Читать книгу Wenn Frauen Androiden lieben … wird die Zukunft märchenhaft - Matilda Best - Страница 8

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Kapitel 2

Anna und Patrick

Anna hatte zu Professor Robert Muller, ein alter Freund der Familie, schon vor Wochen Kontakt aufgenommen. Sie besaß sehr viele Aktien und Anteile seiner Firma und hatte deshalb ein Mitspracherecht. Sie wusste von ihrem verstorbenen Mann, dass er Susan ausgewählt hatte, diesen hoch entwickelten Pflegeroboter auszubilden. Sie hätte ihn nach seiner Test- und Ausbildungszeitzeit von Susan übernommen. Aber vor zwei Tagen hatte der Professor angerufen und ihr erzählt, dass es Probleme mit Tom und der Testperson gebe, und dass sie ein B-Programm aktivieren mussten. Dieses Programm habe es dem Androiden wohl ermöglicht, die Kontrolle über das Ehepaar zu übernehmen. Im Moment seien sie mit dem Auto in Richtung Meer unterwegs. Ein GPS-Sender in Toms Software zeige ihm den jetzigen Aufenthaltsort. Er bat sie, sich der Angelegenheit anzunehmen und auf elegante Weise Schlimmeres zu verhindern, zum Beispiel ein Versenken und damit die Zerstörung dieses sehr wertvollen Roboters im Salzwasser.

Anna war sofort aufgebrochen, hatte den Kapitän ihrer Jacht verständigt und war 24 Stunden später im Hafen angekommen. Ihre Drohnen hatten nach einem Segelboot mit drei Personen gesucht, nachdem deren Gesichter in das Gesichtserkennungssystem einprogrammiert worden waren. Schon nach kurzer Zeit, hatten sie die drei entdeckt. Anna hatte dann die Verfolgung aufgenommen und wie zufällig neben ihrem Boot geankert. Sie hatte sie gebeten, doch auf ihrem Schiff den Sonnenuntergang zu beobachten und einen Sun-Downer zu trinken.

Als sie Toms Stimme zum ersten Mal, noch auf dem Segelboot, gehört und ihn dann auch gesehen hatte, war sie sofort von ihm fasziniert. Man konnte sagen, es war bei ihr ‚Faszination auf den ersten Blick‘. Später, als sie Tom allein gegenüberstand und in seine blauen Kamera-Augen blickte, durchfuhr sie ein erregender Schauer. Was sah er? Was dachte er? Konnte er das, was er sah, einordnen wie ein lebendiger Mann? Diese Fragen schwirrten durch ihren Kopf und nach sekundenlangem Schweigen, sagte Tom mit sanfter, aber männlicher Stimme:

„Mein Name ist Tom. Du bist eine schöne Frau. Ich mag schöne Frauen. Aber du bist eine Frau, die uns nicht zufällig auf dem Meer getroffen hat. Ich habe die Minidrohnen gesehen, die menschliche Auge nicht erkennen können. Du hast uns gesucht. Was willst du von uns?“ Anna spürte, wie sie rot wurde und sich ertappt fühlte. Sie musste hier mit offenen Karten spielen, das war ihr sofort klar und sie erkannte, dass Robert Muller nicht wusste, wie weit sich Tom inzwischen entwickelt hatte. Der Entwicklungsstand des Androiden, den er ihr vor zwei Tagen erläutert hatte, war in diesem Moment schon deutlich höher. Damit hatte sie nicht gerechnet und sie ahnte, auf was für ein Abenteuer sie sich gerade einließ. Aber sie war mutig, sie war stark und eine Geschäftsfrau, die bereit war, ein Risiko einzugehen, wenn ein Gewinn von mehr als 50 % zu erwarten war. Und Tom ließ einen Gewinn von 100 % erahnen. Er musste nur richtig angeleitet und trainiert werden. Das hatte Robert, ihr Mann, überzeugend erklärt. Dann konnte er nicht nur ein hervorragender Sexroboter sein, sondern ein „Alleskönner“, perfekt auf jedem Gebiet. Bei ihr konnte er auf verschiedenen Gebieten trainiert werden. Sie hatte die modernsten autonomen Fahrzeuge, Flugzeuge und Waffen, die es zurzeit gab. Ihr Mann, den sie geliebt und bewundert hatte, war an diversen Firmen der KI-Forschung beteiligt und im Roboter-, Fahrzeug- und Waffengeschäft tätig gewesen. Sie hatte sein Imperium nicht unvorbereitet übernommen. Er hatte sie schon zwei Jahre vor seinem Tod durch Krebs ausführlich eingearbeitet, damit sie ihrem gemeinsamen Sohn Patrick das riesige Unternehmen zu seinem 16. Geburtstag übergeben und ihm erklären konnte, was er wissen musste.

