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ОглавлениеSo ein Pech
EINE KATZENGESCHICHTE
( Farokans Fluch)
von
Marlies Hörlesberger
für Kinder ab 8
Copyright: © 2017 Marlies Hörlesberger
Umschlaggestaltung: ©Marlies Hörlesberger
Verlag: epubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
So ein Pech
„Erwischt!“
Ronny, der dicke rote Kater der Frau Rosenberg zog seine staubige Vorderpfote aus einem Mauseloch im Mauerwerk des alten Speichers. In seinen Krallen befand sich eine dicke, graue Maus, die jämmerlich piepste, sich drehte und wand und verzweifelt versuchte, den Fängen der roten Katze zu entschlüpfen. Doch all ihre Mühe war vergebens.
Schnell packte der Kater seine Beute am Balg und schleppte sie unter einen alten, bunt bemalten Bauerntisch, auf den Frau Rosenberg einige Blumentöpfe hingestellt hatte. Sachte legte er die Maus vor seine Vorderpfoten und beschnupperte ihren Körper.
Sie war schrecklich dick. Ihre mopsigen Bäckchen ließen ihren Kopf wie den Kopf eines Hamsters aussehen und ihr draller Mäusebauch war mindestens so rund wie eine sehr große, reife Kartoffel. Allerdings hatte sie vier spindeldürre Beinchen und Ronny fragte sich, ob dieses Pummelchen überhaupt dazu in der Lage gewesen wäre, vor ihm davon zu laufen.
„So ein Pech“, fauchte er schadenfroh und blies der Maus seinen Atem ins Gesicht. „Jetzt muss ich dich leider fressen!"
„Ich wünsche dir einen guten Appetit“, antwortete die Maus höflich.
Der rote Kater warf einen verblüfften Blick auf seine Beute und zögerte.
Plötzlich fing die Maus zu zittern an. Sie zitterte so stark wie ein trockenes Birkenblatt im Wind. Gleichzeitig stieß sie jämmerliche Piepslaute aus. Die klangen so falsch, wie das klägliche Wimmern einer verstimmten Geige.
Erstaunt machte Ronny einen großen Katzenbuckel und sträubte sein Fell. Plötzlich hörte die Maus wieder zu zittern auf. Sie öffnete ihre Augen und grinste Ronny schelmisch ins Gesicht.
„Mann, hast du ein Pech“, fiepte sie.
Langsam drehte sie sich auf den Rücken und klappte dabei ihre dünnen Vorderbeinchen und Hinterbeinchen zur Seite. Erschöpft machte sie noch zwei tiefe Atemzüge, dann bewegte sie sich nicht mehr. Es sah so aus, als wäre sie gestorben.
Ronny sperrte sein Maul weit auf. Sein Speichel tropfte auf den Mäusebauch.
Auf einmal zerriss ein markerschütternd lautes Fiepen die Stille. Ronny gefror das Blut in den Adern. Er ließ die Maus, wo sie war und stürzte Hals über Kopf in den Garten. Dort versteckte er sich im dichten Laubwerk des Unterholzes und hielt den Atem an. Vögel zwitscherten und ein leichter Wind säuselte durch das Geäst. In weiter Ferne ertönte eine Autohupe. Etwas Beängstigendes hörte er allerdings nicht mehr.
„Was auch immer das gewesen sein mag“, maunzte er, „es klang schrecklich.“
Plötzlich wurde er todmüde. Er riss sein Maul weit auf, gähnte und sank augenblicklich in einen tiefen Schlaf. Doch schon kurze Zeit später wachte er wieder auf. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und ihm war furchtbar übel. Noch unter dem Brombeerstrauch musste er sich reichlich übergeben.
„Donnerblitz und Hühnerkacke, vielleicht hätte ich das angenagte Wurststück, das vor Pongos Hundehütte lag, lieber doch nicht klauen und verspeisen sollen.“
Mühsam erhob er sich und mit allerletzter Kraft schleppte er sich zur Eingangstür des alten Herrenhauses. Dort zwängte er seinen fülligen Körper durch die Katzenklappe in den geräumigen Vorraum.