Читать книгу EbenHolz und ElfenBein | Erotischer Roman - Martin Kandau - Страница 6
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In der folgenden Woche war ich in der Innenstadt unterwegs, um nach Inspiration zu für mein neues Buch zu suchen. Es sollte etwas Poetisches sein. Es hieß »Liebe deinen Nächsten«, und ich hatte ein paar Geschichten im Sinn, bei denen es um Nachbarn ging, die sich ineinander verliebten. Um mich für solche Geschichten inspirieren zu lassen, streifte ich gern durch jene Straßen, in denen die hohen Mietshäuser der Jahrhundertwende standen, diese hundertjährigen Gebäude, die voller Fingerabdrücke des Lebens waren. Ich schlenderte durch die Hinterhöfe, den Sinn offen für neue Eindrücke und Stimmungen. Ich ging ohne Ziel und ohne den üblichen Rahmen von Zeit. Es war es dieses angenehme Gefühl des Sichtreibenlassens, das sich in mir ausbreitete. Ich liebte die Offenheit, die mit diesem Gefühl Hand in Hand ging, und auch diesen leichten Hauch von Melancholie. Man besah sich die Dinge mit einer besonderen Tiefe.
Vor einem kleinen Schaufenster blieb ich selbstvergessen stehen. Es fiel mir eine wunderbar geschmeidige, hölzerne Figur auf – eine Antilope. Als ich aufsah, erkannte ich zu meiner Überraschung Moe, der in dem Laden stand und mich hereinwinkte.
»Hier ist also dein Laden«, grüßte ich.
Wir reichten uns freudig die Hand. Moes Afro- Shop war klein und sehr voll. Auf den dicht stehenden Regalen fand sich alles, dessen der Afrikaner im Exil bedurfte – von heimischen Nahrungsmitteln bis hin zu Pflegemitteln fürs afrikanische Haar sowie die schönen Schnitzereien und ein wenig Schmuck. Eine Kette mit hölzernen Kugeln, die sich braun und elfenbeinfarben abwechselten, ließ ich durch meine Hand gleiten.
»Schön. Die würde mir an Marion gefallen.«
»Nimm sie mit! Und wenn sie ihr nicht gefällt, dann bring sie zurück. Kein Problem!«
»Ich weiß nicht«, meinte ich zweifelnd. »Die ist zu gewagt. Sie hat keinen Schmuck in dem Stil. Nur das übliche feingliedrige Silberzeug. Ich glaube aber, dass so etwas Grobes, so etwas Natürliches ihr unheimlich gut stehen würde.«
»Also probier es aus!«, ermutigte Moe mich.
Aber ich ließ es sein. »Die Antilope nehm ich mit. Die muss ich haben. Was willst du dafür?«
Moes Hände tänzelten in einer freundschaftlichen Geste durch die Luft, die mir klarmachte, dass diese Figur ein Geschenk an mich sei. Ich wollte gerade bescheiden ablehnen, als mein Blick auf ein Schild fiel, das er an der Tür angebracht hatte. Er suchte gebrauchte Kühlschränke.
»Anfang September bin ich für vier Monate weg. Eine Freundin wird dann den Laden führen. Ich reise in meine Heimat und nehme Kühlschränke aus Deutschland mit. Ein kleiner Beitrag, um das Leben in meinem Land zu verbessern«, erklärte er auf meinen fragenden Blick hin.
Ich nickte und überlegte einen halben Augenblick. »Hör zu, ich nehme dein Geschenk an, wenn du vorbeikommst und unseren alten Kühlschrank mitnimmst. Er ist eigentlich nicht alt, aber jetzt steht er in unserem Keller, weil wir in unserer Wohnung eine neue Einbauküche haben. Eigentlich brauchen wir ihn nicht mehr. Also schließe ich mich deiner Sache an …«
Moe lachte. »Du bist ein Freund von Afrika!«
»Ich habe Afrika immer geliebt, seit ich ein Kind war. Ein anderer Kontinent hat mich nie interessiert.« Und das entsprach absolut der Wahrheit.
