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5. Kapitel (1961-1965)
Оглавление1961 wurde die Mauer gebaut. Fast hätte es deswegen zwischen den Russen und Westalliierten einen neuen Krieg gegeben. Wie viele West-Berliner war ich sehr besorgt und erzürnt über das Vorgehen der DDR-Führung. Wenn die nicht die Mauer gebaut hätten, wäre denen die Hälfte der Bevölkerung abhanden gekommen. West-Berlin war jetzt eingemauert, aber man kam weiterhin über die Transitstrecken mit dem Auto und LKW nach West-Deutschland. Die Bahn passierte wie zuvor die DDR und besonders schwere Güter konnten weiterhin mit dem Schiff in den Westen gelangen. Wer genug Geld hatte, konnte natürlich auch das Flugzeug wählen. Die Piloten der Pan Am, British Airways und Air France flogen durch drei Flugkorridore in einer Höhe von nur 3.000 Meter. Natürlich durfte die DDR-Bevölkerung nicht mehr nach West-Deutschland und West-Berlin ausreisen. Eine Ausnahme gab es bei Rentnern, weil sie der klammen DDR Geld kosteten. Deswegen hatte die sozialistische Einheitspartei (SED) nichts dagegen, wenn sie im Westen blieben. Nachts hörten wir in West-Berlin an der Mauer häufig Schüsse, die mich sofort wieder an den Krieg erinnerten.
Die West-Berliner arrangierten sich schnell mit der neuen Situation. Sie waren es gewohnt immer am Rande des Abgrundes zu leben. Man denke nur an die jahrelange Bombardierung durch die Alliierten, die Schlacht um Berlin 1945, an die Luftbrücke 1948 und jetzt 1961 der Mauerbau. Für die Westalliierten war West-Berlin ihr Bollwerk gegen den Sozialismus. Durch West-Deutschland wurden die Stadt, Arbeitnehmer und Industrie maßgeblich mit Geld unterstützt, damit ungefähr 2 Millionen Menschen und die Unternehmen in diesem riesigen Gefängnis blieben. In den nachfolgenden Jahren gelang es tatsächlich West-Berlin, trotz der Mauer, am Leben zu halten. Dank fehlender Polizeistunde entwickelte sich sogar eine deutsche Amüsiermeile für Andersdenkende, Spinner, Homosexuelle und Künstler. Viele westdeutsche, junge Männer kamen nach Berlin, um der Wehrpflicht zu entgehen.
Auch die Berliner AEG und ihre Arbeitnehmer wurden vom Staat subventioniert. Somit blieb meine Firma mit ihren Niederlassungen in West-Berlin, während die Zentrale weiterhin in Frankfurt am Main war. Schnell gewöhnte sich die Belegschaft an die neue Situation. Wie alle West-Berliner waren sie auch hoch motiviert das Beste aus der schwierigen Lage zu machen. Die Produktion meiner Quecksilberdampfgleichrichter lief ungestört weiter. Der Transport nach West-Deutschland fand weiterhin per Schiff statt.
1962 fuhren wir im Sommer nach Sielen, um dort bei meiner Mutter im Pfarrhaus Urlaub zu machen. Zuvor hatte ich in Berlin ein Segelfliegermodell gebastelt, damit die beiden Jungen ihren Spaß haben. Während ich mit Elisabeth auf einer Decke auf dem Berghang „Magere Kuh“ lag, waren die Kinder permanent unterwegs, um den Flieger mit Zeitschaltuhr zu suchen und zurückzubringen. So waren sie wunderbar beschäftigt und bewegten ihre Glieder. Einmal landete der Flieger einige Kilometer entfernt kurz vorm Fluss „Diemel“, sodass sie lange unterwegs waren. Eine Woche später verschwand der Flieger in einem dichten Fichtenwald. Zunächst suchten nur die Jungs alleine, allerdings erfolglos. Schließlich beteiligten auch Elisabeth und ich mich an der Suche, aber der Flieger blieb tatsächlich verschwunden. Natürlich waren die Jungs darüber über alle Maßen frustriert.
