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Kapitel 2
ОглавлениеWie sich wenig später herausstellte, war Frank Prosser nicht nur ein Idiot, sondern auch ein Arschloch. Genauer gesagt: ein Arschloch, das seinen Weg ging, wie es seinen Weg gehen wollte. Und da er mich in seinem Weg sah, fand er einen Weg, mich aus dem seinen zu entfernen. Es begann damit, dass man in der Zeitung lesen konnte:
LEITER DER MORDKOMMISSION FRANK PROSSER RÄUMT AUF!
Und damit war offensichtlich nicht sein Kinderzimmer gemeint. Wahrscheinlich war er glücklich, dass endlich sein vollständiger Name auch in der Überschrift zu lesen stand, in Fettdruck natürlich. Nicht genug damit, dass Prosser alte Fälle löste – ohne seine Beteiligung selbstverständlich – er wollte seine Abteilung auch von Polizisten säubern, die ‘den ganzen Tag nur auf der faulen Haut liegen und Steuergelder verschleudern’. Kaum verwunderlich, dass mein Name in diesem Zusammenhang erwähnt wurde.
Noch am gleichen Tag schwirrte Prosser in mein Büro-das-mir-inzwischen-weniger-stank-als-mein-neuer-Chef und teilte mir mit, dass er meine Akte noch einmal sehr genau durchgegangen sei. Und er sei da auf etwas gestoßen. Einmal sei da sein Eintrag wegen Alkohols im Dienst – unsere erste Begegnung in der Silvesternacht. Dann sei da auch noch eine Spesenabrechnung, die erwähnt wurde und die offensichtlich nicht ganz schlüssig war – diese Geschichte, bei der mir dieser schmierige Politiker Breukler einen reinwürgen wollte.
„Und noch etwas: ich kannte Breukler!“ Welche Überraschung. „Ich habe diesen Mann bewundert. Ich hatte sogar einmal die Ehre, ihm die Hand schütteln zu dürfen.“ Ich würde wetten, davon hatte er ein Bild in seinem Zimmer. „Davon habe ich sogar ein Bild. Und Sie... Sie haben durch Ihre Unfähigkeit dafür gesorgt, dass dieser hervorragende Politiker ermordet wurde! Oder war es gar Berechnung?“
Das hätte er wohl gerne gewusst!
„Was wollen Sie eigentlich von mir?“ fragte ich.
„Leistung, Rhode.“
„Für Sie immer noch Herr Rhode, Prosser!“ Ja, er ging mir wirklich auf den Sack!
„Sie haben den Bogen überspannt. Ich erwarte Ihre Kündigung.“
„Ich erwarte meine Pension. Verschwenden Sie nicht meine Zeit.“
„Verstehe ich Sie richtig? Sie werden nicht kündigen?“
Ich sah ihm kalt in die Augen. „Wegen eines Arschlochs wie Ihnen? Nein, da müsste schon etwas mehr passieren. Aber, immerhin, Sie haben es sofort begriffen. Doch, das erkenne ich an, vielleicht hab ich Sie ja doch unterschätzt?“
„Ich denke, das haben Sie!“ Er drehte sich um und ging. Er hatte nicht Unrecht. Ich hatte ihn wirklich unterschätzt. Er wollte ein Exempel statuieren, er wollte damit zeigen, dass er der Chef war, so dass die anderen klein bei gaben und zurück ins Glied gingen. Und er tat es. Wenn er seine Energien nicht für seine Karriere sondern für seine Arbeit eingesetzt hätte, hätte er vielleicht ein echt guter Polizist sein können. Prosser begann jedenfalls zu ermitteln. Gegen mich.
Bald nach dem Artikel in der Zeitung folgte ein neuer, in dem Prosser klarmachte, dass für Polizisten wie mich kein Platz in seiner Abteilung war. Inzwischen hatte ich die Nase voll von seinen Methoden. Er besuchte mich zusammen mit dem Polizeipräsidenten und einer Liste meiner Dienstvergehen, Ungereimtheiten bei Abrechnungen, Beschwerden über mich und dergleichen mehr.
„Es gibt zwei Möglichkeiten“, erklärte der Polizeipräsident ruhig. „Sie können sich einem Prozess stellen, einer internen Untersuchung, die Herr Prosser leiten wird. Oder...“
„Sie entlassen mich fristlos.“ Ich erhob mich. „Okay, Leute. Eigentlich wäre der eine oder andere von uns auf der anderen Seite des Gesetzes wohl besser aufgehoben, aber naja... Schmeißen Sie mich raus, wenn Sie wollen. Ich habe keine Lust mehr. Kramen Sie meinetwegen in den Akten, suchen Sie irgendwelche fadenscheinigen Indizien, aber gehen Sie mir nicht mit Ihrer Scheiße auf den Sack. Wenn Sie mich nicht mehr wollen, wenn Sie jemanden haben, der diese Arbeit genau so gut erledigen kann wie ich: bitte sehr. Aber eines sage ich Ihnen: Die Genugtuung zu kündigen gebe ich Ihnen nicht!“ Also warfen sie mich raus.