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Wie ich die Bates-Methode für mich entdeckte

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Mein Vater war offensichtlich verärgert darüber, dass seine Taubheit einer erfolgreichen Laufbahn in seinem Leben im Weg stand, und er machte daraus keinen Hehl. Meine Mutter fühlte sich ebenfalls von der hörenden Umwelt herabgesetzt. Die Vorurteile und Benachteiligungen, die sie erlebt hatten, waren mir bewusst und doch glaubte ich, dass eine glänzende Zukunft vor mir lag, auch wenn ich nicht wusste, wie sie aussehen würde.

Dann lernte ich eines Tages einen anderen kleinen Jungen namens Jacob kennen, der die Highschool abgebrochen hatte. Er zeigte mir Augenübungen, die auf der sogenannten Bates-Methode beruhten [ein Augentraining, entwickelt von dem amerikanischen Augenarzt William H. Bates, 1860–1931; Anmerkung d. Verlags]. Ich lernte die Augenübungen und begann gewissenhaft, damit zu arbeiten.

Zu meinem Erstaunen kamen von den Autoritätsfiguren, die es in meinem Leben gab, mehr Beschwerden denn je, als ich die Bates-Methode praktizierte und Verbesserungen erzielte. Dazu müssen Sie wissen, dass ein Teil meiner Übungen darin bestand, von einem Detail zum anderen zu schauen; der Zweck dieser Übung war, mein Gehirn daran zu hindern, dass es bequem und „faul“ wurde. Aber meine Erdkundelehrerin regte sich darüber auf, wenn ich die Augen zwischen den Glocken neben der Tafel hin und her wandern ließ und mir während des Unterrichts Details anschaute. Sie ging deswegen sogar zum stellvertretenden Direktor. Der hörte mich zum Glück jedoch an und erklärte ihr dann, dass die Übungen mir helfen könnten und nicht meine Fähigkeit beeinträchtigten, ihr im Unterricht zuzuhören.

Mein Bibelstundenlehrer regte sich auf, wenn wir mit der Klasse auf dem Schulhof saßen und Bibelverse lasen, dass ich die Augen schloss und mein Gesicht der Sonne entgegenhielt, während ich den Kopf von einer Seite zur anderen neigte. Wenn ich in die Sonne schaute, verengten sich meine Pupillen; bewegte ich den Kopf zur Seite, erweiterten sie sich. Der Lehrer sagte, es störe ihn, wenn ich ständig den Kopf von einer Seite zur anderen neigte, obwohl er einräumen musste, dass ich aufmerksam zuhörte und alles mitbekam, was er sagte. Dennoch meinte er, ich solle aufhören, meine Augen zu „sonnen“, weil es ihn störe – auch wenn ich der beste Schüler in der Klasse sei.

Trotz dieser Reaktionen machte ich meine Übungen beharrlich weiter. Meine Netzhaut begann, auf Licht zu reagieren, und das gab mir den Anstoß, die dicke, schwere, dunkle Brille abzusetzen, die die Welt für mich trüber gemacht hatte.

Meine Mutter regte sich darüber auf, dass ich zehn Mal am Tag aufs Hausdach hinaufstieg, um meine Augen zu sonnen. Sie sagte: „Du verdrückst dich ständig von deinen Hausaufgaben.“ Dann regte sie sich darüber auf, dass ich drei Stunden am Tag da saß, um zu palmieren – eine Übung, die meine Augen ausruhen ließ und verhinderte, dass sie sich ständig willkürlich bewegten.

Kurz, ich traf auf so viel Widerstand bei dem, was ich tat, dass ich nicht einmal wusste, dass es möglich war, zu versuchen, eine Veränderung herbeizuführen, ohne Widerständen zu begegnen. Wenn du bei allen auf Widerstand stößt, ist es nicht nur schwierig, die Übungen zu machen, sondern auch mit der Tatsache umzugehen, dass deine Familie, Freunde, Lehrer und sogar Nachbarn etwas gegen deine Bemühungen haben. Dennoch hielt ich beharrlich daran fest.


