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3 TOLLES MODEL, GRAUENHAFTER STIL

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Niemand muss stilsicher sein, eine stilsichere Freundin tut es auch

Früher habe ich mich höchstens ein- oder zweimal im Jahr, zu meinem Geburtstag oder für eine Hochzeit, so richtig herausgeputzt. Wie viel Vorbereitung ein Gang über den roten Teppich erfordert, habe ich erst mit siebenundsechzig gelernt, als ich zum ersten Mal als Elons Gast auf dem Met-Ball, einer gigantischen Mode-Gala, war. Es ist ein fantastisches Gefühl, eines dieser glamourösen Kleider zu tragen. Ich gehe aufrechter, stehe gerader, schenke jedem ein Lächeln und habe diesen besonderen, federnden Gang.

Heute weiß ich zu schätzen, was ein Glam Team leistet, wenn es einen Star für den Gang über den roten Teppich einer Preisverleihung oder Filmpremiere vorbereitet. Alle – Designer, Stylisten und Assistenten – geben ihr Bestes, um das perfekte Outfit zu kreieren. Was man beispielsweise leicht vergisst, ist, dass ein Kleid erst mit der richtigen Unterwäsche richtig fällt. Und auch die Accessoires, die von brav bis spektakulär ausfallen können, sind wichtig. Die Haare müssen bei jedem Auftritt anders sein, schließlich sollen die Leute sehen, dass man keine Mühe gescheut hat. Ob ein natürlicher Look – »kein Make-up« – angesagt ist (was immer noch mindestens eine Stunde dauert) oder ein extra glamouröser Look mit falschen Wimpern und hervorgehobenen Konturen, entscheiden die Make-up-Leute. Inzwischen weiß ich, dass für einen Auftritt auf dem roten Teppich ein ganzes Dorf nötig ist. Auch dafür verdienen die Stars unsere Anerkennung.

Wenn ich in wunderschönen Kleidern bei einer Veranstaltung erscheine, steckt in der Regel meine besten Freundin Julia Perry dahinter, die mich als meine Stylistin seit fast dreißig Jahren einkleidet.

Als ich Julia kennenlernte, war ich dreiundvierzig, hatte gerade meinen zweiten Masterabschluss in Toronto gemacht und versuchte, mir meine eigene Ernährungspraxis aufzubauen. Meine Modeltätigkeit erwies sich dabei als sehr nützlich. Eine Agentur mit Modelschule hatte mir angeboten, kostenlos eines ihrer Büros zu nutzen, wenn ich für sie modelte und abends an ihrer Schule unterrichtete. Ich gab Kurse in »Runway« (Laufstegmodeln), »Print« (Editorial-Shooting) und »Professionalism« und hatte zum ersten Mal ein Büro außerhalb meiner eigenen vier Wände. Das alles war sehr aufregend für mich. Ich fühlte mich wie ein echter Profi.

Es dauerte nur einen Monat, bis sie mich fragten, ob ich die Modelschule nicht leiten wollte. Die Frau, die das Unterrichtsprogramm bis dahin zusammengestellt hatte, war schlecht organisiert, und alle wussten, dass ich sehr zuverlässig und pünktlich war. Das war ein großer Vorteil. Ich bot an, auch Garderobe zu unterrichten. Das hatte ich bereits in Südafrika getan, ohne jedoch zu wissen, wie wenig Ahnung ich im Grunde davon hatte. Wir ließen eine Expertin kommen, und sobald sie anfing zu reden, war klar, ich hatte nicht den blassesten Schimmer. Sie sprach über die Jahreszeiten, verschiedene Farbtöne und Materialien … Ich war überwältigt.

So lernte ich Julia kennen. Was Julia von mir hielt, als sie mich zum ersten Mal sah, ist eine ganz andere Geschichte.

