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Kapitel 1. "Wie alles begann"
Оглавление„Träume“
Tausendmal vom richtigen Körper geträumt,
über diesen tiefen Wunsch fast das ganze Leben versäumt.
So viele Irrwege gegangen, letztendlich aber
immer das Gefühl nie ans Ziel zu gelangen.
Endlich die Entscheidung endlich der Entschluss,
Wer wird es verstehen, wer bleibt bei mir bis zum Schluss.
Hohn und Spott, Lachen und Häme,
Gerede und Aggression, alles spürst Du und ist ausgerichtet auf Deine Person.
„Angekommen“, hast Du gedacht,
aber die Andern sehen noch nicht, was Dich wirklich ausmacht.
Was bist Du für eine Frau, sozialisiert als Mann, wann kommst Du wirklich endlich einmal bei dir an?
Hunger auf Leben, Definition über Sex,
bleib endlich stehen, genieße Dein Leben, lasse das "Alte" gehen.
Neues schafft sich Raum, kann er doch wahr sein, mein Traum.
Ich bin glücklich und merke es nicht,
warum kann ich es nicht fühlen, wo es doch der Wahrheit entspricht.
Ich ziehe mich zurück und versuche endlich den Kopf folgen zu lassen, wo mein Körper schon lange ist, auch wenn der Zweifel an mir selbst mich ständig auffrisst.
Bleibe endlich einfach einmal stehen und fang endlich an die Dinge zu verstehen.
Der Blick der Therapeutin ruhte mit traurigen Augen auf mir und ein leichtes Seufzen unterstrich Ihre Anteilnahme. Gleichzeitig schob Sie mir eine Box mit Taschentücher zu, damit ich meine Tränen wegwischen konnte. Gefasst und sanft führte Sie die Therapiestunde fort.
<< Frau Schönhals lassen Sie uns das alles erst einmal sortieren und dann schauen wir einmal wie wir sinnvollerweise beginnen die „Dinge“ aufzuarbeiten. Alles werden wir mit Sicherheit nicht bearbeiten können, aber wir sortieren wie gesagt erst einmal. Vielleicht fangen Sie einfach einmal an zu erzählen was Ihnen besonders wichtig erscheint. >>
Ich, das ist Marlene, 53 Jahre alt, geboren 1964 in Marburg an der Lahn, als Mann und 2013 den Grundstein der Transition zur Frau gelegt, die ich 2015 mit der „finalen“ Geschlechtsangleichenden Operation beendet habe. Bis dahin waren es, neben dem „Durchlaufen“ der gesetzlichen Vorgaben des Transsexuellen Gesetz (TSG), mehrere Maßnahmen wie plastischer Brustaufbau, Kehlkopfabflachung, Hormontherapie und Bartepilation, die mich, zu der werden ließen, die ich heute bin.
Eine „Transe“, eine „Transfrau“, eine Frau mit „transsexuellem Hintergrund“, es gibt bestimmt noch ganz viele Bezeichnungen mehr für das, was ich heute bin. Insgesamt habe ich auf dem Weg in mein richtiges Geschlecht innerhalb von zwei Jahren drei relativ große Operationen zur Geschlechtsangleichung sowie leider auch fünf operative Eingriffe aufgrund einer Krebserkrankung hinter mich gebracht. Es war nicht immer einfach und zum Teil waren diese auch sehr schmerzhaft. So fand ich mich nach einer der größeren Krebsoperation aufgrund eines während der Operation aufgetretenen Herzstillstand leider einmal sogar auf der Intensivstation wieder.
Damals hätte ich mir sehr die Unterstützung meiner Herkunftsfamilie gewünscht, aber nun war ich eine „Transe“. Man hat sich wahrscheinlich für mich geschämt und somit stand nie jemand nach einer Operation oder auch in der Zeit danach an meinem Krankenbett. Niemand...., außer meiner Frau wirklich niemand, welchen Selbstwert soll man daraus schöpfen, was soll mir dies für eine Wertigkeit widerspiegeln? Was sieht man in mir, das selbst so eine schwere Erkrankung wie „Krebs“ nicht dazu ausreicht mich einmal in den Arm zu nehmen und zu trösten oder vielleicht auch sich mit mir „auszusöhnen“.
Marlene ist auch „Vater“ einer 29-jährigen Tochter, Ina eine selbstbewusste taffe junge Frau, die einen geraden Lebensweg geht und immer noch mein ganzer Stolz ist. Ina stammt aus meiner ersten Ehe, seit 2007 bin ich in zweiter Ehe mit Tina verheiratet. Damals als Mann und Frau in die Ehe eingegangen, führten wir diese als Frau und Frau weiter ohne zu merken, dass ich immer mehr und mehr die „bürgerliche Welt“ verließ. Eine konservative Welt, in der ich bisher als Berufssoldatin gut hineinzupassen schien. Aber auch das war, wie so vieles, eine Lüge, ein Irrtum. Wahrscheinlich hätte es aber trotzdem zum Glücklichsein mehr als gereicht, wenn da nicht diese „Lebenslüge“ wäre, das tiefe Wissen gar kein Mann zu sein, sondern „Marlene“ eine Frau, schon immer und ganz fest in mir verankert, „mein richtiges Geschlecht eben“.