Moe reichte mir die Hand und packte, wie gehabt, die Antilope in sein seidiges, weiches Papier ein. Ich nannte ihm unsere Adresse, und wir verabredeten uns für einen der folgenden Abende. Moe war herzlich eingeladen.
Wieder zu Hause berichtete ich Marion von der Begegnung mit Moe und seinem Laden, der nur ein paar Gehminuten von unserer Wohnung entfernt war. »Moe wird uns besuchen und uns von dem Kühlschrank befreien, der uns den Platz im Keller nimmt. Er hat eine gute Verwendung dafür.«
Marion war damit einverstanden. »Soll ich etwas kochen? Es ist mein freier Tag, und wir haben eigentlich nichts vor. Ich weiß allerdings nicht, was unserem neuen Freund schmecken wird …« »Mach dir keine Gedanken. Ich glaube, Moe ist leicht zu bekochen. Er ist so ein dankbarer, freundlicher Mensch.«
»Ja«, stimmte Marion zu, »ich denke, er wird ein sehr angenehmer Gast sein. Deshalb möchte ich auch alles dafür tun, dass er sich bei uns wohlfühlt.«
***
Zwei Tage später war es soweit. Wir schliefen lange. Noch verschlafen bemerkte ich, wie Marion kurz aufstand und das Fenster des Schlafzimmers öffnete.
»Wie hast du geschlafen?«
»Ich habe geträumt«, antwortete sie sanft. »Sinnliche Träume, wenn du verstehst. Und jetzt bin ich voller Lust …« Sie lächelte und schlich zu mir ans Bett und kuschelte sich unter meine Decke. Sie zog zärtlich meinen Slip aus und nahm meinen Penis in die Hand. Dann blieb sie still liegen. Alles Weitere ergab sich wie von selbst.
Ich fühlte mich von der frischen Luft, die vom Fenster ins Zimmer strömte, geweckt und erregt und wandte mich zu Marion um. Streichelte ihre Nacktheit und küsste sie.
Marion ließ mich los, schlängelte sich unter der Decke hervor und kniete sich auf ihr Kopfkissen. Sie streckte mir ihr Gesäß mit der süßen, fleischigen Öffnung ihrer Vagina entgegen und stützte sich mit den Armen entspannt auf dem Kopfteil des Bettes ab. »Ich will dich spüren, sei einfach in mir.«
Und ich kniete mich hinter sie und drang in sie ein. Es war gut. Ein langsamer, entspannter Akt.
»Fick mich schön durch«, sagte sie in einer wundervollen Art von Natürlichkeit und sanfter, naiver Unschuld. »Die frische Luft tut so gut«, schnurrte sie dann. Und sie schweifte, während uns der Takt bewegte, in dem wir Liebe machten, ins Nebensächliche ab.
»Einkaufen müssen wir dann heute noch. Ich muss überlegen, was ich heute Abend koche. Und was ich anziehen soll.«
»Das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte ich.
»Etwas Elegantes und Geschlossenes vielleicht. Oder lieber etwas Offenes und Sommerliches. Ich hab noch überhaupt keine Idee …«
Der Gedanke an das, was sie anziehen würde, schien etwas zu haben, auf das ich ansprach. Ich intensivierte meine Bewegung. Ich beugte mich vor, umfasste nicht mehr ihr Gesäß, sondern ihre Brüste und spürte in meinen Händen, wie sie schwer und ruhig im Takt meiner Stöße schwangen. Ich liebte es, sie so zu spüren. Mit einem Kuss verschlang ich Marions Nacken und nahm sie nun stärker. »Mach ihm eine Freude. Zieh irgendwas Schönes an. Zeig ihm, was für eine gute Gastgeberin du bist und was für eine schöne Frau«, keuchte ich, während ich kraftvoll in sie stieß.