Mit dieser Brille konnte ich die größten Buchstaben auf der Sehprobentafel aus einer Entfernung von 1,50 m (20/800) lesen.

Innerhalb von drei Monaten war ich in der Lage, Druckbuchstaben zu sehen. Und zwar nicht mit 38 Dioptrien, was der Linse bei einem Mikroskop entspricht, sondern mit 20 Dioptrien – nur ein sehr dickes Brillenglas. Innerhalb von sechs Monaten waren die Kopfschmerzen verschwunden, die mich bis dahin mein ganzes Leben lang geplagt hatten.

Innerhalb eines Jahres, nachdem ich angefangen hatte, die Bates-Methode zu praktizieren, konnte ich normale Buchstaben sehen. Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich die Übung des „Sonnenbadens“ für die Augen auf dem Hausdach machte und scharf konturierte schwarze Buchstaben sah, die auf weißem Papier gedruckt waren. Ich hielt mir das Papier an die Nasenspitze. Zum allerersten Mal in meinem Leben konnte ich im Alter von 17,5 Jahren ein gedrucktes Wort ohne Vergrößerung sehen. Dieser Erfolg kostete mich eine so gewaltige Anstrengung, dass ich mich übergeben musste. Danach „sonnte“ ich mich wieder und palmierte und übergab mich erneut, bis ich einen weiteren Buchstaben sah, dann noch einen weiteren.

Bald hörte ich laute Stimmen, die miteinander stritten. Es waren die Nachbarn unter uns, die sich gegenseitig beschuldigten, die „Schweinerei“ an den Fenstern verursacht zu haben. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich jedes Mal, wenn ich mich übergab, das über ihren Fenstern gemacht hatte. Also ging ich zu ihnen hinunter und erklärte ihnen, was passiert war. Statt wütend auf mich zu sein, waren sie über meine Ehrlichkeit erstaunt. Ich hätte das, was ich geschafft hatte, ignorieren können, tat es aber nicht. Ich war stolz darauf, dass ich endlich einen Buchstaben sehen konnte. Ich verfeinerte und verbesserte das Verfahren und konnte nach drei Monaten mehrere Buchstaben sehen, wenn ich sie mir direkt vor die Nase hielt.

Von da an arbeitete ich kontinuierlich weiter. Die Menschen, die mich kannten und mich sahen, waren überrascht, dass ich die Straße tatsächlich sehen konnte, statt den Weg nur zu ertasten. Während ich sie bisher nie erkannt hatte, begann ich jetzt, ihre Gesichter zu erkennen. Eine Nachbarin war tatsächlich ganz durcheinander, dass ich sie erkennen konnte! „Stimmt hier etwas nicht?“ fragte sie. „Du bist doch der Blinde aus der Nachbarschaft. Wieso kannst du uns sehen? Was hast du gemacht? Was ist los?“ Es war erstaunlich. Ich hatte ihr das Gefühl der Sicherheit genommen, dass sie immer wusste, was in der Nachbarschaft los war. Es war fast, als ob sie das Gefühl hätte, die Welt, die sie bisher kannte, sei ihr weggenommen worden: Da war das blinde Kind, das plötzlich jeden anschaute und tatsächlich sah! Ich war Widerstände gewöhnt, aber jetzt angenehm überrascht von den ersten Bewunderungsbekundungen, die ich erhielt.

Mein Eifer hielt an. Ich schaute von Detail zu Detail. Mein Umfeld akzeptierte schließlich, dass ich sehen und andere Personen erkennen konnte, sodass sich mein Status bald veränderte: von jemandem, der fast blind war, zu jemandem, der fast sehen konnte. Ich arbeitete weiter, trotz der Tatsache, dass ich nur langsam Fortschritte machte.