Fragte man sie, würde sie wahrscheinlich sagen: »Da war diese wunderschöne Frau, die an einer Modelschule unterrichtete. Ein tolles Model, aber mit einem grauenhaften Stil. Einfach nur grauenhaft.«

Heute kleide ich mich stets nach der neuesten Mode, aber das war nicht immer so. Meine Mutter nähte ihre eigenen Kleider und auch die von uns Kindern, bis ich als Teenager nähen lernte und meine Kleider selbst machte. Ich nähte Schlaghosen, Zeltkleider, sogar einen Hosenanzug konnte ich schneidern. Anfangs arbeitete ich nach fertigen Schnitten, bis meine Mutter mich in einen Kurs schickte, damit ich mir die Schnitte für die Kleider, die ich in Zeitschriften sah, selbst machen konnte. Wenn ich damals Haute Couture tragen wollte, musste ich sie mir selbst nähen.

In meinem Job als Ernährungsberaterin trug ich meist einen Hosenanzug. Ich wollte nichts eng Anliegendes. Ich musste nur in einen Anzug schlüpfen, und schon konnte ich ganz selbstsicher jeden Raum betreten. Ich fühlte mich wohl und glaubte, klug und vertrauenswürdig zu wirken.

Meine Tochter Tosca fragte immer: »Wirst du heute wieder einen grauen Anzug tragen oder einen dunkelblauen?«

Mein Kleiderstil variierte nie. Mein Aussehen war mir schon immer wichtig, aber ich hatte einfach keinen guten Geschmack. Glücklicherweise bemerkte ich das nicht. Wie auch? Ich war umgeben von Wissenschaftlern. Wir konzentrierten uns auf unsere Forschungsarbeit und darauf, anderen Menschen dabei zu helfen, gesund zu bleiben. Wir gingen auf in unserer Arbeit. Da ich modebewusster war als meine Wissenschaftlerfreunde, dachten natürlich alle, ich würde mich hervorragend kleiden. Zudem war ich sehr selbstbewusst.

Dann traf ich Julia, die mir erklärte, das ginge auch besser. Sie bestand darauf, dass ich mir anstelle vieler Anzüge lieber einen guten leisten sollte, der besser saß und qualitativ hochwertig war. Sie bot an, mir bei der Wahl meiner Garderobe zu helfen. Ich brauchte ihre Hilfe, konnte es mir aber nicht leisten, sie zu bezahlen. Also vereinbarten wir, dass sie im Tausch gegen eine Stilberatung eine Ernährungsberatung von mir bekam. Julias Essgewohnheiten haben sich durch mich tatsächlich verbessert. Zumindest sagt sie das. Aber was mich angeht, haben ihre Ratschläge mein Leben verändert.

Vor Julia hatte ich im Grunde keine Ahnung, wie ich mich zurechtmachen musste, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Erst seit ich sie kenne, wirke ich nach außen hin ebenso selbstsicher, wie ich mich innerlich fühle, und dass ich in meinen beiden Berufen so erfolgreich bin, habe ich sicherlich auch ihren Kleidertipps zu verdanken, davon bin ich heute überzeugt.

Julia kam bei mir vorbei, sah meine Kleider durch und schmiss als Erstes so gut wie alles raus. Ich hatte nur noch ein paar wenige Stücke übrig, die ich tragen konnte.

»Und jetzt«, sagte sie, »kaufst du dir einen Hosenanzug, zwei Blusen, ein Paar Schuhe und eine Tasche. In Ordnung?«

»Das kann ich mir nicht leisten«, entgegnete ich.

Und sie sagte: »Du musst genauso gut aussehen wie deine Klienten.« Da ich immer noch Geldprobleme hatte, willigte ich ein, mir die Sachen nach und nach anzuschaffen. Ich brauchte nicht viel. Da mich meine Klienten nur einmal die Woche sahen, konnte ich mehrere Tage hintereinander dasselbe tragen.

Als ich mein neues Outfit zum ersten Mal trug – es war besser geschnitten und aus einem wundervollen Stoff –, fühlte ich mich tatsächlich noch selbstsicherer.

Als ich dann etwas mehr Geld verdiente, schlug Julia vor, meine Garderobe zu erweitern. Aber ich arbeitete viel zu viel, um meine Zeit mit Einkaufen zu verschwenden.

»Nimm dir nur eine Stunde frei«, bat sie mich.

