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Komposition für Sopransaxophon, Flügelhorn und Flussbiegung bei minus 10 Grad. Vielleicht keine kleine Stromschnelle im Anschluss:

Tock,Tock,Tock

Der Flügelhornspieler steht am linken Flussufer und der Sopransaxophonist steht in der Mitte des Flüsschens. Einleitung mit stapfenden Schritten in dem so fröhlich dahin fließenden Wasser. Dann erklingt triolisch ein Ostinato von wechselnden Tönen, die der Saxophonist auf die kleinen Wellen des Wassers setzt und sie auf Ihnen bis weit ins Meer fließen lässt. Dann setzt der Flügelhornspieler blaufingerig ein, weil er seine Handschuhe zu Hause vergessen hat und spielt ganze und halbe Noten, einer chromatischen Tonleiter folgend bis er in den Himmel geklettert ist. Der Saxophonist schießt mit nun folgenden Undezimen auf Blätter, die auf der Flussoberfläche dahingleiten, verfehlt sie aber und trifft eine Forelle einen Tag vor deren Pensionierung. Diese sorgt für einen wundervollen Orgelpunkt des Dahinscheidens und flappt in eine Coda der Gletscherbewegung, bevor sie im finalen Akkord sich auf den Rücken legt. Der Flügelhornspieler versucht das Mundstück seines Instrumentes von seinen Lippen zu ziehen und reißt sich dabei würdevoll und von nicht zu beachtender Anmut die Oberlippe ab. Versuche das Instrument mit dem linken oder rechten Nasenloch zum weiteren Klingen zu bringen scheitern und somit ist er gezwungen durch das Schlagen auf einen Stein das weitere Spiel zu begleiten. Der Saxophonist spürt seine Füße nicht mehr, gerät ins Ungleichgewicht und stürzt, ohne sein Spiel zu unterbrechen in das Wasser. Reißende Ströme umgeben ihn. Krächzend versinken die Töne des Saxophons in den eisigen Fluten. Keiner von ihnen schafft es mehr ins Meer. Der Saxophonist rudert mit den Armen, aber aufgrund seines Kraches, hört ihn der Flügelhornspieler nicht. Der Saxophonist folgt der Forelle und dann sind da nur noch das Rauschen des Baches und das Dängeln des Flügelhornspielers. Ein Ast fällt herab und es verbleibt das plätschernde Dahinfließen des Flüsschens. So, als habe es nie eine Komposition für Flügelhorn, Saxophon und Flussbiegung bei minus 10 Grad gegeben…

Urmuz schreckt hoch. Sein Kopf war aus den granatentrichtergroßen Händen gerutscht… Er war wohl eingeschlafen.


Wunderwarten und Zeitabsitzen

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