Elisabeth war im Urlaub ganz zufrieden und ausgeglichen. Wahrscheinlich war sie froh über meine Anwesenheit, denn in Berlin war ich ein viel arbeitender Mensch, der kaum seiner Vaterrolle gerecht wurde. Da ich auf der Arbeit eine neue Geliebte hatte, die ich unbedingt sehen musste, erzählte ich ihr, dass ich wegen einer wichtigen Sitzung zurück nach Berlin müsste. Sie war darüber zutiefst enttäuscht, weil ich sie mit den Kindern alleine ließ. Nachdem wir uns vor den Kindern gestritten hatten, bekam sie prompt wie immer ihre Migräne, weil sie sich über mich aufgeregt hatte. Trotzdem fuhr ich am nächsten Tag zurück nach Berlin und traf mich in unserer Wohnung im Wolffring mit meiner neuen Geliebten, die eine wollüstige Sekretärin war. Wir vögelten die ganze Nacht im Ehebett bis es fast auseinanderfiel. Ich kam voll auf meine Kosten und dachte kein einziges Mal an Elisabeth. Damals war ich felsenfest davon überzeugt, dass ein Mann mehrere Frauen braucht, um glücklich zu sein. Nur eine Ehefrau zu haben, war mir nicht genug. Als meine Besucherin am nächsten Morgen ging, räumte ich gründlich die Wohnung auf, damit Elisabeth später nichts Verdächtiges finden konnte. Schließlich fuhr ich zurück nach Sielen und erzählte Elisabeth und meiner Mutter von der angeblich anstrengenden Sitzung in Berlin. Die beiden Frauen glaubten mir die Geschichte und stellten keine weiteren dummen Fragen.
Als der Urlaub zu Ende war, fuhren wir zurück nach Berlin. Wir passierten den Grenzkontrollpunkt Helmstedt und wurden von den Grenzern lange aufgehalten. Nachdem wir die 200 Kilometer Transitstrecke Richtung Osten gefahren waren, warteten wir in Dreilinden nochmals. An jeder Grenze stiegen Elisabeth und ich wegen der Passkontrolle aus. Die Kinder warteten immer brav im Auto und langweilten sich maßlos. Ich hasste diese Schikanen der DDR-Grenzer, aber was sollte man dagegen tun. Wir waren der Willkür dieser Banditen hilflos ausgeliefert. Jedes mal, wenn wir wieder in West-Berlin waren, atmeten wir erleichtert auf. So erging es in dieser Zeit den meisten West-Berlinern und West-Deutschen. Gutgelaunt, es mal wieder geschafft zu haben, fuhren wir weiter nach Tempelhof in den Wolffring. Nachdem ich den Wagen geparkt hatte, trugen wir das Gepäck in unsere Wohnung.
Am nächsten Morgen fuhr ich wie immer adrett im Anzug mit Krawatte zur AEG. Dort erzählte ich den Kollegen vom Urlaub und flirtete mit meiner neuen Geliebten. Mit einem Vorgesetzten bekam ich Streit wegen der weiteren Vorgehensweise bei den Gleichrichtern. Wutentbrannt habe ich ihn aus meinem Büro geworfen und ihn verbal als Idioten bezeichnet. Mittlerweile hatte ich bei meinen Kollegen den Ruf eines schwierigen Cholerikers, der allerdings der AEG sehr viel Geld einbrachte. Am Feierabend fuhr ich nach Hause, stellte mein Auto in unsere gemietete Garage und ging die Treppen hinauf. Elisabeth empfing mich in der Wohnung mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck und hielt mir einen gebrauchten Damenschlüpfer vor die Nase. „Wem gehört der?“ fragte sie. „Keine Ahnung“, antwortete ich etwas dümmlich. „Diesen Schlüpfer habe ich beim Staubsaugen unterm Ehebett gefunden. Du warst in unserer Wohnung und hast dich in unserm Bett mit irgendeiner Schlampe amüsiert. Von wegen Sitzung, ich werde mich von dir scheiden lassen!“ schrie sie mich an. Schweigend verzog ich mich ins Wohnzimmer und begann unsere Tageszeitung zu lesen. Zuerst bekam sie 3 Tage lang Migräne, danach war sie wochenlang mit mir böse. Diese Geschichte hielt sie mir jahrelang vor.
