Читать книгу Dies irre Geglitzer in Deinem Blick - Matthias Politycki - Страница 4
ОглавлениеI. Dieser schwüle Nachmittag damals
Vier Sorten Schmerz
Erste Sorte
Ende der Sommerzeit
Dies irre Geglitzer in deinem Blick,
beim Abschied wird es verläßlich ein Glimmern
und schließlich ein großes glasiges Schimmern.
Getrennt sein ist unser Geschick.
Einen Sommer lang hast du gefragt:
Du denkst doch an mich? Kommst wieder?
Heut schlägst du die Augen stumm nieder.
Es ist ja alles gesagt.
Ein schiefes Lächeln, das du mir schenkst.
Das Schimmern im Auge ist dir geblieben.
Ich lächle zurück und weiß, was du denkst.
Wir haben gelernt, Lebewohl zu sagen
und nichts zu beteuern und nichts zu beklagen.
So haben wir uns aus dem Sommer vertrieben.
Wenn du den Schmerz gibst, schwarzer Engel,
gib ihn ganz.
Und halt mich bloß nicht auf
mit halben Sachen.
Versuch auch ja nicht, auf den allerletzten Metern
mich noch mal anzulachen.
Heul lieber los,
schau schlank und schäbig dabei aus
und gib dir Mühe,
’ne schöne Abschiedsszene mir zu machen.
Streich mir noch mal die Stirn,
wie du’s so oft getan,
und dann dreh ab, verpiß dich, Mensch,
und fahr zur Hölle.
Von dort kamst du ja schließlich her,
mich zu versuchen.
Und kannst mich dort also auch gern
als vorerst letztes Opfer jetzt verbuchen.
Ich aber werde mich
auf dieser Stelle hier
in etwas Schauriges verwandeln
und dich noch oft und oft,
du bittrer Engel,
verfluchen.
Irgendwo auf dieser wundersam weiten Welt
schlägt dein Herz –
in dieser Sekunde –
schlägt auch für mich.
Du fühlst es. Ich fühl’ es
jetzt! und jetzt! und
so weiter, trotz allem.
Du weißt es. Ich weiß es.
Das ist alles.
Geteilt haben
die Sehnsucht nacheinander
die Lust aufeinander
den Kummer miteinander
dann gibt es nichts zu bereuen