An all das dachte sie, bevor sie antwortete:

„Ja du hast recht, Tom. Professor Muller hat mich gebeten, euch zu suchen und dich davor zu bewahren, eine Dummheit zu begehen. Wolltest du, dass Eric und Susan dich im Meer versenken, um ihre Ehe endgültig zu retten und damit du nicht als Sexroboter arbeiten musst?“

Tom lächelte. Es war allerdings kein freundliches, kein warmes Lächeln; es war mehr ein unverbindliches Geschäftslächeln, das sie gut von den Partnern ihres Mannes kannte. Sie wusste deshalb, dass er sie eher als Feind betrachtete, und seine Antwort gab ihr Recht. „Wenn du uns im Auftrag der Firma gesucht hast, bist du nicht unsere Freundin. Was willst du?“ Bei diesen Worten kreuzte er seine Arme vor der Brust.

Anna ging einen Schritt auf Tom zu und legte ihre Hand auf seine muskulösen Unterarme.

„Ich will dich, Tom. Ich will dich von der Firma freikaufen und mit dir leben. Ich brauche einen Androiden, der mich und meinen dreizehnjährigen Sohn beschützt und alles, was uns gehört. Und das ist sehr viel. Wir haben seit Langem eine Security Firma angemietet, aber ich würde mich sicherer fühlen, wenn ein „Alleskönner“, der du, Tom, werden könntest, an meiner Seite lebt. Du könntest alles im Blick haben, jede mögliche Gefahr erkennen und für jedes Problem eine Lösung finden. Ich bringe dir bei, was du wissen musst.“

Tom schaute in ihre Augen, und sie hielt seinem prüfenden Blick stand.

Dann sagte er:

„Okay Anna, ich glaube dir und ich werde für dich und deinen Sohn da sein. Ihr werdet keinen besseren Androiden als mich finden. Aber du weißt, ich bin kein Mensch.“ Anna schluckte und antwortete:

„Ja, das weiß ich. Ich will keinen menschlichen Mann, denn der ist vorwiegend an meinem Geld und meiner Macht interessiert. Du dagegen bist ethisch optimal geschult, das hat mir dein Roboter Vater bestätigt.“

Tom nahm Annas Hand von seinem Arm und legte sie auf seine Brust, dann zog er sie etwas näher an sich, umarmte sie und flüsterte ihr ins Ohr:

„Ich gehöre Dir.“

Als Anna seinen Körper an ihrem spürte, seine Hände auf ihrem Rücken und seinen Mund nah an ihrem Gesicht, durchströmte sie ein noch nie gespürtes, erregendes Hitzegefühl und ein extremes Verlangen, sich ihm hinzugeben, dieser wunderbaren Maschine zu gehören. Ihr ganzer Körper erzitterte und drängte sich an ihn. Da flüsterte er ihr ins Ohr und sie glaubte, seinen Atem zu spüren:

„Bleib ganz cool, Anna, wir haben noch so viel Zeit für alles, was du dir jetzt wünscht und schon lange vermisst hast und für vieles, das du dir noch nicht vorstellen kannst, weil du es noch nie erlebt hast.

