Читать книгу Skelett des Grauens - Martin Willi - Страница 9
3) Donnerstag
ОглавлениеZielstrebig und mit schnellen Schritten verliess Petra den Lift und näherte sich ihrem Büro. Der Lift bot Platz für vier Personen und Petra kam es so vor, als würde konstant eine stinkige Luft den Innenraum des Aufzugs vernebeln. Froh, den Fahrstuhl verlassen zu können, glitt sie auf ihren neuen schwarzen Sneakers, die sie heute zum ersten Mal angezogen hatte, wortwörtlich wie auf leisen Sohlen dahin. Die Schuhe hatte sie Online in China bestellt, für nicht mal ganze neun Schweizer Franken. Eigentlich verrückt, neun Franken für ein Paar Schuhe inklusive Porto, ist bestimmt Kinderarbeit. Und ich dumme Kuh unterstütze sowas noch, ich sollte mich in die Ecke stellen und mich schämen! Ach Scheiss drauf, die Schuhe sind bequem und schön. Man muss ja nicht immer alles so dramatisch sehen. Vielleicht wars ja doch keine Kinderarbeit. Es waren erst wenige ihrer Kollegen und Kolleginnen anwesend. Sie war heute besonders früh dran, denn sie musste herausfinden, was das für ein Mann war, von dem Ulrich ihr gestern Abend erzählte.
Heute Morgen als ihr Wecker sie buchstäblich aus dem Schlaf riss, fiel es ihr schwer aufzustehen. Als sie ins Bett ging hatte sie lange Zeit Mühe den Schlaf zu finden. Es kam ihr vor, als würde sie stundenlang wachliegen, immer wieder kreisten ihre Gedanken um das «Skelett des Grauens». Auf alle Fälle war ihr klar, dass es nicht am exzellenten Rotwein lag, dass sie nicht schlafen konnte, auch wenn sie davon am Vorabend wohl etwas zu viel getrunken hatte. Aber dieser neue Wein der Wiler Trotte, den sie von Ulrich bekommen hatte, der war einfach zu gut, beinahe schon verboten gut. «Calant», so der Name des Weines, war neu und mundete ihr mehr als es eigentlich sein durfte. Aber man ist ja nur einmal jung und das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken, hatte sie sich gedacht und so war es halt nicht beim einen Glas geblieben, das sie vorgehabt hatte zu trinken. Bis spät in die Nacht hinein sassen Ulrich und sie zusammen, diskutierten über die Arbeit, über Gott und die Welt und genossen vor allem den vorzüglichen Wein. Wie sie der Weinetikette entnehmen konnte, ergeben zwei neue resistente Traubensorten den sehr farbintensiven und kräftigen Wein. Ein Teil der Trauben wurde luftgetrocknet und als Strohwein (mit Restsüsse) gekeltert. Sechs Monate Reifung in Barriquefässern ergänzen die Tannine und die Aromastoffe zu einem fruchtigen, gerbstoffreichen und weichen Wein. Ulrich erzählte ihr in wahren Lobeshymnen von weiteren exzellenten Weinen der Wiler Trotte und sie nahm sich vor, sobald wie möglich an eine Degustation dorthin zu gehen, um sich selbst davon ein Bild zu machen. Die nächste sollte, so Ulrich, im kommenden November stattfinden. Zu diesem Zeitpunkt konnte Petra noch nicht erahnen, dass bis zum Datum der Degustation noch Dinge geschehen, die einen Besuch der Degustation mit Ulrich unmöglich machen würden.
Ein flüchtiger Blick auf ihren Schreibtisch zeigte ihr schnell mal auf, dass seit dem Vortag nichts gravierendes mehr geschehen war. Es gab da zwar einige Haftnotizen, die wohl in ihrer Abwesenheit angebracht worden sind. Aber nach einer kurzen Durchsicht der Texte öffnete sie die mittlere Schublade ihres Schreibtischs, entnahm ihm ein Stück Schokolade und steckte es sich genüsslich in den Mund. Dann startete sie ihren Computer und nach Eingabe des Passwortes «SusanneErotik» begrüsste Harry sie mit einem «Herzlich willkommen Petra».
