Читать книгу Wanderführer Pfalz: 35 Touren abseits des Trubels in Rheinebene, Pfälzerwald & Nordpfälzer Bergland - Matthias Wittber - Страница 8

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Durch die Fenster der Burgruine Frankenstein erhaschen wir einen Blick auf die Gleise der Bahnlinie Kaiserslautern–Neustadt/Weinstraße (TOUR 13).

Die Pfalz – von Burgen, Hütten und Wein

Reichsburgen und Herrscher

Mit dem Begriff »Pfalz« verbinden wir heute eine Region in Südwestdeutschland, Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Im Mittelalter waren die Pfalzen Standorte oder Stützpunkte für die damals im Reichsgebiet umherziehenden Könige oder Kaiser. Zu den Kaiserpfalzen gehört etwa die Barbarossaburg in Kaiserslautern. Das Wort Pfalz selbst leitet sich aus dem Lateinischen palatium ab und wurde über das Alt- und Mittelhochdeutsche schließlich zum Wort Pfalz umgeformt; in den Übersetzungen anderer Sprachen für Rheinland-Pfalz, etwa im Englischen »Rhineland-Palatinate« lebt der lateinische Begriff fort.

Die Königspfalzen dienten in erster Linie der Unterkunft der Herrscher und deren umfangreichen Gefolge. Sie waren aber nicht unbedingt befestigt; dies waren dann die Reichsburgen. Einige dieser mittelalterlichen Reichsburgen werden auf in diesem Buch beschriebenen Wanderungen erreicht – etwa die Ramburg, die Burg Lindelbrunn oder die Burg Meistersel. Die Reichsburg Trifels können wir in ihrer heutigen Gestalt auf der Wanderung zum Hohenberg bewundern. Sie hatte eine besondere Bedeutung, da dort zu verschiedenen Zeiten des Mittelalters die Herrschaftszeichen der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aufbewahrt wurden. Neben dem Reichsapfel und der Reichskrone waren dies u. a. das Reichsschwert, das Reichskreuz oder die Heilige Lanze. Heute können wir einen Teil dieser Reichskleinodien als Nachbildungen auf der Burg Trifels bewundern.

Im Mittelalter war die Pfalz eine der wichtigen Regionen des Reiches. Es dominierten die Adelsgeschlechter der Salier und der Staufer. Der Staufer Friedrich I., auch Barbarossa genannt, ließ ab 1152 auf einer salischen Burg eine Kaiserpfalz errichten. Die Stadt erhielt später dann den Namen Kaiserslautern. Ein weiterer Staufer, Heinrich VI., veranlasste, dass der gefangengenommene englische König Richard Löwenherz auf die Burg Trifels bei Annweiler gebracht wurde; dieser wurde erst gegen die Zahlung eines immensen Lösegelds wieder freigelassen. Die Barbarossaburg in Kaiserslautern ist längst zerstört, aber die Stadt nennt sich heute noch Barbarossastadt. Zahlreiche Namenslehnungen (Barbarossafest, Kaiserberg etc.) halten die Erinnerung an den großen Staufer wach.


Immer wieder überraschen den Wanderer die wunderbaren Wälder in der Pfalz.

Die Pfalz als Wandergebiet – Wege, Hütten, Rittersteine

Selten findet man in deutschen Landschaften eine derartige Vielfalt an Wanderwegen. Im Pfälzerwald etwa gibt es von schmalen Wanderwegen, die sich durch den Wald schlängeln, bis zu breiten Forstwegen unzählige Varianten. Im Bereich der Oberrheinischen Tiefebene herrschen im Bereich der Weinberge die befestigten Weinwirtschaftswege vor; teilweise gibt es auch schöne Wanderwege entlang von Feldrainen. Das Pfälzer Bergland wie auch der Westrich wiederum werden durch die dauernde Abwechslung von befestigten und unbefestigten Wald- und Feldwegen gekennzeichnet. Der Wegboden ist im Pfälzerwald oft durch den Buntsandstein beeinflusst, manchmal findet man als Untergrund reinen Sand vor.

Willkommene Anlaufpunkte auf unseren Wanderungen sind die Pfälzerwald-Verein-Hütten. Diese findet man nicht nur im Pfälzerwald, auch im Donnersberggebiet oder dem Westrich gibt es solche Einkehrpunkte. Insgesamt verzeichnet der Verein mehr als 100 Hütten. Viele Hütten sind bewirtschaftet, teilweise kann dort auch übernachtet werden. Die Öffnungszeiten richten sich meist nach deren Lage; abgelegene Hütten sind meist nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet, während andere auch während der Woche geöffnet haben. Meist werden die Hütten von Ortsgruppen des Vereins bewirtschaftet; teilweise sind die Hütten aber auch verpachtet. Angeboten werden meist Pfälzer Spezialitäten; die Preisgestaltung ist in den von ehrenamtlichen Helfern bewirtschafteten Hütten günstig; in den verpachteten Hütten nicht viel teurer. Ebenfalls im Pfälzerwald, in der Rheinebene und im Bienwald vertreten sind Häuser der Naturfreunde. Diese bieten kulinarisch Ebenbürtiges, sind aber meist an stärker frequentierten Standorten zu finden.