1963 gab es auf dem Wannsee ein Segeltörn mit AEG-Managern einschließlich Anhang. Natürlich nahm ich Elisabeth und die Kinder mit, die froh waren dabei sein zu dürfen. Auch unsere Nachbarin, Frau H., mit ihrer hübschen Tochter, M., waren mit von der Partie. Meine Kollegen wussten, dass ich ein ausgezeichneter Skipper war, weil ich im Krieg eine Kapitänsausbildung absolviert hatte. Deswegen durfte ich zu meinem Glück das Kommando an Bord übernehmen. In der Kajüte gab es ausreichend alkoholische Getränke, die ich nicht verschmähte, obwohl ich der Skipper war. Der jüngste Junggeselle unter den AEG-Managern interessierte sich für M. und umwarb sie etwas plump. Natürlich hätte ich das als Frauenfachmann viel besser gemacht, aber nun war jemand anders an der Reihe. M. war offensichtlich von dem stattlichen Manager schwer beeindruckt. Auch ihre Mutter spielte mit und freute sich darüber, dass ihre Tochter einen interessanten Verehrer hatte. Elisabeth genoss ebenfalls den Segeltörn, auch wenn sie wie immer keine alkoholischen Getränke anrührte. Alle Menschen an Bord waren in Feierlaune, was typisch war für den Beginn der Wunderwirtschaftszeit. Konzentriert achtete ich darauf, dass niemand über Bord fiel, weil die meisten Segelgäste stinkbesoffen waren. Aus vollem Hals wurden schmutzige Lieder gesungen, die sicherlich auf dem Wasser weit zu hören waren. Das Dritte Reich war vergessen, auch wenn an Bord nach meinem Kenntnisstand noch einige Nazi-Größen und ein ehemaliger SS-Mann waren.
Als wir Stunden später im Yachthafen ankamen, übergaben wir das ziemlich verschmutzte Segelboot beim Vermieter ab. Viele betrunkene Segelgäste bestellten sich Taxis, um sich nach Hause kutschieren zu lassen. Ohne Furcht vor Polizeikontrollen stieg ich ziemlich alkoholisiert in mein Auto und nahm auf dem Heimweg in den Wolffring außer unserer Familie auch noch Frau H. einschließlich ihrer Tochter als Passagiere mit. Die Geschichte zwischen M. und ihrem AEG-Verehrer entwickelte sich in den folgenden Monaten zu einer richtigen Liebesgeschichte, die noch im Jahr 1963 zu einer Hochzeit führte.
1963 war der US-Präsident John F. Kennedy in West-Berlin. Schon im Vorfeld wurde über den Besuch permanent im Radio und Fernsehen geredet. Viele Berliner Straßen waren bereits Stunden vorher wegen der nachher passierenden Präsidentenlimousine abgesperrt. Wir hatten in der Zeitung gelesen, dass er auf dem Flugplatz Tempelhof im amerikanischen Sektor landen und über die Dudenstraße und Kolonnenstraße zum Rathaus Schöneberg fahren wird, um dort den Regierenden Bürgermeister Willy Brandt zu treffen. Mit Kind und Kegel liefen wir deswegen zur Dudenstraße und hatten eine kleine Stehleiter dabei, um besser sehen zu können. Erwartungsgemäß war die Straße abgesperrt und wahre Menschenmassen warteten bereits auf den Präsidenten. Ich klappte die Leiter auf und lies die Kinder die Stufen nach oben krabbeln, während ich sie gleichzeitig stabilisierte. Elisabeth und ich waren richtig euphorisch den Superstar Kennedy zu sehen. Der junge, lockere und sympathische US-Präsident war der mächtigste Mann in der Welt. Die Amerikaner waren bereit, West-Berlin gegen die Russen im Notfall mittels Krieg zu verteidigen. Jedem war damals bewusst, dass dieses Szenario dann der dritte Weltkrieg mit Atomwaffen sein würde. Plötzlich passierte die US-Staatslimousine unsere Position. Wir jubelten mit allen anderen Anwesenden, als ob ein Popstar vorbeigefahren war. Wir hatten ihn tatsächlich durch das offene Wagenfenster gesehen. Wie viele andere West-Berliner war ich von ihm schwer beeindruckt. Seine Aufgabe war, die Freiheit der Stadt zu verteidigen, denn das erwarteten die Leute von ihm. Die meisten West-Berliner waren damals überzeugt, dass nur Kennedy ihnen Schutz vorm Reich des Bösen im Osten garantieren konnte. Wir gingen mit unserer Leiter nach Hause und schauten uns im Fernsehen die Rede des Präsidenten an. Den begeisterten Berlinern versprach er die Freiheit der Stadt auch zukünftig mit allen Mitteln zu verteidigen und endete seine Rede mit dem berühmten Satz: „Ich bin ein Berliner!“
1964 kaufte ich einen neuen Ford 17 M, der damals im Volksmund „Badewanne“ genannt wurde. Das moderne, große Auto hatte eine extravagante Form, die einer Badewanne ähnelte. Ich achtete penibel darauf, dass die Kinder beim Essen auf der hinteren Sitzbank die Polster nicht verschmutzten. Wenn so ein Missgeschick passiert war, bekam ich jedes mal einen Wutanfall und schrie die Kinder böse an. Wegen meiner Marinezeit war mir die Reinlichkeit meines Körpers, meiner Kleidung und meines Umfeldes sehr wichtig. Besonders hasste ich es auch, wenn das Auto innen oder außen verschmutzt war. Deswegen wusch ich es häufig und putzte anschließend akribisch den Innenraum. Wolf half mir dabei öfters, aber ich war stets äußerst ungehalten, wenn er etwas falsch machte.
