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Kapitel 5
ОглавлениеAusrottung.
Das Ganze war bestimmt nur ein schrecklicher Traum.
»Ausrottung?« Er zitterte vor Furcht. »Warum … wer?«
Verwüstung.
»Stopp«, murmelte er panisch und warf sich im Schlaf hin und her. Er schluchzte leise. »Bitte …«
Seth Donovan sah die Welt gerade durch die Augen eines anderen – durch flimmernde, getönte Linsen aus Saphirblau. Akte des Chaos, des Tods und der Zerstörung – die schlimmsten aller Gräueltaten – blitzten nun in seinen Gedanken auf wie ein Zusammenschnitt aus dem Abgrund. Auch wenn er wusste, dass das, was die Stimme in seinem Kopf sagte und ihm unentwegt zeigte, falsch war, fühlte es sich doch auf irgendeine Art und Weise richtig an.
Die schrecklichen Bilder waren leicht zu deuten, die Worte allerdings nicht, und doch verstand Donovan ihre Bedeutung mit Leichtigkeit, denn sein Verstand befand sich sozusagen auf Autopilot und entzifferte die unbekannte Sprache ganz von ganz allein, ohne die Hilfe eines fachkundigen Linguisten.
Vernichtung.
Aufzustehen und jeden zu töten, fühlte sich plötzlich richtig und wie der einzige mögliche Weg an.
Auslöschung.
Der einzige Weg.
Das Eigenartigste war jedoch, dass die Stimme in seinem Kopf nicht irgendeinem Dämon aus einer anderen Welt gehörte. Das Wesen, das tief aus dem Inneren seines eigenen menschlichen Herzens sprach, war er selbst. Die Worte wurden von seiner eigenen Stimme geäußert … von seinem eigenen Unterbewusstsein.
Er hatte in der Vergangenheit schon schlimme Albträume erlebt, aber nichts war vergleichbar mit dem, was er gerade durchstehen musste. Er war sich seines Traumes nämlich vollkommen bewusst. Normalerweise konnte er sich an fast nichts mehr erinnern, was in seinen Träumen geschah.
Ausrottung.
»N…nein.«
Verwüstung. Die Worte wiederholten sich immer und immer wieder in seinem Kopf.
»Hallo?«
Vernichtung.
»Wer … wer bist du?« Donovan war entsetzt darüber, was ihm die Stimme zu tun befahl. Er konnte sich jetzt sogar selbst sehen, wie er jemandem die Kehle aufschlitzte. Er konnte das warme Blut seines Opfers auf seinen Händen spüren und wie er das klägliche Röcheln genoss.
Es war Sebastian Houses Blut.
Auslöschung!
Er riss seine Augen auf und holte zitternd tief Luft. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Es gab nur sehr wenige auf der Welt, die ihn einschüchtern konnten, aber die Stimme – seine Stimme – und die dazugehörigen Bilder, hatten es geschafft.
Was zur Hölle war das?, fragte er sich selbst schockiert.
Er griff sich an die Stirn und rieb fest, um das heftige Pochen hinter seinen Augen wegzumassieren. Es fühlte sich an, als hätte er einen Schlag mit Thors Hammer abbekommen und dabei außerdem noch Blitzableiter gespielt. Er konnte sich jedoch nicht daran erinnern, sich den Kopf gestoßen zu haben. Donovan setzte sich vorsichtig auf und wurde sofort von Übelkeit übermannt. Der Brechreiz zwang ihn dazu, innezuhalten.
Als ihm die Galle doch hochkam, griff er hastig nach einem Mülleimer und übergab sich. Sobald die Flüssigkeit seinen Magen verlassen hatte, legte sich Donovan wieder hin und atmete mehrmals tief aus und ein. Er hatte sich ganz sicher irgendeine Art von Kopfverletzung zugezogen. Es gab keine andere Erklärung.
Was ist nur mit mir geschehen?
Donovan erinnerte sich plötzlich daran, wie die Deckenlampen im Labor geflackert hatten und dann durch einen Stromstoß explodiert waren. Er erinnerte sich auch daran, wie das Schiff vom Sturm durchgeschüttelt worden war. Er bemerkte es auch jetzt noch, was bedeutete, dass seine Bewusstlosigkeit nicht allzu lange gedauert haben konnte.