Nummerierte Rettungspunkte erleichtern die Standortfeststellung im Pfälzerwald.


Der Müllerstisch ist einer der bekanntesten Rittersteine im Pfälzerwald (TOUR 13).

Einen interessanten Bezug zu jeder Wanderung bieten die Rittersteine, die auf vielen Wanderrouten anzutreffen sind. Mal wird damit eine Quelle markiert, oder es wird Bezug genommen auf Stellungen in den Revolutions-/Koalitionskriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts (meist wird dann der Begriff Schanze verwendet). Auf Wüstungen, ehemalige Steinkeltern, Ruinen und frühere Forsthäuser wird ebenso Bezug genommen. Etwa 300 dokumentierte Steine sind vorhanden. In den Wanderkarten des Pfälzerwald-Vereins wird dafür ein eigenes Symbol vergeben.

Orientierung und Anfahrt

Der Pfälzerwald-Verein zählt zu seinen Vereinszielen neben dem Bau von Schutzhütten auch die Anlage und den Erhalt von Wanderwegen. Entsprechend gibt es eine Fülle von markierten Wanderrouten. In diesem Buch setzen sich die Wanderungen meist aus mehreren Teilstrecken von markierten Wanderwegen zusammen. Insofern sind im Bereich des Pfälzerwaldes, des Donnersbergs, des Pfälzer Berglands und des Westrich alle Routen markiert. Im Bereich der Weinberge in der Rheinebene und auch im Bienwaldgebiet kann es vorkommen, dass teilweise keine Wandermarkierungen vorhanden sind. Durch die offene Landschaft im Oberrheingraben und die meist geraden Wege sollte anhand einer Karte eine Orientierung im Gelände aber möglich sein. Bei den Symbolen selbst handelt es sich überwiegend um ein- oder zweifarbige Balken oder Punkte. Seltener werden Kreuze oder Dreiecke verwendet. Die Markierungen werden entweder mit Farbe auf die Bäume aufgetragen oder auf Metall- oder Holzschildern dargestellt. Eigene Wanderzeichen haben die Fernwanderwege, auf denen wir uns hin und wieder – meist auf kürzeren Abschnitten – befinden. So zeigt die Jakobsmuschel den Wanderern den Weg durch die Pfalz in Richtung Spanien an und ein europäischer Fernwanderweg wird durch eine Kombination von Buchstaben und Zahl (E8) gekennzeichnet. Sehr hilfreich, falls man sich doch einmal verlaufen haben sollte, sind die Schilder (weißes Kreuz auf grünem Grund), mit denen Rettungspunkte signalisiert werden. Diese Schilder befinden sich an wichtigen Wegpunkten und sind mit einer Ziffernfolge versehen, anhand derer man den eigenen Standort auf einer Wanderkarte eindeutig identifizieren kann.


Von der Burgruine Lindelbrunn hat man einen grandiosen Fernblick hier nach Osten in Richtung Trifels (TOUR 31).


Zahlreiche Wegweiser helfen dem Wanderer bei der Orientierung (TOUR 24).

Bei den meisten der in diesem Buch beschriebenen Touren können die Ausgangspunkte mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. So können die Ausgangspunkte im Rheintal und im Bienwald alle mit verschiedenen Regionalbahnlinien angefahren werden. In einigen Bereichen des Pfälzerwaldes und des Pfälzer Berglands gibt es aber Ortschaften, die nur mit Bussen oder Anruflinientaxen zu erreichen sind. Wenige ganz abgelegene Ziele werden überhaupt nicht von öffentlichen Verkehrsmitteln bedient; es wird dann ein Wanderparkplatz vorgeschlagen. Falls nicht vorhanden, wird eine alternative Parkmöglichkeit genannt. Verkehrsverbindungen mit Bahn und Bus lassen sich über www.bahn.de herausfinden.