Ein Meilenstein war, als Jacob, mein Freund und Mentor auf dem Weg zur Verbesserung meines Sehvermögens, mir erklärte, dass ich keine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) mehr habe. Fragen Sie mich nicht, wie er das erkannte, aber als ich zur Augenärztin in der städtischen Klinik ging, war sie regelrecht schockiert. Sie sagte zu mir: „Ich weiß nicht, wie das gekommen ist, aber Sie brauchen die Zylinder bei Ihren Brillengläsern nicht mehr, um die Hornhautverkrümmung zu korrigieren, weil Sie keine Hornhautverkrümmung mehr haben!“ Mich überraschte es nicht, dies zu hören.

Es war in dieser Zeit, als ich auch etwas über die Verbindung zwischen der Gesundheit meiner Augen und der Gesundheit meines übrigen Körpers lernte. Eine Freundin, Miriam, Bibliothekarin, brachte mir eine Reihe von Übungen zur Verbesserung meiner körperlichen Verfassung bei. Ich begann, Bewegungstechniken zu üben, und lernte, dass Bewegung Leben bedeutet. Wann immer Möglichkeiten durch irgendwelche Umstände versperrt sind, gibt es immer andere Möglichkeiten, die einem helfen, weiter zu kommen. Aus eigener Erfahrung habe ich gelernt, dass der menschliche Körper in der Lage ist, sich zu verbessern und sich selbst zu heilen. Wir vergessen, dass wir das Potenzial haben, unser Sehvermögen zu verbessern. Die Welt ist so sehr von dem Märchen überzeugt, dass schlechtes Augenlicht sich nicht bessern könne – schon gar nicht in einem Fall wie meinem –, dass es schwer ist, sich vorzustellen, dass eine Geschichte wie die meine wahr ist. Ich habe die konventionelle Auffassung widerlegt und die Kraft heilsamer Übungen aufgezeigt.


Wir vergessen leicht, dass wir das Potenzial haben, unser Sehvermögen zu verbessern.

Ich bin Miriam und Jacob dankbar, dass sie mir Augenübungen und Formen der Körperbewegung beigebracht und mich ermutigt haben, diese Übungen mit anderen Menschen zu teilen. Ich habe Menschen kennengelernt, die körperliche Besserungen selbst bei schweren Leiden wie Kinderlähmung, Muskeldystrophie, Rückmarksverletzungen, Arthritis und Schlaganfällen erlebt haben.

Ich wusste, ich hatte meine Berufung gefunden, nämlich: anderen zu diesem Bewusstsein zu verhelfen. Die meisten Menschen glauben kaum an ihre eigenen heilenden Fähigkeiten. Ich hingegen glaube sehr an diese ihre Fähigkeiten, weil ich an meine eigenen Fähigkeiten glaube und wegen meines Erfolgs.

Es gibt zwei Möglichkeiten, zu beschreiben, wie Sie Verbesserungen erzielen können. Die eine ist, zu erklären, dass der Körper ein größeres funktionelles Potenzial hat, als die meisten Menschen in ihrem Leben je erfahren. Die andere ist, zu demonstrieren, wie dieses Potenzial mit Übungen erschlossen werden kann. Wann immer ich mit Menschen arbeite, demonstriere ich ihnen, dass sie mehr tun können, als sie denken. Wenn sie Schmerzen haben, bedeutet dies, ihnen zu helfen, sich durch den Schmerz nicht zu sehr einschränken zu lassen. Wenn sie verspannt sind, bedeutet dies, ihnen zunächst zu helfen, das ganze Ausmaß der Verspannung zu erkennen, und sie dann abzubauen.

