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Kapitel 3

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Während House die Stufen hinaufstampfte und gerade im Begriff war, Donovan noch einmal zu kontaktieren, bekam er stattdessen einen Anruf von Damon Becker. House verdrehte die Augen. Ihm war durchaus bewusst, dass es keine gute Idee war, den Mittelsmann der Regierung außen vor zu lassen. Er tippte deshalb auf das entsprechende Icon an seinem WPC und nahm das Gespräch an. »House hier.«

Becker kam gleich zur Sache. »Was habe ich da von einem tödlichen Seeungeheuer auf unserem Schiff gehört?«

House wusste, dass Becker seine wunden Punkte ganz genau kannte und dass der Ausdruck unser Schiff, anstelle von Schiff der Regierung oder schlimmer noch, mein Schiff, der beste Weg war, um den Zorn von Houses aus dem Weg zu gehen. Becker war nämlich nicht der Kapitän, sondern er.

»Du hast mit Trip gesprochen, stimmt’s?«, fragte House seufzend. Trip war der Einzige, der diese mickrige Kreatur als tödliches Seeungeheuer bezeichnen würde.

»Da er der Einzige war, der ans Telefon gegangen ist, ja. Er meinte auch, er hätte Migräne oder so etwas.«

House verzog beschämt das Gesicht.

Er hatte nicht gewusst, dass Becker versucht hatte, ihn zu erreichen, oder dass Trips Zustand sich verschlechtert hatte. House hatte noch keine Gelegenheit gehabt, seine Nachrichten abzuhören, obwohl das System es so leicht wie möglich machte, für den Fall, dass ein Teammitglied mal nicht erreichbar war.

Oder das ganze Ding hatte doch immer noch Macken, die Gianna beheben musste.

Das gesamte Kommunikationssystem war noch nicht perfekt und änderte sich ständig, je nachdem, was DARPA gerade bezwecken wollte, was dazu führte, dass sie ständig neue Updates testeten. Die Endeavor war immerhin eine experimentelle Forschungsstation. Genau dafür waren sie da … zum Experimentieren und Forschen. Versuch und Irrtum war ihr Leben.

»Tut mir leid, Damon.« Das entsprach sogar der Wahrheit, denn das Letzte, was House wollte, war, die Leute zu verärgern, die seine Rechnungen bezahlten und ihm sein Schiff zur Verfügung stellten.

»Schon gut. Was ist denn jetzt mit diesem Tier, Captain?«

Weil er nicht wusste, was er sagen sollte, schnaufte House nur schwer. »Ehrlich gesagt«, begann er, als er die äußere Tür zum Laborvorraum auf dem Oberdeck erreichte, »habe ich keine Ahnung. Das Einzige, was ich weiß, ist …«

Houses Stimme verstummte abrupt, als er den Raum betrat. Die nächste Tür führte in das Labor selbst, aber von dort aus, wo er stand, konnte House sehen, wie Donovan und drei andere Männer sich über einen Operationstisch beugten. Er wusste, dass Donovan normalerweise nicht lange fackelte, aber das war wirklich Wahnsinn. Sie hatten garantiert nicht genug Zeit gehabt, den Oktopus für die Sektion vorzubereiten, was bedeutete …

Gottverdammt, Seth, dachte House schockiert. Er wusste, dass Donovan das Exemplar so frisch wie möglich haben wollte. Er hat es nur betäubt und will es jetzt bei lebendigem Leib aufschneiden.

House war kein Arzt, aber auch ihm war klar, dass man nicht sagen konnte, wie das Tier unter solchen Umständen reagieren würde. Es war gut möglich, dass es zwischendurch wach wurde, seine heraushängenden Eingeweide betrachtete und dann vor Wut explodierte.

Ein Teil von House hoffte irgendwie darauf, dass genau das geschah.

Er ergriff die Türklinke und zog daran, doch die Tür rührte sich nicht. Er, der Kapitän der Endeavor, war ausgesperrt worden.

Er zog daraufhin seine Schlüsselkarte durch den Schlitz, doch das Schloss reagierte mit einem Surren und einem roten Licht.

Er umklammerte die Klinke dieses Mal mit beiden Händen und schrie aus voller Lunge: »Donovan!«

Er. War. So. Sauer.

Niemals seit er dieses Schiff betreten hatte, hatte sich irgendjemand derart über ihn hinweggesetzt, wie Donovan es gerade tat. Als Houses Schlüsselkarte nicht funktionierte, war es offensichtlich, dass er absichtlich ausgesperrt worden war und es keine zufällige Fehlfunktion war. Denn an Bord der Endeavor gab es keine Tür, zu der er keinen Zugang hatte, das hatte er vom Sicherheitsprotokoll gefordert.

Er rief nun die einzige Person an, die ihm helfen konnte.

»Hey, Daddy-O, was gibt’s?«

Die saloppe Anrede brachte ihn für eine Sekunde aus dem Konzept, aber dann sah er dabei zu, wie Donovan in das bewusstlose Tier schnitt.