Marlene hieß damals aber Peter und war ein Mann, ein Macho durch und durch. Als Peter und Macho habe ich meine Frau versucht zu der Frau zu formen, als die ich mich selber immer gerne gesehen hätte. Das ging durch alle Lebensbereiche und hätte sie mich nicht so unendlich geliebt, wäre unsere Ehe schon viel früher zerbrochen. Was habe ich Ihr nicht alles übergestülpt und zugemutet. Klassische Rollenverteilung, „Frauen rauchen nicht auf der Straße!“, „das letzte Wort hat der Mann“ und und und. Aber damals, als Mann, war diese innere Diskrepanz nicht mehr anders ertragbar.
Mein Name „Marlene“ war übrigens nicht meine Idee, sondern der einer guten Freundin, der ich mich anvertraut hatte und die spontan beim Zuhören sagte,
<< Marlene! Was für ein schöner Name und er passt wirklich gut zu Dir. >>
Ich stutzte damals und dachte << ja das tut er, >> ein schöner Name, „Marlene“, so eindeutig weiblich und feminin. Der Name gefiel uns auf Anhieb und er kam so spontan, so selbstverständlich, dass ich beschloss, „so möchte ich später nach der Transition einmal heißen“.
Angefangen hat dann alles mit der Trennung von meiner zweiten Frau Tina. Unsinn, angefangen hat es, wie bereits erwähnt, mit meiner Transition zur Frau im Jahre 2013 und dem ersten „Outing“ gegenüber meiner Frau. Das war der Beginn, ab da habe ich begonnen alles um mich herum zu zerschlagen und „verbrannte Erde“ zu hinterlassen. Ein „Outing“, so existenziell in seiner Tragweite und so völlig absurd und fehl am Platz, zumindest zu dem damaligen Zeitpunkt. Es war eine Zeit in der Tina nach eigener Aussage „so glücklich wie nie zuvor war“, ein Punkt in Ihrem Leben, an dem sie meinte „angekommen“ zu sein und ich, ja ich ziehe Ihr von jetzt auf nun den Boden weg. Unter Umständen war auch genau das der tiefere Grund für alles weitere. Alle um mich herum schienen unendlich glücklich, nur ich, ich war es nicht und wollte es doch einfach auch endlich einmal sein, also „glücklich“.
„Ich“, Peter damals 46 Jahre alt, verheiratet, ein Kind und verbeamtet. Erfolgreich im Beruf mit einem relativ kleinen aber sehr innigen Freundeskreis und alles was man sonst noch zu einer heilen Welt braucht. Eigentumswohnung, Auto, Hund, Campingplatz und als letztes sogar noch eine neue Garage.
Dann kam meine Pensionierung! Raus aus der Uniform und rein ins Leben. Alles was ich bisher aus Loyalität meinem Dienstherrn gegenüber unterdrückt hatte brach aus mir heraus, so auch meine schon früher erlebte, aber nur phasenweise gelebte Neigung zu S/M. Anfangs lebte ich dies nur in einem Hamburger Club und nur alle vier Wochen aus. Daraus entwickelte sich aber eine ureigene Dynamik mit drei „glücklosen D/S Beziehungen“ die mehr kaputt gemacht hatten als das sie mich erfüllt hätten.
Meine erste D/S, S/M Beziehung hatte ich zur einer „Transfrau“ pre OP, also ohne Geschlechtsangleichung, die ich in einem Club in Hamburg eher zufällig kennengelernt hatte. Sie zeigte mir recht schnell und bestimmt was ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, nämlich die Lust am Exhibitionismus, Demütigung, Führung und Schmerz. Sie eröffnete mir eine Welt, in die ich mich zwar immer hinein geträumt hatte, aber es niemals gewagt hätte sie alleine zu betreten. Ja und Sie zog mich völlig in Ihren Bann. Wir trafen uns viermal und fühlten uns recht schnell zueinander hingezogen und verliebt. Es kam, wie es kommen musste, eines Montags eröffnete ich das Ganze meiner Frau und ließ sie auch gleich wissen, dass ich die nächste Zeit bei dieser Frau, meiner „neuen Liebe“ verbringen wolle. Komischerweise stellte sich gar kein heftiger Streit ein, sondern eher ein sonderbares Schweigen, in das hinein ich ein paar Sachen packte und mit dem (dem Schweigen) ich nach Hamburg fuhr. Es folgten Tage wie im Rausch, geprägt von gegenseitigem Kennenlernen, sexuellen Erlebnissen und S/M in allen Formen und verschiedensten Praktiken. Wie im Rausch trifft es leider sehr deutlich, denn so berauscht habe ich gar nicht gemerkt das ich nicht nur emotional, sondern auch materiell ausgenutzt wurde. Eine unschöne Erkenntnis, die mich dann letztlich diese Beziehung schnell beenden ließ.
Meine zweite „D/S Beziehung“ hatte ich dann mit einem Ehepaar, beide dominant, und einer Art „Wohnzimmer S/M“. Anfangs war auch alles gut. Sie lernten mich als ihre Sub an und ergänzten sich perfekt. Er „spankte“ mich, führte den Analverkehr durch und erniedrigte mich. Sie, eher passiv, bis auf das „Fisten“, das konnte Sie wirklich gut. Na ja unsere Beziehung war eigentlich wirklich ganz harmonisch, bis Er während den Sessions immer mehr kiffte und dem Alkohol zusprach. Dadurch konnte er mir vorher gegebene Versprechungen nicht mehr erfüllen, bzw. war gar nicht mehr in der Lage mich richtig zu dominieren. Manchmal ging er aus einer Sessionpause heraus einfach ins Bett und das war es dann für den Abend. Letztendlich die Krönung und auch für mich der Grund zu gehen, war allerdings ein unbedachter Spruch seinerseits.