Bei mir verlief der Prozess keineswegs reibungslos. Meine Augen pflegten sich 300 Mal in der Minute unwillkürlich zu bewegen, bis ich „palmieren“ lernte, das heißt: meine Hände gegeneinander zu reiben, sie dann sehr sanft über die Augenhöhlen zu legen und Dunkelheit zu visualisieren. Dadurch beruhigten und entspannten sich meine Augen. Irgendwie half es mir sogar in meiner Jugend, dass ich Eltern hatte, die taub waren. Ich konnte Rock-’n’-Roll-Musik laut aufdrehen und dabei entspannen. Trotz unserer dünnen Wände konnten meine Eltern es nicht hören! Wann immer ich diese Musik auflegte, legte ich mir sehr sanft die Hände über die Augenhöhlen, um sie zu entspannen. Innerhalb von drei Monaten ging die unwillkürliche Bewegung meiner Augen auf 60 Bewegungen pro Minute zurück. Dies war der Punkt, an dem meine Linse anfing, etwas aufzuklaren. Die zusätzliche Übung des Sonnenbadens wärmte meine Augen und begann, meine unregelmäßigen Pupillen zu aktivieren.


Meine Augen bewegten sich 300 Mal pro Minute unwillkürlich, bis ich palmieren lernte.

Man hätte zwar noch nicht sagen können, dass ich sehen konnte, aber ich lernte doch allmählich, hinzusehen, auch wenn es manchmal schmerzhaft war. Mein Braille-Lehrer hatte mir beigebracht, die Braille-Schrift zu fühlen und nicht auf die Seite zu schauen: „Um Gottes willen, nicht hinsehen, denn wenn du hinsiehst, verwirrst du nur deine Sinne. Du musst fühlen und nicht hinsehen.“ Diese Anweisung hatte ich so verinnerlicht, dass ich gelernt hatte, mein Leben zu leben, ohne irgendetwas anzusehen. Hinzusehen war nun ein neuer Befehl an mein Gehirn. Das Ergebnis war, dass ich zwar anfing, mehr zu sehen, aber meine Augen schmerzten. Palmieren und mich lange hinlegen, um mich auszuruhen, das half mir. Manchmal wollte ich auch gar nichts sehen, es war einfach zu viel. Dennoch übte ich auch weiterhin, hinzusehen.

Als ich in die Vereinigten Staaten kam, lernte ich einige Menschen kennen, die sich sehr für meine Arbeit interessierten. Sie boten mir an, mir dabei behilflich zu sein, anderen meine Methoden beizubringen und sie zu trainieren. Es war etwas Neues für mich, dass es Menschen gab, die sich für meine Erfahrungen begeisterten. Ich lernte, wie man Einzelne unterrichtete – Miriam riet mir immer, dass ich nur mit Einzelpersonen arbeiten sollte – und wie man eine ganze Klasse so unterrichtete, dass jeder Einzelne dabei lernte, wie er an sich selbst arbeiten konnte. Und ich lernte dabei, dass die größte Schwierigkeit für die meisten darin besteht, dass sie nicht glauben, sie könnten die Zeit finden, die notwendig ist, um an sich zu arbeiten. Die meisten denken, sie hätten viel zu viel zu tun. Andere sind ungeduldig und nicht bereit, die Zeit und Mühe zu investieren, die notwendig sind, um ihren Geist und ihren Körper zur Ruhe kommen zu lassen und zu entspannen.

Ich bringe ihnen bei, wie sie diese Übungen in ihre übliche alltägliche Routine integrieren können. Ich bringe ihnen bei, dass Details anzusehen etwas ist, wozu sie sich seit Langem nicht mehr motiviert fühlen, dass die Makula – der zentrale Bereich der Netzhaut – jedoch dadurch stimuliert wird, wenn man es tut, und dass die Makuladegeneration verhindert werden kann. Ich bringe ihnen bei, dass ein entspannter Nacken beim Sitzen wichtig ist und dass sich die „Investition“ lohnt, mit dem Kopf kreisende Bewegungen zu machen, bevor man sich in einen Sessel setzt. Ich bringe ihnen bei, dass sie, wenn sie an ihrem Computer sitzen, von Zeit zu Zeit in die Ferne blicken sollten, damit ihre Augen sich erholen können. Das sind einfache Gewohnheiten, die leicht in das alltägliche Leben zu integrieren sind.