Schon wollte sie sich in die Datenbank mit den vermissten Personen einloggen, da hielt sie plötzlich inne und sie dachte an Susanne, an die Kriminalpsychologin, mit der sie vor einiger Zeit eine leidenschaftliche und überaus intensive Affäre hatte und daher auch das Passwort des Computers nach ihr benannte. Vielleicht sollte ich mich wieder mal bei Susanne melden, mich mit ihr treffen, ein Glas Rotwein trinken, über alte Zeiten quatschen. Nein, ich darf die Beziehung zu Ulrich nicht gefährden. Ich liebe ihn, aber mit Susanne, da wars irgendwie anders, es hat sich mit ihr so gut und richtig angefühlt. Genau, richtig, aber kann das Richtige auch das Falsche sein? Ich glaube ja auch, dass das mit Ulrich jetzt richtig ist. Und wenn es nur ein Irrtum ist? Vielleicht bin ich gar nicht für eine dauerhafte Beziehung geschaffen.
Sie lehnte sich auf ihrem Bürostuhl zurück, die Lehne des schwarzen Stuhles neigte sich leicht nach unten. Sie verschränkte ihre Arme hinter dem Kopf und schloss ihre Augen. Sie versuchte nicht zu denken, sie wollte bewusst ihre Gedanken ignorieren, auch wenn sie wusste, dass das gar nicht möglich war. Irgendwo hatte sie mal den Spruch gelesen: «Der Mensch kann nicht aufhören zu denken.» Petra wusste nicht mehr wo und wann sie dies gelesen, geschweige denn wer das gesagt oder geschrieben, hatte. Aber für sie waren diese Worte durchaus passend.
«So ein Mist», schnell stand sie auf, ging zum Fenster, zog den Vorhang beiseite, blickte hinunter zur Aare. Das tat sie täglich mehrmals, sie genoss diesen Blick in die Natur hinaus, er gab ihr die notwendige Ablenkung. Auf dem Kiesweg am Ufer, den sie sehen konnte, herrschte bereits emsiges Treiben: Jogger, Spaziergänger mit und ohne Hund, meistens aber mit, dann aber auch Radfahrer, vor allem E-Bike-Radler. Ach, diese E-Bikes. Als ich noch ein kleines Mädchen war, da war ich mächtig stolz auf mein erstes eigenes Fahrrad mit drei Gängen. Wahnsinn, drei Gänge! Und heute? Heute ist Fahrradfahren eine Erholung und keine Anstrengung mehr. Hunde, überall Hunde, ich habe das Gefühl von denen gibt es immer mehr. Da, der Raucher, der schmeisst seine Kippe einfach auf den Boden. Weisst du nicht, dass das niemals verfault, dass sich die Gifte in der Erde freisetzen und ins Grundwasser gelangen? Das habe ich nie gemacht! Ich habe meine Kippen immer schön ordentlich in einen Aschenbecher entsorgt, so wie es sich gehört. Eine einzige Kippe kann 500 Liter Wasser verschmutzen, das habe ich am Sonntag in einem Zeitungsartikel gelesen. Unvorstellbar, aber wahr. Erst kürzlich haben zwei Studien herausgefunden, dass herumliegende Kippen noch tagelang ihr Gift absondern, dass sich das Nikotin noch Tage später in der Luft freisetzen kann. Hmh, warum habe ich das Rauchen eigentlich so geliebt, dass ich es auch heute immer wieder mal vermisse?
Ihr Blick schweifte zurück ins Büro an die Wand mit dem Abreisskalender, sie ging darauf zu, riss die Blätter vom Samstag bis zum heutigen Donnerstag weg und las die Sprüche darauf, die ihr aber überhaupt nicht gefielen, so dass sie die Blätter frustriert in den Abfalleimer warf.
«Ein Abreisskalender ist dazu da, um jeden Tag abgerissen zu werden, deshalb heisst er auch so», meinte unlängst Erwin zu ihr.