<< Weißt Du Marlene eigentlich wollten wir ja eine Transe mit Schwanz, aber eigentlich geht es mit Dir ja auch ganz gut. >>
Ich war sprachlos und das sehr lange. Aber ich war mir auch sicher, dass dies mein letzter Besuch bei den Zweien war. Die beiden haben dann noch paarmal versucht den Kontakt wieder aufzunehmen und mich zu überreden es noch einmal zu versuchen. Aber was sollte das bringen? Es ist mir in der Zwischenzeit kein Schwanz mehr gewachsen.
Ja und dann kam „Lissy“, ein „Transvestit“, allerdings nur donnerstags und ausschließlich donnerstags. „Lissy“ war also ein Mann der Donnerstags eine Frau war und Ihre sexuelle Neigung auslebte. Näheres über „Lissy“, möchte ich hier aus Loyalität und ehrlicher tiefer Dankbarkeit Ihr gegenüber nicht weiter ausführen. Sie ist ein wunderbarer Mensch und eine noch wunderbarere Frau, die ich sehr schätze und wirklich sehr sehr lieb gewonnen habe.
Dazwischen gab es zudem noch ein paar „virtuelle Kontakte“ mit irgendwelchen „Doms“ die entweder an völliger Selbstüberschätzung litten oder aber in Wirklichkeit nur „Tastenwichser“ waren.
Einer war dabei, der glaube ich gut zu mir gepasst hätte und dem ich mich auch sicherlich bis zur „Selbstaufgabe“ als Sub hingegeben hätte. Leider hat er mich damals kurz vor unserem ersten realen Treffen gegen eine „biologische“ Frau ausgetauscht. Als ich dies realisiert hatte, habe ich Ihm einen ganz langen, gefühlvollen Abschiedsbrief, ohne Groll und Zorn geschrieben, aber eben auch ehrlich. Als ich dann nach zwei Tagen immer noch keine Antwort erhalten hatte, habe ich Ihn nochmals angeschrieben und um wenigstens ein paar Worte des Abschieds gebeten. Die Antwort kam als Textnachricht und war schon sehr ernüchternd.
<< Jeder möge doch bei „Seinesgleichen“ bleiben. >>
Da wusste ich wieder wo mein Platz als „Transe“ war!
Parallel zu alldem versuchte ich in der Welt der „Stinos“ (stinknormale Leute) einen Platz zu finden. Ich wollte wissen wie mein „Marktwert“ ist und wie ich als Frau wahrgenommen werde. Also machte ich einen weiteren Besuch in einem Swingerclub, nachdem der erste leider ein völliger Reinfall war.
Die Rahmenbedingungen waren dieselben wie beim letzten Mal, „Herrenüberschussparty“, damit habe ich als „Transe“ erst einmal gute Chance auch einen Mann näher kennenzulernen bzw. das es zu „Körperlichkeiten“ kommt. Aber ich habe natürlich auch vom letzten Besuch gelernt. Dieses Mal habe ich ein paar „Spaßmacher“ für mich in der Tasche, für alle Fälle, quasi als Ultima Ratio. Sollten alle Stricke reißen, beschäftige ich mich eben mit mir selber. Na, und mein Outfit ist ebenfalls verändert. Ich entscheide mich für ein knappes Oberteil das jeden Blick auf meine „gekauften“ Brüste zulässt und einem Unterteil, das auf den ersten Blick jedem „Zweifler“ zeigt, da ist nichts mehr, kein „Anhängsel“ vorhanden, also folglich muss „E S“ eine Frau sein, oder zumindest so etwas in der Art. Leider ist diesmal nicht so viel Betrieb wie beim letzten Mal. Das ist nicht gut, das schmälert meine Chancen gewaltig. Nichtsdestotrotz, ich werde mir Mühe geben und straffe mich als ich den Barraum betrete. Mein „Passing“ muss schon einmal stimmen, die Blicke sind auf jeden Fall eindeutig und lassen hoffen. Wenn ich jetzt nicht irgendwann sprechen müsste stünden meine Chancen ganz gut. Dieser Illusion werde ich aber schnell beraubt.
<< Was möchtest du trinken? >> <<Eine Cola ohne Eis. >>
Das war's! Zumindest jeder in Hörweite hatte mich sprechen hören und ich bin als „Mogelpackung“ entlarvt. Schei.... , so ein bisschen länger hätte die Illusion schon noch dauern dürfen. Nun denn, dann versuchen wir mal das Beste herauszuholen. Also dann, ein bisschen habe ich ja schon in die Waagschale zu werfen und was hatte mir beim letzten Mal Helena (eine liebe Freundin) mit auf den Weg gegeben?
<< Du musst lachen, Männer wollen nur
lachende Frauen. >>
Das funktioniert auch ganz gut, nur Blickkontakt mag keiner der von mir „Angestrahlten“ aufnehmen. Warum eigentlich? Es scheint ganz viel Unsicherheit im Weg,- bzw. Vorbeischauen zu geben. Ja das wäre eine Erklärung. Oder aber „Angst“ die anderen Männer könnten „den Einen“ der Kontakt aufnimmt für schwul oder gar pervers halten. Warum auch immer, sie tun es nicht. Okay, ich habe gelernt auch immer einen „Plan B“ zu haben und somit entscheide ich mich direkt „Plan A“ erst gar nicht weiter zu verfolgen, sondern gleich die Alternative den „Plan B“ zu nutzen.