Die Geschäfte waren in der Nähe meines Büros, und Julia ging hin und suchte die Sachen für mich heraus, die sie für wichtig hielt – einen zweiten Anzug, Schuhe und Blusen, Freizeitkleidung, einen Mantel. In meiner Pause flitzte ich dann rüber, probierte alles an, bezahlte, wofür ich mich entschieden hatte, und ging zurück ins Büro. Eine solche Anprobe machten wir alle zwei Monate und bauten auf diese Weise nach und nach meine Garderobe aus.

Wenn Sie sich gerne modischer kleiden würden, das aber wie ich viel zu aufwendig und kompliziert finden, müssen Sie sich eine stilsichere Freundin oder einen stilsicheren Freund suchen. Menschen mit gutem Stil lieben es in der Regel, shoppen zu gehen. Bitten Sie die Person Ihrer Wahl, mit Ihnen ein paar Basics sowie etwas Atemberaubendes für besondere Anlässe einzukaufen. Lassen Sie sich auch Accessoires wie Ohrringe, Halsketten, Handtaschen, Schuhe oder Strümpfe aussuchen. Sie brauchen den kompletten Look. Wahrscheinlich werden Sie sich in den ausgewählten Outfits zunächst fremd und unwohl fühlen. Mir geht das jedes Mal so, aber dann erhalte ich so viele Komplimente, und ich bin froh, dass ich mich auf Leute verlassen habe, die mehr Stil haben als ich. Seien Sie bereit, etwas zu verändern, machen Sie Fehler und verändern Sie wieder etwas, bis Sie den richtigen Stil für sich gefunden haben.

Ich war den Großteil meines Lebens nicht gerade wohlhabend, dennoch habe ich es geschafft, mich modisch zu kleiden, soweit mir das mit meinem begrenzten Talent möglich war. Sie können sich Ihre Kleider auch selbst nähen, so wie ich es getan habe. Aus einem Schnittmuster und einem günstigen Stoff kann ein sehr hübsches Kleid werden. Aber dazu brauchen Sie natürlich eine Nähmaschine. Eine Alternative sind billige Modegeschäfte und Outlets. Ich bin hin und wieder mit Freundinnen in diese Läden gegangen und habe mir beim Kleiderkaufen helfen lassen. Als ich ganz frisch in Toronto war, nahm mich eine Freundin mit in einen dieser Billigläden und überredete mich, mir einen Minirock für zehn Dollar zu kaufen. Da war ich zweiundvierzig. Mir war das unendlich peinlich, aber alle liebten diesen Rock. Die Leute glauben immer, um gut auszusehen, muss man Geld haben. Aber als jemand, der jahrelang finanziell zu kämpfen hatte, kann ich Ihnen versichern, Ausgaben für Kleidung lassen sich leicht ins jährliche Budget einplanen. So wie Sie auch Geld für Friseur- oder Zahnarztbesuche zurücklegen. Zweimal im Jahr fünfhundert Dollar genügen. Es gibt großartige Sales-Aktionen oder auch Secondhandläden und Kleiderverleihe, in denen Sie Ihre Businesskleidung und Ihren privaten Kleiderschrank mit zwei, drei Outfits ergänzen und aufpeppen können. Die Investition lohnt sich. Alles, was Sie brauchen, ist ein Plan.

Hier ist meiner: Zweimal im Jahr besucht mich meine Freundin Julia und geht mit mir meine Garderobe durch. Wir reduzieren sie konsequent auf die besten Stücke und auf Basics. Wir nehmen alles aus Schrank und Schubladen und legen nur die Kleider und Accessoires wieder zurück, die passen und die ich gerne trage. Was geflickt werden muss, flicke ich.

Wenn ich meine Garderobe auf die Kleidungsstücke beschränke, die ich auch wirklich trage, ist das Ankleiden keine Qual mehr, sondern ein Vergnügen. Ich weiß, dass viele Menschen es lieben, Mode-Blogs zu lesen und Stunden mit Shoppen und dem Anprobieren unterschiedlicher Outfits zu verbringen. Mein Fall ist es nicht! Ich ziehe mich gerne hübsch an, will aber nicht jeden Tag viel Zeit dafür opfern. Deshalb gehe ich mit Julia regelmäßig meine Kleider durch, und alles, was ich nicht getragen habe, wandert direkt in Spendensäcke für Dress for Success. Die Kleidungsstücke sind absolut in Ordnung und sauber. Aber mir stehen sie nicht mehr, und jemand anderen werden sie vielleicht glücklich machen. Ich wünschte, das hätte es schon damals in Toronto gegeben, als mir noch das Geld für einen Mantel fehlte.

