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Johannes Gutenberg

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Vermutlich im Jahr 1397 – so ganz genau weiß man das nicht – wird in Mainz ein gewisser Johannes Gensfleisch zur Laden geboren. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, zeigt aber bald regen Forschergeist, der ihn wenig später weltberühmt machen sollte. Er nimmt - wie damals nicht unüblich - einen Beinamen an und nennt sich fortan Johannes Gutenberg. Ihm gelingt eine Entdeckung, ohne die die Geschichte Europas und der Welt anders verlaufen wäre. Er erfindet den Buchdruck und sorgt so dafür, dass sich die Gedanken und Vorstellungen seiner Zeit in einem für damalige Verhältnisse rasanten Tempo verbreiten können. Mit Hilfe seiner Drucktechnik werden die ersten Schriften verlegt, die in kleiner Auflage die Dichter und Denker in ganz Europa beeinflussen. Nun gibt es ein Gegengewicht zu den Predigten von den Kanzeln, von wo bisher die richtigen Verhaltensweisen vorgegeben wurden, nun können die Vorstellungen und Gedanken des Humanismus und der Renaissance überall verbreitet werden. Für Johannes Gutenberg, dessen Erfindung das vielleicht wesentlichste Fundament der europäischen Kultur ist, hat sich sein Lebenswerk nicht ausgezahlt. Die Gutenberg’sche Druckerei, ein Betrieb mit immerhin 20 Angestellten, ist überschuldet und kann Kredite nicht zurückzahlen. Schließlich muss Johannes Gutenberg die Druckerei an einen seiner Angestellten abtreten, der mit Hilfe eines befreundeten Kaufmanns daraus ein florierendes Unternehmen macht.

Der Buchdruck ermöglicht die Bildung breiter Schichten des Volkes, überall werden Bibliotheken angelegt, die Universitäten profitieren von dieser Erfindung ebenso wie die schönen Künste. Die Erzeugnisse der Druckerpresse transportieren aber nicht nur jene Werke, die im Auftrag von Staat und Kirche entstehen, sondern auch Pamphlete, die den Herrschenden nicht genehm sind. Deshalb soll die Zensur, die Herstellung und Verbreitung unliebsamer Bücher verhindern. Aber aufhalten lässt sich die Verbreitung der Schriften und damit einhergehend die Bildung der Menschen nicht.

Unterstützt durch die Kunst des Buchdrucks beeinflusst die Renaissance so intensiv wie keine andere Idee zuvor die europäischen Länder. Überall finden sich Nachahmer, die das neue Denken und die neue Kunst über den Kontinent tragen. In Deutschland gehören Albrecht Dürer, Lucas Cranach oder Matthias Grünewald zu den Renaissance-Künstlern. In diesem Kulturtransfer liegt eine der wesentlichen und nachhaltigsten Begründungen Europas: Die auf dem europäischen Kontinent lebenden Menschen sind über Jahrhunderte hinweg von gleichen Ideen, künstlerischen Vorstellungen und religiösen oder politischen Ideologien geprägt worden. Diese gemeinsamen Erfahrungen machen ihre kulturhistorische Ähnlichkeit bis heute aus. Dabei spielt die Religion, die bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich von den Päpsten Rom definiert wird, die wohl bedeutendste Rolle. Wer außer Acht lässt, dass Europa ein christlicher Kontinent ist, wird ihn nicht verstehen können. Und diesem christlichen Kontinent steht nun die bisher größte Prüfung bevor, denn das Papsttum hat sich durch seine über Jahrzehnte hinweg bewiesene Reformunfähigkeit so viel Unmut zugezogen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann ein christlicher Gegenentwurf zur heiligen römischen Kirche entsteht. Anfang des 16. Jahrhunderts ist es soweit, als in Deutschland ein Kind der Renaissance …

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