Als die Klinge des Skalpells mit dem weichen Gewebe in Kontakt kam, erstrahlte der gesamte Raum in einer knisternden Explosion aus blauem Licht. Der Oktopus reagierte offenbar unbewusst auf die Prozedur.

Die Lichtshow brachte Houses Gehirn wieder auf Kurs.

»Verschaff mir Zutritt zum Labor, sofort!«

»Oh … okay«, erwiderte Gianna, überrumpelt von dem scharfen Tonfall ihres Vaters. »Ich brauche aber eine Sekunde, um den Schließmechanismus außer Kraft zu setzen.«

Daraufhin sagte sie nichts mehr, und er war froh darüber, denn er war gerade nicht in Stimmung für lange Erklärungen. Manchmal war seine Tochter eben auch nur eine weitere Untergebene auf diesem Schiff. Er sah sein kleines Mädchen zwar nur ungern so, aber letzten Endes war es nun mal eine Tatsache. Er war zwar ihr Vater und er liebte sie über alles, aber er war zugleich auch ihr Vorgesetzter.

Sie legte jetzt auf und House bekam sofort den nächsten Anruf.

»Captain?« Es war Trip. »Ich störe Sie nur ungern, aber ich fühle mich nicht besonders. Ich werde mich am besten mal für ein Weilchen hinlegen, okay?«

»Kein Problem, mein Junge«, antwortete House und versuchte wieder ruhiger zu werden. Es war schließlich nicht Trips Schuld, dass Donovan sich gerade sämtlichen Regeln widersetzte. House wollte sich seine Wut lieber für den Wissenschaftler aufsparen. »Ruh dich aus.« Bevor Trip die Verbindung beendete, sagte House noch schnell: »Gute Arbeit übrigens da unten.«

Trip lachte. »Mit Ihnen wird es echt nie langweilig, Sir.«

House seufzte, als sofort der nächste Anruf hereinkam.

Warum ich? Aber er kannte die Antwort. Er hatte hier die Verantwortung. Das gehörte nun mal zu seinem Job.

Er ging ans Telefon. »House hier.«

»Sir?«

Sam Ferguson war der Erste Offizier der Endeavor und damit Houses rechte Hand. Im Moment war es seine Hauptaufgabe, den herannahenden Sturm zu verfolgen und alternative Routen zurück zu McMurdo zu berechnen.

Fergie, wie manche den sommersprossigen Rotschopf hinter dessen Rücken nannten, war einer von echtem Schrot und Korn. House glaubte, dass er nicht einen Funken Humor besaß, denn er hatte ihn noch nicht ein einziges Mal lachen oder lächeln sehen. Sams beste Eigenschaft war es, dass er ein verdammt guter Seemann war. House war sich sicher, dass Sam die Karriereleiter innerhalb der Navy rasch aufsteigen würde, sobald ihre Tour in der Antarktis vorüber war, und dass seine Tage als Erster Offizier bereits gezählt waren.

Da er immer noch nicht in das Labor hineinkam, versuchte House sich zu entspannen und widmete seiner rechten Hand nun seine volle Aufmerksamkeit. Sam würde House nicht kontaktieren, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.

»Worum geht es, Sam?«

»Der Sturm, Sir.«

»Was ist damit?«

Sam holte tief Luft. »Wir haben die Geschwindigkeit und die Stärke offenbar falsch kalkuliert.«

So eine Scheiße, dachte House und rieb sich sein stoppeliges Kinn.

»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte er, wusste aber bereits, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde, denn Fehlberechnungen verliefen nur selten zu eigenem Gunsten. Wenn etwas nicht nach Plan lief, wurde es in der Regel immer schlimmer, statt besser. House sah das normalerweise als gutes Zeichen, da seine Crew äußerst selten etwas versaubeutelte.

Buddy liebte diesen Ausdruck.

Das Schiff neigte sich jetzt leicht unter Houses Füßen, was ihn doch ein wenig beunruhigte.

»Jetzt«, sagte Sam nur, »genau jetzt. Es soll außerdem einer der schlimmsten Stürme seit Jahren werden.«

Das Schiff schaukelte immer heftiger.

House fluchte leise vor sich hin. »Besteht eine Chance, dass das Ganze wieder falsch berechnet wurde?«

»Nein, Sir. Ich fürchte, es wird ziemlich heftig werden.«

House nickte nachdenklich. »In Ordnung. Dann gehen Sie in Alarmbereitschaft und treffen Sie die notwendigen Vorkehrungen.«

»Und Sie, Sir?«

House holte tief Luft. »Ich werde jetzt mein Bestes versuchen, Seth nicht zu erwürgen.«

Bevor Sam antworten konnte, beendete House das Gespräch.

Er hatte ganze neun Sekunden Ruhe, bevor Gianna ihn zurückrief.

