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Die Masken fallen

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Diesmal war es an Eddies Vater zu schlucken. Damit hatte er nicht gerechnet. Jedenfalls nicht so schnell. Francis Toast sah seinen Sohn ruhig an. Das hatte er schon immer an ihm bewundert. So merkwürdig die Situation auch erscheinen mochte, Eddie stellte immer die richtigen Fragen.

Aufmerksam blickte Eddie seinem Vater in die Augen. Er wartete auf eine Antwort. Auf eine Antwort, vor der er ein bisschen Angst hatte. Denn nach dem, was er heute schon erlebt hatte, schien alles möglich zu sein. Und das beunruhigte ihn. Vor ein paar Wochen hätte er seinen Vater fragen können, ob er ein Außerirdischer wäre und er hätte nur gelacht und ihm am nächsten Tag einen Streich gespielt. Aber sein Vater lachte nicht. Und je länger Eddie auf die Antwort wartete und je weniger sein Vater dabei ein fröhliches Gesicht machte, umso sicherer war Eddie, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.

„Nun“, begann sein Vater. Das war ein guter Anfang, fand Eddie. So... nichtssagend. So offen. Er bot alle Möglichkeiten, die Geschehnisse des Tages zu einem übertriebenen Scherz zu verwandeln. „Du hast Recht!“

Eddies Mund blieb offen stehen. Das war genau das, was er nicht hören wollte. Er stellte sich oft viele Dinge vor. Negative Dinge. Die Erwachsenen nannten das Pessimismus. Eddie war ein Meister darin, sich pessimistische Dinge auszumalen. Und oft genug hatte er Recht. Er hasste es, wenn er Recht hatte. Denn dann sah es oft nicht gut aus.

Andererseits... Ein Hoffnungsschimmer tauchte in Eddies kleinem Kopf auf. Natürlich. Warum nicht? Das war eine Möglichkeit. Er hatte ja gar keine Frage gestellt. Jedenfalls keine, auf die das, was sein Vater gesagt hatte, eine schlechte Antwort war. Er hatte nur gefragt...

„Ich arbeite nicht für die Regierung der Erde“, sagte Eddies Vater und wischte damit jeden Ansatz von aufkeimender Hoffnung mit einem Streich davon. „Oder besser: Für irgendeine Regierung auf der Erde!“

Ja, das war besser, dachte Eddie müde. Das ließ kaum einen Spielraum für Hoffnung.

„Ich arbeite für etwas, das sich der Große Rat nennt. Und ich und ein paar andere sind zur Erde geschickt worden, um hier...“ Francis Toast überlegte, wie er das am besten formulieren konnte. „...zu arbeiten. Um die Menschen zu beobachten, die Erde im Auge zu behalten... zu schauen, was hier so passiert.“

Eddie seufzte und musste sich setzen. Das ließ nun wirklich überhaupt keinen Spielraum mehr dafür, sich das ganze irgendwie schön zu reden. Sein Vater kam aus dem Weltraum. Und das bedeutete...

Eddie deutete fragend auf seine Mutter, die in diesem Augenblick mit einer Reisetasche die Küche betrat. Sein Vater nickte.

„Ja, deine Mutter auch.“

Das war ein wenig zu viel für Eddie. Neben den anderen Dingen, die heute schon zu viel für ihn gewesen waren. Seine Konzentration ließ langsam nach. Die Eindrücke, die neuen Informationen mit denen er umgehen, die er verarbeiten musste, all das überforderte ihn. Sein Bruder war entführt worden, von Außerirdischen, was die Sache noch unglaublicher machte, und seine Eltern arbeiteten für irgendeinen komischen Rat und waren, um dem noch einen drauf zu setzen, auch Außerirdische.

„Du hast es ihm gesagt?“ fragte Eddies Mutter.

Francis Toast nickte.

„Ich glaube, es war wohl der richtige Zeitpunkt.“

Daran hatte Eddie ernste Zweifel. Es war wohl der schlechteste Zeitpunkt überhaupt! Warum nicht erst, wenn er das Abitur hatte? „Herzlichen Glückwunsch zur Reifeprüfung. An welcher Uni möchtest du studieren? Köln? Berlin? Mars?“ Nein, das war Blödsinn. Der Mars war viel zu nah bei ihnen. Wenn seine Eltern Außerirdische waren, kamen sie bestimmt nicht von einem Planeten im selben Sonnensystem. Und wenn es dort Leben gab, hätten das die Wissenschaftler oder die Militärs sicher schon festgestellt. Besonders, wenn es sich um Leben handelte, das es fertig brachte, die Erde zu besuchen. Andererseits... bis vor wenigen Minuten hatte er auch noch angenommen, dass es keine Außerirdischen gab und schon gar nicht auf der Erde und wenn die Wissenschaftler auch das nicht herausbekommen hatten, dann konnte eigentlich alles wahr sein.

„Also“, brachte Eddie stockend hervor, „ihr seid Außerirdische.“

Sein Vater nickte. „Ja. Und nein.“

Eddie schluckte noch einmal, um den Kloß in seinem Hals zu bekämpfen. Es half nicht viel.

„Also... bin ich auch ein Außerirdischer?“ fragte er. Denn das war die Erkenntnis, die hinter den ganzen Antworten stand. Das war die logische Schlussfolgerung, auf die alles hinauslief, die er aber die ganze Zeit hinter den Fragen versteckt hatte. Vor sich selbst versteckt. Doch jetzt waren die Fragen beantwortet. Die Antworten waren da. Und nur eine Frage blieb übrig. Und mit ihr eine Antwort. Die Antwort, die er von allen am wenigsten hören wollte. Und die er dennoch wissen musste. Denn zu ihr hatten alle seine Fragen geführt.

