Читать книгу Fight #1 - Deine Strafe ist der Tod - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 6

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Janka - Auf der Suche

»Wie sieht es aus? Hast du einen neuen Kämpfer für uns gewinnen können?« Mein Vater lehnte sich hinter seinem riesigen Schreibtisch auf seinem nicht minder protzigen Stuhl zurück.

Seit einiger Zeit war mein Vater der Meinung, dass ich als seine Tochter mit im Familienbetrieb arbeiten sollte. Wobei das Wort Familienbetrieb ein Hohn war. Jeder wusste, dass er der Boss der russischen Mafia in New York war und die Geschäfte ganz sicher nicht nett und legal abliefen.

Meine Cousins und Cousinen waren alle in verschiedenen Bereichen tätig und nun war es an mir, mich zu beweisen. Wobei ich wusste, dass Juri immer noch damit haderte, dass es keinen direkten Nachfolger aus unserer Blutslinie gab. Als Frau durfte ich seinen Platz nicht einnehmen, so würde diese Position meinem Ehemann zufallen. Und der würde niemand Geringerer als Alexej Antonowitsch sein.

»Es tut mir leid, Vater, aber keiner der Kämpfer ist so gut, dass er Alexejs Posten übernehmen könnte.« Mein Vater war auf die hirnrissige Idee gekommen, dass ich einen Kämpfer für unsere Familie suchen sollte, der den Platz von Alexej übernahm, für uns siegte und Geld einbrachte. Denn wenn Alexej erst einmal mit mir verheiratet war, würde er nicht mehr im Käfig kämpfen dürfen, denn die Finalkämpfe gingen um Leben und Tod. Und unsere bratstvo, die Bruderschaft, konnte es sich nicht leisten, dass der Nachfolger meines Vaters eventuell doch dabei umkam.

»Tochter, beschäm mich nicht. Es wird doch in ganz New York irgendeinen Mann geben, der vergleichbar mit Alexej ist. Grabe tiefer. Es gibt hier so viele Straßenkämpfe und kleine Spelunken, wo sich dieser eine doch finden lassen sollte. Ansonsten hol einfach mehrere und wir sortieren aus. Zieh dich ein wenig aufreizender an, Männer wollen einer schönen Frau imponieren. Nicht umsonst hab ich dich damit beauftragt.«

Mit einer Handbewegung entließ mich mein Vater und das Gespräch war für ihn beendet. Er hatte mir sage und schreibe sechs Leibwächter an die Seite gestellt, damit ich meine Aufgabe erfüllen konnte. Nur heute hatte er endlich deutlich gesagt, was von mir erwartet wurde. Ich sollte meine Reize einsetzen, um den Kämpfer in diesen Männern richtig hervor zu kitzeln, um ihnen vorzugaukeln, dass mein Körper die Trophäe war, die sie am Ende erwartete.

Eigentlich hätte ich mir das von Anfang an denken können. Doch war ich wirklich davon ausgegangen, dass mein Vater nicht so subtil vorgehen würde. Nicht, nachdem ich Antonowitsch versprochen war.

Ich verließ das Büro in der großen Halle, wo tagsüber das Training der Männer stattfand, die für unsere Familie kämpften. Außerdem ertüchtigten sich hier auch die Leibwächter und die Garde meines Vaters, wenn diese gerade nicht im Dienst waren.

Mich widerte dieser Anblick an. Ich wollte als normale Frau in New York leben, einen normalen Beruf ausüben und in einer normalen Familie leben. Stattdessen war ich in die gefährlichste Familie, die New Yorks Untergrund fest im Griff hatte, hineingeboren. Ich würde hier nie herauskommen. Ich konnte nicht mit einem Mann durchbrennen ... man würde mich finden, egal wo ich war.