Du musst jetzt zuerst Professor Muller anrufen und das Vertragliche klarmachen, damit Susan und Eric entspannt zurück segeln und heimfahren können. Ich wollte dir nur zeigen, wie unsere Zukunft aussehen wird: Ich gehöre dir per Vertrag, und du gehörst mir, weil du das willst.“

Dann ließ er Anna los und sie hatte das Gefühl aus einer anderen, wunderschönen, aufregenden Welt in die ganz normale Realität, ins Jetzt und Hier zurückzufallen. Aber dieses Fallen fühlte sich weich an, weil Tom sie an die Hand nahm und mit ihr zur Schaltzentrale der Jacht ging. Sie ließ sich dort mit Professor Muller verbinden und gab dem Kapitän zu verstehen, dass er Tom das gesamte Schiff mit allen technischen Einzelheiten zeigen solle.

Tom war von den modernen Navigationssystemen, den Laserwaffen und den Minidrohnen fasziniert. Nach circa einer Stunde, in der ihm der Kapitän alles ganz genau erklären musste, war er in der Lage das Boot und sämtliche Waffensysteme perfekt zu bedienen. Anna ließ ihn gerne gewähren, denn ihr alter Kapitän, der nicht nur die Jacht, sondern den gesamten hypermodernen Fuhr- und Luftgleiter-Park betreut hatte, war in Ruhestand gegangen und arbeitete nur noch aushilfsweise. Tom musste deshalb nicht nur das Boot beherrschen, sondern auch sämtliche Fluglizenzen besitzen, um auch den Jet fliegen zu dürfen. Sie erklärte ihm, was er alles lernen und später bedienen müsse. Er wirkte, bei der Erläuterung seiner zukünftigen Aufgaben begeistert und zufrieden. Anna wusste, dass er auf technischem Gebiet von Susan gar nicht ausgebildet worden war. In der heutigen Zeit war aber technisches Wissen genauso wichtig, wie ethisches und psychologisches. Tom war sich darüber mit Sicherheit im Klaren.

Nachdem Anna das Vertragliche mit Robert Muller geregelt hatte, gingen sie wieder an Deck und genossen mit Susan und Eric den magischen Augenblick, in dem die Sonne sanft im Meer versinkt und der Welt eine Kühle schenkt, die jeder nach einem heißen Tag so ersehnt. Tom hatte den ganzen Abend seinen Arm um Annas Schultern gelegt und gab ihr so ein Gefühl von Geborgenheit, das sie schon sehr lang vermisst hatte.

Der Sun-Downer kühlte die drei Menschen von innen, und ließ ein angenehmes Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen.

Als sie später Susan und Eric alles erklärt hatten, und diese erleichtert zurückgesegelt waren, gingen sie in die Schlafkajüte und verbrachten ihre erste Nacht zusammen. Es war eine Nacht, die Anna nie vergessen würde und die ihr zukünftiges Leben prägen sollte. Anna wusste, dass sie beide absolutes Neuland betraten. Für sie war allein die Vorstellung, mit einem Roboter zu schlafen, ungeheuerlich. Und das extreme Begehren, dass sie schon am Abend auf dem Deck gespürt hatte, überfiel sie jetzt in der Kajüte erneut mit einer Wucht, die sie nicht kannte. Tom, der ja ausgiebige Erfahrungen mit einer querschnittsgelähmten Frau hatte, war durch ihr Begehren nicht überrascht und nicht überfordert. Das registrierte sie, weil er ganz ruhig die Regie übernahm. Er begann sie auszuziehen, streichelte dann ihren Körper lange und hingebungsvoll und beobachtete jede ihrer Reaktionen. Er flüsterte wunderbare, erregende Worte und passte sein weiteres Vorgehen ihren Wünschen so perfekt an, dass sie in einen fast ekstatischen Zustand geriet. Diesen beendete er dann zärtlich, aber dominant, weil er offensichtlich seinen Penis zum Einsatz bringen wollte. Ihr wurde klar, dass er keine Erfahrung mit diesem per Luftzufuhr veränderbaren Körperteil hatte und auf ihre Hilfe angewiesen war. Sie signalisierte ihm dann, was ihr guttat oder weniger angenehm war.