Ein Schädeltrauma war schon schlimm genug, aber dazu noch die Kraft eines antarktischen Sturms gegen den Rumpf ihres Schiffes … er erbrach sich wieder in den Eimer und wischte sich den Mund mit der Hand ab. Durch benommene, tränende Augen bemerkte er jetzt etwas Seltsames auf seinem rechten Handrücken. Wo er höchstens Spritzer von Erbrochenem erwartete, sah er noch etwas anderes darin vermischt.
Etwas Blaues.
Seine Hand zitterte. Das Einzige, was er in dieser Farbe jemals gesehen hatte, war das pulsierende Plasma innerhalb des Kraken in seinem Labor gewesen. Es schien so, als würden sowohl sein Blut als auch sein Gift diese Farbe ausstrahlen, nicht nur eines von beidem.
Weil es ein und dasselbe ist!, dachte er plötzlich. Sein Blut IST sein Gift!
Der Gedanke war äußerst faszinierend, aber im Moment war Donovan immer noch starr vor Angst. Es fiel ihm schwer, zu atmen, während er nichts weiter tun konnte, als auf seine befleckte Hand zu starren.
Ein Klopfen an der Tür war die ersehnte Unterbrechung, die er so dringend brauchte. Es war ein Geschenk des Himmels für den Wissenschaftler. Es riss ihn aus seiner Starre und brachte ihn in Bewegung … gewissermaßen zumindest, denn Donovan war zu benommen, um irgendetwas anderes zu tun, als seine Hand unter der Wolldecke des unbequemen Krankenbettes zu verstecken.
»Herein«, krächzte er und erkannte dabei seine eigene Stimme gar nicht mehr wieder. Die Furcht, die er wegen seines Gesundheitszustandes verspürt hatte, war innerlich immer noch präsent, aber er traute sich nicht, sie nach außen preiszugeben. Er durfte niemanden wissen lassen, was möglicherweise mit ihm geschehen würde und dass er sich vielleicht mit einem bislang unentdeckten Erreger infiziert hatte.
Die letzte Person, von der er Besuch haben wollte, öffnete jetzt die Tür und trat ein.
Captain House.
»Sebastian?«, fragte Donovan überrascht. Er und House benutzten ihre Vornamen, wenn sie sich privat sahen oder miteinander telefonierten. Donovan gefiel das nicht besonders, den er wollte eigentlich nicht freundlich mit jemandem umgehen, der so gern den starken Mann markierte.
»Wie geht es dir, Seth? Du warst über eine Stunde weggetreten.«
Ist er tatsächlich um mich besorgt?
Unter den derzeitigen Umständen beschloss Donovan, höflich zu bleiben. Außerdem war er gerade nicht in der geistigen oder körperlichen Verfassung, um sich zu streiten.
»Okay, glaube ich.« Er wusste es ehrlich gesagt nicht. Abgesehen von den Kopfschmerzen und der blauen Flüssigkeit in seinem Körper, fühlte er sich tatsächlich ganz gut. »Eigentlich habe ich keine Ahnung, wie ich mich fühle«, sagte er lachend. Er stöhnte, als sich sein Magen erneut verkrampfte. »Wie läuft es mit dem Sturm?«
Das Schiff wurde genau in dieser Sekunde durchgeschüttelt und beide Männer zuckten zusammen.
»Schlecht«, erwiderte House. »So richtig schlecht. Zum Glück ist das ein stabiles Schiff.«
»Ja, bestimmt«, erwiderte Donovan. Es fiel ihm schwer, sich auf House und das, was gerade mit ihm geschah, zu konzentrieren.
»Ganz schöne Feuerwerksveranstaltung da oben, was?«, fragte House jetzt.
Ausrottung.
Donovan schüttelte verwirrt den Kopf. »Feuerwerk?«
Verwüstung.
House schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Im Labor, meine ich.«
Donovan setzte sich, sehr zum Missfallen seines schmerzenden Körpers, auf. »Was ist mit meinem Labor?«
House schaute ihn verwirrt an. »Das weißt du nicht mehr?«
»Offensichtlich nicht, Sebastian. Hör auf, mir dumme Fragen zu stellen, und sag mir, was mit meinem Labor los ist!«
House setzte sich neben Donovan auf den Bettrand. »Es ist futsch, Seth.«
»Futsch?«
Donovan musste wieder nach dem Mülleimer greifen. Während er sich erbrach, sammelte sich darin mehr und mehr von der blauen Flüssigkeit an. Als er fertig war, schob er den Eimer hastig unter sein Bett und wischte sich den Mund mit der Innenseite seiner Decke ab.
Niemand durfte von seinem Zustand erfahren, vor allem nicht House. Der Kapitän würde ihn dann nämlich garantiert unter Vorgabe von Sicherheitsvorkehrungen für den Rest ihrer Reise unter Quarantäne stellen, und Donovan war sich nicht sicher, ob er so viel Zeit hatte. Es gab niemanden an Bord, dem er mehr zutraute, die Antworten zu finden, als sich selbst. Genetik war immerhin sein Spezialgebiet. Er musste seine jahrelange Ausbildung jetzt auf die Probe stellen.
Sobald du weg bist, dachte er und sah House wieder an.
»Was meinst du damit?« Er versuchte es sich vorzustellen, konnte es aber nicht, nicht einmal ein bisschen. Er begann zu hyperventilieren. »Da waren … Millionen von Dollar … an Ausstattung drin … und zehnmal so viel an wertvoller Forschungsarbeit. Das kann nicht einfach futsch sein!«
Der Stress war eindeutig zu viel für ihn, denn vor seinen Augen tanzten jetzt Sternchen. Er ließ sich zurück ins Bett fallen und verdeckte seine mit Tränen gefüllten Augen mit seinem linken Arm. Wieder erschauderte er. Dieses Mal allerdings, weil seine Tränen ganz und gar nicht normal waren. Sie waren eiskalt. Irgendetwas Schreckliches ging gerade in ihm vor.
»Futsch«, wiederholte er und verstummte.
»Bist du …«
»Geh, Sebastian. Lass mich allein.« Donovan war zwar wirklich bestürzt, musste House aber auch ganz dringend loswerden.
Der Kapitän grummelte leise, stand aber auf und ging in Richtung Tür. »Nur, damit du es weißt, es war keiner von deinen Lakaien, der dich aus dem brennenden Raum gezogen hat … das war ich.«
Was?, dachte Donovan. Ihm war klar, dass er House dafür danken sollte, dass er ihm das Leben gerettet hatte, aber er wollte gerade nur noch allein sein. House musste weg.
Vernichtung.
»Ich wäre lieber mit meiner Arbeit zusammen gestorben, als mit leeren Händen nach Hause gehen zu müssen.«
Ohne etwas darauf zu antworten, verließ House den Raum und warf die Tür hinter sich zu. Die Wucht, mit der diese in den Rahmen knallte, ließ Donovans bereits geplagten Verstand noch mehr durcheinanderwirbeln. Er biss sich auf die Lippe, mühte sich auf die Beine und stolperte dann etwas herum, bis er schließlich ein Mindestmaß an Gleichgewicht fand. Er begann sofort, sämtliche Beweise seiner Infektion einzusammeln, während er verzweifelt die Worte in seinem Geist zu ignorieren versuchte.
Nach der Türklinke greifend, ging er in die Knie, als das letzte Wort sein Gehirn wie ein gedanklicher Eispickel traf. Der Schmerz war jetzt so stark, dass er beinahe wieder das Bewusstsein verloren hätte.
Ausrottung.
***
Gianna stützte sich an den Wänden des schmalen Korridors ab, um nicht zu stürzen. Nach dem Gespräch mit ihrem Vater hatte sie sich direkt auf den Weg zu Trips Kabine unter Deck gemacht.