Es gibt im Barraum einen riesigen TV Flatscreen, auf dem immer den ganzen Abend durchgehend ein Pornofilm zu sehen ist. Heute bzw. gerade sind es zwei Männer die sich an einer recht zierlichen Frau „abarbeiten“. Mein erster Gedanke ist, „Die Arme... sieht aus, als hätte sie ganz schön Ihren “Schaff“ und viel Rücksicht nehmen die Darsteller auch nicht wirklich“. Auf jeden Fall passt der Film schon einmal gut zum Thema des Abends und ich beschließe den nicht wirklich vorhandenen Schutz des Tresens aufzugeben. Stellungswechsel zur Couchgarnitur. Von hier aus habe ich den besten Blick auf das „Filmchen“, also die Messsage „Hallo ich finde das gerade sehr geil“ und außerdem kann ich gleichzeitig auch noch Blicke zulassen.
<< So ihr Lieben, bitte alle mal genau gucken und registrieren das da nichts mehr zwischen den Beinen baumelt! >>
Ich bin recht zufrieden mit mir, jetzt müsste nur noch jemand „den Ball aufnehmen“. Die Abschiedsworte meiner Frau fallen mir wieder ein,
<< Du wirst doch ein bisschen wählerisch sein und nicht jeden ran lassen? >>
„Hmm“, wäre ich gerne aber hoffentlich komme ich überhaupt in die Situation wählerisch sein zu können. Bis jetzt auf jeden Fall nicht. Sei's drum, das Buffet ist eröffnet. Stärkung kann nicht schaden und außerdem, unter Umständen ergibt sich ja beim Essen ein nettes Gespräch. Na ja und die gekochten Eier sind auch immer schnell vergriffen und ich mag gekochte Eier mit Remoulade. Alles gut, von allem noch genug da. Vier gekochte Eier und eine ganze Menge mehr auf dem Teller trete ich an einen Tisch und frage höflich, ob ich mich dazu setzen darf. Ich darf. Ein lockeres Gespräch begann und ich entschloss mich, nach dem Essen einfach mal nach oben zu den Spielräumen zu gehen, selbstverständlich auch ein wenig in der Hoffnung das mir einer der Tischnachbarn vielleicht folgen mag.
So gestärkt setzte ich mein Vorhaben auch um und kam in einen wirklich vollen Raum mit mehreren Frauen und Männer ins Spiel vertieft und nicht mehr wirklich unterscheidend, wessen Hand oder sonstiges gerade wohin wanderte. Ich lege mich ganz nach außen, um erst einmal niemanden zu stören, aber durchaus noch in Armreichweite aller Anderen. So platziert packte ich meine „Spielsachen“ aus und lag, für alle sichtbar, breitbeinig mit mir alleine da. Nichts geschah! Nichts... rein gar nichts! Man nahm Notiz von mir, sah mir kurz zu und wendete sich wieder ab. Ich baute mehrmals Blickkontakt auf und lächelte einladend, aber nichts... es fasste mich niemand an. Das Ganze spielte sich insgesamt dreimal genauso ab. Also zurück zum Barraum, „Signale senden“ und Wechseln auf die „Spielwiese“.
Nichts, D R E I M A L nichts!!!
Das war früher einmal anders, ganz anders! Früher als ich noch nicht die Geschlechtsangleichung hatte, also als „Transe mit Schwanz“ (pre OP). Damals und heute auch noch, gab es in mehreren Hamburger Clubs sogenannte „Trans*, TV und Cross-Dresser Abende“. Das waren Veranstaltungen, auf denen jeder einer seinen Fetisch ausleben konnte und als das akzeptiert wurde was er oder sie nun einmal war bzw. als was „Er, Sie, Es“ sich fühlte. Natürlich ging es aber nicht nur um das sich zeigen als Frau, sondern auch um Sexualität. Diese Abende waren immer gut besucht, nicht nur, weil es den „besonderen Damen“ erlaubte sich einmal ungezwungen zu zeigen und Ihren Fetisch auszuleben, sondern auch weil viele Männer es als Gelegenheit nutzten Ihre latente Homosexualität und geheimen Phantasien auszuleben.
Das ist schon alles verlogen, als „Transfrau post OP“ übt man anscheinend nicht mehr den gleichen Reiz auf die Männer aus wie als „Transe pre OP“. Dieselben Männer die vorher nur allzu gerne mit mir in die „Kiste“ gesprungen wären, rümpfen jetzt eher die Nase und sehen in mir etwas „Abartiges“. Mal ganz abgesehen davon was die gleichen Männer denken und auch aussprechen würden wenn wir uns auf der Straße begegneten. Bei manchen dieser Männer die an den besagten Abenden Ihrer Phantasie freien Lauf ließen hätte mich schon einmal interessiert wie wohl die jeweiligen, Partner reagieren würde, wenn sie von dem „treiben“ Ihres Mannes erfahren täten.
Die Erkenntnis daraus hatte ich bereits oben beschrieben, aber jetzt ging ich noch einen Schritt weiter.
<< Marlene, Du musst ein „Monster“ sein!!! >>
Alles geriet also schon wieder in Bewegung und es kam leider noch so Vieles hinzu. Menschen verabschiedeten sich schon wieder einmal aus meinem Leben und zu allem Überfluss brach mir, wie bereits oben erwähnt, meine Ehe weg. Ich konnte mich einfach selbst nicht mehr ertragen und suchte nur noch nach Fluchtwegen. Die Option Lösungen zu suchen war für mich schon gar nicht mehr präsent.