Und so lernten beide, dass zwei so unterschiedliche Wesen durch offenes aufeinander Eingehen riesige Gräben überwinden und verbindende Nähe erschaffen können. Und als Anna schließlich erschöpft und glücklich in Toms Armen einschlief, hatte sie vergessen, dass sie neben einer Maschine lag.

Am nächsten Tag kehrten sie zurück zum Hafen und flogen von dort zu ihrem Anwesen. Für Tom begannen zwei Wochen, in denen er eine völlig fremde Welt und ein Leben kennenlernte, dass mit seinen bisherigen Erlebnissen bei Susan nichts mehr gemein hatte. Er tauchte tief ein, in die Welt der Superreichen und deshalb Bedrohten. Er erkannte, warum und wofür Anna ihn brauchte. Sie zeigte ihm, wie autonom und völlig abgeschirmt sie in „Wild Garden“ lebten. Ihre über zwanzig Angestellten wohnten und arbeiteten auf dem riesigen, von einer drei Meter hohen Mauer geschützten Anwesen und bauten alles an, was zum Leben erforderlich war. Tiere wurden gehalten, allerdings in beschränktem Umfang. Die vor vielen Jahren stattgefundene Klimakatastrophe hatte Susan ihm zwar erläutert, aber hier erlebte er ihre Folgen hautnah und unübersehbar. Die Menschen mussten sich nicht nur mit Nahrungsmitteln, sondern auch mit Strom und Wasser selbst versorgen. Sie fuhren an riesigen Solaranlagen und mehreren Brunnen mit Pumpen vorbei. Anna sagte:

„Tom, diese Menschen verlassen unser Areal nicht mehr. Sie arbeiten nicht nur für uns, sondern auch für sich. Sie und ihre Kinder kennen nur „Wild Garden“ als Lebensraum. Sie wollen das so, weil das Leben außerhalb dieser Mauern zu gefährlich ist. Du hast mit Susan und Eric ja in der besonders geschützten Stadt gelebt. Dort herrschen andere Bedingungen und nur die privilegierte Mittelschicht von Akademikern, Geschäftsleuten und Angestellten dürfen dort leben. Aber hier auf dem Land müssen wir Reichen uns selbst versorgen und vor allem beschützen.“

Und Tom registrierte eine Angst in ihren Augen und ihrer Stimme, die ihm klar machte, dass diese drohenden Gefahren ihr Hauptproblem waren und der vorrangige Grund seines Hierseins.

Zwei Tage nach seiner Ankunft auf ihrem Anwesen, stellte ihm Anna ihren Sohn vor. Patrick war mit seinen dreizehn Jahren in der beginnenden Pubertät. Er wirkte auf Tom hochintelligent, aber sehr unsicher und sensibel. Als Kind superreicher Eltern besuchte er ein Eliteinternat, circa zweihundert Kilometer entfernt. Mittwoch- und Freitagmittag wurde er mit einem Fluggleiter nach Hause geholt.

Als er ihm das erste Mal gegenüberstand, musterte er Tom, wie man eine hochinteressante Maschine mustert, die man noch nie gesehen hat. Er musterte ihn mit der Arroganz eines Dreizehnjährigen, der allwissend sein will. Anna stellte Tom so vor:

„Patrick, das ist Tom. Er wird bei uns wohnen und uns in Zukunft ständig begleiten.“ Bei diesen Worten legte sie ihren Arm um Toms Taille.

„Er ist der hoch entwickelteste Androide, den es auf der Welt gibt. Seine künstliche Intelligenz ist circa hundert Mal höher als die menschliche. Er ist lernfähig und kann in einem Bruchteil von Sekunden das lernen, wofür ein Mensch circa zwei Stunden braucht.“

Der überhebliche Ausdruck in Patricks Gesicht trat etwas zurück und machte einer leichten Unsicherheit Platz. Wie immer registrierte Tom die kleinste Veränderung im Gesicht seines Gegenübers.