»Ja, er ist willkommen. Er soll sich wohlfühlen. Und ich will ihm gefallen!«
Auch ihre Stimme ging nun in ein lustvolles Stöhnen über und zur gleichen Zeit spürten wir das Höchste der Gefühle. Dann sanken wir gestillt aufeinander.
***
Wir warteten auf den Abend. Doch Moe war mehr als pünktlich. Ich öffnete ihm die Tür, während Marion ihre Küche unter Kontrolle hielt. Ich ging mit ihm ins Wohnzimmer. Wir setzten uns, redeten miteinander. Moe warf einen Blick auf meine afrikanischen Kunstgegenstände und alten, ledernen Entdeckungsbücher. Die Sachen waren mir kostbar, und ich zeigte sie gern vor, ihm umso lieber.
Irgendwann hatte Marion ihr Werk getan. Sie trocknete sich die Hände ab und stöckelte zu uns herüber. Sie hatte sich in allem große Mühe gegeben. Moe und Marion reichten sich die Hand, er fasste sie mit großer Höflichkeit an der Schulter und hauchte ihr ohne eigentliche Berührung links und rechts einen Kuss auf die Wange. Man spürte die gegenseitige Sympathie, aber sah, dass ihre Begegnung noch von Verlegenheit beherrscht war.
»Ich habe für uns gekocht. Ich hoffe, du hast etwas Hunger mitgebracht.«
»Ja«, erwiderte er lächelnd, »ich komme direkt aus dem Laden. Gegessen habe ich heute noch nichts.«
»Das sind beste Voraussetzungen! Ich hoffe nur, ich hab deinen Geschmack getroffen.«
»Das wird schon passen«, meinte Moe.
»Das Gefühl hab ich eigentlich auch«, erwiderte sie. Dann wandte sie sich wieder ihrer Küche zu. Auf den weißen Fliesen hinterließen ihre hohen, spitzen Absätze einen glasklaren, fast kristallischen Klang und der Boden schien zu vibrieren.
Marion war an diesem Abend aufregend schön. Sie hatte sich die Fingernägel frisch lackiert, kirschrot. Und sie trug diese weißen, offenen Schuhe, die ihre Füße so reizvoll machten und die ich an ihr so liebte. Sie war darin voller Königlichkeit und Sex. Die weißen Riemchen fesselten die schönen Füße, die in all ihren erregenden Einzelheiten sichtbar waren. Der Ausdruck ihrer herrlichen Füße in hohen Schuhen war unbeschreiblich, der lang gestreckte Spann, der in zarte Fesseln überging, und die perfekt geformten Zehen. Marion verwöhnte mich damit. Sie spreizte den Fußrücken und die Zehen, sodass die ganze filigrane und sehnige Skulptur des Fußes zutage trat, wie überhaupt ihr ganzer Körper sich anspannte und Form gewann, indem die weiblichen Rundungen hervorgehoben und zur Schau gestellt waren. Ich liebte diesen Sockel hoher Schuhe, der eine Frau in ihrer ganzen Schönheit präsentierte. Ich liebte die stolze und erregende Grazie, die Marion in solchen Schuhen hatte. Dass sie damit ein Stück größer war als ich, fand ich irgendwie sehr aufregend. Es gab mir sogar einen leichten Kick.