Im Sommer 1964 fuhren wir erstmals nach Baltrum, das ist eine kleine ostfriesische Insel in der Nordsee. Im Vorfeld hatten wir zwei Doppelzimmer in der Pension Knurrhahn gebucht. Auf der Insel gab es keine Autos, sondern nur Bollerwagen und Fahrräder. Deswegen stellten wir unseren Wagen in Norddeich am Festland ab und reisten danach bei Flut mit dem Schiff weiter zur Insel. Als wir im Hafen ankamen, nahmen wir einen Knurrhahn-Bollerwagen und beluden ihn mit unserem gesamten Gepäck. Nach getaner Arbeit liefen wir zu unserer Pension, die Dank guter Beschilderung leicht zu finden war. Mir gefiel die Nordsee-Atmosphäre, da mich alles sehr an die Zeit bei der Kriegsmarine erinnerte. Auch von den beachtlichen, unterschiedlichen Wasserständen bei Flut und Ebbe war ich absolut begeistert. In den insgesamt 4 Urlaubswochen erzählte ich meinen Söhnen viele Geschichten, die ich bei der Marine erlebt hatte. Mit großen Augen lauschten sie interessiert meinen Erzählungen, waren schwer beeindruckt und fragten mir Löcher in den Bauch.
Unsere Pension war wie alle Häuser auf der Insel aus Klinkersteinen gebaut. Das Ambiente war schlicht, aber für unsere Anforderungen ausreichend. Es gab einen Frühstückssaal, der abends in einen Tanzsaal umgewandelt wurde. Die anderen Gäste waren Familien mit Kindern, die nun endlich Geld für den Urlaub hatten. Am Abend gab es häufig Veranstaltungen für Kinder und etwas später für Erwachsene wie Tanz und Tombola. Natürlich tranken die Gäste reichlich Alkohol und rauchten wie die Schlote. Ich fühlte mich ausgesprochen wohl, denn in Gesellschaft blühte ich in der Regel ziemlich auf. Bei schönem Wetter waren wir tagsüber am riesigen Sandstrand in unserm Strandkorb, der von einer hohen Sandburg umgeben war, die den meistens starken Wind abhalten sollte. Wir nahmen am Inselwettbewerb „Wer hat die schönste Strandburg?“ teil und belegten den dritten Platz. Zuvor hatte Elisabeth mit Muscheln und Steinen unsere Burg tagelang verschönert, so wie sie es professionell an der Kunsthochschule gelernt hatte. Nur bei Flut durfte man in einem mit Eisenstangen markierten Strandbereich ins Wasser gehen. Ein Bademeister auf einem hölzernen Wachturm achtete genau darauf, dass niemand in den Fluten verschwand. Manchmal war die Brandung so hoch, dass die Kinder nicht ins Wasser durften. Leider tauchten ab und zu riesige Quallen auf, die uns den Badespaß reichlich verdarben.