Wenn Sie Ihre Garderobe nicht regelmäßig durchgehen, passiert es schnell, dass die Hälfte der Kleider in Ihrem Schrank zu klein ist oder zu groß, geflickt werden muss oder Ihnen einfach nicht mehr gefällt. Das Wichtigste ist aber, dass die Kleider passen. Zu große Sachen wirken altbacken, zu enge sehen schrecklich aus.

Julia und ich sind uns einig, dass eine Grundausstattung an Basics ein guter Ausgangspunkt ist. Diese können Sie mit einem goldenen Armreif, einer schönen Jeans oder coolen Stiefeln leicht ergänzen. Beginnen Sie mit den schlichten Stücken, Kleidern, die sie tagtäglich tragen, wie beispielsweise einer schwarzen Jeans, die mit allem sexy aussieht. Oder Kunstlederleggings, die Sie mit einem Pullover oder einem Hemd tragen können. Einem tollen Wollmantel oder Trenchcoat. Schönen T-Shirts und ein Paar Ohrringen, die zu allem passen. Wenn Sie gerade erst anfangen, sich Ihre Garderobe zusammenzustellen, oder ein radikaler Kahlschlag vonnöten war, investieren Sie in einen eleganten Blazer oder ein Jackett, das den Sachen, die Sie bereits haben, und Ihnen selbst mehr Schick und Präsenz verleiht.

Wenn Sie die Basics einmal zusammenhaben, macht es einen Heidenspaß, dem Ganzen Farbe hinzuzufügen. Eine grüne oder rosafarbene Strickjacke beispielsweise, oder etwas anderes zum Drüberziehen. Einen flippigen Gürtel, mit dem Sie Ihrem Trenchcoat einen neuen Look verleihen können. Hochwertige Lederwaren sind ebenfalls eine Möglichkeit, alten Sachen mehr Pep zu verleihen und ihr Image aufzupolieren. Als Julia anfing, sich meiner Garderobe zu widmen, entsorgte Sie als Erstes meine Handtaschensammlung und ersetzte sie durch eine gute Ledertasche. Von ihr habe ich gelernt, dass Qualität auch dann wichtiger ist als Quantität, wenn man wenig Geld hat, und dass ich mir hin und wieder durchaus ein gutes Stück leisten kann, ohne mich deswegen gleich schuldig fühlen zu müssen. Indem wir Dinge immer wieder tragen und nur wenig Neues kaufen, kleiden wir uns sowohl modisch als auch nachhaltig.

Und die Moral der Geschichte? Niemand muss stilsicher sein, um sich gut zu kleiden, es genügt, eine stilsichere Freundin zu haben.

Manchmal sagen Frauen, deren Haare so weiß sind wie meine, zu mir: »Das ist ein tolles Kleid, das Sie da tragen.«

Und wenn ich dann entgegne: »Das würde Ihnen auch stehen!«, sagen sie: »Niemals.«

Viele Frauen denken das. Nicht nur Frauen in meinem Alter, Frauen jeden Alters. Das liegt aber nur daran, dass sie es nicht versuchen. Ich weiß das, weil ich genauso war.

Julia sagte zu mir: »Zieh das an!«

Und ich antwortete: »Auf gar keinen Fall!«

Ich versuchte mich ihr zu widersetzen, aber sie blieb hartnäckig. Bei jeder meiner großen Geburtstagspartys beschwerte ich mich, dass mein Kleid zu eng oder zu glamourös sei, aber sie ignorierte es einfach. Und wenn ich mir heute die Fotos ansehe, bin froh darum. Ich sehe fantastisch aus!

Inzwischen sage ich immer Ja, wenn es darum geht, etwas anzuprobieren, weil ich weiß, dass es mir am Ende vielleicht doch gefällt. Und wenn nicht, was soll’s? Es sind nur Kleidungsstücke. Warum nicht einmal einen Look testen, der einen abschreckt? Man muss die Sachen danach ja nie wieder anziehen. Nichts ist für die Ewigkeit.

Eine Frau, ein Plan

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