Читать книгу Meisterdieb der Galaxie - Martin Cordemann - Страница 4

Ich ließ mich also geräuschlos von der Decke herab und sah mich um. Ein ganz gewöhnliches Geheimlabor, kennt man eins, kennt man alle. Reagenzgläser, Zylinder, Kolben, Tiere in Käfigen, Tresore für die Geheimformeln. Das hier machte da keine Ausnahme. Also nahm ich mir den Safe vor, öffnete ihn in olympiaverdächtiger Zeit und entnahm ihm einen kleinen Metallbehälter. Er sah sehr zerbrechlich aus. Ich lugte hinein und sah das Serum: ein kleines Fläschchen mit blauer Flüssigkeit. Jackpott! Ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, aber dann überlegte ich es mir anders und steckte die Papiere auch noch ein. So etwas sollte man nicht in den Händen einer Regierung lassen!

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Regel Nummer Eins bei einem professionellen Bruch: Niemals Spuren hinterlassen! Wenn sie denken, ihr geheiligtes Zeugs wurde zerstört statt geklaut, werden sie nicht danach suchen! Also befestigte ich eine kleine Sprengladung am Tresor, naja, eigentlich eher eine große. Man sollte nie am falschen Ende sparen! Nachdem ich also dafür gesorgt hatte, dass die Regierung die Finanzierung ihrer Projekte der Versicherung in Rechnung stellen konnte, machte ich mich auf den Weg zum Luftschacht. Doch irgendwie schienen meine Freunde draußen inzwischen Verdacht geschöpft zu haben, und bevor ich mich auf einen weiteren Kontakt mit den Hausstaubmilben einlassen konnte, stürmte eine Horde schießfreudiger Wachen in das Labor.

Scheiße!

Natürlich sahen mich zwei der Wachen, während ich meine Turnübungen an der Decke vollzog. Konversation schien nicht gerade ihre Devise zu sein und statt zu fragen, ob sie mir vielleicht helfen könnten, meinte der eine nur: „Knall ihn ab!“

Wenigstens wissen wir jetzt, dass unsere Steuergelder gut angelegt sind. Wachen, die ohne zu zögern handeln. Leider hätte man doch etwas mehr Wert auf eine bessere Ausbildung legen sollen, denn während die beiden nun anfingen, wild herumzuballern in der Hoffnung, mich vielleicht mit einem Querschläger oder durch pures Glück doch noch zu treffen, verfehlten sie zwar ihr eigentliches Ziel, dafür aber nicht den Sprengsatz am Tresor.

Langer Rede kurzer Sinn: Der Sprengsatz explodierte!

Eine gewaltige Explosion zerstörte die gesamte untere Etage des Gebäudes. Glas flog durch die Gegend, Brocken, Trümmer, Rauch. Und dann breitete die Dunkelheit ihre schützenden Arme über die sich langsam senkende Rauchwolke.

Der touristische Wert der Kanalisation wird bisweilen überbewertet. Man kann zwar ein paar nette Ratten kennenlernen, aber da man die eh nicht zum Abendessen einladen würde, kann man sich einen solchen Ausflug auch gleich sparen. Auch der Geruchsfaktor spielt bei dieser Entscheidung eine große Rolle. Aber welche Wahl hatte ich schon?

Ich hinkte durch die Unterwelt und konnte mich glücklich schätzen, dass außer meinem Bein nur mein Ego etwas angekratzt war. Und „angekratzt“ war bei meinem Bein der reinste Euphemismus! Bei jedem Schritt zuckte ein stechender Schmerz vom Fuß bis hinauf zur Hüfte. Eine Operation wäre jetzt nicht verkehrt gewesen, auch um die diversen Blutungen zu stoppen, aber die Zeit lief mir davon – und ich konnte ihr nur hinterher hinken.

„Es gibt doch nichts schöneres, als einen entspannenden Spaziergang durch die Unterwelt“, murmelte ich. Ich hinkte den Gang hinunter, bis ich neben einem Tunneleingang eine kleine Bronzetafel bemerkte. Ich sah sie mir an und marschierte kopfschüttelnd weiter.

Dort stand:

Die Kanalisation – geplant und realisiert von Ulmar Quott Industries

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