Für die Kinder wurden von der Inselverwaltung Seepferdchen im Sand am Strand vergraben. Wenn man ein Exemplar gefunden hatte, gab es Geschenke wie Modellsegelboote und andere Präsente. Obwohl die Jungs tagelang eifrig gesucht hatten, gehörten wir nicht zu glücklichen Findern. Da Martin über unseren Misserfolg ziemlich traurig war, hatte ich ihm kurzentschlossen ein Modellsegelboot im Laden gekauft. Glücklich spielte er damit bei Ebbe täglich im seichten Nordseewasser.
Jeden Abend gingen wir mit den Kindern ins Restaurant, um Scholle zu essen. Wir konnten uns den Luxus leisten, weil ich genug bei der AEG verdiente. Nachdem wir das Lokal verlassen hatten, flanierten wir noch zu viert über die betonierte Strandpromenade. Dort trafen wir Leute aus unserer Pension und unterhielten uns mit ihnen übers Wetter, was auf Baltrum ein Dauerthema war. Elisabeth schwieg meistens bei meiner Anwesenheit, obwohl sie normalerweise mit Fremden gerne redete. Auf dem Rückweg zur Pension passierten wir noch die Straße mit den vielen Geschäften. Elisabeth schaute in Schmuckläden und Boutiquen nach interessanten Angeboten. Kurzentschlossen kaufte ich ihr großzügig ein schönes Armband, über das sie sich sehr freute. Ich schenkte ihr als Entschädigung für meine Missetaten gerne etwas.
Ein paar Tage später regnete es wie aus Kübeln. Ein heftiger Orkan überquerte die Insel mit äußerst bedrohlichen Geräuschen. Bei Flut lief ich mit den Jungs zur betonierten Strandpromenade, die ein wichtiger Küstenschutz für die Insel und ungefähr 10 Meter hoch ist. Als wir oben auf der Promenade standen, drückten wir unsere Körper mit ganzer Kraft gegen den Wind, da der Luftdruck gigantisch war. Direkt vor uns klatschten nacheinander riesige Wellen gegen die Betonwand und schossen jedes mal senkrecht in die Luft. Die Gischt flog uns danach horizontal in unsere Gesichter und weiter ins Inselinnere. Wir waren von dieser Naturgewalt schwer beeindruckt und nach wenigen Minuten klitschnass. Deswegen beschloss ich zurück zur Pension zu laufen, damit die Kinder gesund blieben.
In unserer Pension sah ich öfters ein Ehepaar mit einer bildschönen Tochter, das wie wir auf der Insel Urlaub machte. Leider konnte ich mich nicht zusammenreißen und sprach die Schönheit an, um ein belangloses Gespräch zu führen. Jedes mal, wenn wir uns später trafen, machte ich ihr fortlaufend Komplimente. Dabei störte mich überhaupt nicht, dass ihre Eltern meine Annäherung mitbekamen. Elisabeth war empört und warnte mich mit folgenden Worten: „Herr Gott nochmal, reiß dich zusammen! Wenn der Schwanz steht, ist der Verstand im Arsch!“ Wie bei einer Zwangshandlung gelang es mir nicht, Abstand vom Mädchen zu halten, auch wenn ihre Eltern mich äußerst böse anschauten. Diese Lolita reizte mich weiter ungemein und sprach mit mir ihrem Alter entsprechend naiv. Sie fand es toll, wenn ihr ein verheirateter Mann den Hof machte. Am Strand wackelte sie aufreizend mit ihrem Hintern und bewegte sich gekonnt erotisch. Elisabeth drohte mir, mit unseren Kindern abzureisen, wenn ich mich nicht zusammenreißen würde. Als Lolita mal in die Dünen ging, folgte ich ihr völlig skrupellos. Sie hockte sich in den Sand, um zu pinkeln. Ich ging zu ihr hin und war geil wie ein Rüde. Als wir uns gegenüber standen, begannen wir zu knutschen und fielen wenig später in den Sand. Sofort zog ich ihr den Badeanzug aus und küsste wie von Sinnen ihren Körper. Nachdem ich meine Badehose ebenfalls ausgezogen hatte, drang ich in sie ein. Sie war keine Jungfrau mehr, aber das war mir vollkommen egal. Lolita war erwartungsgemäß genauso scharf wie ich. Nachdem wir beide unsern Orgasmus hatten, zogen wir unsere Sachen wieder an und gingen mit zeitlichem Abstand zurück zu unseren jeweiligen Strandkörben. Zum Glück hatte Elisabeth mein Zusammentreffen mit dem Mädchen nicht mitbekommen. Da ich mein Hauptziel erreicht hatte, verhielt ich mich Lolita gegenüber im verbleibenden Urlaub zurückhaltend. Außerdem wäre vielleicht meine Ehefrau doch noch mit den Kindern abgereist, wenn ich weitergemacht hätte.