Seufzend durchquerte ich die Halle, in der es immer unangenehm nach abgestandenem Schweiß der trainierenden Männer roch. Ich erinnerte mich, wie meine Schulkolleginnen romantische Vorstellungen gehabt hatten, wenn sich die Gespräche mal wieder um Untergrundkämpfe drehten. Heiße Männer, die sexy aussahen und nur dazu da waren, um uns Frauen zu schützen, und auf den Händen zu tragen.

Die Realität sah ganz und gar nicht romantisch aus. Die meisten waren nicht gutaussehend und rochen nach Schweiß, der schon Tage alt war. Und die meisten waren Mörder und Vergewaltiger. Viele von ihnen interessierte es nicht, was eine Frau wollte.

Allein mein Status als Tochter von Juri Pastrow hielt mir die Männer vom Leib. Keiner würde sich trauen, mich anzufassen. Denn entweder würde mein Vater demjenigen die Haut bei lebendigem Leibe abziehen ... und das war nicht so daher gesagt ... oder aber mein Verlobter würde ihn im Ring langsam und qualvoll auseinandernehmen. Die sechs Männer, die mir folgten, brauchte ich hier und in unserem Viertel nicht. Jeder der wusste, wer ich war und meinem Vater diente – ja diente! - würde für meine Sicherheit sorgen. Allein die verfeindeten Clans wollten mich in ihre Finger bekommen.

»Meine liebreizende Verlobte.« Alexej verstellte mir den Weg. Sein nackter Oberkörper glänzte vom Schweiß und er hob mein Kinn mit einem Finger an, der mehr Kraft besaß, als ich in meiner ganzen Hand. Ich konnte dem Kuss, den er mir vor allen Männern in der Halle auf die Lippen hauchte, nicht entkommen. Er schmeckte salzig und als er seine Zunge zwischen meine Lippen schob, musste ich aufpassen, dass ich nicht würgte. Zum Glück löste er sich schnell von mir und strich mir mit seinem feuchten Finger über die Wange.

»Lass dir Zeit bei deiner Suche. Ich habe vor, noch einige Kämpfe zu gewinnen, die du entsprechend entlohnen wirst.«

Bei jedem anderen Mann hätten meine Leibwächter eingriffen, nur nicht bei dem, bei dem es so dringend notwendig war.

Ich lächelte ihn verkrampft an und er umfasste fest mein Kinn und kam näher. »Zeig ein wenig mehr Begeisterung, wenn du mit mir zusammen bist, oder soll ich dich gleich mit in die Kabine nehmen und dir eine Lektion erteilen?«, grollte er an meinen Lippen, dass mir der Angstschweiß den Rücken hinab lief.

Ich schmiegte mich enger an ihn, auch wenn mein ganzer Körper schrie, wegzulaufen und strich besänftigend mit meiner Hand über seine harte verschwitzte Wange.

»Geht doch.« Besitzergreifend zog er mich an seinen Körper und zwängte seine Zunge in meinen Mund. Dann stieß er mich nach hinten und grinste breit. »Ich werde jede Sekunde mit dir genießen, wenn wir erst einmal verheiratet sind.«

Er drehte sich um und ging zu seinem Trainingspartner. Zurück blieb ich als zitterndes Häufchen. Ein Blick zu meinen Bodyguards bestätigte, dass sie starr geradeaus blickten und diese Szene keines Blickes würdigten.

***

Wieder war eine Woche intensiver Suche vergangen. Jeden Winkel in New York hatte ich auf den Kopf gestellt und doch war ich bisher nicht fündig geworden. Heute Abend standen wieder Kämpfe an, bei denen auch Alexej dabei sein würde und es gab nichts, mit dem ich mich vor dem Zuschauen drücken konnte.

Mein Vater war auf wichtiger Geschäftsreise, sodass ich auch noch allein hier saß und mir die grausamen Kämpfe antun musste. Doch solange Alexej seinen Platz nicht übernommen hatte und es keinen Sohn gab, musste ich den Stolz der Familie, die ich so sehr verachtete, oben halten.