Meine eigenen Kinder wurden beide mit Grauem Star geboren. Das war traumatisch für mich und ihre Mutter, da wir aus Erfahrung wussten, welchen Kampf sie vor sich haben würden. Im Alter von zwei Wochen wurden sie am Grauen Star operiert, sodass sich der fürs Sehen zuständige Bereich des Gehirns, der visuelle Kortex (Sehrinde), normal entwickeln konnte. Das war in meiner Jugendzeit noch unbekannt. Da ihre Operationen erfolgreich verlaufen waren, hatten sie nicht unter den Vernarbungen zu leiden, die mir zu schaffen gemacht hatten, als ich klein war. Mithilfe der Techniken, die Sie in diesem Buch finden, hat sich ihr Sehvermögen enorm verbessert. In ihrer ganzen Kindheit und Jugend haben meine Kinder immer wieder ihr stärkeres Auge abgedeckt und mit dem schwächeren Auge Objekte angeschaut, um die Belastung zu reduzieren, die entsteht, wenn ansonsten allein das stärkere Auge für das Sehen zuständig ist.

Mein Sohn, der das Herz und das Gemüt eines Künstlers hat, ist in vieler Hinsicht oft in seiner eigenen Welt. Während er in seiner Welt ist, betrachtet er aber mit großem Interesse Details. Dank seiner starken Beobachtungsgabe und seiner Liebe zum Detail sieht er vieles, was andere nicht sehen. Er hat das beste Sehvermögen eines Kindes entwickelt, das je mit Grauem Star geboren wurde. Er hat jetzt eine Sehschärfe von 20/40 ohne Brille. Das sind 80 Prozent einer Sehkraft von 20/20 ohne seine natürlichen Linsen. Jeder andere hätte ohne die natürliche Linse des Auges eine Sehkraft von 20/400 (5 Prozent des normalen Sehvermögens). Mit Brille hat er eine Sehschärfe von 20/15. Die meisten anderen Kinder, die mit Grauem Star geboren und erfolgreich operiert wurden, haben mit wesentlich dickeren Brillengläsern eine Sehkraft von 20/80 oder 20/100; eine Sehkraft von 20/40 ist einmalig für jemanden, der keine natürliche Linse besitzt.

Meine Tochter hat auch viele Phasen der Veränderung durchgemacht. Wir haben in unserem Wohnzimmer viel miteinander gespielt, wobei sie ihr stärkeres Auge abdeckte, wenn sie mit mir Ball spielte, und ihr schwächeres Auge nutzte. Zu verfolgen, wie der Ball auf sie zurollte und wegrollte, machte bei ihr einen gewaltigen Unterschied, sodass sich ihr Sehvermögen stark verbesserte.

Im Alter von zwölf Jahren entwickelte sie erhöhten Augendruck. Die Ärzte wollten ihr sofort Augentropfen geben, um den Druck zu reduzieren. Wir lehnten diesen ärztlichen Rat jedoch ab, da wir überzeugt waren, dass die Tropfen schaden könnten. Stattdessen arbeitete ich mit ihr und trotz ihres unglaublich vollen Stundenplans auf der Mittelschule und der Highschool mit vielen außerschulischen Aktivitäten fand sie Zeit, um an ihrem peripheren Sehen zu arbeiten; dadurch reduzierte sich ihr Augendruck. Sie fand auch Zeit, um an ihrem Nacken zu arbeiten. Sie ging zu Akupunkteuren und Homöopathen, machte Vitamintherapien und ging zur Massage, um ihre Verspannungen in Rücken und Nacken abzubauen. Ich brachte ihr bei, wie sie auf unterschiedlichste Weise ihren ganzen Körper entspannen konnte, um für bessere Durchblutung des Kopfes zu sorgen. Ihr Druck reduzierte sich enorm.