1965 zogen wir vom Wolffring in den Kaiserkorso, damit beide Söhne in Zukunft ein eigenes Zimmer hatten. Die bisherige Wohnung hatte gerade mal bescheidene 65 m². Die neue Behausung befand sich im 4. Stock in einem Mietshaus aus der Gründerzeit und hatte stattliche 165 m², dicke Wände, hohe Decken, einen Parkettboden, ein Badezimmer, eine Gästetoilette, einen großen Balkon, eine Mädchenkammer und einen Lieferanteneingang. Im Treppenhaus war ein uralter Fahrstuhl, der langsam mit knirschenden Geräuschen auf und ab schwebte. Die Miete war ziemlich hoch, aber dafür hatten wir wesentlich mehr Wohnfläche als vorher. Wegen meines sicheren AEG-Jobs konnte ich mir diese Wohnung leisten. Im Haus wohnten unter anderen ein Steuerberater, ein Rechtsanwalt und ein Stadtrat. Also gutbetuchte Mieter zu denen ich als promovierter Physiker sehr gut passte. Vom großzügigen Balkon blickte man Richtung Osten aufs Abfertigungsgebäude vom Flugplatz Tempelhof mit den großen Radaranlagen.
Wir hatten uns auch noch eine andere Wohnoption überlegt, nämlich im Fliegerviertel am Flugplatz Tempelhof ein Haus zu kaufen. Allerdings hatten wir diese Idee schnell wieder verworfen, weil sich Elisabeth vor Einbrechern gefürchtet hätte. Deswegen hatten wir uns für die riesige Altbauwohnung entschieden, die wirklich sehr schön war. Wochenlang richtete meine Gattin sie perfekt mit neuen Möbeln ein. Wir leisteten uns sogar einen neuen Fernseher. Wenig später kauften wir einen der ersten AEG-Geschirrspüler, den es überhaupt auf dem Markt gab. Mit meinem AEG-Mitarbeiter-Ausweis bekam ich die elektrischen Geräte wesentlich billiger. Nun hatte Elisabeth für damalige Verhältnisse eine hochmoderne Küche, obwohl sie nach wie vor wenig Leidenschaft beim Kochen zeigte.
Unsere Söhne fanden, die ihnen zugeteilten Zimmer prima. Martins Raum hatte eine gewaltige Deckenhöhe und wie in einer Kathedrale riesige Fenster. Dort hätte man locker Basketball spielen können. Da wir im gleichen Kiez wie vorher wohnten, gab es für die Jungs keinen Schulwechsel und somit blieb ihnen ihr Freundeskreis erhalten. Elisabeth konnte weiterhin bei „Gebrüder Manns“ Lebensmittel einkaufen gehen. Mein täglicher Arbeitsweg in den Wedding änderte sich nur unwesentlich.
1965 flog ich alleine nach Bombay in Indien, um dort einen defekten Quecksilberdampfgleichrichter zusammen mit indischen Ingenieuren zu reparieren. Die Dienstreise war ein echtes Abenteuer für mich, weil ich noch niemals in meinem Leben zuvor in Asien war. Nach Feierabend zeigte mir mein indischer Chauffeur die Umgebung und den Indischen Ozean. Ich war zutiefst beeindruckt von den Menschenmassen, dem unfassbar dichten Straßenverkehr und den heiligen Rindern, die absolute Narrenfreiheit in dem ganzen Chaos genossen. Während meiner Dienstreise knipste ich dutzende von Fotos. Für Elisabeth kaufte ich Halbedelsteine, einen Sari und mehrere silberne Schmuckstücke. Als sie später in Berlin ihre Präsente auspackte, war sie wirklich begeistert. Allerdings hatte sie den Sari natürlich später niemals getragen, weil sie sich damit nicht auf die Straße getraut hatte.