Sie vergass es einfach immer wieder, es war ihr auch nicht wichtig genug. Kalendersprüche empfand Petra sowieso meistens doof und sinnlos, einer jedoch gefiel ihr, und das Blatt mit dem Zitat hatte sie denn auch auf ihrem Schreibtisch an die Box mit den Kugelschreibern geheftet, darauf stand «Wunder erleben nur diejenigen, die an Wunder glauben.» Von Erich Kästner. Es kam nicht von ungefähr, dass ihr gerade dieser Spruch gefiel, denn der Autor Kästner hatte es ihr schon lange angetan. Besonders bewunderte sie an ihm seine Vielseitigkeit, dass er Theaterstücke, Romane, Gedichte und Kindergeschichten in gleichermassen guter Qualität verfassen konnte.
Sie setzte sich wieder an den Schreibtisch, startete auf dem PC den Internet-Explorer und begann auf der Suchmaschine die Erkundung nach Monika Oeschger. Eine Polizeiakte gab es nicht von ihr. Scheint wohl eine weisse Weste zu haben. Gibt’s das eigentlich, eine weisse Weste? Petra hatte oft Mühe an das Gute im Menschen zu glauben, sie hatte schon zu viel Schlechtigkeit in ihrem Arbeitsalltag angetroffen, schon zu viele schlimme Sachen erfahren und gesehen. Ulrich glaubte zu wissen, dass Monika vermutlich immer noch in Muttenz oder sonst irgendwo im Kanton Baselland wohnte. Und wirklich, im Telefonbuch fand sie tatsächlich drei Monika Oeschger, die in dieser Region wohnhaft waren. Zum Glück gibt es noch Personen, die sich ins Telefonbuch eintragen lassen, das werden ja immer weniger. Das macht unsere Arbeit auch nicht gerade einfacher.
Petra blickte auf ihre Armbanduhr, es war erst kurz nach acht Uhr. Konnte sie es dennoch wagen, die Frauen bereits jetzt anzurufen? Es musste sein, die Sache verlangte ohne Aufschub erledigt zu werden. Bei den beiden ersten Frauen mit dem Namen Monika Oeschger hatte Petra kein Glück. Die erste angerufene Frau war bereits über 70 Jahre alt und konnte somit natürlich nie und nimmer die Cousine von Ulrich sein. Bei der zweiten Person handelte es sich um eine Frau, die nun verheiratet Oeschger hiess, ledig aber einen anderen Namen, nämlich Guggenbühler, hatte.
Nun also, dann halt der dritte Versuch. Aller guten Dinge sind ja bekanntlich deren drei, wird schon klappen. Es muss jetzt ganz einfach die Richtige Monika Oeschger sein. Das Telefon klingelte einmal, zweimal, dreimal, dann …
«Hallo».
«Guten Tag, mein Name ist Petra Neuhaus, ich bin von der Kriminalpolizei des Kantons Aargau, spreche ich mit Frau Monika Oeschger?»
«Ja …», die Frau am anderen Ende der Leitung schien sichtlich überrascht zu sein.
«Was kann ich für Sie tun?»
«Ja, das ist gerade etwas schwierig. Sie kennen doch Ulrich Zumsteg, nicht wahr? Er ist doch ein Cousin von Ihnen.»
«Ulrich? Ulrich Zumsteg? Aber ja, natürlich, ist etwas passiert, ist ihm etwas zugestossen?»
«Aber nein, seien Sie ganz unbesorgt.»
Also die richtige Monika Oeschger habe ich jetzt gefunden, und nun? Petra musste sich bemühen, um die passenden Worte zu finden, wohl auch, da es sich um eine Person handelte, die Ulrich nahe steht oder stand. «Es geht nicht um Ulrich, ich rufe Sie Ihretwegen an.»
«Meinetwegen, aber …», kurze Zeit blieb es still am anderen Ende der Telefonleitung. Nach einem räuspern sprach Monika weiter. «Ich verstehe Sie nicht ganz, Sie haben doch gesagt, dass Sie von der Kriminalpolizei des Kantons Aargau sind, ich wohne aber im Kanton Baselland. Das kommt mir schon etwas suspekt vor, wie soll ich Ihnen glauben, dass Sie wirklich von der Polizei sind? Vielleicht sind Sie nur eine der unzähligen Telefonbetrüger.»