Brutal und blutig zog der Abend an mir vorbei. Automatisch und wie ferngesteuert applaudierte ich den Siegern, schenkte ihnen ein Lächeln, und als am Ende Alexej abermals gewann, nachdem er seinem Gegner das Rückgrat gebrochen hatte, ging ich mit schnellen Schritten zu seiner Umkleidekabine, um auf den strahlenden Champion zu warten.

Als die Tür aufgerissen wurde, zuckte ich zusammen. Laut grölend kam mein Verlobter in den Raum und hielt stolz die Schärpe hoch, die er heute gewonnen hatte. »Babe, so sieht ein Sieger aus. Und nun zeig mir, was ein Gewinner verdient hat und knie dich hin.«

Augenblicklich sank ich auf den harten Betonboden und ich bekam es mit der Angst zu tun. Doch er ließ mir gar keine Zeit groß nachzudenken, was er vorhatte, schon stand er vor mir, riss sich die Hose herunter und griff mir in die Haare. »Mach deine Sache gut.«

Ohne Rücksicht schob er mir seinen halb erigierten Penis in den Mund. Der bittere Geschmack ließ mich würgen und ein Schlag ins Gesicht machte mir deutlich, dass ich nicht gut war.

»Streng dich verdammt noch mal an«, knurrte er und fixierte meinen Kopf. Hart stieß er mir in den Rachen und ich hatte keine Möglichkeit, ihm zu entkommen. Tränen und Spucke liefen mir über das Gesicht und nur das immer lauter werdende Stöhnen ließ mich hoffen, dass es schnell vorbei sein würde.

Seine Stöße wurden härter und sicher war es gleich ... ich machte große Augen, als er sich aus mir zurückzog, mich unter den Armen packte und bäuchlings auf die Holzbank warf. Der Schmerz, der durch meinen Körper jagte, war nicht mit dem zu vergleichen, als er mich ohne Umschweife von hinten nahm. Mit tauben Fingern krallte ich mich in das Holz, meine nasse Wange rieb über den rauen Untergrund und mit einem lauten Brüllen stützte er sich schwer atmend neben meinem Kopf ab.

»Das nenn ich mal einen Siegerfick, Babe.« Er erhob sich von mir und am liebsten wäre ich jetzt hier auf dieser Bank gestorben. »Steh auf und verzieh dich, bevor ich noch in Versuchung komme, dein anderes Loch zu stopfen.«

Hastig rappelte ich mich auf, stolperte auf die Tür zu und zog mir dabei den Rock nach unten. Blindlings lief ich den schummrigen Flur entlang und erreichte den Hinterausgang. Als ob meine Wächter es schon gewusst hätten, warteten sie mit der Limousine auf mich und brachten mich nach Hause. Keiner der Männer schaute mich an, während ich leise vor mich hin weinte.

Zuhause eilte ich, ohne ein Wort zu sagen, an meiner Mutter vorbei und verzog mich direkt in mein Zimmer. Dort gaben meine Knie nach und ich sackte laut schluchzend auf dem Teppich zusammen.

Eine Berührung an der Schulter ließ mich auffahren. Meine Mutter kniete neben mir und nahm mich in den Arm. Sie wiegte mich, wie sie es auch getan hatte, als ich noch ein Kind gewesen war. Dabei sang sie ein altes russisches Lied, was mir schon damals Trost spendete, wenn ich mir ein Knie aufgeschlagen hatte.

Lange Zeit saßen wir auf dem Boden, bis mich meine Mutter irgendwann nach oben zog. »Was ist passiert, mein Kind?«

Wir setzten uns auf die weiche Auflage auf der Fensterbank. Stundenlang hatte ich früher hier gesessen und hinausgeschaut, wenn ich mal wieder bei einem Ausflug von der Schule nicht mitdurfte. Damals hatte ich es langweilig und als größte Strafe empfunden, heute würde ich alles dafür geben, hier einfach nur sitzen zu dürfen.

