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Der Mensch als Maß aller Dinge

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Die Suche der Maler und Bildhauer nach neuer Sinngebung führt sie zurück in die Antike, deren Ideale sie auf die Welt des Mittelalters übertragen. Die Entdeckung der antiken Schriften des griechischen Philosophen Platon beeinflusst das neue Denken, das aus dem Namen „Renaissance“, also „Wiedergeburt“, ein Programm macht. Die Werke der griechischen Antike und deren Philosophen werden gelesen, neu interpretiert und ins Mittelalter übertragen. Gemeinsam ist allen Überlegungen, dass der Mensch das Maß aller Dinge zu sein habe. Denn Platon hatte eine Staatstheorie entworfen, in der - unabhängig von ihrer Herkunft - die Besten herrschen sollten. Ein langer Erziehungsprozess sollte in einer strengen Auswahl münden, an deren Ende der Philosophenkönig mit der Regentschaft beauftragt wird. Es ging dem griechischen Philosophen also um die real existierenden Menschen auf der Erde und nicht um deren Anbindung an eine übernatürliche, religiöse Macht. Für die Denker der Renaissance ist dies der Schlüssel zu einer neuen Sichtweise des Lebens auf Erden. Nun wird das irdische Dasein nicht mehr als Vorstufe eines besseren Lebens im Jenseits begriffen. Individualität und Gerechtigkeit im Diesseits rücken in den Mittelpunkt einer neuen Philosophie und lösen die bis dahin geltende Vorstellung einer universalen Einheit von geistlicher und weltlicher Herrschaft, unter der die Menschen jahrhundertelang nur gelitten hatten, ab. War die Verantwortung für die gesellschaftlichen Zustände des ausgehenden Mittelalters bis dahin ins Jenseits abgeschoben worden, sollen nun die Schrecken des irdischen Elends nicht mehr länger mit einer göttlichen Ordnung oder Fügung gerechtfertigt werden.

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