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5 GEBEN SIE SICH SELBSTBEWUSST
ОглавлениеEin aufrechter Gang und ein interessierter Blick wirken Wunder
Da unser Selbstbewusstsein immer mal wieder einen Knacks bekommt, müssen wir es gelegentlich durch einen aufrechten Gang vortäuschen. Es ist wie eine Art Spiel. In meiner Familie hat eine gute Körperhaltung Tradition. Meine Mutter war Tänzerin, mein Vater Chiropraktiker, und die Mutter meines Vaters sogar eine der ersten Chiropraktikerinnen Kanadas. Meine Geschwister und ich lernten früh, eine gute Haltung an den Tag zu legen, und meine Schwestern, die beide Tanzlehrerinnen wurden, und mein Bruder Scott, der heute ebenfalls Chiropraktiker ist, setzten die Familientradition fort. Wir haben alle einen aufrechten Gang.
Mein Vater organisierte jedes Jahr in unserem Vorgarten einen Geh-Wettbewerb. Ich habe nie gehört, dass irgendjemand etwas Ähnliches veranstaltet hätte. Mein Vater wusste, wie er für sich Werbung machen musste! Er lud alle seine Patienten und deren Freunde in den großen Garten vor seiner Praxis ein, und meine Mutter buk jede Menge Kuchen. Sie fror die Kuchen immer ein. Unsere Gefriertruhe war so riesig, dass Kuchen für eine ganze Armee darin Platz hatte. Es wurde Kaffee und Tee serviert, und sobald die Gäste alle im Garten Platz genommen hatten, fing der Wettbewerb an. Der- oder diejenige mit der besten Haltung erhielt ein Zertifikat. Alle sahen selbstbewusst und glücklich aus.
Ich bekomme schon mein ganzes Leben Komplimente für meine gute Haltung. Inzwischen vermuten die meisten, sie käme vom Modeln, aber das ist es nicht. Ich habe sie von meiner Familie. Wenn Sie jemanden mit einem sehr aufrechten Gang sehen, wünschen Sie sich dann nicht, dass sie auch so gehen könnten? Und Sie können es, wenn Sie üben. Mit einer gebeugten Haltung wirkt man traurig und unsicher, mit einer aufrechten stark und selbstbewusst. Wer überzeugter auftreten und selbstsicherer wirken will, muss mit einer besseren Haltung anfangen. Stellen Sie sich aufrecht hin. Nehmen Sie die Schultern zurück, machen Sie ein freundliches Gesicht und sehen Sie die Leute an, wenn Sie mit ihnen sprechen; sehen Sie nicht zur Seite. Das ist es, was ein selbstbewusstes Auftreten ausmacht.
Neben der Körperhaltung spielen auch die Manieren eine wichtige Rolle. Ich wurde von Eltern erzogen, die sehr ruhig sprachen und gute Manieren hatten. Vielleicht lag es daran, dass sie Kanadier waren. Jedenfalls waren sie anderen gegenüber immer höflich und aufmerksam. Es gab auch an der Modelschule einen Benimmkurs, in dem sie uns beibrachten, wie man in einem Restaurant bestellt und welches Messer und welche Gabel man wofür benutzt.
Was ich dort über Tischmanieren gelernt habe, war mir mein Leben lang nützlich. Ich habe auch den Schülerinnen meiner Modelschule in Bloemfontein, Südafrika, Benimmunterricht gegeben. Die Kurse waren aber nicht nur für Models. Auch die Eltern von Studenten oder Schülern ganz normaler Schulen schickten ihre Kinder zu mir, damit ich ihnen gutes Benehmen beibrachte.
Meine Models lernten, pünktlich zu sein, deutlich zu sprechen und nicht schüchtern zu sein. Wer sich zu benehmen weiß, ist definitiv selbstsicherer und wirkt auch auf andere selbstsicher. Wenn ich jemanden mit guten Manieren sehe, hat diese Person automatisch meine Wertschätzung. Und es ist so einfach, sich gut zu benehmen.
Es war mir seit jeher wichtig, dass meine Kinder und Enkel stolz und höflich auftreten, eine gute Haltung zeigen und gute Manieren haben. Ich hoffe, dass ich ihnen ein gutes Beispiel war, so wie meine Eltern mir.
Mein Sohn Elon hat fünf Jungs. Als ich nach New York zog, veranstalteten wir regelmäßig Familienessen, die sehr chaotisch waren. Sie können sich nicht vorstellen, wie laut es war, wenn alle durcheinanderredeten.
Irgendwann sagte ich: »Von heute an verbringe ich mit jedem der Jungs einmal die Woche eine halbe Stunde allein.« Immer freitagnachmittags setzten wir uns zusammen und sprachen über ihre Schulaufgaben, über Dinge, die sie gerne taten oder für die sie sich interessierten. Manchmal spielte ich auch nur ein Spiel mit ihnen oder las ihnen vor.