»Hast du je darüber nachgedacht, Papa zu verlassen?«, stellte ich eine Gegenfrage, die meine Mutter die Hand vor den Mund schlagen ließ.

»Kind, wie kommst du auf solche Gedanken? Natürlich nicht.«

»Liebst du ihn?«

Kurz flackerte ihr Blick. »Selbstverständlich, was sind das für Fragen? Was ist heute Abend passiert?«

»Aber du warst ihm doch auch versprochen und durftest dir nicht den Mann aussuchen, den du wolltest.« Ich ging nicht auf die Fragen meiner Mutter ein, schaltete auf stur.

»Aber ich wollte deinen Vater. Es ist eine große Ehre, den Kopf des Clans heiraten zu dürfen.»

»Ehre.« Ich spuckte das Wort aus. »Ehre ist keine Liebe, Mama.«

»Ehre ist so viel mehr als Liebe, mein Kind. Das wirst du auch merken, wenn du und Alexej verheiratet seid«, lächelte meine Mutter mich milde an.

»Klar, dann darf er mich ganz offiziell vergewaltigen«, fauchte ich.

»Er hat dich angerührt? Er hat dich entehrt?«

»Keine Sorge Mutter, ich bin noch Jungfrau. Er hat meinen Körper auf andere Art und Weise missbraucht. Und wenn du mir jetzt damit kommst, dass es eine Ehre ist, dass er mir die anderen Löcher gestopft hat ...«

»Kind, was ist das für ein Benehmen? Was willst du stattdessen tun? Weglaufen? Am besten noch mit einem anderen Mann durchbrennen? Du weißt, was dann passiert.«

Ich seufzte. Natürlich kam nichts davon in Betracht, das brauchte mir meine Mutter nicht vor Augen zu führen. Ihre dagegen zogen sich zusammen. »Solltest du an eine andere Möglichkeit denken, dann lass dir gesagt sein, dein Vater und auch dein zukünftiger Ehemann werden es nicht zulassen, dass du dich ihnen entziehst.« Sie zog den schweren Armreif, den sie immer trug, ab, zeigte mir kurz ihr Handgelenk und stand dann auf.

Geschockt blieb ich am Fenster sitzen und starrte ihr hinterher, als sie mein Zimmer verließ. An ihrem Handgelenk war eine Narbe zu sehen gewesen, die eindeutig darauf hinwies, dass sie versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Verzweiflung machte sich in mir breit. Noch nicht einmal in den Tod würde ich mich flüchten können. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde ich mich an der Seite von Alexej wiederfinden, der mich jeden Tag aufs Neue vergewaltigte.

***

Ruhelos hatte ich mich in der Nacht hin- und hergeworfen und doch hatte ich keine Lösung finden können. Seufzend stand ich auf und trat unter die Dusche.

Das warme Wasser prasselte auf meinen Körper und ich schob für einige Minuten die schlechten Gedanken beiseite.

Nackt stellte ich mich vor den Spiegel. Ich wusste, dass mich die Männer als schön und begehrenswert bezeichneten und doch sah ich nur ein kleines dünnes Mädchen, das mich traurig anschaute. Ich schüttelte den Kopf und das Bild verschwand. Klein war ich immer noch und auch meine Figur hatte sich nur an gewissen Stellen verändert. Meine Brüste waren nicht riesig, aber wohlgeformt und fest, wohingegen meine Hüften weich waren. Meine langen braunen Haare hingen jetzt nass bis meinem Rücken hinab. Im trockenen Zustand waren sie leicht gewellt. Große rehbraune Augen blickten mich allerdings immer noch verängstigt aus dem Spiegel an und ich drehte mich frustriert von ihm weg.

Ich zog mich an, schminkte mich dezent und trocknete meine Haare. Mit Spangen drapierte ich sie mir locker am Kopf.

