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1 – Louisa Silverman

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Zunächst durchflutete mich Erleichterung. Ein tiefes, zufriedenes Gefühl, in dem es keinen Platz für wehmütige Empfindungen gab. Im Gegenteil. Mit jedem Schritt, der mich weiter vom dem grauen Gerichtsgebäude entfernte, fort von dem Geschehen, das mich vor zehn Minuten zu einer geschiedenen Frau, einer Mutter verurteilte, die sich das Sorgerecht für ihren Sohn mit einem Mistkerl von Mann teilen musste, wuchs mein Groll auf die verantwortlichen Männer. Auf meinen Ex, der plötzlich sein Herz für Taylor entdeckt hatte und auf einen unfähigen Richter, der einen mickrigen Unterhalt für angemessen befand, weil momentan die Geschäfte in der Automobilbranche schlecht liefen. Lachhaft! Was wusste dieser Typ schon von den Machenschaften eines ausgebufften Bob Silvermans? Was von dessen fragwürdigen Autoverkäufen, die seine Firma in die dritte Welt tätigte und die gutes Geld brachten? Vielleicht war es Bobs mitleiderregender Miene geschuldet, dass dieser weltfremde Jurist einen Erzeuger weiterhin auf einen kleinen Jungen losließ und das, obwohl Bob nie ein fürsorglicher Dad gewesen war? Geteiltes Sorgerecht? Echt traurig. Was gab es da zu teilen, verdammt!

Zischend atmete ich aus. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, während ich an den unbekannten Menschen mit ihren unbekannten Problemen vorbeieilte, an ihren unbekannten Sorgen und Nöten, die mich in diesem Moment herzlich wenig interessierten, weil mich mein eigenes Schicksal beschäftigte. Die schmalen Absätze meiner High Heels knallten auf die gepflasterte Straße, trommelten einen Stakkato in den heißen Junitag, der meiner Wut den nötigen Drive verlieh. Mit einer heftigen Bewegung wischte ich eine feuchte Haarsträhne aus meiner Stirn, versuchte meine bebenden Hände unter Kontrolle zu bekommen, meinen keuchenden Atem, der meine Brust hob und senkte und mich zwang, vor einem der Schaufenster in der Fulton Street, der belebten Einkaufsmeile Downtown Brooklyns, innezuhalten. Herrgott Louisa. Nun beruhige dich endlich. Erledigt. Abgehakt das Kapitel Bob Silverman. Aufgestanden, Krone gerichtet und den Blick voraus gelenkt, verdammt!

Schnaufend ließ ich meinen Blick über die modernen Taschen in der Auslage gleiten, über den glitzernden Schmuck, die eigens drapierten Hüte, Schuhe, Gürtel, bunten Tücher, bis ich das Spiegelbild der dunkelhaarigen Frau in dem sonnendurchfluteten Glas erfasste. Hallo? Gleichgültig starrte ich zurück. War ich das? Diese große schlanke Frau in dem eleganten Dress, die wie eine Angestellte der American Airlines wirken würde, wäre ihr Gesichtsausdruck weniger verbissen? Deren dunkle Augen wütend funkelten, nachdem sie vor wenigen Minuten von ihrem Ehemann geschieden worden war? Ich streckte meinem Spiegelbild die Zunge heraus und begrüßte das rebellische Grinsen, das urplötzlich über mein Gesicht glitt, wie einen Freund. Männer? Never ever! Ein tiefes Frohlocken stieg meine Kehle hinauf, als ich meinem Konterfei zuzwinkerte und meine Schultern straffte. Perfekt, Lou! Du wirst dir und der Welt beweisen, dass ein Leben ohne Kerle möglich ist. Ich nickte entschlossen Richtung Schaufensterscheibe. Meine Zukunft würde mir gehören, mir und meinem kleinen Taylor. Was nützte mir ein Kerl mit dem Ego eines aufgeblasenen Ochsenfrosches? Ein Besserwisser und Rudelführer, der seinen Hang zur Polygamie immer weniger vor mir verborgen hatte. Alles bestens, mach dir keine Gedanken, beruhigte ich mich innerlich, wobei ich dem kleinen Zweifelteufel, der fast gleichzeitig zu einem hastigen Sprung in meinen Verstand ansetzen wollte, einen gekonnten Schwinger versetzte. Diesen Moment ließ ich mir von niemandem zerstören. Dafür fühlte er sich viel zu wundervoll an.