Genau wie ihr Dad verbrachte sie die meiste Zeit auf der Brücke, wohingegen Trip als Mitglied des Tauchteams den Großteil seiner Tage tief in den Eingeweiden der Endeavor verlebte. Verglichen mit allen anderen an Bord arbeiteten sie so weit voneinander entfernt, wie es nur ging.
Doch wann immer es ihnen möglich war, stahlen sie sich davon. Ihre Beziehung war schon viel weiter fortgeschritten, als es ihrem Vater bewusst war. Aber sie wollte ihm die frohe Kunde schonend beibringen, sobald sie sicher im Hafen von McMurdo lagen.
Denn Gianna House war in der achten Woche schwanger.
Die einzigen Leute, die bisher davon wussten, waren sie, Trip und die Schiffsärztin, Dr. Lisa Bowen, die zur Verschwiegenheit verpflichtet war, solange Gianna es ihrem Vater sagte, sobald sie den Hafen anliefen. Wenn nicht, würde sich Bowen selbst darum kümmern.
Das darf nicht passieren, dachte sie und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
Wenn Bowen es ihrem Vater sagte und nicht sie selbst, würde es ihm das Herz brechen, das wusste sie, und House verdiente es einfach nicht, dass man ihm schon wieder das Herz aus der Brust riss. Das hatte sie schließlich schon oft genug getan, als sie noch jünger gewesen war. Ihre Vater-Tochter-Beziehung hatte sich mittlerweile prächtig entwickelt, viel besser, als sie vor dem Tod ihrer Mutter gewesen war, und das Letzte, was sie wollte, war, einen Keil zwischen sich und ihn zu treiben. Sie durfte nicht zulassen, dass aus ihrem Kind – sein erstes Enkelkind – dieser Keil wurde.
Sie hatte ihn bereits beschämt, als sie ihren Job bei DARPA losgeworden war. Eine Stelle, die sie nur zwei Jahre gehabt hatte. Nun stand sein Ruf auf dem Spiel, da er sich extra für sie eingesetzt hatte. Wenn sie sich hier irgendwelche Schnitzer leistete, würde dieses Mal er dafür bezahlen müssen und nicht sie. Es könnte nichts Schlimmeres für sie geben, als dass ihr Vater für ihre Fehler bestraft werden würde.
Drei Etagen unterhalb des Oberdecks bog sie nach rechts ab und ging in Richtung der vorderen Hälfte des Schiffes. Trips Kabine war die dritte Tür links. Ihre befand sich auf der anderen Seite des Korridors. Alle, einschließlich Donovan und seinem Wissenschaftsteam, hatten ihre Unterkünfte in diesem Abschnitt. Hier waren alle gleich. Niemand hatte bessere Wohnverhältnisse als andere. Normalerweise fiel nur das Quartier des Kapitäns großzügiger aus, aber nicht hier.
Und das war ihrem Vater zu verdanken, denn er glaubte daran, dass alle gleich waren – sie alle waren Crew-Mitglieder an Bord desselben Forschungsschiffes und hatten identische Ziele.
»Wir erreichen es nur auf unterschiedlichen Wegen«, hatte House einmal zu ihr gesagt.
Zaghaft klopfte Gianna jetzt an Trips Tür. Fünf Herzschläge später öffnete er ihr. Sie lächelte, weil er seine verordnete Sonnenbrille im Zimmer trug. Er sah absolut furchtbar aus, aber wenigstens besser als vorhin.
Trip trat zur Seite, damit Gianna hereinkommen konnte, und schloss dann leise die Tür hinter ihr.
»Die, äh …«, sagte er und zeigte auf seine Sehhilfe, »ist gegen die Kopfschmerzen.«
»Sie dämpft das Licht«, erklärte sie.
Er lächelte und küsste sie fest. »Ich tue, was nötig ist, damit ich dieses hübsche Gesicht sehen kann, ohne blind zu werden.«
Gianna lachte und hob spielerisch eine Faust, um ihn zu boxen. Er wich theatralisch zurück und hob abwehrend die Hände.
