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Wortlaut der ausgeführten Predigt:

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Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Wenn heute Kinder geboren werden, dann heißen sie Niklas, Timo, Nele oder Nicole. Diese Namen sind beliebt und dementsprechend weit verbreitet. – In früheren Zeiten sah die Palette etwas anders aus: Da gab es den Siegfried und den Hermann, die Berta und die Helene. Und viele Siegfrieds und Hermanns hießen mit zweitem Namen Josef; und so manche Berta und Helene wurde Berta-Marie beziehungsweise Helene-Maria gerufen. Die zweiten Vornamen, Josef und Maria, waren in der Regel nicht von den Eltern ausgesucht, sondern auf andere Weise dazugekommen. Sie wurden anlässlich der Taufe verliehen und sollten an die Eltern von Jesus, dem Christus, erinnern und so deutlich machen, dass jeder getaufte Mensch, jeder Siegfried und jeder Hermann, jede Berta und jede Helene, zur Familie Gottes gehört. Heute ist dieser Brauch in Vergessenheit geraten und wird nicht mehr praktiziert. Darum gibt es in unserer Zeit nur noch ganz selten Jungen mit dem Zweitnamen Josef, und auch Mädchen, deren Namen auf Marie oder Maria enden, sind nicht mehr ganz so oft vorhanden. Aber das, was hinter dem zweiten Taufnamen steckt, das gilt immer noch. Jeder Mensch, der getauft wird, gehört – auch ohne das Anhängsel Josef oder Maria – zur Familie Gottes, auch jeder Niklas, jeder Timo, jede Nele oder Nicole. Sie alle sind Teil der großen Gottesgeschwisterschaft, Brüder und Schwestern von Jesus, dem Christus, und bekommen als Familienmitglieder und Christus-Geschwister etwas Wichtiges geschenkt: Die Zusage, dass sie zu Gott gehören, weil Gott sich zu ihnen stellt. Und diese Zusage erfolgt im Namen Gottes, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, im Namen dessen, der alle Menschen ins Leben ruft und dafür sorgt, dass sie im Alltag nicht untergehen. – Manchen Menschen bedeutet das nicht allzu viel; für andere hingegen ist es überaus wichtig.

Von Martin Luther, dem großen Reformator aus dem 16. Jahrhundert, zum Beispiel wissen wir, dass ihm an dieser Zusage ganz besonders gelegen hat. Wenn er mal wieder traurig und verzweifelt war (Und das kam durchaus häufiger vor.), dann schrieb er mit dem Zeigefinger Wörter in den Staub auf den Tisch in seiner Studierstube: »Ich bin getauft!« (»baptisatus sum«) Für Luther hieß das: »Mensch, Martin, du wirst doch jetzt nicht aufgeben! Du bist doch nicht allein!« Gott steht zu dir, was immer auch geschieht. Er ist an deiner Seite, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Er ist hinter dir, um dich zu bewahren vor Menschen, die manchmal voller böser Absichten sind. Er ist unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst. Er ist über dir, um dir nahe zu sein und dich zu segnen. Ja, so segnet dich der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. – »Ich bin getauft!« (»baptisatus sum«) Ich bin nicht allein. Gott steht zu mir, was immer auch geschieht.

Wer mit dieser Gewissheit lebt, lebt nicht unbedingt ein leichteres Leben, aber er oder sie hat etwas, das allem Schweren entgegengesetzt werden kann, eine Art Gegengewicht, das dabei hilft, die Balance zu halten. Mit diesem Gegengewicht im Lebensgepäck wird es möglich, belastende Zeiten zu überstehen und nach vorn zu schauen, dorthin, wo Gottes Zukunft auf uns wartet.

»Ich bin getauft.« – Das heißt auch: Ich bin nicht allein, wenn ich alt und schwach werde. Ich bin nicht allein, wenn meine Lebenskraft immer mehr abnimmt. Ich bin nicht allein, wenn mein Leben an sein Ende kommt und ich sterbe. – »Ich bin getauft.« Gott steht zu mir, was immer auch geschieht. Er hat mich bei meinem Namen gerufen und »Ja« zu mir gesagt, »Ja« ohne Wenn und Aber. Er kennt mich und will dennoch weiter mit mir zu tun haben. Und das nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen und in all der Zeit, die mir noch gegeben wird – ja, sogar dann, gerade dann, wenn meine Zeit ganz abgelaufen ist. Gott steht zu mir und lässt mich nicht allein.

In einem alten Gesangbuchlied (EG 200) wird diese Wahrheit besonders schön zum Ausdruck gebracht. Da heißt es:

1. Ich bin getauft auf deinen Namen,

Gott, Vater, Sohn und Heilger Geist;

ich bin gezählt zu deinem Samen,

zum Volk, das dir geheiligt heißt.

Ich bin in Christus eingesenkt,

ich bin mit seinem Geist beschenkt.

2. Du hast zu deinem Kind und Erben,

mein lieber Vater, mich erklärt;

du hast die Frucht von deinem Sterben,

mein treuer Heiland, mir gewährt;

du willst in aller Not und Pein,

o guter Geist, mein Tröster sein.

4. Mein treuer Gott, auf deiner Seite,

bleibt dieser Bund wohl feste stehn;

wenn aber ich ihn überschreite,

so lass mich nicht verlorengehn;

nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an,

wenn ich hab einen Fall getan.

Liebe Gemeinde, das Versprechen, das Gott seinen Menschen mit der Taufe gibt, das hat Bestand. Es gilt ein Leben lang und darüber hinaus. Wer sich daran orientiert, hat ein Halteseil, das nicht reißt. Und so ein Halteseil, das stützt und das stärkt, das lässt mutig und zuversichtlich leben. – Wir müssen es nur ergreifen und dann nicht wieder loslassen. »Daran festhalten« – das ist die Devise! Daran festhalten, dass Gott zu einem jeden und einer jeden von uns »Ja« gesagt hat und dass er das immer wieder tut. Wo das gelingt, ist Leben gut verankert, da sind auch kleinere und größere Stürme, Belastungen unseres Alltags, zu überstehen. Und darauf kommt es an! Auf dieses »Gut-festgemacht-sein«, das seinen Grund in Gott selbst hat. – Jesus, der Christus, hat das auf verschiedenste Weise zum Ausdruck gebracht: mit Taten, aber auch mit Worten. Immer wieder hat er betont, wie wichtig es ist, dass Gott für seine Menschen Nähe will. Und er hat das nicht zufällig, sondern ganz bewusst mit der Taufe verbunden, als er gesagt hat: ‚Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.’ (Mt 28,18b-20) Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus, dem Christus, der bei uns ist und bleibt bis zum Ende der Welt. Amen.



Seine Gnade ist bunt

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