Ich atmete tief durch, inhalierte die frühsommerliche Luft, die glühend heiß über den trockenen Asphalt flimmerte, über vorbeiflitzende Autos strich und erneut Schweißtropfen auf meine Stirn trieb. Mit einer schnellen Bewegung streifte ich meine Kostümjacke von den Schultern und ließ sie über die Umhängetasche fallen. Schluss mit dem förmlichen Dress. Ich öffnete die oberen Knöpfe meiner Bluse und blickte prüfend auf den zarten Stoff, der meine Oberweite umspannte. Hey, Louisa! Schon viel besser! Genauso wollte ich mein neues Leben beginnen. Ungezwungen, lässig, ohne männliche Regeln oder diverse Liebschaften, die zum Leben meines Exmannes wie die Luft zum Atmen gehörten und ein Gefühl absoluter Unzulänglichkeit in mein Gehirn gepflanzt hatten. Jetzt wollte ich endlich unabhängig sein und mich wegen eines kleinlichen finanziellen Budgets meines Ex weder gedemütigt noch gebunden fühlen. Gleich morgen wollte ich auf Jobsuche gehen. Irgendetwas würde sich schon für mich finden. Leider hatte ich meine Ausbildung zur Fotografin abgebrochen, als ich Bob kennenlernte. Eine Zukunft mit ihm erschien mir damals wie ein Lottogewinn. Geborgenheit, Wohlstand und finanzielle Sicherheit bei einem gestandenen Mann zu finden, waren Träume eines jungen Mädchens, das der lieblosen Umgebung seines Elternhauses entkommen wollte. Woher hätte ich ahnen sollen, dass sich mein Entschluss als Riesenfehler entpuppen würde? Vor meiner Ehe war ich einige Zeit als gut gebuchtes Model tätig gewesen. Konnte ich darauf zurückgreifen und noch immer auf mein Aussehen setzen?

Möglichst unauffällig drehte ich mich vor dem Schaufenster und begutachtete meine Silhouette. Trotz meiner fünfundzwanzig Jahre und der Geburt eines wundervollen Jungen vor vier Jahren war meine Figur okay. Immerhin verfügte ich über Erfahrungen als Unterwäschemodel, ein Vorteil im Business, der mir jetzt eventuell zugute kommen konnte. Ich sollte meine Jobsuche mit einem Anruf bei Kurt Logan beginnen. Mein ehemaliger Manager würde wissen, welche Chancen ich überhaupt noch in der Branche hatte. Außerdem hatte er früher eine Schwäche für mich gehabt, weil ich genau den dunkelhaarigen Frauentyp verkörperte, den er bevorzugte. Selbstverständlich war ich kein graziles scheues Reh mehr, keine ahnungslose Schöne, die bei jedem Kompliment errötete. Ich betrachtete mein Spiegelbild und sah eine junge Frau, deren sanfte Rundungen die Reife ihrer Figur betonten. Kategorie schlank und ansehnlich, wie ich fand. Ich neigte den Kopf und ließ meine dunklen Haare mit einem verträumten Lächeln über die Schultern fallen. Dunkle Augen blickten mich an. Eine Pose, die Kurt mehr als einmal in Begeisterung versetzt hatte und die ich noch immer beherrschte, wie ich grinsend befand. Trotzdem gab es zwischen dem wesentlich älteren Mann und mir nie etwas, das über eine berufliche Verbindung hinausging.

Kurt Logan war ein gestandener, verheirateter Mann, als wir uns begegneten. Und ich hatte gerade meinen Highschoolabschluss in der Tasche, als er mich auf der Straße ansprach und mir einen Job als Unterwäschemodel in Aussicht stellte. Eine Wahnsinnschance, endlich aus der Enge meines Elternhauses auszubrechen. Einem Zuhause, das ich ohnehin nur bis zu meinem zehnten Geburtstag als solches bezeichnete. Schuld daran war Olivia, unsere Haushälterin, die nach dem Krebstod meiner Mom zu uns kam, das Zepter an sich riss und meinen trauernden Dad mit Erfolg umgarnte. Was wusste ich schon von Liebe oder sexueller Lust, die Männer und Frauen magisch anzog? Ich war ein Kind und ich hasste diese Person mit der Enttäuschung eines kleinen Mädchens, das mit ansehen musste, wie sich das liebevolle Verhalten ihres Dads in Gleichgültigkeit verwandelte und den zehn Jahre älteren Bruder aus dem Haus trieb.