Auch unser neuer Freund Moe schien die erotische Kunst zur Schau gestellter Frauenfüße zu lieben. Er sprach an auf diesen Reiz. Seine Blicke senkten sich wie dezente Verneigungen. Ohne dass es eine Grenze überschritt, betrachtete er sie von oben bis unten. Es waren warme Blicke, die er ihr schenkte, sie waren pure Komplimente. Wortlos schwelgten Moe und ich in der Anwesenheit dieser Schönheit, die den Raum erfüllte. Sie wirkte skulptural, ihre hohen Schuhe spannten den Körper an bis in die Schultern, Marions lange, leicht gebräunte Beine schimmerten sanft muskulös in der Nacktheit ihrer warmen, glatten Haut. Darüber trug sie beige Hotpants, die sich eng um die perfekte Form ihres weiblichen Schoßes spannten – er war in dem Textil klar beschrieben und wie nackt. Dazu trug sie in blauer Farbe ein leichtes Top, dessen Träger im Nacken elegant zu einer Schleife gebunden waren. Mit einer gleichen Schleife wurde ihr blondes Haar in einem Pferdeschwanz zusammengehalten. Marions Outfit wirkte jugendlich, war aber trotzdem elegant und sexy zugleich. Niemand hätte ihrem Anblick widerstehen können, so auch Moe nicht.
Ich sah, wie er von ihrer Erscheinung gefangen war. Meine wunderschöne Frau hatte ihn völlig in ihren Bann geschlagen. Und da schmeckte ich sie wieder: diese eigenartige, fremde, verlockende Frucht, die neuerdings in meinem Garten wuchs. Dieses bunte und leicht bittere, doch köstliche Obst, an dem ich leckte und das ebenso verwirrend wie berauschend auf mich wirkte. Mich erregte die Wirkung, die meine Frau auf diesen anderen Mann hatte. Es übte eine verwirrende Faszination auf mich aus. Der Widerstreit meiner Gefühle hatte sich gelegt – Marions Reize, die ich stets eifersüchtig und ängstlich bewacht hatte, konnte ich nun durch die Augen eines anderen genießen. In seinen Blicken steigerte sich ihre Schönheit noch, ich erlebte sie erfrischt und verstärkt, und gleichzeitig war sie nun fassbarer für mich. Mein lockig blondes Prachtweib als Objekt geheimer fremder Begierde zu sehen, löste eine überwältigende sexuelle Erregung in mir aus. Sie brachte mich nicht mehr aus dem Gleichgewicht, sondern stürzte mich in einen freien Fall, den ich mit offenen Armen begrüßte.
Als man uns schließlich zu Tisch bat, war unser Hunger nicht mehr aufzuhalten. Marions Kochkunst duftete herrlich.
Sie beschrieb ihre kulinarische Kreation. »Ich wollte dich nicht mit Sauerfleisch und Klößen überrollen. So was ist sowieso nicht unser Ding. Es ist auch nichts Übertriebenes. Ich habe mich für etwas Einfaches entschieden, etwas mehr Sinnliches: Linguine Zucchini e Scampi.«
Sie machten sich gut. Das Essen auf den großen weißen Tellern sah aus wie fotografiert. Moe erkundigte sich nach dem Rezept und Marion ergänzte: »Petersilie, etwas Tomatenmark, drei Frühlingszwiebeln, gutes Öl und etwas Brühe …«
Wir aßen. Ließen es uns auf der Zunge zergehen.
»Ein Traum«, bestätigte Moe. »Ich mag Meeresfrüchte sehr.«
»Ein Lob auf die Köchin!«
»Aber ja!«
Marion lachte.
»Ein bescheidenes Mahl«, meinte sie.
»Delikat!«, eiferten wir. Jetzt gab es nur noch den sinnlichen Genuss eines guten Essens in der Gegenwart unseres willkommenen Gastes. Es war ein Gefühl von Bereicherung, das Moe uns gab. In seiner Anwesenheit lag etwas, das lebendig und zugleich sehr sanft und angenehm war.
»Machen wir es uns ein wenig gemütlicher«, schlug Marion nach dem Essen vor. »Setzt euch aufs Sofa. Ich bringe euch den Nachtisch.«
»Gute Idee«, meinte ich, half ihr aber noch, den Esstisch abzudecken.
Dann setzte ich mich zu Moe auf das Sofa. Marion holte aus der Küche eine große Platte, auf der sie exotische Früchte aufgeschnitten hatte und dekorativ präsentierte.