Durch Zufall hörte ich dann wenig später in meinem neuen Hamburger S/M Lieblingsclub, von „DEBRIS“.
Es war eigentlich nur ein belangloses Nebengespräch das sich aber trotzdem verfestigte, eine ernsthafte Möglichkeit sich/mich zu entziehen? So verrückt der Gedanke auch war, umso klarer erschien mir die Möglichkeit der Verwirklichung desselben und der Wunsch endlich aufzugeben und „meinen Untergang zu zelebrieren“.
Ja, und abermals entwickelte sich eine Dynamik, die mich „gefangen“ nahm und die ich irgendwie auch gar nicht mehr stoppen wollte und konnte.
Außerdem baute ich auch, gerade durch die bevorstehende Trennung, einen immensen innerlichen Druck auf, dem ich nicht mehr standhalten konnte und so verfasste in diesem angeschlagenen Gemütszustand die folgenden Zeilen.
„Mein Fest“
Heute Abend feiere ich ein Fest.
Der Tisch wird gedeckt sein mit Schmerz, Hilflosigkeit, und Trauer.
Der Weg zu diesem Fest führt durch einen Tunnel.
Ich werde ihn durchschreiten und der Boden besteht aus Schuld, Versuchung und Egoismus.
Dieser Tunnel ist mein Werk und ich werde ihn allein durchschreiten.
Da ist kein Fluchtweg und keine Nische, kein Licht und kein Geräusch. Ich bin in einer Neuen Welt.
Da sind Seen gefüllt von Tränen, Berge geformt aus Angst, Täler geschnitten aus Verzweiflung, Moore gefüllt mit Schuld und ein diffuses Licht der Hilflosigkeit.
Hier feiere ich heute Abend mein Fest.
Nackt, schutzlos und gebunden.
Hier ergebe ich mich im Schmerz.
Hier wird mir eine Wunde ins Fleisch geschlagen.
Wenn das Fest beendet ist, werde ich aufräumen und den Tisch neu decken.
Ich werde Zuversicht, Hoffnung und Stärke bitten an meiner Tafel Platz zu nehmen.
Die Seen der Tränen sollen Quellen der Hoffnung werden. Die Berge der Angst zu Ebenen der Zuversicht.
Die Moore der Schuld zu festem Boden der Vergebung und es soll erhellt sein durch das Licht meiner Klarheit.
Die entstandene Wunde werde ich versorgen und fürsorglich pflegen. Die Narbe, die ich mir erhoffe wird mein Begleiter werden. Sie wird sich bilden aus Mahnung, Erinnerung und Träumen.
Mit Angst stehe ich vor dem Eingang meines Tunnels und weiß, dass meine Welt auf mich wartet.
Der erste Schritt und alles beginnt. Der erste Schmerz und das Alte zerrinnt.
Meine Traurigkeit wird meine Schönheit sein und der empfangene Schmerz wird mein Schmuck werden.
Heute feiere ich mein Fest.
Doch damit nicht genug, ich setzte es auch um, ich wollte und musste den Druck unbedingt loswerden und bat einen guten Freund um Hilfe und Entlastung, die er mir auch gewährte.
Der anschließende Text beschreibt dieses, mein Erlebnis, das tatsächlich so stattgefunden hat.
Die reale Erzählung zu „Mein Fest“
Ich sitze im Kellergang auf der Couchgarnitur und warte. Warte das der „Bestrafungsraum“ frei wird. Ich warte und lausche, versuche zu erahnen wie lange es noch dauern wird bis die zwei vor mir dort ihre Session beendet haben. Es ist aber noch mehr als warten. Es ist der Versuch mich zu sammeln, zu konzentrieren auf das was vor mir liegen wird in diesem Raum. Was war nicht alles passiert?
Streit, eine Trennung, die im Raum steht und eine Last von Schuld und Vorwürfen, die auf mir lastet. Kein Ventil, keine Bewältigungsstrategie hat bis hierher gegriffen und dann, ja dann habe ich als letzte Alternative einen guten Freund um Entlastung gebeten. Alles ist besprochen, wenn der Raum frei wird, beginnt mein „spanking“, ein ganz spezielles. Eine Narbe soll entstehen, eine Erinnerung an Schuld und Verzweiflung und ja, auch zur Sühne. Ich sitze, warte, lausche und lasse mich gefangen nehmen von meinem Gefühl der Schuld und Bestrafung. Ich tauche ein in meine ureigenste Traurigkeit.
Die Geräusche im „Bestrafungsraum“ verändern sich. Es wird ungezwungen gesprochen, zusammengeräumt und Kleidung raschelt. Gut, es geht also gleich los. Ich schnappe mir mein Handtuch sowie meine Tasche und stelle mich schon einmal vor dem Vorhang, der auch als Sichtschutz dient. Das Paar verlässt den Raum. Man kennt sich und begrüßt sich, tauscht ein paar kurze Worte aus und dann betrete ich den Raum, „meinen Raum der Bestrafung“. Ich bin da, angekommen und weiß, dass Rob und Michaela auch gleich kommen werden. Ich weiß, es wird gleich beginnen. Ich schaue mich um und der Strafbock mit dem roten Kunstlederbezug erscheint mir viel größer, viel wuchtiger als sonst. Überhaupt, alles scheint größer und ja, auch bedrohlicher. Ich beginne das von mir noch schnell in der Stadt besorgte Verbandsmaterial auszupacken, Desinfektionsmittel, Kompressen, Verband, Wundpflaster, Salben... alles da. Meine Hand,- und Fußfesseln, die Halsfessel hatte ich bereits oben an Rob übergeben. Ich ordne meine Utensilien und auch mich selbst, fange an mich langsam zu entkleiden und auch die Bekleidung lege ich sorgsam und geordnet auf einem Stuhl ab.
