Читать книгу Die keusche Theresa - Max Nortic - Страница 4
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ОглавлениеSangers Blick wanderte durch den Spielsaal unter ihm und huschte mit dem gleichen kalten Ausdruck von den Austeilerinnen zu den Gästen. Seine Augen hätten das Objektiv einer Kamera sein können, so präzise erfaßten sie die vielen Einzelheiten. Nur wenn sein Blick auf die wohlgerundeten Kurven einer einundzwanzigjährigen Austeilerin fiel, die nur fünf Meter von ihm entfernt war, flackerte in seinen Augen so etwas wie flüchtiges Interesse auf.
Sie hatte glänzendes, braunes Haar, eine schmale Taille und die schönsten Hinterbacken und Beine, die er je gesehen zu haben glaubte. Ihr Name lautete Theresa, und sie arbeitete noch nicht ganz eine Woche im Silver Chance. Aber sie war bereits seine schnellste und geschickteste Austeilerin.
Aber sie war auch scharf, empfindlich und — soweit er bisher hatte feststellen können — frigide wie ein Eisblock.
Der Kasino-Manager rutschte auf seinem Drehstuhl herum, der wie eine Art Thron wirkte; gut zwei Meter über dem Boden und nur über eine Treppe zu erreichen.
Nach einem letzten hungrigen Blick auf die üppige Brünette sah sich Sanger weiter im Spielsaal um. Rund um den ovalen Raum standen in langer Kette Roulette-, Würfel-und Siebzehnundvier-Tische.
Von seinem zentralen Beobachtungsposten über dem Hauptspielsaal des Kasinos konnte Sanger Austeilerinnen und Gäste gleichermaßen gut im Auge behalten. Während dieser jahrelangen Beschäftigung hatte er es gelernt, stets ein gelangweiltes Gesicht zur Schau zu stellen, während er in Wirklichkeit hellwach war und ständig nach dem geringsten Anzeichen von Ärger Ausschau hielt.
Heute nacht herrschte besonders lebhafter Betrieb.
Gelegentlich entdeckte ihn ein Gast hoch oben auf seinem Beobachtungsstand und blickte überrascht drein. Alle Spieltische waren grell beleuchtet, doch das Zentrum des großen Spielsaales lag beinahe im Dunkel.
Die vielen Leute an den Tischen plauderten, lachten und scherzten miteinander. Jeder von ihnen versuchte natürlich, die besten Einsätze zu machen. Der von ihnen verursachte Lärm wäre normalerweise ohrenbetäubend gewesen, wirkte aber im Vergleich zu dem Krach, den Spielautomaten, Musikboxen und die Stimmen der Austeilerinnen verursachten, beinahe nur wie Flüstern.
Sanger lehnte sich gespannt etwas vor, als er sah, wie eine vollbusige Frau im gelben Kleid drüben an der Bar neben dem Spielsaal einen Arm um einen Mann legte. Der Manager kniff die Augen zusammen, langte nach dem Hörer des Telefonapparates, der neben ihm stand, und wählte eine Nummer.
Der Barkeeper hinter der Bar hob den Hörer seines Telefons ab. „Ja, Sir?“
„Geben Sie mir sofort einen der Sicherheitsleute an den Apparat!“
„Jawohl, Sir, sofort, Sir.“
Der Barkeeper verließ seinen Posten hinter der Bar, suchte rasch einen der vielen herumschlendernden Sicherheitsbeamten und kam mit ihm hinter die Bar zurück. Der Mann nahm den Telefonhörer auf.
„Ja, Mr. Sanger?“
„Sehen Sie das Weibsbild da in dem gelben Kleid? Etwa in der Mitte des Tresens! Schaffen Sie das verdammte Frauenzimmer sofort hinaus, verstanden? Aber unauffällig! Sie ist eine Prostituierte.“
„Wird sofort erledigt, Mr. Sanger.“
Sanger legte den Hörer wieder auf und beobachtete, wie der Sicherheitsbeamte an die Frau im gelben Kleid herantrat und etwas zu ihr sagte.
