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KAPITEL 2 Freiheit vom spirituellen Mikroskop
ОглавлениеZehn Jahre sind vergangen, seitdem ein einziger Moment den Kurs meines Lebens und meiner Wirklichkeit verändert hat. Ich erinnere ich mich, als ob es gestern gewesen wäre. Ich stand vor dem mannshohen Spiegel in meinem Schlafzimmer und wurde von dem Drang übermannt, direkt in mein eigenes Abbild hineinzublicken ohne mich abzuwenden. Ich verspürte ein existenzielles Hin- und Hergerissensein zwischen all dem, was mir bisher von meinem Umfeld über mich beigebracht worden war und einem inneren Wissen, das nicht länger im Hintergrund bleiben wollte. Während ich mir selbst tief in die Augen schaute, konnte ich die Intensität einer kurz bevorstehenden Offenbarung in mir arbeiten spüren. Es war, als ob winzig kleine Energiestrudel in jeder meiner Körperzellen zu rotieren begannen.
Währenddessen konnte ich beobachten, wie die Form im Spiegel sich veränderte, an Dichte verlor und wie eine Lichterscheinung zu vibrieren begann. Ich konnte direkt sehen, wie die Person, für die ich mich bisher gehalten hatte, in Wirklichkeit ein Ausdruck ewigen Lichts war. Nichts in Bezug auf diese Person war falsch, unbedeutend oder in der Lage, das Licht zu blockieren, dass ich durch mich hindurch pulsieren sah. In diesem Moment fühlte ich mich in Bezug auf meinen Körper, meinen Geist und meine Persönlichkeit irgendwie rein, vollendet und vollkommen. Es schien wie eine unmittelbare Bewusstseinsverlagerung, in der ich die wahre Realität erlebte, während ich mich in physischer Form befand. Dies löste in mir eine Welle von Harmonie, Respekt und Ehrfurcht für alle lebenden Geschöpfe und fühlenden Wesen aus.
Das in mir pulsierende Licht verbreitete sich über meinen Körper hinaus, bis alle Dinge in Sichtweite um mich herum wie eine einzige und ungeteilte Wirklichkeit vibrierten. Das Gefühl des Friedens war immens. Dazu kam diese Empfindung einer selbstverständlichen und unerschütterlichen Erleichterung. Ich fühlte mich zutiefst angenommen, angekommen und mit einer tiefen Wahrheit ausgestattet, die nicht einen Moment länger zurückgehalten werden konnte. Als ich auf die Energie innerhalb der erahnten Umrisse meines Körpers starrte, wusste ich instinktiv, dass es sich um das Licht meiner Seele handelte.
Alles um mich herum vibrierte wie ein all-wissendes, all-liebendes und all-gegenwärtiges Energiefeld. Ich konnte die mich umgebende Energie als die einzigartige Form sehen, die sich das unendliche Quantenfeld gewählt hatte, um sich als eine Person namens Matt auszudrücken und zu erforschen.
In genau diesem Moment hörte ich die folgenden Worte durch mich hindurch tönen: Früher war ich eine Person, die in einem Raum stand. Nun bin ich der Raum, in dem eine Person steht.
Anstatt eine Person zu sein, die die Natur der Seele betrachtet, war ich die Seele, die die Erfahrung ihrer eigenen göttlichen Natur macht, während sie Form und Körper in einem Spiel von Zeit und Raum annimmt. Diese Offenbarung hat Menschen, Situationen und Dinge nicht weniger wichtig für mich gemacht. Ich fühlte auf unmittelbare, unbestreitbare und offensichtliche Art instinktiv das Vorhandensein des Göttlichen in jeder Form, während ich dabei allen Dingen gleichzeitig innewohnte. Im selben Moment fühlte sich dieses ›persönliche Selbst‹ so an, als ob es gleichermaßen dafür erschaffen wurde, der Seele als einzigartiges Instrument für ihre unendlichen kosmischen Abenteuer zur Verfügung zu stehen.
Während ich an diesem schicksalhaften Sonntagnachmittag vor dem Spiegel meines Schlafzimmerschranks stand, kehrte diese unerwartete Bewusstseinsverlagerung meine Realität buchstäblich von innen nach außen. Dieser Moment bedeutete zweifellos der Beginn einer rätselhaften und rasanten spirituellen Ausdehnung quer durch alle Aspekte meines Lebens. Gleichzeitig stellte er das Ende aller Kämpfe, Qualen und Selbstkritik dar. Das Licht meiner Seele erwachte und trat triumphierend aus der Dunkelheit hervor.
Unser modernes, spirituelles Leben bietet uns die Möglichkeit zu erwachen und das Licht der Seele zu erkunden. Dies passiert oft als Folge einer Tragödie, als Antwort auf unvermeidbaren Verlust, als Heilmittel gegen jegliche Krankheit oder als Bestreben, die unendliche Neugierde auf das eigene innere Mysterium zu stillen. Mit jedem Schritt der Ausdehnung wird ein fundamentales Missverständnis von innen nach außen aufgelöst. So offenbart sich das Licht der göttlichen Vollkommenheit, das sich als Leben tarnt. Jede persönliche Begegnung bietet uns die Gelegenheit, uns zur Fülle und Einzigartigkeit unseres reinen Seelenpotenzials hin zu entwickeln.
Viele von uns beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit verschiedenen Wegen des inneren Wachstums. Die Chance auf Erleichterung, die wir erfahren können, ist jedoch sehr viel größer, sobald wir unseren Weg aus der Seelenperspektive gehen. Selbst nachdem wir uns der drei Aktivitäten des Egos bewusst geworden sind, kann es sich aber manchmal immer noch wie eine überwältigend schwierige Aufgabe anfühlen, uns von den Mustern zu befreien, die so lange so viel Energie von uns gefordert haben.
Auch wenn die konditionierten Reaktionen des Egos Quelle menschlichen Leidens sind – es geht darum, das Ego zu transformieren und nicht, es im Stich zu lassen oder loszuwerden. Auf jeder Stufe unserer spirituellen Entwicklung erfahren wir, dass alle Versuche, Veränderung mit Gewalt zu erzwingen, die heilungsbedürftigen inneren Konflikte nur weiter anheizen. Es ist vollkommen verständlich, sich nach einem Leben ohne Egofallen zu sehnen. Der Pfad der Transformation verlangt jedoch Offenheit anstelle von Widerstand von uns.
Aus Sicht der Seele kann der innere Krieg des Egos nur unter Einsatz größter Demut beigelegt werden. Wir müssen dabei unsere innere Entwicklung mit liebevoller Empathie begleiten und jede Gewalt oder Aggression loslassen. Da die Seele nicht von ihrer weisen, harmonischen und allgegenwärtigen Quelle getrennt ist, geht sie immer mit der höchsten Liebesschwingung in Resonanz. Aus dieser erweiterten Perspektive verstehen wir den Sinn unseres Daseins und wertschätzen dabei ganz selbstverständlich uns selbst, andere und die große Bedeutung unserer Reise als Göttlichkeit in materieller Form.