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Die Entdeckung des Motorkortex: Fritsch und Hitzig

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Es dauerte bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, ehe ein Fortschritt im Hinblick auf die motorischen Kontrollfunktionen des Kortex zu verzeichnen war. 1870 veröffentlichten Gustav Fritsch (1838–1891) und Eduard Hitzig (1838–1907) ihr Monumentalwerk ‚Über die elektrische Erregbarkeit des Grosshirns‘ (1870), in dem sie die Resultate ihrer Experimente zur Stimulierung von Hundegehirnen durch galvanische Ströme vorstellten, die sie zur Vorstellung eines ‚motorischen Kortex‘ leiteten. In diesen Experimenten wurde der entblößte Kortex von Hunden an verschiedenen Stellen durch graduell abgestufte elektrische Stimulation erregt, die nur spürbar war, wenn sie auf der menschlichen Zunge zur Anwendung kam. Sie fanden auf der Kortexoberfläche Areale, die die Muskelkontraktion bewirkten, welche Gesicht und Nacken der Seite des Hundes betraf, die der stimulierten Gehirnhemisphäre gegenüberlag, sowie das Ausschreiten der Vorderbeine und die Krümmung der Vorderpfoten hervorriefen. Als sie das Vorderpfoten-Areal des Kortex einseitig entfernten, bemerkten sie, dass dies keinen Einfluss auf die Empfindung hatte, der Hund aber in seiner motorischen Aktivität und Körperhaltung beeinträchtigt war. Dazu bemerkten sie:

Ein Theil der Convexität des grossen Gehirnes des Hundes ist motorisch (diesen Ausdruck im Sinne von Schiff gebraucht), ein anderer Theil ist nicht motorisch. Der motorische Theil liegt, allgemein ausgedrückt, mehr nach vorn, der nicht motorische nach hinten. Durch elektrische Reizung des motorischen Theiles erhält man combinirte Muskelcontractionen der gegenüberliegenden Körperhälfte. Diese Muskelcontractionen lassen sich bei Anwendung ganz schwacher Ströme auf bestimmte, eng begrenzte Muskelgruppen localisiren. […] Die Möglichkeit isolirter Erregung einer begrenzten Muskelgruppe ist indessen bei Anwendung ganz schwacher Ströme auf sehr kleine Stellen, die wir der Kürze wegen Centra nennen wollen, beschränkt.73

Dies führte sie nicht nur zu der Hypothese, dass ein distinktes Kortexareal eine motorische Funktion innehabe, sondern auch zu der Verallgemeinerung, die anderen Funktionen könnten gleichfalls in spezifischen Kortexarealen lokalisiert werden. Diese Konzeption der kortikalen Lokalisation stellte den ersten wesentlichen Fortschritt in unserem Verständnis der Kortexfunktionalität seit Willis dar.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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