»Ich habe es jetzt fast, Dad. Wie geht es dir denn da oben?«

Der Wind heulte nun um ihn herum, was es äußerst schwierig machte, sie zu verstehen. Auf dem Oberdeck bekam das Labor natürlich die volle Wucht des Wetters ab. Noch dazu befand sich das Labor am Bug des Schiffes. House und die anderen innerhalb des Moduls würden dem Sturm als Erste begegnen. Die Endeavor hielt gerade auf das Festland zu und war auf dem Weg zur McMurdo-Station. Sie alle waren also in der denkbar schlechtesten Position für das, was gerade auf sie zukam.

Oder besser gesagt, was bereits da war.

»So weit, so gut, Gigi«, log House.

Das United States Antarctic Research Center befand sich an der Südspitze von Ross Island, direkt vor der Küste des Kontinents. In gemeinsamer Partnerschaft mit Neuseeland war die McMurdo-Station die bevölkerungsreichste Einrichtung der gesamten Antarktis mit über eintausendzweihundert Bewohnern während der wärmeren Wintermonate.

Sie war außerdem der Hafen der Endeavor während ihrer Zeit im Südlichen Ozean. Inzwischen war sich House allerdings nicht mehr so sicher, ob sie ein Anlegemanöver durchführen und an Land gehen konnten. Höchstwahrscheinlich würden sie bis zum Ende des Sturmes an Bord ausharren müssen und das würde eine ganze Menge an seekranken Männern und Frauen bedeuten. Selbst Houses eiserner Magen hatte seine Grenzen.

Ich hätte Sam wahrscheinlich nach einem ungefähren Zeitrahmen fragen sollen, dachte House, tat es aber mit einem Achselzucken ab. Das spielte vorerst noch keine Rolle. Er musste jetzt erst mal Donovans betriebsblindem, unmenschlichen Wahnsinn ein Ende setzen. Normalerweise würde das Tier lediglich kurz betäubt werden, um etwas Gift zu extrahieren, aber nicht dieses Mal. Donovan war garantiert gewillt, das Ding in Stücke zu reißen, solange er nur das bekam, worauf er aus war.

Das Schiff neigte sich jetzt wieder zur Seite und brachte einen von Donovans Assistenten zu Fall. House umklammerte immer noch die Türklinke und hielt sich aufrecht, so gut er konnte. Die zu Boden gegangene Assistentin war in Houses Richtung gefallen, daher entdeckte sie ihn beim Aufstehen und gab seine Anwesenheit hastig an Donovan weiter.

House knurrte wütend.

Die Tatsache, dass sie bei seinem Anblick die Tür nicht sofort geöffnet hatte, verriet ihm, dass in diesem Raum dem Kapitän offenbar niemand Loyalität erwies, sondern lediglich Donovan.

Jetzt war er wirklich fuchsteufelswild und wollte die Tür am liebsten aus den Angeln reißen und Donovan damit erschlagen.

Ganz ruhig, Sebastian, komm erst mal runter.

Donovan würdigte ihn kaum eines Blickes, sondern spähte nur kurz über seine Schulter. House hob seine Faust, kurz davor, sie gegen das bruchsichere Glas zu donnern. Doch er unterließ es, da seine Hand mehr als wahrscheinlich den Kürzeren dabei ziehen würde. Das Labor, ebenso wie die anderen Module auf dem Oberdeck, waren speziell dafür konstruiert worden, den Elementen zu trotzen. Ein weiteres von DARPAs Experimenten an Bord der Endeavor. Houses Zorn war ein unvergessliches Erlebnis, für das man beinahe Eintrittspreise verlangen konnte, aber er war leider nicht annähernd so stark wie Mutter Natur, also hielt er sich zurück und wartete darauf, dass seine Tochter ihre Arbeit verrichtete.

»Gianna!«, brüllte House, mit seiner sonst so grenzenlosen Geduld endgültig am Ende. Er konnte sie am anderen Ende der Leitung mit jemandem flüstern hören. »Heute noch?«

»Ich arbeite daran!«, rief sie zurück. Der Sturm hatte sie inzwischen ebenfalls eingeholt. House konnte sie über dem Grollen der Elemente hinweg kaum verstehen. Die Module sollten den Sturm – die Betonung lag auf sollten – problemlos überstehen, aber was die Insassen anging, da war er sich nicht so sicher.

Sobald ihm dieser Gedanke in den Sinn kam, wurde er nach hinten geschleudert wie eine Puppe. Im Labor purzelten alle außer Donovan wild umher. Als House sich wieder aufsetzte und benommen seinen Hinterkopf rieb, sah er, dass der Wissenschaftler sich mit beiden Händen am Tisch festhielt und deswegen immer noch aufrecht stand.

Dann platzten plötzlich die Lampen über dem OP-Bereich und ein Funkenregen ergoss sich über die Mitte des Raumes, Donovan und der Oktopus inbegriffen.

SUB ZERO

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