Dann nahm ich sie mit an den Tisch und zeigte ihnen, wie man ordentlich isst und sich höflich ausdrückt. Ich brachte ihnen bei, mit dem Sprechen zu warten, bis sie an der Reihe waren, anstatt die anderen zu übertönen. »Mach den Mund zu beim Essen!« »Sprich nicht mit vollem Mund!« Auch wie man ordentlich mit Messer und Gabel isst, habe ich ihnen gezeigt. Und sie haben es gelernt! Ich habe ihnen erklärt: »Wenn du fertig bist, trägst du nicht nur deinen Teller in die Küche, sondern nimmst auch den Teller von deinem Dad und meinen Teller mit. Und anstatt deinem Dad zu erzählen, was du den ganzen Tag gemacht hast, fragst du ihn, wie sein Tag war.«
Beim nächsten großen Abendessen benahmen sich die Kinder vorbildlich. Als Elon kam und sich setzte, fragte ihn einer der Jungs: »Wie war dein Tag?«
Er sah ihn erstaunt an.
Ein anderer seiner Söhne sagte: »Ich wollte zuerst fragen!«
Worauf wieder ein anderer rief: »Nein, ich wollte zuerst fragen!«
Es war ziemlich lustig.
Dann stritten sie sich, wer Elons Teller in die Küche tragen durfte, bis ich sagte, sie müssten sich abwechseln.
Heute sind sie ein paar Jahre älter und alle sehr höfliche Kinder. Ich bin stolz auf sie.
Die Leute sind Kindern gegenüber, die sich anständig benehmen, aufgeschlossener. Kinder, die nicht laut und wild sind und überall herumspringen, hinterlassen einfach einen besseren Eindruck, und die Gesellschaft von Menschen mit guten Manieren wird von den meisten Leuten sehr geschätzt.
Auch wer von Natur aus sehr selbstsicher ist, büßt im Lauf seines Lebens immer mal wieder an Selbstbewusstsein ein und muss es dann mühsam wiedererlangen. Ich hoffe sehr, dass Ihnen das, je älter Sie werden, zunehmend schneller gelingt, genau wie mir. Man sollte meinen, mit über siebzig wäre ich weniger selbstsicher als früher. Aber mein Selbstbewusstsein ist größer denn je, weil ich mich nicht mehr davor fürchte, zurückgewiesen oder beleidigt zu werden. Als Model werde ich neun von zehn Mal abgelehnt, aber wer wegen so etwas das Selbstvertrauen verliert, muss sich fragen, woran das liegt. Vielen Frauen mangelt es an Selbstbewusstsein, weil sie das Gefühl haben, in allem gut sein zu müssen, weil andere sie mit ihrer Kritik kleinmachen oder weil sie sich viel zu viel aufhalsen. Gewöhnen Sie sich an, in erster Linie das zu tun, was Sie gut können, und versuchen Sie nicht, in allem die Beste zu sein.
Als Kind war ich gut in der Schule, aber furchtbar schlecht in Sport, obwohl ich mich an so gut wie jeder Sportart versucht habe. Meine Zwillingsschwester Kaye dagegen war die geborene Sportlerin, aber nicht so gut in der Schule. Wir waren stolz aufeinander und freuten uns über die Leistungen der anderen. Dass wir nicht in beidem gut waren, hatte keinerlei Einfluss auf unser Selbstvertrauen.
Wenn Sie normalerweise ein recht selbstbewusster Mensch sind und nur an schlechten Tagen unsicher werden, sollten Sie sich fragen, was es ist, das den Tag zu einem schlechten Tag macht. Was hat an Ihrem Selbstbewusstsein gekratzt? War es eine verletzende Bemerkung? Und wenn ja, war der entsprechenden Person klar, dass sie Sie verletzt hat? Warum hat die Bemerkung Sie so getroffen? Bei der Arbeit wird es immer wieder vorkommen, dass andere in etwas, worin Sie gerne gut wären, besser sind als Sie. In einem solchen Fall müssen Sie hart an Ihren Fähigkeiten arbeiten und von Leuten, die in ihrem Job erfahrener und besser sind als Sie, lernen.
Nach meiner Scheidung war mein Selbstwertgefühl am Boden, aber ich habe es wiedergewonnen, indem ich mir ein fröhliches Zuhause schuf und glückliche Kinder großzog. Ich habe neue Freunde gefunden, die nett zu mir waren, und ich hatte Erfolg als Ernährungsberaterin und Model.
Vielleicht müssen Sie einschneidende Veränderungen in Angriff nehmen, wenn Ihr Selbstvertrauen einen Knacks abbekommen hat, aber sich die ganze Zeit nur schlecht zu fühlen, ist doch kein Leben. Umgeben Sie sich mit Ihrer Familie und mit Freunden und Kollegen, die Sie so nehmen, wie Sie sind, und schreiten Sie aufrecht und selbstbewusst durchs Leben.