So stehe ich bereits völlig nackt und schutzlos im Raum als die zwei eintreten. Ein kurzer Blickkontakt, kein Wort, nichts was den Moment zerstören könnte. Es ist alles besprochen und unsere Blicke, gefasst in Anteilnahme und Traurigkeit bestätigen uns noch ein letztes Mal in unserem einvernehmlichen Vorhaben. Rob öffnet seinen Koffer und beginnt mit seinen Vorbereitungen. Er verschiebt den Strafbock so, dass dieser jetzt nicht mehr mittig im Raum steht, sondern mit einem Ende auf das an der Wand befindliche Andreaskreuz stößt. Michaela hält Blickverbindung zu mir und Ihre Augen spiegeln mir Ihre Anteilnahme und ja, auch Sorge wider.
Ich habe das Gefühl irgend etwas machen zu müssen, mich in den bereits beginnenden Ablauf und das Erlebnis zu integrieren, ein Teil mit alldem zu werden. In diesen Gedanken lege ich mir meine Hand,- und Fußfesseln an, mein hochwertiges Fesselset, ein Geschenk meiner Frau zu meinem letzten Geburtstag, das sie mir mit den Worten überreichte
<< Damit die etwas länger halten >>
Das waren Ihre damaligen Worte. Welche Ironie, wenn ich daran denke was ich gerade vorhabe und warum ich es vorhabe.
Rob ist zwischenzeitlich wohl fertig geworden und steht an seinem Koffer. Sein Blick ruht auf mir. Ich beeile mich fertig zu werden und stelle mich wortlos vor den Strafbock. Mein ganzer Körper ist entspannt, ich atme ruhig und halte die Augen fest geschlossen. Entschlossen und mutig fühlt es sich an. Endlich spüre ich wieder diese Gefühle wie schön, „alte Bekannte“ geben sich die Ehre.
<< Seid willkommen und bleibt heute Nacht noch ein wenig bei mir. >>
Mein Kopf wird zur Brust geneigt und meine bereits übergebene Halsfessel schmiegt sich sanft um meinen Hals, fast zärtlich und behutsam. Zwar auf festen Sitz bedacht aber äußerst vorsichtig wird sie schließlich angezogen. Wenn Du wüsstest, was ich mit dieser Halsfessel bisher schon alles erlebt habe. Wenn Du wüsstest, was mir diese Fessel bedeutet. Wenn ich wirklich wüsste, was sie mir eigentlich tatsächlich bedeutet.
Robs Hände greifen in meine Hüfte und schieben mich näher an den Bock. Er richtet mich aus und seine flache Hand ruht nun auf meinem Rücken. Er drückt meinen Oberkörper leicht aber bestimmend in die Beuge und damit auf das rote Kunstleder. Meine Arme werden gestreckt, eng zusammen gebunden und auf Zug am Andreaskreuz fixiert. Die Hände sind nun ähnlich gefaltet wie zu einem Gebet, sollte ich beten. Um Zuspruch bitten oder mir Beistand erhoffen? Warum eigentlich nicht? Ich bitte und ich hoffe..., nur ein kleines stilles Gebet. Nun werden meine Beine im gleichen Winkel wie die Füße des Strafbock angestellt und ebenso wie zuvor die Arme, eng gebunden an dem Strafbock fixiert. Es fühlt sich an wie auf einer Streckbank. Niemals zuvor bin ich so fixiert worden, der ganze zu „bespielende“ Bereich ist unter Spannung. Das ist die totale Bewegungsunfähigkeit, lediglich die Handflächen kann ich leicht öffnen oder schließen.
<< Wir fangen an Marlene, ist das OK für Dich? >>
<< Ja bitte >>,
flüstere ich und hoffe ab jetzt nicht mehr sprechen zu müssen. Lediglich ein Gedanke,
<< „Herr Kapellmeister, ... Musik Bitte“ >>,
ein Lächeln huscht über mein Gesicht, „Hmmm“ wie schön“.
Gummihandschuhe werden übergestülpt. Ich kenne das Geräusch und weiß es einzuordnen, eindeutig. Ein Startpunkt. Die ersten Schläge kommen auch sofort, geführt mit der flachen Hand, in rascher Folge und immer wechselnd in ausgleichender „Gerechtigkeit“ zwischen linker und rechter Pobacke. Sie sind hart und klatschend. „WOW“, das tut schon heftig weh. Die Aufwärmphase? Wie wird das noch? Der gesamte „bespielbare Bereich“ wird klatschend vorbereitet, erst mit der Hand sowie einem Paddel (vermute ich zumindest) und ich beginne die Flächen zu erkennen die mich besonders in Anspruch nehmen werden. Noch wollte ich nicht stöhnen und nicht jammern. Alles Quatsch, das tut jetzt schon richtig weh und ich gebe meinem Schmerz seine ihm gebührende Stimme.
