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1. Sich vor Augen stellen, was ist – eine Betrachtung des Priesterlichen Da gingen ihnen die Augen auf (Lk 24,31)

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In den Geistlichen Übungen des Ignatius kann man es lernen: betrachten; ohne vorschnelle Bewertung, möglichst vorurteilsfrei einfach schauen, um klarer zu sehen. Eine erste Annäherung zur Thematik »Priesterlich werden« versucht, nüchtern einen Blick auf die Wirklichkeit des Priesterlichen zu werfen. Dabei geht es nicht um Ekklesiologie, Soziologie oder eine andere Theorie. Dazu liegen profunde Veröffentlichungen vor, nicht zuletzt angeregt durch das Priesterjahr (vgl. die Auswahl im Literaturverzeichnis). Nicht selten jedoch ist der Grundton vieler Bücher erhaben und oft an einem enthobenen Ideal orientiert. Auch fehlt es nicht – vor allem innerkirchlich – an Diskursen und Disputen zu Fragen der Dienste und Ämter in ihrem jeweiligen Zueinander unter den gegenwärtigen Herausforderungen. Irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Sache des Priesterlichen selbst ist nicht wirklich klar.

Es soll an dieser Stelle auch keine umfassende Analyse des Priesterlichen geboten werden, sondern eine Bestandsaufnahme aus einer geistlichen und theologischpraktischen Perspektive. Es geht nur darum, zu schauen und das zu sehen, was sich zeigt. Denn wer genau hinschaut, soll bei einer geistlichen Betrachtung nach Ignatius mit innerlichem Gespür und allen Sinnen die ganze Wirklichkeit in den Blick nehmen, nicht nur die passenden Aspekte. Die einzelnen Schritte lauten in den Exerzitien: sich vor Augen stellen, sehen und erwägen.4 Da bei dieser offenen Art der Vergegenwärtigung immer die Gefahr besteht, gerade bei den kritischen und schwierigen Punkten hängenzubleiben, geben die Exerzitien psychologisch klug die Ordnung der betrachtenden Analyse vor: Damit der Betrachtende sich nicht auf die Probleme fixiert, soll zuerst auf die positiven Aspekte geschaut werden. Der so Übende soll sich darum bemühen, auf einem Fundament der Wertschätzung an erster Stelle dankbar zu werden. Erst auf dieser Grundlage können in einem zweiten Anlauf umso realistischer Probleme, Hindernisse und Fragen in den Blick genommen werden, wobei auch Ohnmacht und Scheitern zugelassen werden können. Diese einfache Art der Betrachtung kann die Blickrichtung ändern, Fixierungen lösen und ungeahnte Perspektiven eröffnen. Diese Erfahrung hat auch Antoine de Saint-Exupéry (1900– 1944) gemacht: »Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.«

Priesterlich werden - Anspruch für Laien und Kleriker

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