Читать книгу Populär - Mit Mord zum Erfolg - Martin Cordemann - Страница 4
2
ОглавлениеEs gibt jede Menge Theorien darüber, was ein Buch erfolgreich macht.
Aber die meisten vergessen gerne, dass es zunächst mal nicht darauf ankommt, dass man ein Buch schreibt.
Das ist eigentlich eher die Nebensache.
Genau genommen ist das sogar eher hinderlich.
Denn wenn man ein Buch geschrieben hat, möchte man natürlich auch, dass es veröffentlicht wird.
Und das ist der Punkt, wo das eigentliche Problem anfängt.
Shakespeare wird heute gerne als größter Schriftsteller aller Zeiten hingestellt.
Aber welchen Erfolg hätte er heute?
Oder vielmehr: Welchen Erfolg HAT er heute?
Wieviele Leser hat er?
Denn, mal ehrlich: Wer liest heute schon Dramen?
Hätte er ein paar Romane geschrieben, würde er bestimmt mehr gelesen.
Genau genommen beschränkt sich sein Publikum auf Shakespearedarsteller und Englischklassen.
Nichtsdestotrotz rüttelt niemand an seinem Ruf.
Auf der anderen Seite: Dieter Bohlen.
Er dürfte in einem Jahr mehr Leser gehabt haben als Shakespeare.
Aber macht ihn das zu einem genialen Schriftsteller?
Vielleicht nicht.
Aber wenigstens zu einem erfolgreichen.
Würde Shakespeare seine Werke heute an Verlage schicken, würde man ihm bestimmt ein nettes Schreiben schicken.
Einen Vordruck.
„Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen...“
„...leider kein Platz in unserem Verlagsprogramm...“
„...stellt keine Bewertung Ihres Werkes dar...“
„...wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.“
Danke fürs Mitspielen.
Wenn er dagegen Musiker wäre.
Oder so eine Art Musiker.
Etwas, das man heute gerne als „Promi“ bezeichnet.
Das wäre etwas anderes.
Kennt einen eine breite Masse, hat man ganz andere Voraussetzungen.
Auch, wenn man gar nicht schreiben kann.
Denn dann ist man kein unbekannter Schriftsteller.
Dann ist man jemand.
Ob man dafür eine Woche in einem kameraüberwachten Wohncontainer verbracht hat oder durch eine auffällige Karriere in der Pornobranche berühmt geworden ist, spielt dabei keine Rolle.
Hauptsache, die Leute kennen deinen Namen.
Sie haben von dir gehört.
Dich im Fernsehen gesehen.
Dein Gesicht auf der Bildzeitung erkannt.
Irgendeinen schmuddeligen Artikel über dein Sexualleben gelesen.
In einem Boulevardmagazin miterlebt, wie du ein Kängurujunges vor dem Ertrinken in einer Toilette gerettet hast.
Mit angesehen, wie du dem Erzbischof von Köln am Rosenmontag unter den Rock gegriffen hast.
Oder das Funkenmariechen unter den Tisch gesoffen.
Oder umgekehrt.
Das ist dann etwas anderes.
Und das Schöne ist: Man muss dafür nicht mal Schriftsteller sein.
Nur bekannt.
Ein Promi eben.
Jemand, den man kennt.
Aber wie wird man ein Promi?
Wie gesellt man sich zu den Reichen und den Schönen?
Wenn man weder reich ist noch schön?
Unangemeldet auf jeder V.I.P. Party erscheinen?
Seinen Schwanz in die Bowle baumeln lassen und hoffen, dass das RTL2-Filmteam das ganze auch filmt?
Sich hemmungslos auf die Bühne stellen und singen, was das Zeug hält?
Auch, wenn nur schmerzliches Gegröle dabei herauskommt?
Oder sich einfach von irgendeiner anderen Scheinpersönlichkeit schwängern lassen?
Schwierig.
Gerade als Mann!
Also was tun?
Wie kann man diesen Kultstatus erreichen, der es einem ermöglicht, Bücher zu verkaufen?
Wenn man keine rechte Chance hat, der High Society auf halbwegs legalem Wege beizutreten?
Sie wollen wissen, wie ich es geschafft habe?
Wie ich es tatsächlich erreicht habe, dass mein Buch veröffentlicht wurde?
Wie ich aus dem Schatten eines „unbekannten Autoren“ herausgetreten bin und zu einem Bestsellerautoren wurde?
Wie es dazu kam, dass ich jede Woche Briefe von liebeshungrigen Frauen bekomme, die mich heiraten möchten?
Warum ich zu jeder Talkshow im Lande eingeladen werde?
Wie ich diese Hürde genommen habe und zu einem echten Star wurde?
Ganz einfach.
Ich habe 26 Menschen ermordet!