»Sehr schön ist das«, fand unser Gast.
»Bedient euch einfach mit den Fingern!«
Wir naschten von den Früchten und unterhielten uns dabei.
»Du sagtest etwas von den Hinterhöfen. Du schreibst gerade ein Buch?«, fragte Moe interessiert.
»Ich hab gerade erst angefangen damit«, erzählte ich. »Es soll eine Sammlung kleiner Geschichten sein. Von Nachbarn, die sich begegnen, sich erleben und vielleicht ineinander verlieben.«
Moe nickte. »Das klingt sehr schön. Das ist wirklich sehr poetisch …« Nach einer Pause fragte er: »Haben diese Geschichten denn auch eine erotische Handlung?«
Darauf wusste ich erst keine Antwort. »Ich hab an rein romantische Geschichten gedacht«, meinte ich dann. »Die Erotik hab ich da weniger im Sinn …«
Da entgegnete er weise fragend: »Kann man denn die Erotik ausblenden, wenn man über das Leben spricht und über die Sehnsüchte der Menschen? Ist sie nicht in Wahrheit genauso wichtig wie alles andere, was wir fühlen und was uns bewegt?«
Ich sah ihn nachdenklich an. Spürte eine Spannung in mir, die daher kam, dass er im Grunde recht hatte. Und auch daher, dass seine Frage uns fast unvermeidlich einbezog. Diese Freundschaft zu ihm, die gerade begonnen hatte, hatte sozusagen romantische Bedeutung. Konnten andere Bedeutungen denn nicht miteingeschlossen sein? Diese Frage blieb unausgesprochen. Wir saßen schweigend da. Die Spannung war spürbar. Ein Gedanke blitzte zwischen uns auf. Zündete. Ein Funke, der sein Licht nicht mehr verlor.
»Ach!«, tauchte Moe schließlich aus seinen Gedanken auf. »Ich hätte es fast vergessen. Ich hab doch ein kleines Geschenk für Marion mitgebracht!«
Sie schaute ihn überrascht an. Moe zog aus seiner Ledertasche diese Kette heraus, die mir in seinem Laden so gut gefallen hatte. Es war die Halskette mit den großen Holzkugeln, die abwechselnd braun wie Ebenholz und weiß wie Elfenbein waren. Er reichte sie Marion und sagte: »Martin meinte, die würde dir gut stehen.«
Marion ließ die Kette durch ihre Hände gleiten. »Die gefällt mir«, sprach sie, »die natürlichen Materialien, rustikal und doch irgendwie edel.« Und sie legte sich die Kette um den Hals, noch ohne sie zu schließen.
»Auf dem Blau wirkt sie nicht so sehr, finde ich«, meinte ich.
»Ja, auf freier Haut sieht sie schöner aus«, bestätigte Moe.
Marion nickte. »Bei einem Kleid mit Ausschnitt zum Beispiel.«
»Oder wenn du ganz nackt bist«, rutschte es mir schlüpfrig heraus. Wir lachten.
»War mir klar, dass du dir irgendwas dabei gedacht hast!«, meinte Marion.
»Ist er denn schlimm?«, fragte Moe.
»Das kannst du aber glauben!«
Wir lachten auf. Waren in heiterer Stimmung. Hatten Nähe gewonnen, waren entspannt und zugleich in leiser Aufregung, die aus dem Gefühl herrührte, dass diese angenehme Bekanntschaft irgendwie noch nicht das Ende ihrer Möglichkeiten erreicht hatte …
Vom Abendhimmel draußen drang nun das zinnoberne Licht der letzten Sonne ins Zimmer. Wir lehnten uns noch weiter im Sofa zurück. Marion legte die Beine hoch. Ich bemerkte, wie Moe ihren schönen, scharf beschuhten Füßen viel Beachtung schenkte. Es schien einen sehr starken Reiz auf ihn auszuüben. Immer wieder während charmanter Plauderei verfing sich sein Blick für einen kleinen Moment.