Noch nie habe ich eine solch schnelle Abfolge von Schlägen mit wechselnder Intensität auf ständig unterschiedlichen Körperpartien gespürt. Vom Po zum Oberschenkel zurück zum Po, Oberschenkel Innenseite zum Schulterblatt und dann alles immer im ausgleichenden Wechsel links und rechts, alles seitengleich, alles identisch. Ich versuche die einzelnen Schmerzreize zu spüren. Es ist sinnlos, die stetigen Wechsel sind zu schnell, ich komme nicht hinterher und gebe es auf. Meine Hände suchen Halt und zerren an der Fixierung. Aber da ist keine Entlastung möglich, einzig mein Kopf in seinen Bewegungen lässt neben meinem Stöhnen den Schmerz sichtbar werden.
<< Du Irre, was hast Du Dir da vorgenommen? >>
denke ich, aber schnell ist auch der zweite Gedanke da,
<< Leiden als Bestrafung! >>
und ich verbiete mir endgültig selbst den Mund, sowie diese ganzen unnötigen, überflüssigen Gedanken!
Es hört so plötzlich auf, wie es begonnen hat, einfach so. Stattdessen werden die malträtierten Körperteile von den vorher schlagenden Händen sanft ausgestrichen, ähnlich einer Massage mit sanftem, leichtem Druck aber auch nicht zu fest. Angenehm eben und ich entspanne alle Muskeln und genieße es. Es ist eher schon ein „Aufsaugen“ der Berührungen. Robs Hände streichen symmetrisch über die Arme bis zu meinen Händen, öffnen diese und greifen ineinander. Ein Händedruck, eine Geste, eine Symbolik der Verbundenheit des Gebenden zur Empfangenden. Eine Verbindung und Bestätigung über unser einvernehmliches Handeln.
<< Geht es Dir gut? >>, ich nicke stumm.
Das Beißstück eines Knebel schiebt sich vor meinen Mund und es bedarf keiner weiteren Worte. Ich nehme nur allzu gern das weiche Lederkissen zwischen meine Zähne auf und schiebe es passend in meinem Mund zurecht, bis es mittels seiner Lederriemen geschlossen wird. „Es fängt also jetzt erst an, aber wann ist jetzt?“. Jegliches Zeitgefühl ist mir abhanden gekommen. Kein Anhalt ...und dann die beruhigende Erkenntnis „völlig egal, es dauert so lange wie es dauert“ und ausreichend Zeit erscheint mir jetzt unendlich wichtig. Sie ist vorhanden die „ausreichende Zeit“. Es ist, als schöpften wir aus einem unendlichen Reservoir, als schenkte uns diese Nacht zusätzliche Stunden.
Quer über das Gesäß, mit Kraft geführt und ein stechendes Brennen über beide Pobacken!
<< Schei.... ein Rohrstock! >>
Trotz Knebel schreie ich unartikulierte Laute über den plötzlich auftretenden Schmerz. Durch den Rohrstock soll auch die Narbe auf dem Oberschenkel entstehen, zum Schluss, quasi als Krönung des Festes. Und trotz eigen auferlegtem Verbot wieder der Gedanke,
<< Marlene, du musst völlig irre sein. >>
Ähnlich wie beim Aufwärmen und Vorbereiten der Körperoberfläche erfolgt erneut ein Stakkato von Schlägen der verschiedensten Schlaginstrumente. Vom Rohrstock über die Gerte, Paddel, Flogger und Peitsche und noch soviel anderes, das ich nicht mehr erkannt habe und zum Teil auch gar nicht kenne. Immer unterbrochen von kleinen Pausen, mit der gezielten Ansprache meine Atmung zu kontrollieren, den Schmerz zu „atmen“, Kontrolle abzugeben um dann im Rhythmus des Leidens fortzufahren, fast prüfend, aber immer steigernd. Wie oft habe ich jetzt schon versucht zu schlucken, mich des Speichels zu entledigen? Völlig sinnlos.... er rinnt mir einfach aus den Mundwinkeln. Ich sabbere und es ist mir egal. Unglaublich...es ist mir echt egal!
Dann ist er da! Der Moment, den ich für heute eigentlich nicht wollte und auch gar nicht eingeplant hatte. Es ging mir schließlich um Strafe, Leid sowie Sühne und trotzdem stellt er sich ein. Auf einmal war es eine Peitsche die schlug, links, rechts, Gesäß, Rücken immer über Kreuz geführt, seitengleich belastend und einen heftigen Schmerzreiz auslösend. Unglaublich, es entweicht mir sämtliche Muskelspannung, ja ich werde sogar weich und empfange ohne den Ansatz einer Gegenwehr. Mein Körper nimmt nur noch auf und der Schmerz verändert sich. Ich tauche ein in den „Subspace“, meine Trance nimmt mich vollends und ganz in Besitz.
Die Atmung verliert ihre Spitzen, alles verändert sich, ich fühle mich unendlich entspannt und befreit. Rob scheint mich zu „lesen“. Seine Schläge und die ganz kurzen Pausen der Berührungen und des Zuspruchs sind sensibel gesteuert, Er hält mich in dieser Entspannung und Trance. Er steuert mich, aber noch einmal... das wollte ich gar nicht heute und jetzt... es ist einfach unglaublich schön.
Aber leider leider nicht ewig. Die letzten Schläge sind heftiger, ich schreie trotz Knebel ziemlich laut auf und winde mich in dem kleinen Rahmen, der mir zur Verfügung steht. Dann... Ruhe.... kein Schlag trifft mich mehr.