»Du würdest doch dem Vater deines Erstgeborenen nichts zuleide tun, oder?«
Sie rümpfte die Nase und trat näher an ihn heran. »Unserer Tochter, meinst du?«
Anfangs hatte Gianna Angst gehabt, ihre Schwangerschaft preiszugeben, vor allem, da sie so bald an Land gingen. Sie hatte befürchtet, dass Trip dann nichts mehr mit ihr und dem Baby zu tun haben wollte und sie verlassen würde, so, wie es vielen ihrer Freundinnen widerfahren war.
Offensichtlich konnte Gianna mit Zurückweisung nicht gut umgehen. Ihre Vergangenheit war der beste Beweis dafür.
»Liebst du mich?«, fragte sie und brachte das Thema jetzt unverblümt auf den Tisch.
Ganz sachte, dachte sie. Im schlimmsten Fall sagt er nein und ruiniert damit mein Leben.
Trip riss die Augen auf, aber alles, was sie sah, waren seine Augenbrauen. Er tippte an sein Kinn und grinste dann wie ein Idiot, bevor er antwortete.
»Hmmm, lass mich mal scharf nachdenken … eine umwerfend schöne, super-sexy und nerdige Frau, die freiwillig mit mir in die Kiste gestiegen ist? Hmmm, könnte ich so eine Frau lieben?«
Gianna stürzte sich auf ihn und schubste ihn auf sein Bett. Für einen langen Moment rangelten sie ausgelassen miteinander und kitzelten sich gegenseitig. Als Nächstes trafen sich ihre Lippen und ihre Hände gingen auf Erkundungstour.
Leidenschaft war nicht das Problem zwischen ihr und Trip. Den Mut aufzubringen, ihrem Vater mitzuteilen, wozu ihre Leidenschaft geführt hatte, hingegen schon.
Sie waren sich zum ersten Mal im Tauchhangar begegnet. Es war eine ihrer ersten Nächte auf hoher See gewesen. Gianna war Trip anfänglich gar nicht aufgefallen, aber sie erinnerte sich noch gut daran, dass ein junger Mann mit dicker Brille ihr wortgewandt und höflich entgegengekommen war. Zwei Wochen und eine Handvoll privater Telefonate später hatten sie sich schließlich auf einen Drink in ihrer Kajüte getroffen, denn sie hatte heimlich einen guten Scotch an Bord geschmuggelt.
Nach drei Gläsern war Trip erledigt gewesen.
Nach drei Gläsern war Gianna bereit für alles gewesen.
Alkohol bewirkte nämlich Wunder für ihre Libido.
Seitdem hatten sie mehr Nächte gemeinsam verbracht als getrennt. Später schlichen sie sich dann in ihre eigenen Kabinen zurück, bevor alle anderen aufwachten.
Das war so lange gut gegangen, bis ihr Vater sie eines Morgens erwischt hatte.
Sie hatte gerade Trips Tür geöffnet, als ihr Dad im Begriff war, an ihre eigene Tür zu klopfen. Als er sich wegen des Geräusches umgedreht hatte, hatte er sie, in einem viel zu großen Dr.-Dre-2001-T-Shirt und nur in ihrem Slip in seiner Tür gesehen. An diesem Punkt hatte sie ihrem Vater nichts weiter zu sagen als die Wahrheit, egal, wer gerade durch den Korridor spazieren würde.
Sie und Trip waren ein Paar.
Überraschenderweise war er ganz entspannt geblieben. Was die Sache für sie unangenehmer als für Trip gemacht hatte. House war nämlich der Meinung, dass jemand wie Trip ihr guttäte. Er war immerhin höflich, ehrlich und gebildet.
»Warum bist du eigentlich nervös?«, hatte Trip am nächsten Morgen gefragt. »Du bist schließlich nicht derjenige, der die Tochter seines Bosses flachlegt!«
Als sie und Trip sich nun gegenseitig die Kleider vom Leib rissen, schob Gianna diese Erinnerung hastig beiseite und konzentrierte sich stattdessen auf das Hier und Jetzt. Das Ganze war viel entspannter, wenn sie nicht darüber nachdachte, was ihr Daddy wohl dazu sagen würde, wenn er es herausfand.
Sie lächelte und biss behutsam in Trips Unterlippe, als sie sich küssten.
Er weiß es bereits.