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1.3.4 Unsere Mitmenschen beobachten und befragen

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Das Verhalten und Erleben von Menschen zu erforschen, erfordert eigene Methoden und hat mit besonderer Umsicht zu geschehen. Kapitel 7 zeigt Ihnen drei mögliche methodische Zugänge auf: Sie können Menschen beobachten, Sie können sie befragen, oder Sie können sie – in eine Kontrollgruppe und eine Experimentalgruppe eingeteilt – dazu anregen, einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zu erforschen.

Sie spielen zum Beispiel in einer Volleyballmannschaft mit und interessieren sich dafür, wie die Mannschaft als Ganzes oder einzelne Teammitglieder Niederlagen verarbeiten. Mittels einer systematischen Beobachtung, am besten gleich nach dem verlorenen Spiel, erfassen Sie, welche Verarbeitungsmechanismen von der Mannschaft angewandt werden. Wenn Sie hingegen in Erfahrung bringen wollen, welche Verhaltensweisen die einzelnen Spielerinnen oder Spieler als förderlich respektive hinderlich für den weiteren Erfolg der Mannschaft einschätzen, dann führen Sie eine Befragung mit einem Fragebogen durch.

Eine dritte Möglichkeit ist ein sozialwissenschaftliches Experiment: Sie überzeugen eine Mannschaft davon, anerkannte sportpsychologische Elemente im Sinn eines Mentaltrainings anzuwenden, die helfen, eine Niederlage wegzustecken. Eine zweite Mannschaft, die sogenannte Kontrollgruppe, erhält diese Informationen nicht. Der Vergleich der beiden Mannschaften erlaubt gewisse Rückschlüsse auf die Wirksamkeit des angewandten Mentaltrainings.

Das Experimentieren mit Menschen ist an hohe ethische Standards geknüpft. Wenn Sie die einhalten, haben Sie die Voraussetzungen für ein interessantes und ethisch korrektes Experiment geschaffen. Allerdings haben die Versuchspersonen ein Anrecht darauf zu wissen, was Sie machen und warum Sie das machen. Manchmal können Sie es ihnen jedoch erst im Nachhinein sagen, um die Situation nicht zu verfälschen.

Bei einer Meinungsbefragung wird eine relativ kleine Stichprobe von Personen mittels Fragebogen zu verschiedenen Themen befragt – online oder in persönlichen Interviews. Anhand der ausgewerteten Resultate der Stichprobe kann auf die ganze Personengruppe geschlossen werden, dies aber nur unter bestimmten Bedingungen. Eine Befragung, zum Beispiel zum Thema «Wie müsste der Informatikunterricht an den Mittelschulen ausgebaut werden?», ergibt nur dann brauchbare Resultate, wenn die Stichprobe aus Personen mit den gleichen Merkmalen besteht, wie sie in der Gesamtgruppe vorkommen. Wenn Sie diese Gesetzmässigkeit beachten, können Sie von der Meinung von beispielsweise 60 befragten Mittelschülerinnen und -schülern auf die Meinung aller 800 Schülerinnen und Schüler Ihres Schulhauses schliessen, und dies mit einer erstaunlich tiefen Fehlerquote.

Sie fragen sich beispielsweise, welche Auswirkungen die Einführung von künstlicher Intelligenz auf Bankangestellte haben wird. Allerdings finden Sie dazu kaum Fachliteratur. Sie führen deshalb mit einer Person aus dem höheren Kader ein sogenanntes Experteninterview durch. Damit kommen Sie zu Hintergrundwissen und erhalten eine Einschätzung der derzeitigen Situation. Eine andere Zielsetzung verfolgen Sie, wenn Sie zu dieser Fragestellung Interviews mit den Betroffenen, den Bankangestellten, durchführen. Es geht dann vielleicht vor allem um deren Zukunftsängste. Entsprechend führen Sie die Interviews auf eine ganz andere Art durch.

Forschen, aber wie? (E-Book)

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