Sie drehte sich nach ihm um, machte ein wütendes Gesicht und bewegte die Lippen.
Plötzlich tauchte ein weiterer Sicherheitsbeamter an ihrer anderen Seite auf.
Die beiden Männer hoben die Frau ohne viel Federlesens vom Barhocker und bugsierten sie unauffällig, aber sehr energisch zum Ausgang.
Sanger zündete sich eine Zigarette an und ließ seinen Blick wieder herumwandern. An sich hatte er nichts dagegen, wenn Nutten im Kasino arbeiteten. Es war ohnehin so gut wie unmöglich, sie fernzuhalten. Aber Sanger achtete peinlich auf Qualität. Schöne Huren … im Preis von hundert Dollar aufwärts … waren hier immer willkommen. Die anderen aber sollten gefälligst in den billigen Etablissements in Downtown-Reno arbeiten.
Nachdem sein Blick einmal rund um den ganzen Spielsaal herumgewandert war, blieb er wieder auf Theresa haften.
Sanger preßte die Lippen zusammen, als er sah, wie das Mädchen lächelte und etwas zu einem anderen jungen Mädchen am Tisch sagte. Letzteres konnte mit beachtlichen Brüsten auf warten.
Theresas Verhalten war ein glatter Verstoß gegen die Vorschriften. Höflichkeit, ja … aber keine Unterhaltung! Sanger begriff aber auch, daß er die üppige Brünette eben zum ersten Mal lächeln gesehen hatte.
Als Theresa sich weiter mit dem Mädchen unterhielt, während sie geschickt die Karten austeilte, griff Sanger erneut nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer zwei. Beinahe sofort kam der Spielsaal-Boß — praktisch Sangers Stellvertreter — an den Apparat.
„Ja, Sir?“
„Lösen Sie sofort Theresa ab“, sagte Sanger schroff. „Und geben Sie mir das Mädchen an den Apparat!“
„Sofort, Sir.“
Der Manager beobachtete, wie der Spielsaal-Boß hinter Theresa trat und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Theresa teilte mit flinken Fingern weiter die Karten aus, dann stand sie auf und überließ dem Mann ihren Platz. Sie ging zum Telefon und hob den Hörer auf.
„Ja, Mr. Sanger?“ Ihre Stimme klang kalt und knapp. Sanger ließ den Blick über die üppigen Brüste bis hinab zu den langen, schlanken Beinen wandern.
„Sie kennen die Vorschriften, Theresa!“ sagte er. „Keinerlei überflüssige Unterhaltung, verstanden? Was haben Sie denn für ’n Problem, Honey?“
„Ich habe überhaupt kein Problem“, antwortete sie eiskalt.
Sanger sah, wie sich der Gesichtsausdruck des Mädchens verhärtet hatte, als er den Ausdruck Honey gebraucht hatte.
„Das Mädchen ist meine Zimmergenossin“, erklärte Theresa schroff. „Sie wollte mir nur etwas sagen und wird gleich wieder gehen.“
„Das braucht sie nicht, aber machen Sie keine Konferenz daraus!“
Sanger machte eine Pause, weil er spürte, wie sich in seiner Lendengegend etwas scharf zu rühren begann.
Dieses Mädchen hat eine Haut wie Samt, dachte er. Und ihre Brüste sprengen beinahe die enge Bluse!
„Wie wär’s mit einem Drink nach Feierabend, Theresa?“ fragte der Manager.
„Geht leider nicht“, antwortete sie ziemlich scharf. „Ich habe etwas anderes vor.“
„Na, dann vielleicht ein andermal?“
„Vielleicht.“
Sanger legte den Hörer auf. Er starrte aus funkelnden Augen auf diese prallen Arschbacken, als das Mädchen nun an den Tisch zurückkehrte.
Theresa wechselte kurz ein paar Worte mit dem anderen Mädchen, das daraufhin seine Chips zusammenraffte, aufstand und ging.
