Читать книгу Das Erdbeben in Chili von Heinrich von Kleist: Reclam Lektüreschlüssel XL - Mathias Kieß - Страница 4

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Autor Heinrich von Kleist, geb. 18. Oktober 1777 in Frankfurt (Oder), gest. 21. November 1811 am Kleinen Wannsee, Berlin
Entstehungszeit und Veröffentlichung Entstehung vermutlich 1806 Erstveröffentlichung im Morgenblatt für gebildete Stände, einer Literaturzeitschrift der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung im Jahr 1807 (unter dem Titel: Jeronimo und Josephe. Eine Scene aus dem Erdbeben zu Chili vom Jahr 1647) 1810 Veröffentlichung im Band Erzählungen (unter dem heutigen Titel)
Gattung Erzählung/Novelle
Handlung Eltern eines unehelichen Kindes entgehen dank eines Erdbebens ihrer Strafe und werden im Anschluss von einer wütenden Meute getötet.
Handlungszeit Zwei Tage und eine Nacht, mit zwei Rückblenden
Handlungsorte St. Jago, Hauptstadt des Königreichs Chili (Santiago, Chile), und Hügel vor der Stadt

Heinrich von Kleist wurde nur 34 Jahre alt. Zu seinen Lebzeiten kommt seine literarische Karriere nur schwer ins Rollen. Zwar schreibt er einige mehr oder weniger bekannte Dramen, aber er schafft es nicht, Förderer für sich zu gewinnen oder Kritiker von sich zu überzeugen. Nachdem er sich 1811 am Kleinen Wannsee das Leben nimmt, dauert es noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, bis seine Werke wiederentdeckt und von der Kritik Kleists literarischer Erfolggelobt werden. Oft erhalten die Dramen den Vorrang vor den Erzählungen und finden schnell den Eingang in den Kanon der Schulliteratur.

Erst viel später ist dies auch den Erzählungen vergönnt. Besonders die kunstvollen und informationsreichen Schachtelsätze machen ihren Charme aus, und dank der relativen Kürze der Prosa eignen sie sich gut für den Deutschunterricht. Auch Kleists Das Erdbeben in ChiliErzählung Das Erdbeben in Chili ist nicht sehr umfangreich und kann in wenigen Unterrichtsstunden behandelt werden. Trotzdem gelingt es Kleist, mehrere philosophische Themen parallel zu behandeln und seine Leserinnen und Leser von Beginn an zu fesseln.

Die Erzählung spielt im Jahre 1647 und wurde 1807 in der Literaturzeitschrift Morgenblatt für gebildete Stände veröffentlicht. Demnach liegen etwa 160 Jahre zwischen der behandelten Zeit und der Gegenwart des Autors. Die Literaturwissenschaft spricht in einem solchen Fall von einer Doppelte Historizitätdoppelten Historizität. Wollen Leserinnen und Leser aus dem 21. Jahrhundert das Werk in Gänze verstehen, so müssen sie sowohl mit den Besonderheiten der Mitte des 17. Jahrhunderts als auch mit den Besonderheiten des beginnenden 19. Jahrhunderts ein wenig vertraut sein.

Tatsächlich gab es im Jahr 1647 in Chile (in der Erzählung: »Chili«) ein Das Erdbeben von LissabonErdbeben, das auch die Hauptstadt Santiago (in der Erzählung: »St. Jago«) getroffen hat. Geistesgeschichtlich bezieht sich Kleist jedoch auf das Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755. Nach dieser Naturkatastrophe gab es zahlreiche Debatten in Philosophie und Theologie, die sich der Frage nach einem gerechten Gott und dem Sinn von Religion im Allgemeinen widmeten. Dieses Erdbeben fand direkten Eingang in die Schriften von Voltaire, Rousseau und Kant und beeinflusste Literaten bis zur Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert.

Das Erdbeben in Chili von Heinrich von Kleist: Reclam Lektüreschlüssel XL

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