Als mir Kurt nach einigen vielversprechenden Aufträgen eine kleine Wohnung im Herzen East New Yorks besorgte, einer fürchterlichen Gegend, an die ich mich nur ungern erinnere, schien mein Glück trotzdem vorerst perfekt. Ich verdiente gut und konnte endlich mein Leben genießen, oder das, was ich irrtümlicherweise dafür hielt. Heute weiß ich, dass berufliche Erfüllung nur die eine Seite der Medaille ist, trostlos und eintönig sein kann, wenn die Liebe zu dem, was dich als Mensch ausmacht, fehlt. Liebe und Zärtlichkeit war etwas, das ich seit dem Tod meiner geliebten Mom schmerzlich vermisste, eine wunderschöne Erinnerung wie eine Blume, die in meinem Herzen schlummerte und darauf wartete, zum Blühen gebracht zu werden.

Es war der dreizehnte Mai, ein herrlicher Tag im Frühling und ich hatte gerade meinen neunzehnten Geburtstag gefeiert, als Kurt für seine Agentur, zu deren Team ich seit Kurzem gehörte, einen wirklich lukrativen Auftrag an Land zog. Uns erwartete eine Unterwäschedemonstration vor einem Klientel, das aus betuchten, zahlungskräftigen Geschäftsleuten bestand, die nicht nur Ablenkung vom Alltagsstress suchten, sondern gleichzeitig in New Yorks Metropole exquisite Damengarderobe für ihre Lieben einkaufen wollten. Wie von Kurt vorausgesehen, waren die Herren sehr interessiert, das Geschäft lief ausgezeichnet und unsere Stimmung war dementsprechend aufgeräumt, als wir nach der Show in der Garderobe auf unseren erfolgreichen Manager warteten. Ich erinnere mich noch, wie Kurt die Tür aufstieß, ein riesiger Rosenstrauß in den Raum geschoben wurde, der seinen Träger, bis auf zwei in teures Tuch gehüllte Beine, komplett verdeckte. Selbstverständlich zog diese bühnenreife Show alle Blicke auf sich. Okay, ich erinnere mich an den Anblick, weil er einfach urkomisch war. Alle Mädchen kicherten los und benahmen sich wie pubertierende Teenager, die ihre Lachsalven kaum unter Kontrolle bringen konnten. Mich selbstverständlich eingeschlossen. Das änderte sich schlagartig, als der Überbringer dieses gewaltigen Blumenarrangements sichtbar wurde, lächelnd auf mich zukam und mich mit überschwänglichen Komplimenten zum Abendessen einlud. Aus dem Gelächter der Umstehenden wurde neidvolles Geraune. Ich suhlte mich regelrecht in der Bewunderung dieses Mannes und sagte überrascht und geschmeichelt zu. Allein Bobs Anblick schien die erotischen Fantasien meiner Kolleginnen geradezu heraus zu kitzeln. Mit glühenden Wangen und blitzenden Augen flirteten sie mit ihm, versuchten mit allen weiblichen Tricks seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Vergebens. Bob hatte nur Augen für mich. Dabei teilte ich anfänglich die allgemeine Bewunderung für ihn kaum.

Natürlich war ich neugierig auf das, was meine Kolleginnen von ihrem ersten Sex mit einem Typen berichteten, aber ich wollte das auf keinen Fall bei einem One Night Stand herausfinden. Meine Vorstellung von der Zukunft sah vollkommen anders aus. Mir schwebte die große Liebe vor, Leidenschaft, Treue, Blümchensex in vollendeter Harmonie. Herrje war ich naiv! Heute kann ich darüber nur lachen, über mich, meine grenzenlose Blindheit und über Bobs raffiniertes Auftreten. Er schien zu ahnen, dass meine Vorstellungen von der Liebe rein theoretischer Natur waren. Für Bob Silverman wurde es das ganz große Kino! Über die körperliche Liebe wusste ich nur so viel wie das Studium einschlägiger Literatur her gab. Dazu zählten Herz-Schmerz-Romane, die besonders romantisch veranlagte junge Mädchen wie mich zum Schmelzen brachten. Kein Wunder, dass ich bei Bobs Auftreten glaubte, einem meiner Romanhelden begegnet zu sein. Alles passte. Sein sicheres Auftreten, sein durchtrainierter Body, seine florierende Firma und sein Aussehen, das an den blonden, blauäugigen Highlander erinnerte, der mich ohnehin faszinierte. Er gehörte eindeutig zur Kategorie Traummann und es störte mich nicht im Geringsten, dass er fast vierzig Jahre alt war. Sein jungenhafter, höflicher Charme ließ sein Alter bedeutungslos werden. Bob konnte sich benehmen, wurde niemals ausfallend, ein Charakterzug, den er selbst in den fünf Jahren unserer Ehe niemals verlor. Wahrscheinlich war es der Grund für mich, ihn nicht schon vor Jahren zum Teufel zu jagen.

