Читать книгу Tysja - Martina Meier - Страница 14

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Drei Freunde erobern ein Haus

Die Tage zogen ins Land. Mehr und mehr nahmen die drei Freunde Hexe, Spinne und Rabe Besitz von dem kleinen windschiefen Haus in der Dümpelgasse 7.

Wie ein Haus doch leiden kann, wenn es viele Jahre lang lieblos behandelt wird. Das kleine Fachwerkhäuschen, das natürlich rote Dachpfannen hatte, aber erholte sich nach Tysjas Einzug von Tag zu Tag mehr von seinem langen Dornröschenschlaf.

Und weil jeder der drei Bewohner natürlich seine eigenen Ideen bei der Renovierung verwirklichen wollte, glich es bald einem wahren Künstlerhaus. Jedes Fachwerk war in einer anderen Farbe gestrichen, hier rot, dort gelb und blau, mal violett, mal rosarot, und auch die kleinen, hutzeligen Fensterrahmen hatten jeder eine andere Farbe aufzuweisen.

Bald schon sagten die Leute: „Schaut nur, das ist das Haus von Tysja, der kleinen Hexe mit den roten Haaren. Ist es nicht schön geworden! Wisst ihr noch, wie schäbig es vor Wochen noch war?“

Irgendwann hieß das Haus in der ganzen Stadt dann auch nur noch Sonnenhaus, weil es den Menschen beim Anblick so viel Freude machte und ihnen das Herz erwärmte.

Natürlich hatte sich auch im Inneren des Hauses viel getan. Jeder der drei Bewohner hatte sein kleines Reich für sich. Der Rabe Gwendolin im Obergeschoss, da hatte er zumindest hin und wieder einmal Ruhe haben wollte vor dem „Weibsvolk“ – wie er Tysja und Amalia nannte.

„Da habe ich außerdem den besseren Überblick“, hatte er seine Entscheidung offiziell begründet. Außerdem, auch das hatte Gwendolin angemerkt, hatte er das Zimmer früher schon einmal bewohnt.

Die Spinne Amalia hatte sich in der Küche gemütlich eingerichtet, nicht zuletzt, weil sie eine kleine Naschkatze war. Auch Tysja hatte ihr kleines Zimmerchen im Erdgeschoss noch ein wenig schöner gemacht, Kerzen aufgestellt, Gardinen gehext und Bilder aufhängt.

Nun waren also schon drei der insgesamt sieben Zimmer bewohnt.

„Und für die anderen Räume wird uns sicher auch noch etwas Sinnvolles einfallen“, überlegte eines Morgens die kleine Hexe laut beim Frühstück.

„Ja, das denke ich auch“, antwortet der Rabe. „Ich könnte mir gut vorstellen, oben, gleich neben meinem Zimmer, eine Bibliothek einzurichten. Ihr wisst ja, ich lese so gerne, und lesen bildet.“

Manchmal, aber wirklich nur manchmal, hatte Gwendolin nämlich eine sehr belehrende Art an sich – und die konnten weder Amalia noch Tysja so richtig leiden.

So brachte die kleine Hexe das Gespräch schnell in eine andere Richtung.

„Wisst ihr“, sagte sie abenteuerlustig, „ich habe schon lange nicht mehr so richtig gehext. Manchmal glaube ich schon, ich kann es gar nicht mehr richtig.“

„Hexen verlernt man nicht, das lass dir gesagt sein“, fiel Gwendolin ihr sofort ins Wort. Er hatte natürlich sofort bemerkt, dass Tysja das Gespräch in eine andere Richtung lenken wollte, und war darüber alles andere als erfreut. Bücher nämlich waren Gwendolins Leidenschaft.

„Eine tolle Hexerei, das wäre jetzt gerade richtig“, freute sich Amalia auf das bevorstehende Abenteuer. „Aber wen oder was sollen wir verhexen?“, war sie sofort Feuer und Flamme.

„Ich hab’ s“, lachte Tysja plötzlich auf. „Wir verwandeln Gwendolin in eine Nachtigall, dann kann er uns jeden Tag ein hübsches Liedlein pfeifen.“

Der schwarze Rabe schüttelte nur den Kopf, denn er glaubte nicht daran, dass Amalia und die kleine Hexe dieses unmögliche Vorhaben tatsächlich ausführen würden. Doch da kannte er die Rothaarige schlecht. Zwar hatte Tysja es zunächst tatsächlich nicht ganz so ernst mit der Zauberei gemeint, fand dann aber schnell Freude an dem Gedanken, Gwendolin in einem neuen Outfit sehen zu können.

Tysja

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