«Natürlich kann ich Ihre Zweifel verstehen. Soll ich Ihnen die Nummer des Staatsanwalts Alex Worthmann geben? Er kann Ihnen versichern, dass ich wirklich bei der Kriminalpolizei Aargau tätig bin. Oder haben Sie Skype, dann kann ich Ihnen meinen Ausweis zeigen.»
Monika Oeschger machte eine kurze Pause, sprach dann weiter: «Nein, schon gut, ich glaube Ihnen. Nun müssen Sie mir aber schon erklären, worum es eigentlich geht. Warum Sie mich anrufen. Vielleicht liegt eine Verwechslung vor.»
«Nein, ich bin froh, dass ich Sie erreicht habe. Wissen Sie, wir haben hier in Hirschthal das Skelett eines Mannes gefunden, der vor etwa zehn Jahren durch eine Gewalttat ums Leben kam. Und Ulrich hat mir gestern Abend erzählt, dass es in Ihrem Umfeld einen Mann gibt, oder besser gesagt gab, der wohl in dieser Zeit spurlos verschwand. Ja, und da habe ich mir gedacht, kann es tatsächlich so sein, dass es sich hier um dieselbe Person handelt?»
Einige Sekunden konnte sie keinen Ton hören. Petra vermochte durchs Telefon hindurch zu spüren, wie unangenehm es für Monika offenbar war, an alte Zeiten erinnert zu werden. Bingo, ich bin auf der richtigen Spur.
Monika musste sich auf ihr Sofa setzen. Ihr Puls begann zu rasen, Schweisstropfen auf der Stirn, entlang der Nase und rund um den Mund waren klare Zeichen ihres extremen Unwohlseins, das innert Sekunden ihren Körper befiel. Ihre Hand umklammerte das Telefon. Nein, bitte nicht, hört das denn nie auf? Kann es nicht endlich einfach vorbei sein?
«Hallo Frau Oeschger, sind Sie noch dran?»
«Entschuldigung, aber ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen. Es tut mir wirklich leid, auf Wiederhören.» Schnell legte Monika den Hörer auf und blickte ins Leere, ins Nichts. Und da sah sie ihn wieder, nach all den Jahren, als wäre es gestern gewesen, den schwarzen Mann. Sie schloss die Augen, aber noch immer war er da, er wird immer da sein, sie wird dieses Verbrechen nie vergessen können. So etwas kann ein Mensch verdrängen, er kann es ausblenden, aber vergessen, das geht niemals.
Petra stand wieder an ihrem geliebten Aussichtspunkt am Fenster, mit einem wehmütigen Blick sah sie hinunter zum immer wieder neu daherkommenden und wegfliessenden Wasser. Das Gespräch mit Monika Oeschger hatte Spuren hinterlassen. Überaus sonderbar kam es Petra vor, dass Monika das Gespräch so abrupt beendet hatte. Warum um alles auf der Welt hatte Monika so merkwürdig reagiert? Wenn es wirklich so war, dass der verschwundene Mann von damals und das nun gefundene Skelett dieselbe Person ist oder war? Kann es sein, dass Monika Oeschger etwas mit dem Tod des Mannes zu tun hat? Ich werde sie wohl besuchen müssen oder zu einer Befragung aufbieten.
Sie schüttelte den Kopf, in diesem Moment trat Erwin in ihr Büro und sah, wie nachdenklich und auch traurig Petra in die Welt hinaus schaute. «Was ist denn mit dir los?»
Die Kriminalkommissarin fuhr durch ihre fülligen Haare, auf die sie selbst recht stolz war. Sie streckte sich und drehte sich dann langsam um: «Weisst du was, Erwin. Eigentlich haben wir doch einen richtigen Scheissjob, wir kommen immer zu spät. Wir werden erst gerufen und benötigt, wenn es zu spät ist, wenn bereits alles geschehen ist. Wir sind immer nur da, um zu reagieren, aber wir können nicht agieren. Wir können nichts bewirken, wir machen eigentlich nur Schadensbegrenzung.»
Erwin stand einige Sekunden nur stumm da, sagte dann aber: «So siehst du das?»
«Komm, setz dich, ich muss dir was erzählen.»
