Читать книгу Der Astrofriseur - Max Höhn - Страница 19
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Stier-Männer verstehen überhaupt nicht, wenn man ihnen sagt: »Guck mal, dein Haar ist verschnitten.« Ich sehe häufiger einen Mann aus meinem Kiez auf der Straße, der Stier ist, und sein Haarschnitt ist leider überhaupt nicht gut: Wenn man ihn im Gegenlicht oder vor einem hellen Hintergrund sieht, erkennt man, dass der ganze Schnitt unsauber gearbeitet ist, voller Kanten. Aber er hat sich ja für diesen einen Friseur entschieden und bleibt auch dabei. Dabei ist so gut wie jedem Stier sein Äußeres wichtig. Stiere besitzen Klasse. Doch obwohl sie teure Cremetöpfchen im Badezimmer stehen haben, gehen sie für einen Haarschnitt auch mal zum Friseur um die Ecke. Und der muss nicht zwangsläufig immer gut sein.
Ein anderer Stier-Mann hat seine Haare auf drei bis sechs Millimeter gekürzt. Diese Länge trägt er seit Jahren. Dazu hat er sich nun einmal entschieden. Zwar hatte er noch viele Haare, deshalb könnte er sie auch gut länger tragen. Ihm ist das jedoch zu anstrengend. Und wahrscheinlich bleibt er sein ganzes Leben lang dabei – die sture Beständigkeit des Stieres eben. Die Stier-Männer sind durchaus aufgeschlossen für die Vorschläge eines kreativen Friseurs. Sie wechseln gern mal den Look oder sogar die Haarfarbe, vor allem wenn sie jung sind. Je älter sie werden, desto mehr schleicht sich die unbewegliche Vorstellung, wie das Leben zu sein hat, immer wieder ein und desto praktischer und wahlloser gehen sie mit ihren Haaren um. Die Stier-Männer lieben hier wirklich den unkonventionellen, manchmal ein wenig faulen Look.
Die Stiere stylen sich auch ein bisschen, sie machen ja auch mal was in die Haare. In ihrer Freizeit laufen sie schon mal gern in kurzen Hosen, T-Shirt und Flipflops herum. Aber wenn sie draußen sind oder arbeiten oder etwas vorhaben, kommt natürlich ein Produkt ins Haar. Stiere sind da ganz praktisch.
Als ich vor vielen Jahren meine Friseurlehre machte, war ich im Urlaub an der Ostsee in einem kleinen Ort und habe mir dort im örtlichen Salon eine Dauerwelle machen lassen und zwar nur vorne im Pony-Bereich. Ich habe mich überreden lassen, dass mir so etwas gut stehen würde. Ich hatte damals recht lange Haare und es sah hinterher scheußlich aus. Ich konnte so nicht auf die Straße gehen und habe deshalb ein halbes Jahr eine Mütze getragen. Vor allen Leuten habe ich behauptet, wie großartig und wohl ich mich mit meiner Kopfbedeckung fühlte … In Wirklichkeit war ich todunglücklich und habe mich nicht getraut, mein dauergewelltes Haar abzuschneiden, obwohl es mittlerweile völlig kaputt war und furchtbar aussah. Wir Stiere stehen uns manchmal einfach selbst im Weg: rechthaberisch auf allen Ebenen.