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IULIA AURELIA ZENOBIA

* um 250

† nach 274

Königin von Palmyra in Syrien

»Man spricht mit Verachtung von dem Krieg, den ich gegen ein Weib führe, aber man kennt weder die Macht noch den Charakter Zenobias.«

(KAISER AURELIAN)

Palmyra, ein kleines Reich in der syrischen Wüste, gehörte offiziell zum römischen Weltreich, gab sich aber sehr unabhängig. Die Bevölkerung lebte vom Handel und ihre Karawanen reisten von Indien bis Rom. Zenobia war die zweite Gemahlin des Stadtfürsten von Palmyra, Septimius Odaenathus, der in der Schwächeperiode der Soldatenkaiserzeit subsidiär für die römische Zentralgewalt den Kampf mit den persischen Sassaniden führte. Diese Zeit der Soldatenkaiser verkörperte auf weiblicher Seite die Gestalt der Zenobia. Sie stellte mit ihrer Existenz ein Bindeglied zwischen früheren Erscheinungen weiblicher Herrscherinnen, den severischen Kaiserinnen und den christlichen Kaiserinnen der frühbyzantinischen Epoche dar.

Da Zenobias Ehemann zu mächtig geworden war, ließ ihn Kaiser Gallienus im April 267 ermorden. Daraufhin trat seine Frau, Iulia Aurelia Septimia Zenobia, Tochter des Iulius Aurelius Zenobius, seine Nachfolge an, zunächst als Regentin für den Sohn Vaballathus Athenodorus.

Zenobias Tatendrang war unerschöpflich. Sie hatte sich vorgenommen, den Ostteil des Römischen Reiches unter ihre Gewalt zu bringen und erwies sich als gefährliche Gegnerin Roms. Sie drang bis Ankyra vor, nahm Arabien ein und eroberte einen Teil von Mesopotamien.

Im Jahr 269 befahl sie ihrer starken Armee unter dem Feldherrn Zabdas die Eroberung Ägyptens. Der ägyptische Vizekönig wurde erschlagen, und das Niltal, die größte Getreidekammer Roms, kam in Zenobias Hand. Der römische Kaiser war daraufhin gezwungen, die neue Machtstellung Zenobias vertraglich zu fixieren.

Nach dem Regierungsantritt Kaiser Aurelians (270) betrieb Zenobia die vollständige Loslösung des Palmyrischen Reiches von Rom durch die Annahme der Titel »Augusta« und »Augustus« für sich beziehungsweise ihren Sohn.

Palmyra, geschmückt mit prächtigen Tempeln und Säulenstraßen, wurde unter Zenobia zur kulturellen und wirtschaftlichen Metropole des Orients. Die Herrscherin war eine vielseitig gebildete Frau, die fließend Latein, Griechisch, Syrisch und Ägyptisch sprach, Homer und Platon las und selbst eine Geschichte des Orients verfasst hatte. Sie beschäftigte sich mit Naturwissenschaften und Geschichte. In Edessa (heute in Griechenland) gründete sie eine Schule für griechische Medizin.

An ihrem Hof wirkte unter anderen der Neuplatoniker Cassius Longinos. Dieser war von 250–267 Schulhaupt der Akademie in Athen und fungierte ab 267 als Erzieher der Söhne Zenobias. Longinos, der Zenobia sehr gedrängt hatte, die Autonomie für Palmyra zu erreichen, wurde von Kaiser Aurelian allerdings um 270 aufgrund seiner politischen Agitation hingerichtet. Zenobia pflegte Beziehungen zum Bischof von Antiochia, Paulus von Samosata. Auch Manichäer besuchten ihren Hof in Palmyra.

Ihre schlichte, tugendhafte Lebensführung sicherte ihr die Ergebenheit ihrer Truppen und ihrer Berater. In der Kleidung und im Hofzeremoniell bevorzugte sie persische Vorbilder.

Zenobia – oder Bat-Zabbai, wie die Araber sie nannten – klug und schön, war ethnisch Araberin. Wie ihre und ihres Mannes lateinische Namen zeigen, stammten sie aus einer romanisierten Familie. Dementsprechend war ihre gesamte Politik, auch wenn sie sich von Rom wegentwickelte, römisch stilisiert. Das Beamtenwesen war römisch organisiert, die Münzen waren römischen Typus‘, und Zenobias Separatismus besonderer Art drückte sich darin aus, dass sie sich den römischen Titel »Augusta« auf Griechisch zulegte. Das palmyrenische Großreich, das sie sicherlich anstrebte, wäre ein römischer Staat gewesen.

In ihrer Politik wollte sie an jene der großen Kleopatra anknüpfen. Sie beanspruchte, von Kleopatra abzustammen, nahm sogar deren Namen an und erneuerte eine von deren Inschriften. Sie hat möglicherweise versucht, in dieser Eigenschaft als ptolemäische Königin die berühmten Memnonskolosse in Theben wiederherzustellen, zwei knapp 18 Meter hohe Sitzfiguren.

Im Frühjahr 272 eröffnete Kaiser Aurelian schließlich einen Feldzug gegen Zenobia. Sie musste daher zur offenen Usurpation schreiten und ihren Sohn zum Augustus und sich zur Augusta (Kaiserin) ausrufen. In zwei Schlachten bei Antiochia (Immae) und Emesa besiegte Aurelian die Truppen des palmyrenischen Teilreiches. Im August 272 nahm er schließlich die Oasenstadt Palmyra ein. Der Kaiser schrieb an den Senat: »Man spricht mit Verachtung von dem Krieg, den ich gegen ein Weib führe, aber man kennt weder die Macht noch den Charakter Zenobias – die Furcht vor Strafe hat ihr den Mut der Verzweiflung gegeben.«

Auf der Flucht zu den Persern geriet die einst so überragende und schöne Herrscherin am Euphrat in römische Gefangenschaft, wurde in Emesa vor Gericht gestellt und dann nach Rom gebracht.

Der Kaiser inszenierte dort ein demütigendes Schauspiel: Er führte Zenobia und ihre beiden Söhne, zusammen mit dem gallischen Usurpator Tetricus I., in goldenen Ketten gefesselt vor seinem Triumphwagen durch die Stadt. Danach wurde sie angeblich noch einige Jahre in Rom gefangen gehalten. Nach der Historia Augusta heißt es aber auch, dass sie in Hadrians Villa in Tivoli ihr Leben beschlossen haben. Der um 500 n. Chr. lebende Historiker Zosimos berichtet allerdings, die Königin habe auf dem Transport nach Rom jegliche Nahrung verweigert und sei dabei gestorben.

Zenobia – als »Kaiserin des Ostens« trug sie Purpurmantel und Diadem und zeigte sich ihrem Heer in Panzer und Goldhelm. Königin Zenobia sagte über ihr Leben: »Ich vergrößerte mein Reich noch mehr, nicht so sehr durch Gewalt als durch den Ruf einer gerechten und staatsmännischen Lenkung, die alle Menschen in eine solche Bewunderung versetzte, dass einzelne unserer Feinde sich entschlossen, lieber untertänig zu bleiben, als in ihr eigenes Land zurückzukehren!«

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