

„Super!“

„Aber, Moment, Tom. Wenn man diesen Seifenzylinder wieder in die Öffnung steckt und alles ausgiebig verreibt, die Seife meinetwegen noch ein paar Mal benutzt, bleibt da nicht immer dieser Ring an der Seite des Seifenstücks, ganz gleich, wie viel Seife man herunterschrubbelt?“

„Und wenn ein Bulle gut sucht und das sieht, haben sie uns.“

„Dann ist der Urlaub vorbei.“

„Das gibt Ärger.“

„Vielleicht fliegen wir von der Schule.“

„Oder Jugendstrafe! Studium ade.“

„Führerschein auch.“

„Dann müssen wir uns wohl von dem Gedanken verabschieden, etwas mit herüber zu nehmen“, fasste Sven die Planungen zusammen, auch wenn Tom noch nicht davon ablassen wollte.

„Ich halte es auch für besser, wenn wir bis Amsterdam warten“, sagte Fred. Damit hatte sich ihre Dreierkonstellation zum ersten Mal bewährt. Wenn sich alle an die Spielregeln hielten, würde es keine Probleme geben. Mehrheitsentscheide waren immer möglich. Biegt man rechts oder links ab? Geht man in die Kneipe oder erst was essen? Kauft man Gras oder Dope? Rein demokratisch gesehen kein Thema.

Fred war das alles im Grunde egal. Mit der Freiheit auf dem Fahrrad würde das kleine, flache Land zu einer einzigen Sehenswürdigkeit werden. Arnheim, sicher eine aufregende Stadt, „De Hoge Veluwe“-Nationalpark, einer der ältesten und größten Nationalparks in den Niederlanden. Wald, Heide, Moorland, mit Sicherheit traumhafte Landschaften, Utrecht, die alte Universitätsstadt, voller Studenten und cooler Typen, und dann – Amsterdam!

Sie hatten eine ganze Wohnung für sich allein, mitten in der Stadt. Keine Jugendherberge, kein billiges Hotel, wo sich im Gang jemand das Zeug in die Venen drückt, während im Nebenzimmer laut angeschafft wurde. Nicht wie bei Christiane F. Nein, eigene vier Wände mit eigenem Schlüssel, Küche, Bad. Das war der Hit! Freds Onkel Lothar war in Amsterdam reich geworden und oft unterwegs. Und wenn jemand seine Wohnung hütete und sich in Amsterdam vergnügte, hatten alle etwas davon. Sie würden Amsterdam unsicher machen, tolle Mädels kennen lernen, viel Gras rauchen und ein paar Tage später hoch nach Freeland!

Freeland

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