Mein Vater würde erst morgen wiederkommen und meine Mutter war schon unterwegs zu irgendeiner Wohltätigkeitssache. Ich schnaufte, denn ich wusste, dass es nur dem Ansehen unserer Familie diente, dass wir uns ab und an um Ärmere kümmerten. Alles war berechnend und nichts von dem, was meine Eltern taten, blieb dem Zufall überlassen.

So saß ich allein am Frühstückstisch, als mein Informant zu mir trat.

»Baryshnya, Fräulein Janka. Ich habe Neuigkeiten.«

»Setz dich, Radek. Möchtest du einen Kaffee?«

»Danke«, nickte er mir zu und ich wies ihn mit einem Wink an, dass er sich einen nehmen durfte.

Nachdem er sich eine Tasse schwarzen Kaffee eingeschenkt hatte, begann er zu erzählen. »Erst dachte ich, es wären nur Gerüchte, baryshnya Janka. Daher wollte ich Euch nicht damit behelligen. Aber nach dem letzten Abend bin ich mir sicher, wir haben einen neuen Kämpfer in der Stadt. Er soll sich Mir nennen und hat bisher alle angetretenen Fights in Folge gewonnen. Er scheint von der Straße zu kommen, aber so wie es aussieht, ist das Euer Mann.«

Hitze schoss durch meine Adern. Sollte ich tatsächlich endlich jemanden gefunden haben, der Alexej ebenbürtig war? Ein klitzekleiner Funken Hoffnung loderte in mir auf.

»Wo finde ich ihn?«

»Das ist ein kleines Problem. Er taucht nur zu den Kämpfen auf, ansonsten ist er spurlos verschwunden. Daher hab ich den Gerüchten erst einmal keine Beachtung geschenkt.«

Ich überlegte. »Weiß man, wo er seinen nächsten Kampf bestreiten wird?«

»Immer erst kurz vorher.«

Ich nickte langsam. »Gut, dann möchte ich, dass du deine Augen und Ohren überall hast und mich sofort informierst, wenn du etwas weißt.«

***

Den ganzen Tag verbrachte ich in einer Art Euphorie. Ich wusste gar nicht warum, denn letztendlich würde Alexej nur mehr Zeit für mich haben, wenn er nicht mehr kämpfte ... irgendwann zumindest.

Gegen Abend erhielt ich einen Anruf von Radek, der mir mitteilte, dass dieser Mir wieder kämpfen würde. Er nannte mir eine Adresse und ich wies meinen Fahrer an, mich dort hinzubringen.

Da die Gegend in unserem Terrain lag, nahm ich nur zwei meiner Leibwächter mit, was von den anderen vier mit bösen Blicken quittiert wurde. Wahrscheinlich wollten alle den Kämpfer sehen, aber ich wollte kein Aufsehen erregen, indem ich dort mit sechs Männern auftauchte.

Ich war nervös wie noch nie in meinem Leben. Während der ganzen Fahrt hielt ich meine Hände zwischen die Beine geklemmt, obwohl ich heute eine Hose trug. Eigentlich hatte mein Vater gesagt, ich solle mit meinen Reizen spielen, aber warum es mich gedrängt hatte, eine enge Stoffhose anzuziehen, wusste ich nicht. Es fühlte sich einfach richtig an.

Die Kämpfe fanden in einer heruntergekommenen Lagerhalle statt, in deren Mitte mit Seilen die Kampffläche abgetrennt war. Kein Käfig und doch war die Stimmung nicht minder aufgeputscht. Ich versuchte, so unauffällig wie möglich näher heranzukommen, was meine Wächter gar nicht lustig fanden, da sie bei dem Gedränge immer wieder von meiner Seite gerissen wurden.

Wie bei einer billigen TV-Show führte ein Moderator durch den Abend, allerdings ohne Mikrofon, sodass er nach den ersten Kämpfen schon heiser war. Wobei ich mir vorstellen konnte, dass so ein Einheizer sicher auch bei uns ankommen würde. Aber eigentlich wollte ich nicht noch die Kämpfe bei uns vorantreiben, sondern weg von dem Ganzen.