Nach den Ausführungen von Petra blieb Erwin einige Augenblicke wortlos. Es war für Petra ersichtlich, in welch angespanntem Zustand sich der sportliche und kräftige Körper Erwins befand. «Was meinst du?»
«Ich denke», so begann Erwin zu sprechen, «dass es durchaus realistisch ist, dass es sich beim spurlos verschwundenen Mann um unser Skelett handelt. Das werden wir wohl relativ schnell herausfinden, denn wir wissen ja nun, wo wir suchen und ansetzen müssen. In der Tat ist die Reaktion von dieser Monika Oeschger jedoch als sehr seltsam einzustufen. Also entweder sie hat wirklich was mit dem Mordfall zu tun, oder sie weiss irgendetwas davon, das sie aber wohl nicht so freiwillig erzählen wird. Vielleicht kennt sie sogar den Mörder und versucht ihn zu decken.»
«Okay, soll ich sie gleich nochmals anrufen?» Bereits ergriff sie mit ihrer rechten Hand den Telefonhörer und wollte die Wahlwiederholungstaste drücken.
«Moment Petra, nicht so schnell.» Erwin stand auf und nahm ihr den Hörer behutsam aus der Hand. «Diese Monika Oeschger wird uns schon nicht davonlaufen, da habe ich keine Angst. Ich frage mich im Moment ganz was anderes.»
Petra runzelte ihre Stirn, ihre Zornesfalten waren deutlich zu sehen und somit ein Ausdruck der Ernsthaftigkeit. Sie wusste nicht, was Erwin damit meinte.
«Bist du nicht befangen, immerhin handelt es sich um die Cousine deines Lebenspartners.»
Lebenspartner, ist Ulrich das wirklich für mich? Oder nur ein LAP, ein Lebensabschnittspartner? Wo liegt denn überhaupt der Unterschied? «Na und?»
«Vielleicht, also ich meine … Petra, ich empfehle dir, den Fall abzugeben.»
Petra glaubte ihren eigenen Ohren nicht zu trauen. Einen Fall abgeben, sie, die Kriminalkommissarin Petra Neuhaus? Was soll denn das, spinnt Erwin vollkommen? «Niemals, das kommt überhaupt nicht infrage! Das werde ich niemals tun. Nicht mal wenn Ostern und Weihnachten zusammen gefeiert werden.»
Nach dem Mittagessen, das sie sich im Summertime unten an der Aare gegönnt hatte, begann Petra Neuhaus die Suche nach dem verschwundenen Mann. Sofort nach dem Gespräch mit Erwin verliess sie wütend ihr Büro, sie musste erst mal frische Luft schnappen, um wieder zur Ruhe zu kommen.
Erwin spinnt wohl, mir so was vorzuschlagen. Der ist total durchgedreht. Ich werde nie im Leben freiwillig einen Fall abgeben, ganz bestimmt nicht. Das wird Erwin nie erleben! Jetzt wo sie wusste wo, wie und wann sie zu suchen hatte, so war es für sie nur noch eine Kleinigkeit. Tatsächlich gab es vor ziemlich genau zehn Jahren im Mettauertal eine Vermisstenanzeige. Eine gewisse Marlene Meyer gab diese auf und es handelte sich um ihren Schwager Christian Gautschi, der alleine auf einem Bauernhof lebte. Frau Meyers Mann hiess Robert Gautschi, sie hatte jedoch nach der Heirat ihren Mädchennamen behalten. Obwohl dies zu jener Zeit überhaupt nicht üblich war. Trotz intensiven Bemühungen der Ermittler blieb der vermisste Mann seinerzeit spurlos verschwunden.
Christian Gautschi, bist du unser Skelett des Grauens? Wer hat dich auf dem Gewissen? Was hast du getan, dass dich jemand so bestialisch getötet hat? Das ist unmenschlich, das macht doch niemand. Aber scheinbar eben doch, der muss ja eine Wahnsinnswut auf dich gehabt haben. Es gibt doch einfachere Methoden, jemandem das Lebenslicht auszulöschen. Und wie bist du bloss vom Mettauertal nach Hirschthal gekommen?