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Muster

Wiederholung und Anpassungsfähigkeit

Einmal habe ich in einem Stück Bernstein eine vier Millionen Jahre alte Ameise entdeckt. Sie sah genauso aus wie jede Ameise in meinem Garten heutzutage. Statt sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen zu müssen, sind Ameisen in ihrer äußeren Erscheinung über Millionen Jahre hinweg weitgehend gleich geblieben. Ameisen sind sowohl extrem unverwüstlich als auch anpassungsfähig, und sie konnten von daher für so lange Zeit in fast der gleichen Form überleben.

Alles Lebendige hat sich durch Reproduktion entwickelt. Die Entstehung und die Wandlung des Lebens sind durch konstante Muster in Verbindung mit gelegentlichen Mutationen möglich geworden. Gäbe es keine stabilen, wiederkehrenden Muster und Strukturen, könnte kein Geschöpf in einer konsistenten Form bestehen. Doch gäbe es nur Wiederholung und keine Variationsmöglichkeiten, dann wäre der lebendige Organismus unfähig, sich an Veränderungen anzupassen. Wiederkehrende Muster und Strukturen sichern Stabilität, während zufällige Mutationen die Möglichkeit der Anpassung an neue Umstände ermöglichen.

Wiederholung und Anpassungsfähigkeit sind für das Bestehen und die Entwicklung des Lebens gleichermaßen essenziell.

Robert Wright vertritt in seinem Buch Nonzero: The Logic of Human Destiny die Ansicht, dass sich Kulturen durch die Verbreitung von Informationen und den Ausbau des Handels entwickelt haben. Diese Kooperation beruhte natürlich auch auf Eigennutz. Wright sagt weiter, dass autoritäre Regierungssysteme Wandel oft verhindern wollen. Die Unterdrückung von Wandel aber führt zu Stagnation oder rückläufiger Entwicklung, die letztendlich nur durch Zusammenbruch und Chaos aufgehoben werden können. Ähnlich ist es, wenn wir in starren Verhaltensmustern feststecken und jeglicher Veränderung widerstehen, dann werden auch wir stagnieren oder uns zurückentwickeln.

Doch wir haben die Wahl. Wollen wir Veränderung als Folge eines chaotischen Zusammenbruchs, oder wollen wir verantwortlich und kreativ mit dem Fluss und Wandel unseres eigenen Lebens verbunden sein?

Neurowissenschaftler sagen, dass kreative Problemlösungsstrategien mit der rechten Gehirnhälfte verknüpft sind, während Routinehandlungen mit der linken verknüpft sind. Sowohl Neues als auch Bekanntes sind für unser Lernen essenziell. Lernen beginnt da, wo wir Lösungen für unbekannte Situationen finden; dadurch entstehen Verhaltensmuster, mit denen wir, sobald wir ähnlichen Situationen wiederholt ausgesetzt sind, reagieren. Als Menschen bewegen wir uns ständig zwischen neuem und routiniertem Verhalten. Ein Kind wächst und entwickelt sich dadurch, dass es Verhaltensmuster ausbildet und lernt, wie man isst, läuft, liest oder schreibt. Muster prägen unser Leben. Einige, wie essen, sind für unser Überleben unabdingbar. Andere, wie Auto fahren, sind erlernte Aktivitäten, die unser Leben vereinfachen. Beides sind Fähigkeiten, die wir besitzen oder erworben haben. Doch sie können sich auch in eine jeweils positive oder negative Richtung entwickeln: Sie können bedachtsam essen oder voller Gier. Sie können ein verantwortlicher Autofahrer sein oder eine Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer darstellen. Welche Verhaltensmuster wollen Sie pflegen? Ist Ihnen bewusst, wie Muster negative Wirkungen nach sich ziehen können? Und wollen Sie etwas dagegen tun?

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