Heute ist es mir egal, welcher seiner Vorzüge letztendlich den Ausschlag gaben, mich davon überzeugten, das Richtige zu tun. Immerhin stimmte das Gesamtpaket. Bob war groß, kräftig, attraktiv und gut bestückt. Eine genetische Veranlagung, die das weibliche Geschlecht entzückte und die er schamlos ausnutzte, wie ich später erkannte. Und irgendetwas an diesem prallen großen Organ musste auch mich beeindruckt haben. Natürlich gestand ich mir das nicht ein. Dank meiner konventionellen Erziehung und deren ablehnende Haltung zu außerehelichen Sex, fühlte ich meine Jungfräulichkeit keinen Tag gefährdet.

Als mich Bob ungefähr acht Wochen nach unserer ersten Begegnung in sein Appartment in West Greenwich Village in Manhattan einlud, kamen mir erste Bedenken, was den Ort unserer Begegnung betraf. Trotzdem sagte ich sofort zu.

Bereits in den frühen Morgenstunden dieses Sommertages war es drückend heiß und ich mehr als froh, als mich Bob am späten Nachmittag anrief, um mich aus meiner beengten Mietswohnung herauszuholen. Mittlerweile war ich neugierig auf seine Welt, auf seine private Umgebung, die sich mit Sicherheit von meiner erheblich unterschied.

Selbst heute, an einem Tag, wo sich die rosaroten Blütenblätter meiner damaligen Vorstellungen in hässliches Braun verwandelt haben, muss ich schmunzeln, wenn ich an das Gefühl denke, das allein Bobs Auftreten an diesem Tag bei mir auslöste. Für mich verkörperte er den Prinzen, von dem alle neunjährigen kleinen Mädchen träumen. Warum sollte es mich zehn Jahre später stören, dass er statt von einem weißen Pferd, geschmeidig aus einem schwarzen Mercedes glitt, um mich abzuholen? Zumindest das Aufsehen, das er mit der glänzenden Limousine vor dem dicht besiedelten Hochhaus an der Bezirksgrenze zu Queens erregte, wäre mit einem Pferd kaum zu toppen gewesen. Die Kinder umstanden ihn staunend, streichelten ehrfürchtig das blanke Metall und bildeten eine Schneise, damit ich passieren konnte. Ich lächelte stolz und mein Herz flog ihm entgegen, als ich mich in das tiefe Polster fallen ließ und ihn verstohlen musterte. Er sah in seiner leichten, sommerlichen Stoffhose und dem offenen Hemd, das meinen Blick auf seine breite Brust lenkte und auf verwirrende Weise den Wunsch erweckte, meine Hand über seine nackte Haut gleiten zu lassen, verdammt sexy aus. Mein Gehirn mutierte zu einem schizophrenen Organ. Wunsch kämpfte gegen Verstand, wobei letzterer bald in einen weinseligen Zustand geriet, der ihn jede Stunde ein wenig mehr ausschaltete. Im Übrigen schob ich an diesem Abend alles beiseite, was in irgendeiner Form mein Hochgefühl beeinträchtigen konnte. Wir tranken süffigen Wein, ließen uns Sushi, Kaviar und gebackenes Gemüse kommen, plauderten über seinen Arbeitstag, meine anstehenden Projekte und blickten uns verliebt in die Augen. Auf seiner kleinen mediterranen Terrasse, mit dem typischen Atem des Hudson River, der dem lauen Sommerabend einen besonderen Touch verlieh, geriet mein Herz endgültig in Schwingungen.

