Читать книгу Hausarrest die ersten 30 Tage - Melanie Gerhardt - Страница 9
ОглавлениеMittwoch 18.03.2020 Tag 4
Wieder verbrachte ich Stunden ohne schlaf auf dem Sofa. Jochen konnte Gott sei Dank etwas schlafen und auch ich schlief um 6 Uhr in der Früh ein.
Um 9 Uhr holte mich das Telefon aus dem Schlaf, mein Sohn war am Telefon und sehr aufgelöst. Meine Mama konnte nicht so ganz verstehen, dass mein Sohn nicht zu Ihr kommt. Also versuchte ich Sie sofort anzurufen, doch Sie ging nicht ans Telefon. Meine Mama hat durch Ihr hohes Alter Herzprobleme und kann auch nicht mehr operiert werden, so ist jede Aufregung für Sie natürlich Gift. Wenn Sie etwas nicht versteht, steigert Sie sich da herein und bekommt mit dem Herzen Probleme. Nach zwei Stunden bekam ich Sie endlich ans Telefon. Wir sprachen eine ganze Weile, Sie beruhigte Sich wieder und versicherte mir, dass Sie es jetzt wirklich verstanden hat und dass es hier nur um Ihre Gesundheit geht. Nach dem Gespräch sprach ich noch mit meinem Sohn, der natürlich auch sehr froh war, dass Oma sich wieder beruhigt hat. Er hängt sehr an seiner Oma und er hat erst letztes Jahr seinen geliebten Onkel verloren. Wir vereinbarten, das einen Tag mein Sohn und ich den nächsten Tag Oma anrufen, sodass Sie jeden Tag mindestens einen Anruf erhält.
Nach dieser Aufregung machte ich das was ich schon die Tage davor gemacht habe, ran an den Pc und sehen was es Neues gibt. Leider musste ich feststellen, dass gerade auf Facebook immer mehr Kommentare kamen, die von Menschen mit Hirn nicht geschrieben worden sein konnten. Es machte mich wüten und ich beschloss nicht mehr so viel hier herein zu schauen.
Ansonsten keine neuen Infos und von Hilfen keine Spur.
Wie geplant kochten wir abends etwas und aßen mit Paula und Paul zusammen. Danach saßen wir gemütlich, aber mit einem gewissen Abstand (wir nahmen uns nicht in den Arm oder gaben uns die Hand) noch einige Stunden zusammen. Klar waren die Themen alle schon sehr bewegend, gerade Paul ging es nicht gut, ein lieber Angehöriger lag im Sterben. Doch wir versuchten uns auch gegenseitig aufzubauen. Gerade jetzt merkte man, wie wichtig Gespräche sind und dass es für alle Menschen nicht so einfach ist, sich nicht frei zu bewegen. Doch wir sollten uns darauf auch besinnen, dass alle die zu zwei oder mehr in einem Haushalt sind, die große Chance haben, nun mal über Dinge zu sprechen, die sonst vielleicht nicht ausgesprochen werden. Wir haben jetzt die Möglichkeit. Wie viele Menschen leben allein und haben nun nur noch Ihren Fernseher oder Radio was mit Ihnen spricht. Ist allein wohnen wirklich so erstrebenswert? Oder ist es viel lebenswerter Kompromisse ein zu gehen und nicht allein zu sein? Für mich, und ich bin gern mal allein, ist völlig klar, ich gehe gern Kompromisse ein, und bin froh das Jochen an meiner Seite ist. Für uns vier tat es gut, hier zusammen zu sein und so unsere Gedanken aus zu tauschen. Wie saßen ja gerade im gleichen Boot.
So kam es auch dazu das wir mit der Redewendung von den Beiden „Egal“ etwas Neues und Lustiges kennen lernten. Sie fragten uns ob wir den Wendler (Michael Wendler Schlagersänger) kennen. Ja schon von gehört, aber nicht so wirklich. Sie zeigten uns ein Video auf You Tube von dem Wendler in dem er das Lied EGAL singt. Ok wir haben nur kurz reingeschaut, weil ist nicht so unser Ding. Danach zeigten Sie uns das Video von Oliver Pocher der das Lied EGAL von Michael Wendler sehr auf die Schippe nimmt. Wir mussten so lachen und können es nur empfehlen…hört genau auf den Text…seit dieser Stunde hatte das Wort EGAL eine neue Bedeutung, was uns in so schwierigen Zeiten wohl immer wieder ein lächeln ins Gesicht zaubert. Bei zwei Flaschen Wein, ein paar Bieren, einer Flasche Rum wurden noch so manche schöne Geschichte erzählt und die Idee für dieses Buch entstand. Bis spät in die Nacht saßen wir zusammen und gingen dann doch mit dem Gefühl „wir schaffen das “ins Bett.