„Ja. Und nein“, sagte sein Vater wieder.

Seine Mutter schüttelte energisch den Kopf.

„Nein.“

Francis Toast sah sie unsicher an. „Meinst du?“

„Ja. Eddie ist hier geboren. Also ist er Bewohner dieses Planeten, oder?“

„Naja, das handhaben die einzelnen Länder ein bisschen unterschiedlich. Ich glaube, wenn er in Amerika geboren wäre, wäre er damit automatisch Amerikaner. Aber hier in Deutschland ist das etwas anders. Nur weil er hier geboren ist, ist er noch lange kein Deutscher...“

„Er ist auf der Erde geboren und damit ist er kein Außerirdischer, basta!“ Eddies Mutter sprach ein Machtwort, dem sich zumindest ihr Mann unterordnete.

„Okay, sagen wir, du hast eine Art doppelte Staatsbürgerschaft“, meinte Eddies Vater lächelnd. Auch das half Eddie nicht wirklich weiter, denn es beantwortete seine Frage nicht.

„Bin ich... seid ihr... sind wir Menschen?“ brachte er stockend hervor.

Francis lächelte. „Ja.“

Ein riesiger Seufzer entfuhr Eddie. Hätte er erfahren, dass er eigentlich ein grünschuppiges Wesen mit lila Tentakeln wäre, dann wäre er wahrscheinlich durchgedreht. Aber diese Antwort gab ihm wieder ein kleines Stückchen Sicherheit zurück. Er war ein Mensch. Seine Eltern waren Menschen. Sehr gut. Das war ein Anfang. Ob sie nun in Stuttgart geboren worden waren oder auf irgendeinem anderen Planeten spielte für ihn in diesem Augenblick keine Rolle. Hauptsache, sie waren Menschen.

„Aber... ihr seid Außerirdische?“ hakte Eddie nach.

„Ja. Und nein. Es ist so“, erklärte sein Vater, „Vor vielen, vielen Jahren wurde die Erde besucht und ein paar Menschen wurden gefragt, ob sie eine Reise machen und sich vielleicht woanders niederlassen wollten. Ein paar Menschen sind mit diesen Besuchern mitgegangen und so wurde eine kleine Kolonie gegründet...“

„Und damit meint dein Vater nicht Amerika!“ warf Eddies Mutter lächelnd ein.

„Dort lebten die Menschen in Frieden und lernten viel. Dinge, die es auf der Erde zu dieser Zeit noch nicht gab und die es hier auch heute noch nicht gibt.“

„Wie Frieden“, murmelte Eddie leise.

„Ja, wie Frieden“, lächelte Francis und war ein bisschen stolz auf seinen Sohn. „In dieser Gemeinschaft, in der die Menschen dort leben, sind alle gleich. Im Laufe der Generationen wurde die Kolonie aufgelöst. Die Menschen, und die Kolonien von anderen Völkern, wurden integriert. In...“

„Die Galaktische Völkergemeinschaft“, meinte Eddies Mutter. „Dort leben viele Völker zusammen und nachdem sich die Menschen an ihre neue Umgebung gewöhnt hatten und ihre Zahl gewachsen war, wurden sie ein Teil der Gesellschaft.“

„Ja, so ist es. Und wir und ein paar andere wurden im Auftrag der Völkergemeinschaft auf die Erde geschickt.“

„Als so eine Art Botschafter, nur eben ohne offizielle Kontakte zu Regierungen. Wir beobachten die Welt und wenn wir sehen, dass es so weit ist, dass sich die Menschheit weit genug entwickelt hat, auch andere Lebensformen im Weltraum anzuerkennen und mit ihnen in Verbindung zu treten, dann beginnen wir damit, die Kontakte zu knüpfen und alles dafür vorzubereiten.“

„Aber bis dahin wird es noch einige Zeit dauern“, seufzte Eddies Vater.

Eddie nickte.

„Das heißt, wir sind Außerirdische... aber auch wieder nicht. Und wir sind Menschen.“

Gut, dachte Eddie. Sehr gut.

„Und wieso das alles?“, fragte er. „Wieso hat man Peter entführt?“

Francis Toast schüttelte den Kopf.

„Das weiß ich noch nicht. Und deshalb müssen deine Mutter und ich zum Großen Rat, um herauszufinden, was hier los ist.“

„Kann ich nicht mitkommen?“ wollte Eddie wissen.

Seine Mutter schüttelte den Kopf.

„Nicht, solange wir keine klaren Antworten haben. Die Galaxie ist auch nicht gerade ungefährlich und in der Völkergemeinschaft gibt es viele verschiedene Interessengruppen. Im Moment ist es sicherer, wenn du hier auf der Erde bleibst. Hier ist es einfacher, dich zu beschützen.“

„Wir haben dafür gesorgt, dass du hier in Sicherheit bist.“

Horschell kam in die Küche gerannt.

„Er ist da“, sagte er aufgeregt und stürmte zurück zur Haustür.

Eddie sah seinen Vater fragend an. Francis Toast lächelte.

„Du bist in guten Händen, glaub mir. Er ist der beste! Er ist einer der größten Kämpfer der Galaxis, ein hervorragender Geheimagent und ein sehr guter Freund von mir. Er ist eine Mischung aus James Bond, Superman und Gandalf. Und er wird auf dich aufpassen, so lange wir weg sind.“

Horschell kam zurück und führte einen großen, schwarz gekleideten Mann herein. Er wirkte jugendlich, hatte dunkles Haar, trug etwas, das wie eine Art modischer Kampfanzug aussah und zeigte ein selbstsicheres Lächeln.

„Das ist Ed Vent’sha.“

Eddie Toast

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