Ich war bereits ein wenig beschwipst, als er mich innig küsste, aufhob und in sein Bett trug. Wie selbstverständlich schmiegte ich meine Wange an seine Brust, inhalierte diesen unglaublichen Duft aus Aftershave und Moschus und seufzte beglückt. Heute glaube ich, dass ich mich in diesen Sekunden unendlich geborgen fühlte. Geliebt und behütet, ähnlich den Anfängen meiner Kindheit. Erst als ich meine Lippen öffnete und sie zärtlich um eine seiner Brustwarzen schloss, verschwanden meine Kindheitserinnerungen und machten neuen, keineswegs unangenehmen Empfindungen Platz. Bob reagierte stöhnend. Mein Puls schoss in die Höhe und ließ meinen Körper an Stellen antworten, die ich bestenfalls aus den Beschreibungen meiner Romane kannte. In meinem Bauch flatterten tausende Schmetterlinge und die feuchte Bereitschaft in meinem Schoß konnte ich kaum ignorieren.

Ich war neunzehn Jahre alt und ich wollte diesen Mann, keine Frage. Bob schien es ebenfalls zu spüren. Seine Küsse wurden fordernder, bevor er mich behutsam auf das breite Bett sinken ließ, sich über mich kniete und eine Hand unter mein kurzes Kleid schob. Langsam führte er sie meinen Oberschenkel hinauf. Dabei blickte er mich unverwandt an. Seine Augen waren weit geöffnet und so dunkel wie das Wasser des Hudson River bei Nacht. Ich sah das Begehren darin funkeln, wodurch sein schmales Gesicht, dass unter den Haaren, die ihm unkontrolliert ins Gesicht fielen, fast animalisch wirkte. Oh ja, Bob konnte unwiderstehlich sein und es gefiel mir, was er mit seinen Händen tat. Bereitwillig spreizte ich die Beine, als er unter mein Spitzenhöschen glitt, den rasierten Streifen meines Venushügels erreichte und meine Schamlippen öffnete. Sanft begann er, meine Klitoris zu massieren. Erst als er vorsichtig seine Finger in mich schob, dort ebenfalls rieb und knetete, stockte mein Atem und ich zuckte zurück. Er ließ sofort von mir ab.

»Keine Angst, Kleines«, flüsterte er mir zu. »Ich werde dir nicht wehtun.« Seine Worte klangen rau und abgehetzt, Anzeichen seiner gezügelten Leidenschaft, wie ich heute weiß.

Es musste ihm einiges abverlangt haben, sich als echter Gentleman zu beweisen. Ein Verhalten, das mit seiner Lust kaum vereinbar war, wie ich ziemlich schnell erkannte. Bob vögelte gern und viel. Darin war er ungehemmt, wild, rücksichtslos, ausdauernd und großartig. Sein Vermögen, keine Frau ohne erfüllten Orgasmus aus seinem Bett zu entlassen, war unbestritten. Wahrscheinlich wird es das Einzige bleiben, was mir zukünftig fehlen wird. Manchmal erinnerte mich Bob an die Legende über das Standvermögen eines Dschinghis Khan, des Herrschers der Mongolen. Vielleicht gehörten Männer wie mein Ex zu dessen potenten Nachfahren.

Ich weiß nicht, ob er mich tatsächlich liebte. Für Bob waren alle schönen Frauen begehrenswert, er genoss das Gefühl der absoluten Hingabe und dafür himmelten sie ihn selbst während unserer Ehe an.

Verdammte Scheiße!

Aber an diesem, von gegenseitigem Begehren geprägten Abend, gab es nichts an ihm auszusetzen. Und er hielt sein Versprechen. Es wurde kein oberflächlicher, schmerzhafter Akt, sondern eine tolle Erfahrung für mich, geprägt von Aufmerksamkeit und Lust für den Partner.

Er streifte mir mein Kleid über den Kopf, öffnete meinen BH und zog mir mein Höschen mit einer raschen Bewegung aus. In meinem Kopf drehte sich alles, als ich vollkommen nackt und mit gespreizten Beinen vor ihm lag und seine bewunderten Blicke auffing. Merkwürdigerweise schämte ich mich nicht. Im Gegenteil. Mein Interesse galt zunehmend der Ausbuchtung in seiner Hose, die sich in dem gedämpften Licht der Schlafzimmerbeleuchtung deutlich abzeichnete und deren Anblick erwartungsvolle Schauer über meinen Körper jagte. Meine Hände bebten, als ich mich aufrichtete, die Knöpfe an seinem Schritt öffnete und fassungslos auf den gewaltigen Penis starrte, der mir entgegensprang. Außer in speziellen Büchern, die an der Highschool ebenso die Runde machten, wie andere pornografische Zeitschriften, hatte ich noch nie ein erigiertes, männliches Glied live gesehen, eigentlich überhaupt keinen vollkommen nackten Mann. In meinem Elternhaus wurde streng darauf geachtet, dass wir uns voreinander nicht unbekleidet zeigten. Ich schüttelte den Kopf, als Bob seine Hose abstreifte und sich behutsam an mich drängte.