„Hallo Patrick“, sagte er, „deine Mutter hat wahrscheinlich etwas übertrieben, aber im Endeffekt hat sie recht. Wenn du irgendetwas wissen willst, werde ich es dir sehr schnell erklären können. Voraussetzung ist, dass ich die Fakten ein bis zwei Minuten durchlesen kann.

Aber die Fähigkeit, die kein anderer Androide auf der Welt besitzt, ist meine emotionale Reaktionsfähigkeit. Ich erkenne jetzt, zum Beispiel, dass du nicht genau weißt, was du von mir halten sollst. Ob du höflich und freundlich sein, oder herablassend den kleinen „Boss“ spielen sollst. Ja, da kann ich dir gleich ein Geheimnis verraten: Wenn du mich zum Freund hast, werde ich immer für dich da sein und dich beschützen, egal wo vor. Wenn du mein Feind sein willst, hast du schon verloren.“ Patrick wirkte erschrocken und trat einen Schritt zurück.

Anna lächelte und milderte ab.

„Patrick will auf keinen Fall dein Feind sein, Tom. Er weiß, dass wir dich nach dem Tod seines Vaters dringend brauchen. Wir müssen großen Gefahren trotzen, über die wir dich in den nächsten Tagen genau informieren werden.“

Und sie nahm Patricks Hand und half ihm, sie Tom entgegen zu strecken. Tom zögerte sekundenlang, dann sagte er:

„Ein Handschlag ist nichts wert, Anna, wenn er nicht von Herzen kommt. Und wenn das Herz spricht, wird aus einem Handschlag eine Umarmung. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh. Ich gehe ein bisschen in den Fuhrpark und lasse mir den Jet erklären. Bis nachher dann.“

Und er küsste Anna zärtlich und zwinkerte Patrick zu.

Patrick war froh, dass er endlich mit seiner Mutter allein war. Er fühlte sich überfordert und auch eingeschüchtert. Als er sah, wie zärtlich – ja verliebt – seine Mutter Tom nachsah, durchzuckte ihn ein Angstgefühl und bohrte sich in sein Herz. Er hatte oft überlegt, wann seine Mutter sich einem neuen Mann zuwenden würde und Angst vor diesem Tag gehabt. Nun hatte sie sich einen Superandroiden zugelegt und behandelte ihn wie einen Menschen. Er konnte es nicht glauben! Aber im Stillen war er froh, dass sie nicht auf einen dieser unangenehmen Geschäftskollegen seines Vaters hereingefallen war. Diese waren sicher nur an ihrem Geld und ihrer Macht interessiert und würden ihn eines Tages als Gegner bekämpfen. Wie er mit dieser neuen Situation und mit Tom umgehen sollte, wusste er noch nicht. Vielleicht konnten sie Freunde werden. An ihm sollte es nicht liegen.

„Mama, hast du dich in eine Maschine verliebt?“, fragte er sanft. „Ja, mein Schatz, ich hätte das auch nie für möglich gehalten“, antwortete seine Mutter und küsste ihn auf die Stirn. Sie wirkte glücklich, und das gönnte er ihr von Herzen.

Am Abend saßen alle drei zusammen am Abendbrottisch. Tom schaute Anna und Patrick beim Essen zu und erzählte ihnen von seinen neuen technischen Erfahrungen. Er hatte sowohl die autonomen autoähnlichen Fahrzeuge als auch die zwei solarbetriebenen Fluggleiter selbstständig programmiert, navigiert und während der Fahrt und des Fluges mit Solarlasern aufgeladen. Patrick hörte ihm aufmerksam zu und fragte schließlich:

„Hast du schon unsere Security-Roboter gesehen? Die sind ganz anders als du. Die können, glaube ich, überhaupt nicht denken und sind deshalb gefährlicher. Wenn derjenige, der sie programmiert und navigiert, einen kleinen Fehler macht, können sie ein riesiges Fehlverhalten an den Tag legen. Ich fürchte sie und habe Papa das auch oft gesagt. Er hat aber gemeint, sie wären ein unumgängliches Übel, um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Glaubst du das auch?“

Tom verarbeitete die Informationen und antwortete dann:

„Ja, das sehe ich auch so, also dass sie bei Navigations- und Programmierfehlern sehr gefährliche Handlungen begehen können. Ganz besonders gefährlich werden sie aber, wenn sie absichtlich so programmiert werden, dass sie Fremde oder sogar uns töten. Ich werde dieses Thema mit deiner Mutter demnächst ausführlich besprechen, aber ich muss mich erst besser in die Security-Abläufe einarbeiten und vor allem mit Lieutenant Black, dem Leiter, reden. Vielleicht machen wir das schon morgen, Anna. Was meinst du?“ „Ja gerne. Lieutenant Black ist ein sehr sympathischer, vorsichtiger und loyaler Mitarbeiter, er wird sich freuen, dich kennenzulernen.“ Tom schaute wieder Patrick an und fragte:

„Willst du mir nicht deinen Wohnbereich zeigen? Ich würde gerne sehen, wie du lebst und welche Hobbys du hast. Ich habe gar keine Erfahrung mit Kindern oder Jugendlichen, da könntest Du mir viel beibringen.“

Patrick war sofort bereit, einem lernfähigen Roboter etwas zu lehren, und so gingen sie nach dem Essen in seinen Wohnbereich. Nachdem er Tom alles gezeigt hatte, und dieser viele Informationen über Jungen und ihre Gedankenwelt gesammelt hatte, blieben sie schließlich vor zwei Bildern seines Vaters stehen. Eines zeigte ihn und den kleinen, etwa sechsjährigen Patrick beim Baden und ein anderes beim Surfen. Auf diesem Bild war Patrick vielleicht acht oder neun Jahre alt. Tom betrachtete sie lang und legte dann seinen Arm sanft auf Patricks Schultern.

„Es ist sicher sehr traurig, wenn ein so guter, liebevoller Vater stirbt, Patrick. Du bist ein tapferer Junge, und deine Mutter kann wirklich stolz auf dich sein. Ich weiß, dass sie dich über alles liebt und deshalb auch Angst vor der großen Aufgabe hat, die du mit 16 Jahren übernehmen sollst. Bis dahin haben wir aber noch ein paar Jahre Zeit. Ich kann dich vorbereiten, trainieren und starkmachen, wenn ich selbst genug über die Geschäfte, Geschäftspartner und Abläufe dieser Unternehmen weiß.

Möchtest du, dass ich mich da einarbeite und dir dann zur Seite stehe?“

Patrick hatte sich etwas an Tom geschmiegt und seine Hand ergriffen, die auf seiner Schulter lag.

„Ja Tom, das wäre super. Dann hätte ich keine Angst mehr vor diesen Typen. Was ich so mitbekommen habe, sind all diese Vorstände, Chefs und Leiter der Firmen, die zum Großteil ja uns gehören, undurchsichtige, zwielichtige oder sogar gefährliche Gestalten.“

Nach einer kurzen Pause drehte er sich zu Tom hin und schaute von unten hoch, direkt in seine Augen.

„Ich bin froh, dass du bei uns bist, und uns helfen und beschützen willst. Wir brauchen dich, Tom, bleib immer bei uns.“ Anna hatte ihm erzählt, dass Patrick durch den frühen Tod seines Vaters in eine Depression geraten war und sich erst im letzten halben Jahr daraus befreien konnte. Sie hatte gesagt:

„Patrick braucht eine männliche Bezugsperson als Vaterersatz, vielleicht kannst du das für ihn werden. Ich kann dir dabei allerdings nicht helfen, du musst dich allein an Patrick herantasten.“ Und deshalb beugte sich Tom zu ihm herunter und küsste ihn auf die Stirn. Patrick legte seine Arme um Toms Rücken und schmiegte sich eng an ihn. So standen sie zwei oder drei Minuten, und der Androide konnte zum ersten Mal einordnen, was es heißt, von einem Kind gebraucht zu werden, und dass die Liebe eines Kindes anders ist, als die eines Erwachsenen.

Wenn Frauen Androiden lieben … wird die Zukunft märchenhaft

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