Sanger konnte feststellen, daß dieses Mädchen plumpe Brüste und einen sehr strammen Arsch hatte.
Der Manager gönnte sich noch eine Minute lang erotische Fantasien und verschlang dabei mit seinen Blicken Theresas schlanken, geschmeidigen Körper. Dann konzentrierte er sich wieder auf die Beobachtung des Spielsaales. Sanger hatte inzwischen eine komplette Erektion bekommen. Sein harter Schaft zuckte ungeduldig.
Der Manager debattierte mit sich selbst, ob er heute schon vor Mitternacht Schluß machen sollte. Jetzt war es erst knapp neun Uhr. Er könnte vielleicht eine der ehrgeizigen Cocktail-Kellnerinnen vernaschen. Oder eins der Mädchen, die als Geldwechslerinnen beschäftigt wurden. Oder sollte er einfach nach Hause zu seiner Frau gehen?
Der Gedanke an Dominique, seine atemberaubende französische Ehefrau, beflügelte seine Ungeduld nur noch mehr. Er hatte sie vor weniger als einem Jahr kennengelernt, als sie bei einer Revue hier im Kasino als Star aufgetreten war. Sie war erst zweiundzwanzig, während Sanger bereits vierzig war. Ihr sinnliches Gesicht und ihr reifer Körper hatten Sanger während der ersten sechs Monate ihrer Ehe bis zur Erschöpfung angespornt und strapaziert. Es fiel ihm noch immer schwer, seine Erregung zu beherrschen, wenn er sich seine junge Frau splitternackt vorstellte … die stolzen, seidenweichen Brüste mit den dunklen Warzen … die weichen Schenkel eifrig gespreizt.
Rasch wählte er die Telefonnummer seiner Wohnung. Er wartete, bis es ein Dutzendmal geläutet hatte, und als sich dann noch immer niemand meldete, legte er den Hörer verärgert wieder auf.
Wahrscheinlich spielte Dominique wieder Bridge. Sie spielte in letzter Zeit überhaupt höllisch viel Bridge … und immer nachts! Das kam Sanger jetzt zum ersten Mal so richtig zum Bewußtsein. Und seit einiger Zeit war auch ihre Leidenschaft merklich abgekühlt, überlegte er weiter. Ihre früher so temperamentvolle Reaktion hatte lässiger Gleichgültigkeit Platz gemacht.
Sanger knirschte mit den Zähnen, während Zweifel und Argwohn immer stärker wurden. Bevor sich sein Verdacht jedoch zu brodelnder Gewißheit verdichten konnte, leuchtete das rote Licht an seinem Telefonapparat auf.
Er riß den Hörer von der Gabel, preßte ihn ans Ohr und fragte ungehalten: „Ja …?“
„Joe … oben, Mr. Sanger!“
Sanger blickte zur Spiegeldecke empor. Diese Spiegel dienten auch Beobachtungszwecken. Auf den Emporen rund um den Spielsaal patroullierten ständig zwei Sicherheitsbeamte und beobachteten mit Argusaugen, was sich unten abspielte; sie beobachteten die Austeilerinnen, die Gäste, den Schalter des Kassierers und sogar die Barkeeper. Wegen der Gäste machte sich Sanger die wenigsten Sorgen. Wenn hier gestohlen wurde, dann meistens nur vom Personal. Die Austeilerinnen zum Beispiel könnten sich jeden Tag tausend Dollar und mehr in die eigenen Taschen schmuggeln. Dafür gab es eine ganze Anzahl günstiger Möglichkeiten.
„Was gibt’s denn, Joe?“ fragte Sanger.
„Diese rothaarige Austeilerin an Tisch vierzehn, Mr. Sanger … sie arbeitet mit einem Agenten zusammen … mit dem Gast auf ihrer rechten Seite … der Mann mit der blauen Krawatte.“
Sanger lehnte sich nach vorn.
