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Religion und Familie: Fürchte Gott, tue recht und scheue niemand

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Das Motto Ihres Vaters soll gewesen sein: Fürchte Gott, tue recht, scheue niemand.

Das galt nicht nur für ihn, das war immer schon eine Richtschnur für die Familie.

Auch heute für Sie?

Ja, das passt schon. Wenn ich nur die Gesetze fürchte, tue ich, was legal ist. Wenn ich Gott fürchte, tue ich, was legitim ist.

Ist es so, fürchten Sie niemanden außer Gott?

Das versuche ich, aber es kann schon sein, dass mir Menschen Angst machen.

Wer könnte das sein?

Politiker, die furchtbare Dinge beschließen. Menschen, die Streit und Krieg entfachen.

Verraten Sie uns, wie Sie sich Gott vorstellen?

Er ist gütig, er will mein Bestes, und ich habe Vertrauen zu ihm, dass ich mit allem kommen kann. Und dass es mir besser geht, wenn ich ihn anerkenne und ihn ehre.

»Das Motto meines Vaters war: Fürchte Gott, tue recht, scheue niemand. Wenn ich nur die Gesetze fürchte, tue ich, was legal ist. Wenn ich Gott fürchte, tue ich, was legitim ist.«


Produktion der Firma Hipp in Pfaffenhofen um 1960

Und warum muss ich ihn dann fürchten?

Da ist wohl eher Ehrfurcht als Furcht gemeint.

Wie wirkt sich das in Ihrer Arbeit aus?

Das spielt jeden Tag eine Rolle. Es gibt immer die Versuchung, Erfolge auf zweifelhafte Weise anzustreben. Wenn ich mich dann anders entscheide, dann tue ich das auch aufgrund meines Glaubens.

Braucht es dafür einen Gott? Es sagt mir doch schon die Vernunft, dass zweifelhafte Methoden auf Dauer nichts bringen.

Es geht vielleicht auch so. Aber für mich wäre der Weg ohne Gott der schwierigere. Ich stelle mir ein unternehmerisches Leben ohne Glauben und ohne meine Heimat in der Kirche viel schwieriger vor.

Die Missbrauchsskandale haben die katholische Kirche viel Ansehen, viele Spenden und Einnahmen aus Kirchensteuern gekostet. Wenn die Kirche ein Unternehmen wäre: Drohte die Pleite?

Grundsätzlich sehe ich die Kirche in einer guten Verfassung. Schließlich sind wir alle die Kirche, nicht nur das Kirchenpersonal. Es sind allerdings in der Tat schreckliche Dinge passiert, die niemals passieren dürfen. Entsprechend schlecht sind die Schlagzeilen.

Wenn man mit einem hohen moralischen Anspruch auftritt, muss man sich daran auch messen lassen.

Ja, klar. Die Kirche steht mit ihrer Fürsorgepflicht hier in besonderer Verantwortung. Aber wenn einseitig nur die Kirchen kritisiert werden, verzerrt es das Gesamtbild, was der Sache nicht dienlich ist. Wir brauchen hier viel mehr Aufklärung und aktives Hinschauen – das gilt in der Kirche, in Sportvereinen, der Schule oder im privaten Umfeld.

Sie haben Bücher geschrieben, in denen es sehr stark um Theologie geht. Wenn man das liest, fragt man sich, ob an Ihnen ein Theologe verloren gegangen ist.

Theologie und Philosophie waren in meiner Erziehung schon ein wichtiger Teil. Das mag ich nicht missen, das halte ich für sehr wichtig.

Wollten Sie es unbedingt weit bringen, sei es als Unternehmer oder auch als Reitsportler oder Maler?

Der Wille war stark. Aber ich fühlte auch eine Verpflichtung, als ältester Sohn mit dem Unternehmen weiterzumachen und es auf Wachstumskurs zu halten. Das hat mein Vater von mir erwartet und das habe ich dann auch gern gemacht.

Aber ich fühlte auch eine Verpflichtung, als ältester Sohn mit dem Unternehmen weiterzumachen.

War es nur Ihre Position als Erstgeborener, weshalb Ihre Eltern erwartet haben, dass Sie in die Fußstapfen des Vaters treten? Oder waren es auch Ihre Fähigkeiten, Ihre Art?

Wir sind drei Brüder und vier Schwestern. Nach der Vorstellung unseres Vaters waren für die Nachfolge bei einem Unternehmen eigentlich nur die männlichen Nachkommen vorgesehen. Denn man wusste nicht, wen die Töchter einmal heiraten würden.

Davon einmal abgesehen – wären Ihre Schwestern gute Unternehmerinnen geworden?

Teilweise wären sie sehr geeignet gewesen. Aber sie haben eben einen anderen Weg genommen, weil er damals so vorgegeben war. So lief es dann auf uns Brüder hinaus.

Ihre Brüder haben sich in der Öffentlichkeit kaum blicken lassen.

Wir wurden gleichberechtigt persönlich haftende Gesellschafter. Ich war das Gesicht in der Werbung, habe auch immer mit den Medien gesprochen. Mein Motto war: Wer fragt, bekommt auch eine Antwort. Meine Brüder haben oder hatten auch wichtige Funktionen, aber eben eher intern. Mein nächstjüngerer Bruder Georg ist leider krank geworden und hat dann nicht mehr in der früheren Funktion für das Unternehmen gearbeitet. Diesen Oktober ist er verstorben. Mit meinem Bruder Paulus habe ich noch lange Jahre das Unternehmen gemeinsam geführt. Er ist zwölf Jahre jünger und weiterhin aktiv.

Welche beruflichen Wege haben Ihre anderen Geschwister eingeschlagen?

Meine älteste Schwester war sprachlich und literarisch sehr begabt. Sie hat für Zeitungen geschrieben. Die nächstältere Schwester ist Apothekerin geworden. Sie hätte auch sehr gut ins Unternehmen gepasst. Die darauffolgende Schwester hat die Hotelfachschule besucht und in der Gastronomie gearbeitet. Sie war dann lange bei uns in der Entwicklungsabteilung tätig. Die jüngste Schwester war eher künstlerisch interessiert.

»Wir sind drei Brüder und vier Schwestern. Nach der Vorstellung unseres Vaters waren für die Nachfolge bei einem Unternehmen nur die männlichen Nachkommen vorgesehen.«


Familie Hipp 1956 bei einem Ausflug in den Chiemgau (Claus Hipp 2. von links)

Claus Hipp

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