Es war ein langer, harter und mühseliger Prozess, mit Höhen und Tiefen, aber er funktionierte. Bei hohem Augendruck neigen manche Menschen dazu, Grünen Star (Glaukom) zu entwickeln, wodurch der Sehnerv geschädigt und das Gesichtsfeld verkleinert wird. Somit war der Erfolg, den wir bei ihr erzielten, ein Teilerfolg, aber gut; sie hat eine Sehkraft von 20/20. Sie neigt zwar zu hohem Augendruck, ihr Sehnerv ist aber sehr gesund und ihr Gesichtsfeld ausgezeichnet.

*

Durch diese Erfahrungen, die ich an mir selbst, mit meinen Kindern und mit Tausenden von Patienten und Schülern gemacht habe, mit denen ich arbeitete, bin ich wirklich zu der Überzeugung gelangt, dass Menschen ihr Sehvermögen verbessern und die Zeit dafür finden können, egal, ob sie in der Schule oder am Arbeitsplatz sind.

Ein Computertechniker, der einmal an einem Kurs von mir teilnahm, konnte während des Kurses seine Sehkraft von 20/200 auf 20/80 verbessern. Er konnte innerhalb von acht Monaten seine verordnete Gläserstärke um die Hälfte reduzieren, von 7 Dioptrien auf 3,5 Dioptrien. Zum ersten Mal in seinem Erwachsenenleben hatte er keine Probleme, ohne Brille Auto zu fahren, und das war Jahre später, als er in den Vierzigern war, immer noch so.

Wir alle können uns die Zeit dafür nehmen. Wir brauchen nur zu beschließen, dass wir die Zeit wert sind und der Aufwand dafür sich lohnt. Wir sollten uns bemühen, Augenübungen mit unserem alltäglichen Leben zu kombinieren. Dann können wir Erfolg haben und einen großen Gewinn daraus ziehen. Dann können wir hervorragende Ergebnisse erzielen. Stellen Sie sich vor, Sie bräuchten sich nie mehr größeren Behandlungen beim Augenarzt zu unterziehen. Stellen Sie sich Ihr Leben ohne Grauen Star, ohne Makuladegeneration, Grünen Star oder Netzhautablösung vor. Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihr Leben einfach dadurch verbessern könnten, dass Sie Ihre Augen mehr aktivierten.

Der älteste Mensch, mit dem ich bisher gearbeitet habe, war 101 Jahre alt. Dieser Patient erlebte große Veränderungen und schaffte es, besser zu sehen und auch seine Gehirn- und Augenfunktionen um einiges zu verbessern, sogar nach nur einer Sitzung. Er war einer von nur zwei Patienten im Alter von mehr als 100 Jahren, mit denen ich gearbeitet habe, daher kann ich nur diese Beispiele anführen. Erfolg hatte ich bei beiden. Ich habe auch mit mehreren Patienten von über 80 und 90 Jahren gearbeitet und durch die Arbeit mit diesen Übungen enorm positive Veränderungen in ihrem visuellen System erlebt.

Ich habe keinen Zweifel, dass Sie die Funktion Ihrer Augen verändern können, egal, ob Sie 20,30,40,50,60,70 Jahre oder darüber sind. Ihr Gehirn verfügt über genügend Elastizität, um dies zu unterstützen. Das Problem ist nicht das Alter als solches, sondern ob die betreffende Person die richtigen Übungen für ihr Alter macht oder nicht. Für ein fünfjähriges Kind ist es vielleicht einfacher, sich daran zu gewöhnen, mit dem schwächeren Auge zu arbeiten, indem es vier oder acht Stunden am Tag beim Spielen eine Augenklappe trägt. Und die Plastizität des Gehirns ist mit fünf Jahren natürlich größer als mit 75. Es gibt jedoch gute, altersgerechte Übungen, die Sie zu jedem Zeitpunkt in Ihrem Leben machen können und die Ihr visuelles System völlig verändern können.

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