Der letzte Kampf wurde angesagt und die Menge wurde immer unruhiger und nervöser. Als Erstes kam der ungeschlagene Champion. Ein Riese von einem Mann, jedoch erkannte ich schnell, dass er ein Fleischklops war, dem jegliche Schnelligkeit fehlte. Sicher, wenn der einen gezielten Treffer landete, ging jeder zu Boden. Aber, so wie der sich bewegte, würde ich den sogar ohne Probleme umrunden, um ihn in den Hintern treten. Mein Tritt würde ihn allerdings nicht beeindrucken.

Und dann wurden die ersten Stimmen laut. Mir, Mir, Mir, riefen sie und es brandete schnell durch die gesamte Halle, was den Bullen von Mann anscheinend sehr ärgerte. Die Stimmung riss mich mit und mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich war so gespannt, wer dieser Mir war, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie ich die ganze Zeit die Luft anhielt.

Erst als Mir in den Ring trat, atmete ich aus. Gegen den wuchtigen Kerl wirkte er schon fast schmal. Und doch konnte ich jeden Muskel erkennen, der unter seiner Haut arbeitete. Er war aufs Äußerste gespannt und bereit, sofort zuzuschlagen, wenn es losging. Seine Bewegungen waren geschmeidig. Er erinnerte mich an ein Raubtier, das seine Beute fest in Blick hatte und zur Strecke bringen würde. Sein Oberkörper war übersät mit Tätowierungen und als mein Blick in sein Gesicht wanderte, stockte mir der Atem. Dieser Mann besaß eine pure und wilde Schönheit, die mich sofort in seinen Bann zog.

Der Kampf begann und ich konnte meinen Augen nicht von ihm nehmen. Wie ich es mir gedacht hatte, war der bullige Kerl viel zu langsam und landete keinen einzigen Schlag. Mir dagegen bewegte sich schnell und setzte ihn mit präzisen Schlägen zügig außer Gefecht. Er spielte nicht mit dem Mann, wie es Alexej zu gern machte, sondern nahm seine Chance wahr, als sie da war, und schickte den Kerl zu Boden. In dem Moment hatte ich den größten Respekt vor diesem Mir und als er nach dem Sieg den Ring verließ, eilte ich ihm durch die Menschenmassen hinterher.

Ich musste ihn überzeugen, für meinen Vater zu kämpfen. Ich sah in Mir die erste Chance meines Lebens, das sich doch noch etwas ändern konnte.

Ich holte ihn hinter der Halle ein. »Warte bitte«, rief ich ihm zu, was zwar seine Schritte verlangsamte, ihn aber nicht zum Stehen brachte.

Ich beschleunigte dagegen meine, rannte schon fast und hielt ihm am Arm fest. »Bleib bitte stehen, Mir

Und tatsächlich hielt er an und dreht sich langsam zu mir um, als ich nach hinten weggerissen wurde.

Blitzschnell schoss Mir nach vorn, versetzte dem ersten einen Schlag ins Gesicht, zog mich hinter sich und wollte gerade dem zweiten eine verpassen, als ich realisierte, wer das war. »Stopp«, rief ich, was Mir und auch meinen noch stehenden zweiten Leibwächter innehalten ließ.

»Nolik, Stanislav, was soll das?«, fuhr ich die zwei Männer an.

»Er hat Sie angefasst«, verteidigte sich Nolik.

»Seid ihr blind? Scheiße noch mal, ich hab ihn festgehalten, nicht er mich.«

Stanislav rappelte sich vom Boden auf und die beiden schauten mich zerknirscht an.

Dann fiel mein Blick auf Mir, der neben mir stand und mich anscheinend die ganze Zeit beobachtet hatte. Verdammt, dieser Blick ging mir durch und durch.

»Entschuldige bitte, dass meine Leibwächter so überreagiert haben.« Nach der Hitze in meinem Gesicht zu urteilen, lief ich tatsächlich rot an.