»Das geht nicht«, flüsterte ich ihm zu, wobei ich die weiche Eichel an meinem Bauch spürte und den harten Schaft, der mich zutiefst erschreckte. »Er wird mich zerreißen, befürchte ich.«

Bob lachte leise. Sein heißer Atem streifte meine Brüste, als er spielerisch mit seinen Lippen über meinen Oberkörper strich und an meinem Ohrläppchen knabberte. »Sicher nicht, Darling. Mein Schwanz liebt schöne Frauen. Entspann dich einfach. Es wird dir gefallen.«

Seine Hände hatten erneut ihre Wanderung aufgenommen, erkundeten meinen Körper, glitten über die Innenseiten meiner Oberschenkel, bevor er sich plötzlich vor mich kniete, meinen Po zu sich heranzog und seinen Kopf herabbeugte. Ich stöhnte unkontrolliert, bebte vor Lust und heftigen Schauern, als ich seine Zunge zwischen meinen geheimen Lippen spürte. Mein Atem stockte und meine Klitoris erigierte wie ein kleiner Penis, als sich meine Sinne auf den Mann konzentrierten, der zwischen meinen Beinen eine Explosion der Lust erzeugte. Mein Verstand war ausgeschaltet. Es gab nur uns beide, ihn und mich. Meine Oberschenkel zitterten, als ich in seine Haare griff und ihn auf mich zog. Unsere Lippen fanden sich zu einem wilden, hemmungslosen Kuss. Dann löste er sich von mir, öffnete die Schublade seines Nachttischchens, zog ein Kondom hervor und streifte es über seine beachtliche Erektion. Mit einem Ruck drang Bob in mich ein, betäubte den kurzen Schmerz mit zärtlich gemurmelten Worten an meinem Ohr und festen Stößen, die ihn sanft aber fordernd tiefer in mich gleiten ließen. Ich folgte seinem Rhythmus, spürte seine Zunge auf meinen Brüsten, seinen heißen Atem auf meinem Körper und das betörende Reiben seines Gliedes in meiner feuchten Scheide. Ich keuchte auf, als sich meine Vagina plötzlich um ihn krampfte, eine Gänsehaut meinen Rücken erfasste und mich der erste Orgasmus meines Lebens mit voller Wucht erfasste, bevor meine Muskeln erschlafften.


»Hey Baby, du hast gerade Spaß, oder?« Ein junger Mann mit einem Skater unter den Füßen flitzte grinsend an mir vorbei, bedachte mich mit einer obszönen Geste seiner Finger und katapultierte mich unvermittelt zurück in die Gegenwart. Erschrocken blickte ich ihm nach. Konnte er hellsehen oder stand der Wunsch – bitte vögel mich wie Bob Silverman – bereits auf meiner Stirn geschrieben? Mein Spiegelbild lächelte entspannt zurück. Na wenn schon. Irgendetwas Gutes blieb aus jeder gescheiterten Ehe zurück. Da waren Erinnerungen an wundervollen Sex mit meinem Exmann bestimmt das kleinste Übel.

Mit einem kurzen Blick auf meine Armbanduhr vergewisserte ich mich, dass Taylor erst in zwei Stunden aus dem Kindergarten abgeholt werden musste. Perfektes Timing. Ich zog mein Handy aus der Tasche und drückte auf Hanna McCorts eingespeicherte Telefonnummer. »Hi, Hanna. Es ist vollbracht. Bleibt es bei unserem Treffen in dreißig Minuten? Okay, Süße. Ich freue mich auf dich. Ja, ja. Champagner und schön kalt, wenn ich bitten darf. Immerhin feiern wir heute meinen privaten Independence Day. Bis gleich.«

Schmunzelnd ließ ich das Handy zurück in die Tasche gleiten. Feiern war das Stichwort. Und Belohnen das Pendant. Mit einem Blick auf die wundervollen Taschen in der Schaufensterauslage drückte ich die Tür des noblen Ladens auf und betrat den herrlich klimatisierten Verkaufsraum.

Hotline of Love

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