„Sind Sie ganz sicher?“
„Ich verwette meinen Job darauf! Ich habe sie schon seit dreißig Minuten scharf beobachtet. Sie zahlt ihm doppelte Gewinne aus und läßt seine Einsätze stehen, wenn er verloren hat.“
„Okay, Joe. Gute Arbeit. Danke.“
Sanger legte den Hörer langsam wieder auf. Eiskalte Wut stieg in ihm auf und brachte sein Blut zum Kochen. Gespannt beobachtete nun auch er die verdächtige Austeilerin an Tisch vierzehn.
Sie war eine kleine, rothaarige Person mit kleinen, spitzen Brüsten und schlanken Beinen. Sie teilte für Siebzehnundvier die Karten mit einer Anmut aus, wie es nur Frauen können. Aber jetzt war sie als Diebin entlarvt. Ihr Agent — ein Partner, mit dem sie nach Feierabend die Beute teilte — war wahrscheinlich gleichzeitig ihr Boyfriend.
Diese blöde kleine Nutte! dachte Sanger. Er zündete sich eine frische Zigarette an und dachte kalt an das weitere Schicksal der Rothaarigen. Die mildeste Strafe würde darin bestehen, sie einfach zu feuern und auf die schwarze Liste zu setzen. Dann würde sie nie wieder in irgendeinem Kasino arbeiten können.
Aber es gab noch andere, wesentlich härtere Strafen. Nur die Polizei würde man nicht hinzuziehen; das Kasino teilte seine eigenen grausamen Strafen aus.
Sanger machte einen tiefen Zug aus seiner Zigarette, während er von seinem Thron aus den Tisch vierzehn beobachtete und über das weitere Schicksal der rothaarigen Austeilerin entschied.
Als sein Blick auf ihren runden Hintern und auf diese langen, glatten Beine fiel, kam ihm zum Bewußtsein, daß sie eigentlich verdammt sexy war. Sexy auf eine kesse, dreiste Art. Gar nicht zu vergleichen mit Theresa oder gar seiner Ehefrau Dominique, aber doch ein ganz hübsches und ziemlich wild aussehendes Frauenzimmer.
Natürlich würde sie entsetzt sein, wenn er ihr nachher in seinem Büro die beweiskräftige Aussage des Sicherheitsbeamten Vorhalten würde. Immerhin arbeitete sie schon lange genug hier, um die harten, brutalen Strafen zu kennen, die vom Kasino verhängt wurden.
Um eine dieser grausamen Strafen zu vermeiden, würde sie bestimmt bereit sein, alles zu tun … einfach alles.
Die kalte Wut in Sangers Blut machte allmählich kalter Leidenschaft Platz. Die Aussicht auf puren animalischen Sex ohne die Notwendigkeit, altmodischen Charme einzusetzen oder das Temperament der Partnerin langsam und lange anzuheizen, gefiel ihm sehr. Und sie würde auf diese Chance nur so fliegen … wie eine Wildkatze aus Angst um ihr Leben, dachte Sanger.
Und wenn er mit ihr fertig war, gab es immer noch die Sicherheitsbeamten.
Die Erektion, die Sanger schon früher bekommen hatte, machte sich immer stärker bemerkbar.
Sanger griff nach dem Telefonhörer, bestellte die Rothaarige in sein Büro und stieg dann von seinem Thron auf den Boden hinab. Hier blieb er stehen, um noch einen Blick über seinen Herrschaftsbereich zu werfen, bevor er ging, um sich mit der kessen Austeilerin zu befassen.
Die Gesichter der Spieler waren im grellen Licht in allen Einzelheiten zu erkennen. Sie wirkten hart und gierig. Das kam in den verzerrten Gesichtern der Frauen noch deutlicher zum Ausdruck.
Diese Dummköpfe! dachte Sanger. Hatten sie es denn noch immer nicht begriffen? Gewinner war und blieb letzten Endes stets das Kasino.
Und diese Rothaarige …! Niemand konnte auf die Dauer das Haus betrügen und ausplündern!
Sanger war viel zu arrogant, um auch nur daran zu denken, daß es für alles ein erstes Mal gab.