Читать книгу Gut oder Böse - wie überleben wir am besten? - Martina Kleinlein - Страница 6

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Einleitung

Gut sein? Oder lieber Böse? Manch einer mag sich fragen, wieso dies ein Thema sein kann. Ist es nicht allgemein klar, was gut und böse ist? Schließlich hat jeder seine Erfahrungen gesammelt, hat dazu gelernt, weiß mit den Gesetzen Bescheid, da muss man doch wissen, wie man sich zu verhalten hat. Und wenn ein Freund etwas erzählt, nicken wir, gewiss in der Annahme, dass sich seine Auffassung von Gut und Böse mit unserer teilt.

Aber woher wissen wir das? Wir denken es uns, weil wir es mit unseren Erfahrungen abgleichen, mit unserem Erlernten von Gut und Böse. Aber ist unser Erlerntes gleich dem Erlernten unseres Freundes? Hat dieser nicht ganz andere Erfahrungen gemacht als wir? Reden wir am Ende aneinander vorbei, indem jeder nur von seiner eigenen Warte ausgeht? Dazu ein Zitat von Schopenhauer:

„Mir ist von allen Dingen, meinen eigenen Leib ausgenommen, nur eine Seite bekannt, die der Vorstellung: ihr inneres Wesen bleibt mir verschlossen und ein tiefes Geheimnis, auch wenn ich alle Ursachen kenne, auf die ihre Veränderungen erfolgen. Nur aus der Vergleichung mit Dem, was in mir vorgeht, wenn, indem ein Motiv mich bewegt, mein Leib eine Aktion ausübt, was das innere Wesen meiner eigenen durch äußere Gründe bestimmten Veränderungen ist, kann ich Einsicht erhalten in die Art und Weise, wie jene leblosen1 Körper sich auf Ursachen verändern, und so verstehen, was ihr inneres Wesen sei, von dessen Erscheinen mir die Kenntnis der Ursache die bloße Regel des Eintritts in Zeit und Raum angibt und weiter nichts. Dies kann ich darum, weil mein Leib das einzige Objekt ist, von dem ich nicht bloß die eine Seite, die der Vorstellung, kenne, sondern auch die zweite, welche Wille heißt.“2

Wir persönlich fühlen nicht das Leben in anderen Personen, wenn wir sie in einem Moment ansehen. Erst durch Raum und Zeit sehen wir die Bewegung und im Abgleich mit uns selbst deuten wir die Aktionen und Reaktionen des Gegenüber, aber immer aus uns selbst heraus, denn wir sind nie direkt in der anderen Person und kennen nicht seine inneren Beweggründe und Ansichten.

Schon in meinen Buch ‚Ist Frieden nicht möglich?‘ hatte ich das Thema angeschnitten. Und jetzt stelle ich wieder die Fragen: Warum gibt es Kriege? Warum spalten sich Nationen und Religionen? Wenn doch Gut und Böse überall gleich wäre, warum wird dann nicht danach gehandelt? Kann es sein, dass die Ansichten darüber einfach unterschiedlich sind? Ein Beispiel wäre der Trend jüngerer Generationen, böse sein zu wollen, böse Mädchen, böse Jungs, die aus den vorgefertigten Moralvorstellungen ausbrechen wollen und auf eine andere Art gut leben wollen.

Fühlen sich Revolutionäre nicht immer im Recht, stehen sie nicht auf der Seite des Guten? Wird die gewohnte alte Art und Weise dann nicht unweigerlich zur schlechten Seite, die reformiert werden muss, wobei jeder Anhänger des Alten automatisch in den Augen der Revolutionäre zum Bösen degradiert wird?

Dagegen empfinden die Bestandstreuen jede Einmischung als böse, weil es ihren gewohnten Rhythmus stört und sie finden, dass es sich bewährt hat. Sie wollen keinen Wechsel. Und zeigt uns die Geschichte nicht wiederum, dass Neues nicht immer gut sein muss, wie tausende von Menschen hingerichtet wurden für eine neue Ideologie.

Blickt man noch tiefer in die Strukturen, stellt man fest, dass es sogar in jeder Gruppe, jeder Kirche, jeder Gemeinschaft unterschiedliche Auffassungen gibt. Der eine lebt lässig ohne sich viele Gedanken zu machen, ein anderer lebt dogmatisch mit vielen Regeln und Geboten, wieder einer schlägt sich mit Lügen durch und findet es bequem. Dazu ein Zitat aus der bekannten indischen Bhagavad-Gītā:

„So folgt das Lebewesen in der materiellen Natur den Wegen des Lebens und genießt die drei Erscheinungsweisen der Natur. Das ist auf seine Verbindung mit der materiellen Natur zurückzuführen. So trifft es mit Gut und Schlecht in den verschiedenen Lebensformen zusammen.“3

Aber wie mache ich es richtig? Muss ich mich anpassen, um Freunde zu gewinnen, oder sprenge ich mit meinem Selbsterhaltungstrieb sämtliche Verhaltensmuster und gucke nicht zur Seite. Wie kann man mit dem freien Willen umgehen und was passiert, wenn nur der eigene Wille regiert? Oder haben wir keinen freien Willen mehr und lassen uns von Moral und Machtbestreben anderer unser Leben diktieren? Welchen Weg wählen wir, wo doch jede Entscheidung ein Grundstein für die Zukunft ist und Glück oder Unheil einleiten kann?

Letztendlich hat jeder schon dies und das ausprobiert; und darüber sind sich doch alle einig: gut ist, was glücklich stimmt. Die eigene Entwicklung soll gefördert werden, Unglück vermieden werden.

Und selbst dort gibt es geteilte Meinungen, wenn so mancher tagtäglich mit Drogen seiner Gesundheit schadet und es als Glück empfindet, seinen Körper leistungsschwächer und kränker zu machen und somit früher zu sterben, aber gegenüber anderen behauptet, es würde ihm so besser gehen.

So habe ich mich entschlossen, dem auf die Spur zu kommen. Ich beginne mit den Wurzeln von Gut und Böse, ziehe Vergleiche und hole außergewöhnliche Erkenntnisse dazu, die uns eine Klarheit darüber verschaffen sollen, was wirklich für unser Glück behilflich ist. Wir blicken in die Geschichte, sehen auf Religionen und fragen uns, ob es ein so abgrundtief schlechtes Wesen wie den Teufel überhaupt geben kann. Wie kann man sich vor Sekten schützen und was macht eine Sekte aus? Und ist das Böse nicht in jedem einzelnen von uns?

1 Der Vergleich bezog sich auf alle gesehenen Objekte. Da wir nicht in einer anderen Person stecken, ist diese ebenfalls ein Objekt, zwar nicht leblos, aber dennoch ist der Vorgang des Erkennens der gleiche. Schopenhauer beschreibt seinen eigenen Körper als Objekt.

2 Artur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Anaconda Verlag GmbH 2009, S.127 Zweites Buch, § 24

3 A.C.Bhaktivedanta Swami Prabhupada, Bhagavad-Gītā Wie sie ist, The Bhaktivedanta Book Trust 1987, Kapitel 13 Vers 22, übersetzt aus dem Sanskrit ins Englische und 1983 vom Englischen ins Deutsche

Gut oder Böse - wie überleben wir am besten?

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