Nach der Wanderung

Die Pfalz kann man sich ohne die vielen Weinfeste kaum vorstellen. Da ist zum einen der Bad Dürkheimer Wurstmarkt, das größte Weinfest der Welt, das schon seit 600 Jahren stattfindet. Zum anderen gibt es die unzähligen kleinen Weinfeste in den Dörfern am Ostrand des Pfälzerwaldes. Die Weinfeste häufen sich, sobald sich der Herbst nähert und die Weinlese begonnen hat. Die Feste heißen Kirchweih, Kerwe oder Fest des Federweißen. In den kleineren Orten haben sich die alten Kirchweihtraditionen, wie etwa der Festumzug, noch erhalten. Bei den meist mehrere Tage dauernden Festen lässt es sich in den Festzelten oder in den bunt geschmückten Winzerhöfen bei einem Glas Wein vergnüglich plaudern und von der vorangegangenen Wanderung erholen. Wer etwas mehr über den Wein erfahren will, kann sich bei geführten Kellereibesichtigungen die eine oder andere Weinprobe direkt vom Fass zugutekommen lassen. Verschiedene Orte halten auch eine Rotweinkerwe ab, wobei – wie der Name andeutet – hauptsächlich Rotweine ausgeschenkt werden. Der müde Wanderer greift dann auch gerne zu den angebotenen Pfälzer Gerichten. Der Renner dabei ist sicherlich immer noch der über die Landesgrenzen bekannt gewordene Pfälzer Saumagen. Früher ein »Arme-Leute-Essen«, wird es heute nur noch mit den besten Zutaten – nämlich einer Mischung aus Schweinefleisch, Schweinemett, Kartoffeln, Eiern und Karotten sowie zahlreichen Gewürzen – hergestellt. Der Saumagen wird in heißem Wasser gekocht, anschließend in Scheiben geschnitten und vor dem Servieren noch angebraten. Ein weiteres typisches Gericht sind die »Lewwerknebb mit Speckzwiwwele« (Leberknödel mit Speckzwiebeln), bestehend aus Schweineleber, Schweinemett und Schweineschmalz, oder die »Fleeschknebb« (Pfälzer Fleischklöße), die zu gleichen Teilen aus Schweine-, Rind- und Kalbfleisch hergestellt werden. Letztere werden gerne mit Salzkartoffeln und Meerrettichsoße serviert. Andere Pfälzer Spezialitäten sind die »Grumbeersupp« (Pfälzer Kartoffelsuppe) oder »Weißer Kees mit Gequellde« (Weißer Käse mit Pellkartoffeln). Wenn dann der neue Wein da ist (auch Federweißer oder Suser genannt), duftet es überall nach warmen »Pälzer Zwiwwelkuche« (Pfälzer Zwiebelkuchen). Der eine oder andere Ausflügler sammelt im Herbst dann noch die »Käschde« (Maronen), um dann zu Hause eine weitere Pfälzer Spezialität, die »Käschdesupp«, zuzubereiten. Die unverfälschte, bodenständige Küche ist neben der Geselligkeit und dem Naturerlebnis der Grund, warum es so viele Wanderer in die Pfalz zieht.


Des Pfälzers Leibgericht: Lewwerknebb unn Saumaache (Leberknödel und Saumagen) mit Sauerkraut

Die Schwierigkeitsbewertung

Leicht: Einfache Touren, die keine oder kaum Trittsicherheit erfordern und nur wenige Steigungen aufweisen

Mittel: Touren mit längeren Auf- und Abstiegen und/oder ausgedehnteren Streckenlängen, die eine gewisse Kondition und Trittsicherheit erfordern

Schwer: Diese Touren setzen Kondition und Trittsicherheit voraus; evtl. sehr lange Touren bzw. Touren in Schutzzonen, in denen große Bäume, den Weg versperren können, körperliche Fitness wird vorausgesetzt.

Wichtige Internetadressen

www.pwv.de Wissenswertes zum Pfälzerwald-Verein. Übersicht über alle Vereinshütten

www.pfalz-info.com Informationen zu Tourismus, Gastronomie und Ausflugszielen in der Pfalz

www.deutsche-weinstrasse.de Für alle, die entlang der Deutschen Weinstraße Urlaub machen wollen

landauland.suedlicheweinstrasse.de Interessante Reiseziele und Veranstaltungen rund um Landau und die südliche Weinstraße

www.klosterstadt-hornbach.de Weiterführende Informationen zur Klosterstadt Hornbach und zu Ausflugszielen im deutsch-französischen Grenzgebiet

www.pfaelzerwald.de Umfassende Darstellung von Aufgaben und Projekten des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen

www.bienwald.eu Aktuelle Infos zum Naturschutzgroßprojekt Bienwald

Wanderführer Pfalz: 35 Touren abseits des Trubels in Rheinebene, Pfälzerwald & Nordpfälzer Bergland

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