Ich hatte den Eindruck, er musste sich regelrecht losreißen. Irgendwann sprang er schließlich auf und sagte: »Ich will nicht zu spät nach Hause kommen!« Er bedankte sich auf seine herzliche Art bei uns für diesen Abend. Marion mit ihrer Kochkunst und ihrer Schönheit war eine perfekte Gastgeberin gewesen.
Ich ging mit Moe in den Keller und half ihm, unseren Kühlschrank ins Auto zu verladen. Bevor er einstieg, fasste er mich an der Schulter und dankte noch einmal. Dann fuhr er los, und ich wusste, wir würden ihn wiedersehen.
In der Wohnung war Marion in lebhafter Stimmung. Wir bekamen selten Besuch, und sie hatte wenig Gelegenheit, die Gastgeberin zu spielen.
»Moe war zum ersten Mal hier, aber er wirkte irgendwie wie ein vertrauter Gast, fand ich.«
»Ja«, schloss Marion sich an, »das habe ich auch so empfunden. Moe hat diese angenehme Ausstrahlung, die man oft bei Afrikanern findet.«
Ich nickte.
Marion lächelte. Dann wurde ihr Lächeln diskreter, und sie senkte leicht verschämt den Kopf. »Weißt du«, sagte sie zögerlich, »ich hatte das Gefühl, dass ich bei Moe eine Neigung getroffen hab. Es sah so aus, als ob er meine Füße bewundert hätte …«
»Das kann schon sein«, meinte ich, »das tue ich auch. Aber weißt du, ich glaube, er hat das Ganze bewundert. Du warst heute Abend einfach eine vollendete Gastgeberin. Und wunderschön. Ich denke, du hast einen rundum gelungenen Eindruck auf ihn gemacht.« Marion lächelte.
Während Moe da war, hatten wir uns nicht berührt. Diese Vertrautheit hatte uns etwas gefehlt. Jetzt fanden die Hände Haut des anderen, spürten die ersehnte Zärtlichkeit. Ich saß da, und sie stand vor mir. Ich streichelte ihre schönen, nackten Beine bis ich mit offenen Händen ihr Gesäß umfasste. Sie genoss es, in so festen Händen zu sein. Sie lachte und schloss die Augen. Als sie wieder aufschaute, sah sie die Halskette von Moe, die auf dem Tisch lag. Sie nahm sie und ließ sie verträumt durch ihre Finger gleiten, betrachtete sie in jener melancholischen Sinnlichkeit, die so faszinierend zu ihrer Person gehörte.
»Ihr habt gesagt, die steht mir nur auf nackter Haut«, sagte sie. Ohne den Blick von meinem Gesicht zu wenden, zog sie das blaue Shirt, das ihren Oberkörper so unwiderstehlich geformt hatte, aus ihrer Hose heraus und streifte es über den Kopf. Dann stand sie da mit ihrem großen, blanken Busen. Sie legte sich die Kette um den Hals. Sie sah noch schöner aus, als ich mir vorgestellt hatte. Wenn ich an ihre Nacktheit dachte und an diese melancholische Sinnlichkeit, die sie zuweilen an sich hatte und die sie in ein ebenso naives wie lustvolles und grenzenloses Wesen verwandelte, dann stellte ich mir manchmal einen solchen Schmuck an ihr vor. Marion als schöne blonde Königin im dichten Dschungel.
»Und? Wie sieht das aus?«, wollte sie wissen.
»Es ist ein archaischer Schmuck, er gibt dir etwas Wildes, etwas ganz rätselhaft Schönes. Etwas anderes als das, was ich von dir kenne. Und doch bist du es …«
Sie lächelte. »Er fühlt sich schön an auf der Haut. Es ist wie eine Berührung«, sprach sie sanft. Ich streichelte sie. Wir hatten beide Lust. Und wurden eins.