Er nickte mir zu und schickte sich an, zu gehen.

»Warte doch. Ich habe dir ein Angebot zu machen.«

»Es gibt nichts, was mich interessieren könnte«, sprach er das erste Mal und seine tiefe Stimme ließ mein Herz kurzzeitig stolpern.

»Kämpfe für mich.« Ich hätte mir gerade am liebsten vor die Stirn gehauen. Wie konnte mir dieser Satz nur herausrutschen. Allerdings ließ ihn das Innehalten, auch wenn er mir weiterhin den Rücken zudrehte. »Ich meine natürlich nicht für mich, sondern für Juri Pastrow«, stotterte ich.

Mir drehte sich zu mir herum und schaute mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Aha, ich soll für den großen Pastrow kämpfen und er schickt mir eine kleine Bittstellerin? Oder bist du etwa das Geschenk für mich, wenn ich annehme?«, fragte er spöttisch nach.

»Pass auf wie du mit ...«

»Sei still, Nolik«, fuhr ich dazwischen. Auch wenn mein Kopf mittlerweile glühte, würde ich mir jetzt nicht die Blöße geben und mich als Juris Tochter vorstellen.

»Verschwindet ihr beiden.«

»Aber ...«

Ich riss mich von Mirs Anblick los und funkelte die beiden Männer an. »Geht in die Halle zurück, ich komme nach, sobald ich hier fertig bin.«

Endlich, wenn auch zögerlich, verschwanden die beiden und ein leises Lachen ließ mich herumfahren.

»Soso, wenn du hier fertig bist. Ich weiß nicht, ob es so klug war, die beiden wegzuschicken.«

Er kam auf mich zu, was mich nervös über meine Lippen lecken ließ.

»Oh ja, die wirst du gleich gebrauchen, Süße«, grinste Mir und hakte die Daumen in seine Hose. »Überzeug mich, für Pastrow kämpfen zu wollen.«

Mein Blick war starr auf seine Hände gerichtet, die allerdings die Hose nicht weiter nach unten zogen. Mein Atem ging abgehakt. Warum musste sich auch dieser Mann als einer herausstellen, der Frauen als Sexobjekt ansah?

Direkt vor mir blieb er stehen und ich biss mir fest auf die Lippe, um nicht zu schluchzen. Seine Hände lösten sich von seiner Hose und er hob mein Gesicht am Kinn an.

»Hey«, sagte er ruhig. »Das war ein Scherz.« Sanft löste er meine Lippe zwischen meinen Zähnen. »Wer bist du?«

Er würde es sowieso erfahren und ihn anlügen, war keine Option für mich. »Janka Pastrowa.«

Er zog augenblicklich seine Hand von mir zurück, als habe er sich verbrannt, und brachte einen kleinen Sicherheitsabstand zwischen uns. »Du bist die Tochter von Juri«, sagte er dann geringschätzig.

»Ja, die bin ich.«

»Er schickt seine ...«, fast schon abwertend glitt sein Blick über mich, »... Tochter zu mir, um mich anzuheuern?«

So offen seine Abneigung zu zeigen hatte sich noch nie einer gewagt, was mich im ersten Moment irritierte. Doch dann machte sich Verbitterung breit. »Ich mache dir nur einmal das Angebot. Kämpfe für ihn oder lasse es bleiben.«

Ich drehte mich herum und wollte schon gehen, da fiel mir noch etwas ein. »Wäre ich nicht schon einem anderen versprochen, würde ich mich dir als Geschenk anbieten.«

So oft wie jetzt hatte ich wohl noch nie die Wahrheit hintereinander gesagt. Ich war drei Schritte gegangen und meine winzige Hoffnung war dabei, sich ins Nirwana zu verabschieden, als mich sein »ich tue es«, herumwirbeln ließ.

Fight #1 - Deine Strafe ist der Tod

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