Doch der Schmerz wirkt nach. Körperregionen glühen förmlich und mein Atem beruhigt sich nur langsam. Hände streichen über meinen Rücken und versuchen mich zur Ruhe zu bringen, doch dieses Mal dauert es länger und ich brauche Zeit, viel Zeit. Die Fixierungen werden gelöst und mein Körper nimmt dankbar die Entspannung an. Ich glaube es waren tiefe Seufzer, die ich in diesem Moment ausgestoßen habe. Zu Ende ist es aber noch nicht. Das Highlight fehlt noch... die Krönung meines Festes... eine dauerhafte Narbe auf der Oberschenkel Außenseite. Meine Erinnerung, Mahnung und auch ein stilles Versprechen an mich selbst.
> Marlene, setze Dich auf! <
Wir nehmen uns Zeit. Zeit um einigermaßen den Kreislauf wieder zu stabilisieren, Zeit um die Atmung zu kontrollieren, ja einfach die Zeit um den „letzten Gang“ vorzubereiten.
> Kannst du Dich auf den Rücken legen? <, Ich kann.
> Rutsch etwas höher, die Oberschenkel müssen fest aufliegen. < Ja das müssen sie.
Ich spüre die Feuchtigkeit meines Speichel auf der Haut. Es müssen Unmengen sein die mir so, in dieser Position fixiert, etwas Kühlung verschaffen. Mein Kiefer zittert vor Erschöpfung angesichts der vielen vorher ausgestoßenen Laute. Und wieder meine stille Aufforderung,
<< Herr Kapellmeister, das nächste Stück bitte!!! >>.
Das letzte und endgültige. Es trifft mich nur rechts, denn nur das Stück Fleisch wird gebraucht. Nur rechts und mittig des Oberschenkels. Vorbereitung, feste, harte Schläge, die mir bereits die Tränen in die Augen treiben. Von den begleitenden Schreien ganz abgesehen, explodiere ich in Schmerzen. Rob ist gut zu mir und behält das Tempo bei.
<< Nur jetzt keine Pause bitte! >>
Den Einstieg bekäme ich nicht mehr hin. Der erste Schlag mit dem Rohrstock... nochmals eine Steigerung des Schmerzes. Kurzes Verharren... kurzes Überprüfen des Ergebnisses. Robs flache Hand auf meinem Becken zwingt mich auf die Liegefläche und es wiederholt sich noch VIERMAL. Das Seil an meinen Händen wird gelöst, meine Arme fallen einfach nur der Schwerkraft folgend nach unten. Ich bin fast ohnmächtig und zu keiner Reaktion mehr fähig.
> Ist gut, Marlene. Ist gut, es ist vorbei, sieht gut aus. <
Mein Gott, was beruhigen mich diese Worte. Rob richtet meinen Oberkörper auf und ich sehe das Ergebnis. Ein Lächeln... ich habe es geschafft und ja, was ich sehe gefällt mir. Arme umschließen mich, trösten mich und halten mich. Seine sanften Worte geben mir Halt und loben mich. Eine innere Wärme macht sich breit und ich genieße es aufgefangen zu werden. Fürsorglich versorgt Rob die Verletzungen und ich spüre Freude, Glück, Entlastung und eine unglaubliche Klarheit nimmt Besitz von mir.
Das war es, Alles gut! Drei Tage ist das jetzt her und leider werden die Einblutungen am Oberschenkel immer größer. Trotz aller Pflege und Schonung, sie wachsen und wachsen. Ich spüre keine Reue oder Sorge, nur ein Lächeln und Bestätigung, Zufriedenheit und Klarheit.
Ich stehe wieder alleine im gleichen Raum. Alles ist still und mein Blick durchstreift den Raum. Eine Gänsehaut überkommt mich und unweigerlich ergreift eine tiefe Zufriedenheit Besitz von mir und lässt mich „strahlen“. Noch ein Tag und dann gehe ich zum Arzt. Es ist egal, er wird es zwar leider nicht verstehen, aber egal.
Bei diesem Fest wurde Marlene Ihrer Naivität beraubt und es wird sie wachsen lassen, ankommen lassen in der Realität. Die Musik ist aus, das Licht gelöscht und zurückbleibt ein verwüsteter Festsaal. Aufräumen ist erst Morgen, Scherben zusammen kehren und Spuren beseitigen, morgen. Heute freue ich mich wieder auf Morgen.
So war es wirklich. Das war mein, Marlenes riesiger „Scherbenhaufen“ und ich wollte, konnte und hatte auch gar nicht mehr die Kraft einfach weiterzumachen und eine weitere Lebenslüge an die letzte anschließen zu lassen.
Letztendlich gab es für mich zwei Möglichkeiten:
1 Ich könnte mich weiterhin versuchen zu optimieren um so nah als eben möglich an das Original, nämlich einer „biologischen Frau“ heranzukommen.
2 Ich reduziere mich endgültig auf eine „Transe“.
Und da um mich herum ohnehin schon alles zerbrochen war, entschied ich mich für meinen ureigensten Untergang. Ich entschied mich also in aller Klarheit, meinen Untergang zu zelebrieren!
<< Wenn Du nichts mehr hast, dann kannst Du auch nichts mehr verlieren um das Du nochmals, jemals trauern müsstest.>>
„Jetzt geh einfach los Marlene, los los mache Deine ersten Schritte.“
Die Entscheidung in meinem „richtigen“ Geschlecht zu leben war die beste Entscheidung meines Lebens.
Die Entscheidung in meinem „richtigen“ Geschlecht zu leben war die schlechteste Entscheidung für mein Leben.